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Kolumne „Ein bisschen besser“

Pasta con Cannabis

Ich habe zum Glück eine robuste Verfassung, so dass mich nicht jeder Keim gleich aus den Socken haut. Und wenn, dann lasse ich es mir nicht anmerken, ertrage stoisch und ohne darüber ein Wort zu verlieren auch stärkere Schmerzen. Wenn es unerträglich wird, ziehe ich mich dezent zurück und nehme abseits der Familienöffentlichkeit den Kampf mit der Krankheit auf.

Als ich jetzt so dalag und kämpfte und meine Frau Judith wieder einmal lautstark feststellte, dass bei der Diagnose „Männerschnupfen“ der Buchstabe „T“ für Tapferkeit stehe, dachte ich erst an meine Mutter und dann an Karl Lauterbach.

Mir ging durch den Kopf, dass unser Gesundheitsminister, auch wenn er gesund ist, immer so kränklich und blass aussieht, dass ich mir gar nicht ausmalen will, wie er aussieht, wenn er krank ist. Wahrscheinlich zieht auch er sich dann dezent zurück und denkt an seine Mutter und dann weiter.

Wie viele Frauen so ein Hanfsteckling schon hatte, sieht ihm ja keiner an

Jüngst ist dabei sein ausgefeilter Plan zur Cannabis-Legalisierung herausgekommen: Er sieht vor, dass volljährige Mitglieder eines eigens zu gründenden Clubs 25 Gramm am Tag, aber maximal 50 im Monat plus sieben Samen oder fünf Stecklinge Hanf über ihren Verein erwerben dürfen, der einen vorher benannten Präventionsbeauftragten haben muss, keine Gewinnabsichten hegen darf und ständig von den zuständigen Landesbehörden überwacht wird.

Ich stelle mir schon jetzt das Durcheinander in den zuständigen Landesbehörden vor, wenn einer der sieben Samen oder fünf Stecklinge vielleicht zu einer Art Gideon unter den Hanfsamen wird. Von Gideon heißt es in der Bibel, er „hatte siebzig Söhne, die seine eigenen Nachkommen waren, denn er hatte viele Frauen“ (Richter 8,30). Wie viele Frauen so ein Hanfsteckling schon hatte, sieht ihm ja keiner an, auch Karl Lauterbach nicht. Schon gar nicht, wenn er krank ist.

„Dein Verein ist deine Familie“

Ich habe beim Daliegen ausführlich über Lauterbaches Legalisierung nachgedacht und Judith gerufen und ihr erklärt, dass es das Beste sei, wenn auch wir jetzt in die Puschen kämen und einen Verein gründeten. Mein Vorschlag wäre, den zuständigen Landesbehördenleiter zum zweiten Vorsitzenden zu machen. Wir hätten selbstverständlich keine Gewinn-, sondern reine Rauchabsichten, und bei den 25 Samen und sieben Stecklingen würden wir uns schon nicht vertun.

Sie aber hörte gar nicht zu, sondern sagte, sie fände es gut, wenn ich jetzt in die Puschen käme. „Dein Verein ist deine Familie, es stehen 750 Gramm dampfende Pasta auf dem Tisch und die Minderjährige ist bereits am Essen.“ Ich habe es ihr zuliebe gemacht und muss sagen, dass ich mich hinterher ein bisschen besser fühlte, was aber auch daran gelegen hat, dass ich beim Essen an meine Mutter dachte.

 

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