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Kolumne „Ein bisschen besser“

Osterschaukel

Meine Frau Judith und ich sind große Anhänger der Schaukel und haben deswegen unserem Töchterchen eine zu Ostern an den Baum gehängt. Schaukeln verbreiten positive Schwingungen, es geht hin und her, wie im echten Leben, Überschläge sollte man sich gut überlegen. Schaukeln sind im Grunde für nichts anderes gut, als angenehme bis heitere Gefühle zu schaffen.

Sie sind Inbegriff des Friedens und der Freude, finden wir. Vielleicht wäre eine Schaukel besser? Ich selbst verstehe nicht, warum ein blutig ans Kreuz geschlagener Mann ein besonders glücklich gewähltes Symbol für eine Religion sein soll. Ich würde mir stattdessen eher eine Schaukel übers Bett hängen.

Prozession und Gin

Judith ist da katholischer. Deswegen waren wir Freitag später abends auf der Prozession, auf der vier in einem lila Kapuzenmantel gekleidete Gestalten die Bahre mit dem toten Jesus unter Fackellicht durchs Dorf getragen haben. Mir war etwas unheimlich. Erst, als einer die Kapuze zurückschlug und ich unseren örtlichen Malermeister darunter erkannte, wurde mir ein bisschen besser.

Mit dem Malermeister hatten wir neulich erst Gin in unserer frischgestrichenen Küche getrunken. Er hat eine Freundin, die ist Stewardess, weswegen er selbst manchmal in Island ist und manchmal in Montevideo und zum Beispiel unsere Küche etwas warten musste, bis sie gestrichen war.

Als uns die Gläser Gin in den Kopf und wir ins Bett gestiegen waren, las ich noch ein bisschen über Montevideo, welches ein guter Ort sein soll, um das Leben an sich vorüberziehen zu lassen. „Das wäre ja gar nichts für mich“, habe ich zu Judith gesagt, „ich will das Leben doch nicht wie eine Prozession vorüberziehen lassen, sondern es leben.“

Positive Schwingungen im Zimmer

Ich gab dann noch so einiges von mir über die aktive Rolle im Dasein, die ich stets einnehmen wollte, und gestalterische Kraft verbunden mit kreativen Feuerwerken, Schaffensschüben und glühendem Widerstand gegen jegliche Dogmen.

Judith schnarchte bereits ein ganz klein wenig, das Töchterchen schnalzte am Schuller. Meine Worte hatten die beiden sanft in den Schlaf geschaukelt. Es hingen noch ein paar positive Schwingungen im Zimmer und ich glaube, der liebe Gott wäre zufrieden gewesen, hätte er uns Menschenkinder da auch ohne Kruzifix schnarchen und schaukeln gesehen.

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