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„Pride-Monat“ Juni

Das Gold am Ende des Regenbogens

Am Ende eines Regenbogens findet sich bekanntermaßen ein Topf voller Gold. Das wissen auch die Konzerne. Deren vornehmliches Ziel ist es, schwarze Zahlen zu schreiben, weswegen man sich mutmaßlich schon ab einer mittleren Unternehmensgröße für den Regenbogen zu interessieren beginnt.

Der „Pride-Month“ kam daher auch dieses Jahr wie gelegen: Eine schier unendliche Zahl an Regenbögen zappelte erratisch im Wind westlicher Großstädte, hinter jedem Banner die Verheißung auf einen süßen Gewinn. Pride, das ist ein Adventskalender für Unternehmen mit dreißig Türchen. Pride, das ist wie Fasching ohne Fasten und wie Fußball-WM mit zusätzlichen Spieltagen. Kein „Day“, keine „Week“, sondern ein „Month“ – länger ist im kollektiven Erleben der Deutschen nur die Sommerpause der Berliner Politiker.

So eifrig wie im Juni erlebt man die Geschäftstüchtigen von hier bis Kalifornien wahrhaft selten. Vor allem im Marketing kann es gar nicht weit genug gehen, selbst vor der völligen Belanglosigkeit macht man nicht Halt. Es gilt im „Pride-Month“, den Konsumenten nicht von der Überlegenheit des Produkts zu überzeugen, sondern von der moralischen Überlegenheit desjenigen, der es anbietet. Statt des ordinären Müslis gibt es „Rainbow Flakes“, Doritos bietet seine Tortilla-Chips in Regenbogenfarben an und das britische Unternehmen M&S ein LGBT-Sandwich (die Verpackung ist bunt und steht auch sonst auf der richtigen Seite der Geschichte). Klar, das ist alles etwas teurer als üblich, aber dafür kann man gemeinsam mit dem Hersteller zeigen, wo man steht.

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Es ist bewundernswert, wie plump gerade große Unternehmen den „Pride-Month“ in bare Münze umsetzen wollen. Während man dem kleinen Café in Berlin-Prenzlauer Berg noch abkauft, dass es ihm auf seine Weise wenigstens ernst ist mit der politischen Solidarisierung, wecken gerade die global Aktiven Irritation und zuweilen regelrechte Fremdscham – selbst innerhalb der LGBT-Gemeinschaft. Das ist besonders pikant, da die Inbrunst seitens der Unternehmen schnell ein Ende findet, sobald sie in Märkten agieren, in denen die Herrschenden einen empfindlichen Vorbehalt gegen Homosexualität pflegen.

Diskriminierung muss man mit der Lupe suchen

Vor dem Werk in Köln also begrüßt die Mitarbeiter allmorgendlich ein Banner und eine Seifenblasenmaschine, vor dem Firmengebäude in Saudi-Arabien sucht man solche Signale der Solidarität vergebens. Das ist keine Unternehmensverantwortung, das ist ein billiger Trick. Der Umgang der Unternehmen mit dem Thema LGBT richtet sich nach den zu erwartenden Reaktionen im jeweiligen Markt. Je größer die globale Reichweite, desto dreister der Spagat. Dafür kann die Gemeinschaft der Betroffenen allerdings ebenso wenig etwas wie der Papst für blinkende Nikolausmützen.

Unternehmen machen ausschließlich, was ihnen Geld bringt, und unterlassen, was sie Geld kostet. Man könnte es bei dieser kleinen Kapitalismuskritik belassen, bis hierher sind sich die meisten Menschen einig, ja selbst Mitarbeiter jener Marketing-Abteilungen erkennen die Wahrheit tief in ihrem Innern. Allerdings wirft das Verhalten der Unternehmen auch eine politische Frage auf: Wenn sich mit Pride Geld verdienen lässt, was sagt das über den Umfang der Diskriminierung aus, gegen die sich der Aktionsmonat eigentlich richten will?

Immerhin sind es nicht nur die bunt geschmückten Supermärkte. Auch an öffentlichen Gebäuden, in Schulen oder Rathäusern weht im Juni die Pride-Flagge. Parteien und Vereine priesen auch dieses Jahr wieder die Bedeutsamkeit von LGBT oder besuchten den Christopher-Street-Day, auch die evangelische Kirche entsendete einen Wagen für die Parade. Die Wahrnehmung der dezenten Regenbogenfähnchen an den Münchner Trambahnen wird unter der Lawine sonstiger öffentlicher Unterstützung geradezu begraben. Kaum jemand, der auch nur einen Hauch von Öffentlichkeit verströmt, äußert sich im Ansatz irritiert über den „Pride-Month“, denn selbst betretenes Schweigen wird von den anderen mit Argwohn betrachtet.

Wenn LGBT-Marketing nach hinten losgeht

Den meisten Betrachtern fehlt völlig die Phantasie, in diesem Umfeld eine strukturelle Diskriminierung zu erkennen, die von Aktivisten beklagt und sogar bekämpft werden will. Natürlich gibt es einzelne Fälle abscheulicher Gewalt gegen Homo- oder Transsexuelle, aber diese sind beim besten Willen nicht staatlich sanktioniert, sondern werden zu Recht von öffentlicher Seite bekämpft. Und so stellt sich die Frage, auf welcher Grundlage der „Pride-Month“ eigentlich stattfindet, wenn die Mächtigen längst auf der Seite der Aktivisten stehen.

Hanebüchen, aber vor allem in den USA verbreitet, ist jene Interpretation: ein Bündnis der Eliten mit den Pride-Leuten, eine Infiltration des Aktivismus durch den Staat, der – wie schon beim Klimaschutz – gesellschaftliche Kräfte stützt, welche als Multiplikatoren für die Agenda der Regierung dienen sollen.

In diesem Umfeld geraten Firmen wie Budweiser, die es mit ihrem Marketing-Spagat allen recht machen wollen, zuerst in die Bredouille und dann in die roten Zahlen. Weil deren Biermarke Bud Light im April eine Werbekampagne mit dem Transgender-Influencer Dylan Mulvaney lancierte, gehört Bud Light nun nicht mehr zu den zehn beliebtesten Biersorten in den USA. Zuvor war die Marke zwei Jahrzehnte Spitzenreiter unter den US-Bieren.

Den „Pride-Month“ als versteckte Umerziehungsmaßnahme der oberen Zehntausend darzustellen, ist politisches Zündeln. Dennoch ist auch die ausufernde staatliche Unterstützung nicht hilfreich dabei, solche Narrative abzuwehren.

Willkommene Gelegenheit, um Moralität zu demonstrieren

Entweder ist Pride kontroverser politischer Aktivismus, dann hat der Staat eine gewisse Neutralität zu wahren. Oder Pride ist kultureller Konsens in unserer Gesellschaft, und der Staat feiert das gemeinsam mit seinen Bürgern. Von Diskriminierung kann dann aber keine Rede mehr sein.

Am wahrscheinlichsten scheint es, dass sich der Regenbogen zum über jeden Zweifel erhabenen Ausweis eines guten Herzens entwickelt hat; Politikern, Medien und Verwaltungen gilt die öffentliche Unterstützung der LGBT-Community unabhängig von ihren privaten Überzeugungen als willkommene Gelegenheit, ihre Moralität zu demonstrieren. Bei manchen wird es schlicht der verzweifelte Wunsch sein, einfach auf der vermeintlich richtigen Seite der Geschichte zu stehen.

Jetzt ist Juli und der „Pride-Month“ vorerst vorbei, die Goldtöpfe sind eingesammelt. Manche haben viele Worte verloren und andere dafür einiges für sich behalten. Wie wird es weitergehen? Wenn sich Ende August die ersten Schokoladennikoläuse zäh schmelzend über die Supermarktregale expedieren, werden uns Unternehmen noch einmal daran erinnern, dass jeder Kalender das ist, was man daraus macht. Schließlich ist auch ein Regenbogen nur ein Kreis, von dem wir den größten Teil nicht sehen können.

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jutta
Vor 9 Monate 1 Woche

Mein Eindruck ist, dass Satan tobt.
Er hat nicht mehr viel Zeit ... und das Christliche, resp. Gottes Gebote und die Möglichkeit zur Erlösung müssen endgültig überwunden und zerstört werden.
Es muss und wird so kommen, denn so steht es im Wort Gottes.
So müssen Christen sich stärken lassen, vornehmlich katholische Christen - ich bin selber wieder katholisch -, uns vernetzen, wo es geht, Gebet, vor allem den Rosenkranz, Bibel lesen und lernen, Zeugnis zu geben ... unsere verfolgten Geschwister (überkonfessionell) müssen uns Vorbild sein!

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Caterina S.
Vor 9 Monate

Treffend und mit Eleganz zugespitzt! Das ist echt ein Zitat zum Zitieren:

“Entweder ist Pride kontroverser politischer Aktivismus, dann hat der Staat eine gewisse Neutralität zu wahren. Oder Pride ist kultureller Konsens in unserer Gesellschaft, und der Staat feiert das gemeinsam mit seinen Bürgern. Von Diskriminierung kann dann aber keine Rede mehr sein.”

Dieser Gedanke kann freilich nicht beanspruchen, für die je für sich zu beleuchtenden Lebenssituationen einzelner Personen zu sprechen, aber auf das Ganze gesehen – mehr als bedenkenswert!
Herzlichen Dank für den Artikel.

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Caterina S.
Vor 9 Monate

Treffend und mit Eleganz zugespitzt! Das ist echt ein Zitat zum Zitieren:

“Entweder ist Pride kontroverser politischer Aktivismus, dann hat der Staat eine gewisse Neutralität zu wahren. Oder Pride ist kultureller Konsens in unserer Gesellschaft, und der Staat feiert das gemeinsam mit seinen Bürgern. Von Diskriminierung kann dann aber keine Rede mehr sein.”

Dieser Gedanke kann freilich nicht beanspruchen, für die je für sich zu beleuchtenden Lebenssituationen einzelner Personen zu sprechen, aber auf das Ganze gesehen – mehr als bedenkenswert!
Herzlichen Dank für den Artikel.

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jutta
Vor 9 Monate 1 Woche

Mein Eindruck ist, dass Satan tobt.
Er hat nicht mehr viel Zeit ... und das Christliche, resp. Gottes Gebote und die Möglichkeit zur Erlösung müssen endgültig überwunden und zerstört werden.
Es muss und wird so kommen, denn so steht es im Wort Gottes.
So müssen Christen sich stärken lassen, vornehmlich katholische Christen - ich bin selber wieder katholisch -, uns vernetzen, wo es geht, Gebet, vor allem den Rosenkranz, Bibel lesen und lernen, Zeugnis zu geben ... unsere verfolgten Geschwister (überkonfessionell) müssen uns Vorbild sein!

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Firestar
Vor 3 Monate 2 Wochen

Dem kann ich nur zustimmen, liebe Jutta! auch ich bin bürgerlich konservativ und katholisch! Auch wenn ich in meinem Glauben auch andere Elemente von anderen Religionen integriert habe, stehe ich zu meinem Herrn und Bruder Jesus Christus! Ich habe mich weder impfen lassen gegen Covid, noch bin ich auf der Seite der Klimaaktivisten und ich wähle AFD!!! wir Christen, egal welcher Konfession müssen jetzt erst recht zusammen halten, gegen das große rote Tier!!! Auch ich wurde als Querdenkerin, als eine Verschwörungstheoretikerin verschrien und bekam den Vorwurf in einer Phantasiewelt zu leben! Wir haben den längeren Atem und siegen zuletzt mit dem Lamm!!!