Es lebe die Ungleichheit

Nun schafft auch der Schweizer Fußballverband für Junioren bis 13 Jahre (Kategorie D-9) die Ranglisten ab. Man will den Kindern Frustration und Druck ersparen, denn offenbar ist Wettbewerb schädlich für ihr psychisches Gleichgewicht. Arme Kinder! Es wird langweilig, und man nimmt ihnen die Chance, fürs Leben zu lernen. Denn es ist nun mal so: Wir sind nicht alle gleich, es gibt Gewinner und Verlierer, die Frage ist, wie man seine eigene Position gewichtet und was man daraus macht.
Egalitarismus hingegen, die Ideologie der sozialen Gleichstellung aller, ist eine gefährliche Utopie, die weltweit zu Katastrophen geführt hat: „Eine Gesellschaft, die Gleichheit – im Sinne von Ergebnisgleichheit – über Freiheit stellt, wird am Ende weder Gleichheit noch Freiheit haben“, schrieb Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman (1912-2006) in seinem berühmten Buch „Chancen, die ich meine“.
Die Geschichte lehrt, dass alle kollektiven Bemühungen zum Ausräumen von Ungleichheiten in Gewalt enden. Trotzdem hat sich die Utopie des „Egalitarismus des Endzustands“ in unseren Alltag eingeschlichen: Der materielle Egalitarismus will durch den Staat das Geld auf alle umverteilen, indem er einigen etwas wegnimmt, um anderen etwas zu geben; für Chancengleichheit werden unterschiedliche Startbedingungen staatlich ausgeglichen – indem man nur bestimmten Personen etwas gibt.
Im Supermarkt der unendlichen Rechte ohne Pflichten wird die Freiheit ohne Verantwortung für alle gefördert; es gibt sogar einen spirituellen Egalitarismus, der Religion aus dem öffentlichen Raum verbannt; beim merkantilistischen Egalitarismus entscheiden andere, was wir brauchen; und nicht zuletzt gibt es den Egalitarismus des Rechts, bei dem übergeordnete Organe die nationale Volks-Souveränität und Selbstbestimmung durch eine anonyme, aseptische und kalte kontinentale Rechtsangleichung untergraben.
Der böse Wettbewerb
Wir werden mit all diesen Formen des Egalitarismus subtil indoktriniert. Hauptfeind ist der freie Markt, der Wettbewerb. Klar, er schafft Ungleichheiten, denn er belohnt die Unternehmen, die erfolgreich Dinge produzieren und verkaufen, und bestraft solche, die scheitern, dafür fordern diese dann Gesetze, um ihre Unfähigkeit zu verteidigen. Aber die Wettbewerbsfähigkeit ist eine außergewöhnliche Gabe des Menschen. Sie ist der positive Geist, der „Neid“ hervorbringt, Kreativität, den Willen, besser zu sein als andere, Risikobereitschaft und Hoffnung auf Gewinn.
Das lateinische Wort für Wettbewerb lautet: cum-petere, also das gemeinsame Suchen nach den besten Lösungen. Eine freie und verantwortungsbewusste Wirtschaftstätigkeit ist nicht nur eine individuelle Tugend, damit der Einzelne wachsen kann, sondern auch eine solidarische, soziale Tugend. So lehrt es der Katechismus der katholischen Kirche, im Kompendium Nr. 343.
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Die freie Marktwirtschaft hat die Welt von einer individuellen oder clan-basierten Subsistenzwirtschaft zu breitem Wohlstand geführt, auch wenn dies leider noch nicht überall der Fall ist. Der Markt bringt jede Minute Millionen von Fremden miteinander in Beziehung. Es mag uns seltsam erscheinen, aber der Markt schafft mehr Frieden als alle Konferenzen der Welt. „Wenn nicht Waren die Grenzen überqueren, werden es Soldaten tun“, prophezeite der französische Ökonom Frédéric Bastiat (1801-1850).
„Nicht vom Wohlwollen des Metzgers, Brauers und Bäckers erwarten wir das, was wir zum Essen brauchen, sondern davon, dass sie ihre eigenen Interessen wahrnehmen. Wir wenden uns nicht an ihre Menschen- sondern an ihre Eigenliebe“, notierte der schottische Wirtschaftsphilosoph Adam Smith vor 240 Jahren. Wir werden dazu erzogen, dass Egoismus falsch sei und dass wir teilen sollen. Man hat uns weisgemacht, dass „teilen“ bedeutet, einen – übrigens immer größeren –Teil unseres Besitzes dem Staat zu überlassen, damit dieser ihn dann an die Bedürftigen verteilt.
Nächstenliebe setzt voraus, dass man die Mittel dazu hat
Man lässt uns glauben, dass Brauer, Metzger und Bäcker egoistisch seien, und damit begründet der Staat seinen Dirigismus und die Schöpfkellen, mit denen er das Ersparte der Fleißigen absahnt. Warum aber sollte es egoistisch und unmoralisch sein, Geld zu verdienen und reich zu werden, indem man die Bedürfnisse anderer befriedigt? Wenn der Bäcker Mehl auf Kredit kaufen, gratis arbeiten und das Brot kostenlos verteilen würde, wäre das eine Katastrophe für alle. Warum sollte eine Bäuerin Getreide anbauen, wenn niemand sie dafür bezahlt? Warum sollte jemand ohne Gegenleistung das Mehl zur Bäckerei bringen? „Wenn der barmherzige Samariter nicht genug Geld gehabt hätte, hätte er dem verletzten Opfer eines Raubüberfalls kein Hotel und keine Nachpflege bezahlen können“, sagte Margaret Thatcher.
Die Wirtschaft funktioniert wie die menschliche Psyche. Nochmal Adam Smith: „Wie sollen wir anderen helfen, wenn wir uns selbst nicht helfen können, wie sollen wir anderen gefallen, wenn wir uns selbst nicht gefallen, andere lieben, wenn wir uns selbst nicht lieben?“ Anders als die Ideologien ist die kapitalistische Marktwirtschaft kein System, das von oben herab aufgezwungen wird, um „irdische Paradiese“ zu schaffen, sondern im Gegenteil ein soziales, kulturelles und wirtschaftliches Phänomen, das spontan und frei von unten entsteht.
Wir sollten wieder mehr Vertrauen in die unzähligen Talente und unvorhersehbaren Fähigkeiten der Menschen haben. Das Wirtschaftssystem des Kapitalismus in Kombination mit Marktwirtschaft ist die einzige konkrete, bewährte Möglichkeit, langfristig eine florierende Wirtschaft für die persönliche Entfaltung, die Verbreitung des individuellen und allgemeinen Wohlstands sowie Frieden ohne Gewalt oder Zwang zu schaffen.
Wie alle menschlichen Werke ist natürlich auch der Kapitalismus unvollkommen und führt manchmal zu Fehlentwicklungen; genau daran beißen sich seine Gegner fest, die niemals aufgeben und unter dem Deckmantel „Zum Wohle aller“ die wirtschaftliche Freiheit und die liberale Demokratie unterhöhlen. Kapitalismus mag eine ungerechte Verteilung des Reichtums sein, aber sozialistische Modelle sind nichts weiter als „eine gerechte Verteilung des Elends“, sagte Churchill. Es gibt keine Gleichheit, weder im Sport noch in der Wirtschaft noch sonst wo. Und Wettbewerb ist nicht böse, weder im Sport noch in der Wirtschaft noch sonst wo. Freiheit ist schwierig, aber ein göttliches Geschenk an den Menschen. Hüten wir es, das ist besser so.
Kommentare
Sozialismus ist eben NICHT „eine gerechte Verteilung des Elends“.
Gerade der Oberschicht aus Parteibonzen geht es ziemlich gut.