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Wer ist Henri d’Anselme?

Plötzlich Held: Dieser junge Katholik stellte sich dem Annecy-Täter entgegen

In Frankreich wird er inzwischen als „Rucksackheld“ gefeiert: Henri d’Anselme, 24, Katholik. Zu seinem Ruhm kam er durch sein heroisches Handeln in einer Situation, in der die meisten anderen Menschen vor Angst in Stockstarre geraten oder panisch die Flucht ergreifen. Nicht so d’Anselme.

Französischen Medien sagte der Hochschulabsolvent, er pilgere gerade durch Frankreich, um Kathedralen zu besichtigen. In sozialen Medien berichtet er unter dem Namen „Le Chant des Cathédrales“ („Das Lied der Kathedralen“) davon, um auf das religiöse und kulturelle Erbe Frankreichs aufmerksam zu machen. Seine mehrmonatige Reise führte ihn auch ins ostfranzösische Annecy. Dort trifft er am Donnerstag auf einen brutalen Messerstecher.

Der Mann, ein 1991 geborener Syrer mit Flüchtlingsstatus, geht nach Angaben französischer Sicherheitskreise gegen 9.45 Uhr mit einem Messer auf eine Gruppe Kinder in einem Park am Lac d’Annecy los. Die Szene, die ein eineinhalb Minuten langes Amateurvideo festhält, zeigt einen großen, bärtigen Mann mit dunkler Sonnenbrille, großem Kopftuch und langärmligem Pullover, der in der rechten Hand ein blankes Messer hält und in dem Park auf einen mit einer niedrigen Mauer abgegrenzten Spielplatz zuläuft, auf dem sich zwei Mütter mit ihren Babys und Kleinkindern aufhalten.

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Gezielt stößt er eine der Mütter beiseite und sticht auf ihr Kleinkind in dem Kinderwagen ein. Henri d’Anselme hat den Angreifer im Blick, verfolgt ihn und versucht viele Male, ihn aufzuhalten, abzulenken und Menschen zu schützen. Mit einem Rucksack schlägt er nach dem Messermann, der mit der Waffe nach ihm sticht und Henri nur knapp verfehlt. Sekunden später wirft der Kathedralen-Pilger mit seinem Rucksack nach dem Angreifer, gerade als dieser in das eingefriedete Spielplatzgelände eingedrungen ist und sich den Müttern nähert.

Der Angreifer verletzt insgesamt sechs Menschen. Zwei Kleinkinder und ein Erwachsener schweben durch die Messerstiche noch immer in Lebensgefahr, einen weiteren Erwachsenen verletzt der Syrer leicht. Die Kinder sollen aus Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden stammen und zwischen 22 und 36 Monaten alt sein.

„Gehandelt, wie ein Franzose handeln sollte“

Dem französischen Sender CNews antwortet Henri d’Anselme am Freitag auf die Frage, ob ihm bewusst sei, dass er eine Tragödie verhindert habe:

„Ich weiß nur, dass ich nicht zufällig dort war. Auf meinem Kathedralenweg habe ich den Weg dieses Mannes gekreuzt und ich habe wirklich instinktiv gehandelt. Ich habe nicht nachgedacht. Ich habe es einfach getan. Für mich war es undenkbar, untätig zu bleiben, und ich habe so gehandelt, wie ein Franzose handeln sollte. Was bedeutet das? Ich bin meinem Instinkt gefolgt und habe alles getan, um die Schwächsten zu schützen.“

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Tatsächlich sind auch andere Passanten auf dem Video zu sehen, die nicht einschreiten. Wer wollte ihnen einen Vorwurf machen? Niemand weiß, wie er in einer solchen Situation handeln würde, in der es um Leben und Tod geht. Bis er damit konfrontiert wird.

„Es war unmöglich, zuzulassen, dass Menschen von dieser Person angegriffen werden, die ein wütender Verrückter zu sein schien. Irgendwann versuchte er, mich anzugreifen, unsere Blicke trafen sich, und mir wurde klar, dass es sich um jemanden handelte, der sich nicht in einem normalen Zustand befand, dass etwas sehr Böses in ihm war, das gestoppt werden musste“, schildert Henri d’Anselme die Szenen im französischen Fernsehen.

Der Pfadfinder war schon 1.300 Kilometer zu Fuß unterwegs

Den Angaben zufolge stammt der Rucksackheld aus einer großen katholischen Familie aus dem Westen von Paris. Der Pfadfinderanführer studierte in Marseille Philosophie und Internationales Management. Bereits neun Monate und rund 1.300 Kilometer war er zu Fuß unterwegs, darunter in Arles, Avignon, Nîmes, Béziers, Agde und Grenoble. Mit der Reise habe er zwei Fragen beantworten wollen: „Warum haben unsere Vorfahren so viel Aufwand betrieben, um diese Juwelen zu errichten? Was sagt das über unser Land heute aus und die Lehren, die wir daraus ziehen können?“

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Seine Reise begann er Angaben in sozialen Medien zufolge in der Benediktinerabtei Barroux im Département Vaucluse, das zum Erzbistum Avignon gehört. Die Abtei zählt sich zum katholischen Traditionalismus.

Einer seiner Freunde von der Wirtschaftshochschule in Marseille sagte dem Journal du Dimanche: „Wenn du dich prügeln wolltest, würdest du ihn nach dem ersten Eindruck nicht auswählen. Er wiegt 50 Kilogramm und ist eine Bohnenstange, die Höhenangst hat. Aber am Donnerstag hat er seine Angst vor der Gefahr blitzschnell beiseitegeschoben.“

„Gib mir den Glauben, Kraft und Mut“

Vor seinem mutigen Einsatz am Donnerstag hatte d’Anselme rund 6.000 Anhänger auf Instagram. Am heutigen Freitag sind es bereits mehr als 80.000. Auf Instagram verbreitet er eine Variante des „Gebets des Fallschirmjägers“, in dem es unter anderem heißt:

„Mein Gott, mein Gott,
gib mir das Leiden
Und dann den Ruhm im Kampf.
Was die anderen nicht wollen,
Was man dir verweigert,
Gib mir all das, ja, all das.
Ich will keine Ruhe, nicht einmal Gesundheit.
Das alles, mein Gott, ist genug von dir verlangt.
Aber gib mir, aber gib mir,
Aber gib mir den Glauben
Gib mir Kraft und Mut,
Aber gib mir den Glauben,
Damit ich mir sicher sein kann!“

 

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