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Interview mit Bernarda Brunović

„Viele Christen sind lau oder lassen sich zu leicht beeinflussen“

Die Sängerin Bernarda ist vom Line-Up des M4Music-Festivals Ende März in Zürich gecancelt worden. Jetzt spricht die Christin gegenüber Corrigenda darüber. Das M4Music ist ein wichtiges Festival für lokale Künstler und wird hauptsächlich von der Genossenschaft Migros, die eine der größten Einzelhandelsketten der Schweiz betreibt, finanziert. Auch die Stadt Zürich ist finanziell beteiligt. Weil Bernarda 2023 am „Marsch fürs Läbe“ in Zürich teilgenommen hatte, wurde das Festival von der „Antifa“ mit Störaktionen bedroht, woraufhin die Veranstalter Bernarda ausluden. Das entsprechende Statement wurde auf der Instagram-Seite des Festivals veröffentlicht.

Mit Seele und Entschlossenheit behauptete Bernarda ihren Stand und ließ keinen Zweifel an ihrer Einstellung, ohne sich zu einer billigen Entschuldigung verleiten zu lassen. Doch das ist nicht Bernardas eigentlicher Fokus. Sie möchte lieber singen. Mit jeder Note, die sie singt, wird man das Gefühl nicht los, dass sie jedes gesungene Wort genauso meint, wie es geschrieben ist. Ein Gespräch mit jemandem, der zweifellos mit dem Herzen mehr sieht als ihre sehenden Ankläger.

Bernarda Brunović – Song: „I Need You Right Now“

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Bernarda, wie fühlst du dich heute?

Es ist eine schwierige Zeit. Ich arbeite neben meiner Musikkarriere als Spitalseelsorgerin, aber nach den Ereignissen wurde mir strikt verboten, öffentlich zu erwähnen, wo ich arbeite. Das ist hart, denn ich war immer offen und habe nie etwas verheimlicht. Jetzt gibt es viel Ungewissheit. Ich studierte Theologie und Philosophie und habe einen Masterabschluss. Daher könnte ich in diesem Bereich weiterarbeiten, wenn es mit der Musik nicht weitergehen sollte. Die ganze Situation ist einfach traurig. Mein Statement zu Themen wie Abtreibung wird stärker als meine Identität als Musikerin gewichtet. Ich bin Künstlerin, liebe es, mit meiner Band aufzutreten, und brauche keine extra Aufmerksamkeit. Es tut weh, dass das Wesentliche – meine Musik – in den Hintergrund rückt. Ich weiß nicht, wie es weitergeht, aber es ist schade, dass so vieles in Frage gestellt wird.

Was lastet man dir an?

Dass manche Leute – auch solche, die sich Christen nennen – extreme oder rechtsradikale Ansichten haben. Das ist in jeder Gruppe so, aber es ist nicht akzeptabel.

Doch kann man nicht für alle haften. Ich habe mal in einem Podcast gehört, wie jemand sagte: „Wenn sie eine andere Meinung hat, muss sie auch aushalten, dass andere anders denken.“ Das stimmt irgendwie, aber es fühlt sich oft unfair an. Ich verstehe nicht, warum manche so extrem reagieren und sich alles so zuspitzt. Es ist, als würden Horrorgeschichten und schlechte Nachrichten immer mehr Aufmerksamkeit bekommen als das Positive. Ich sage das nicht aus Bitterkeit, aber es macht mich traurig, dass das Wesentliche oft untergeht.

Kann man es so erklären, dass die linksgrüne Ideologie momentan die gesamte Kultur übernommen hat – und dass diese Ideologie eben kollektivistisch ist?

Die heutige Gesellschaft betont Individualismus, aber gleichzeitig gibt es Rahmen und Erwartungen, in die man gedrängt wird. Ich versuche, ich selbst zu bleiben, auch wenn das manchmal heißt, sich gegen diese vorgegebenen Grenzen zu wehren. Es fühlt sich an, als müsste man sich ständig innerhalb eines abgesteckten Rahmens bewegen, aber ich möchte authentisch sein und nicht nur das tun, was andere erwarten.

Hast du das Gefühl, dass der Meinungskorridor durch die staatliche Kulturförderung so eng ist?

Ja.

Wie, denkst du, sollten sich Christen in dieser Lage verhalten?

Das ist ein großes Problem. Viele Christen sind lau oder lassen sich zu leicht beeinflussen. Es heißt nicht, dass wir uns komplett abschotten oder Social Media ignorieren sollten, aber es fühlt sich oft so an, als ob alles egal ist. Manche denken: „Wir haben unseren kleinen Kreis, und wenn unsere Werte verschwinden, dann ist es eben so.“ Das finde ich traurig, weil es zeigt, wie wenig Wert auf Tradition und Glaube gelegt wird.

Bernarda, wie planst du deine nächsten Schritte in der Musik und wie gehst du mit der aktuellen Unsicherheit um?

Im Moment ist alles sehr ungewiss. Was jetzt im Mai passiert, wird entscheidend für Juni und Juli sein. Wir planen Schritt für Schritt, und ich hoffe, dass alles gut ausgeht. Neben der Musik gibt es viel zu tun – ich bete viel und versuche, mit Bedacht zu entscheiden, wie ich die Situation konkret angehe. Ein großes Projekt ist in Arbeit, auch wenn ich nicht damit gerechnet hatte. Manche Dinge sind noch nicht geklärt, also gibt es keine neuen Veröffentlichungen, und wir passen einiges an.

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Ich hoffe, dass ich nicht zu sehr in den Hintergrund gedrängt werde. Es ist wichtig, die Zeichen der Zeit zu erkennen und darauf zu reagieren. Die Medien drehen sich oft um große Statements oder Kontroversen, aber ich möchte einfach als Künstlerin wahrgenommen werden. Wir proben weiter, ich versuche, trotz allem voranzugehen und mich nicht entmutigen zu lassen.

Du konntest am selben Wochenende, an dem du beim M4Music-Festival in Zürich hättest auftreten sollen, spontan mit Weltstar Chaka Khan in Luzern auf der Bühne stehen. Wie war diese Erfahrung?

Es war eine unglaubliche Erfahrung. Ich war ursprünglich nur eingeladen, um bei den Proben von Chaka Khan und dem 60-köpfigen City Light Symphony Orchestra zuzuschauen. Doch dann durfte ich spontan mit Chaka jammen. Plötzlich lud sie mich ein, am Freitag mit ihr auf der Bühne zu stehen. Wir sangen ihren Welthit „I’m Every Woman“, und der Saal tobte. Sie lud mich auch für den nächsten Tag ein, aber der Veranstalter intervenierte und verhinderte meinen Auftritt, da mein Ruf den von Chaka Khan gefährden könnte. Deshalb war ich dort nicht mehr willkommen.

Dir ist schon klar, dass du stimmlich mit einer unglaublichen Soulstimme wie der von Chaka Khan mithalten konntest? Ich war live dabei.

Vielen Dank für das Kompliment. Diese einmalige Erfahrung werde ich nie vergessen.

Lebensschutz am eigenen Leib erfahren

Bernarda, du tratst beim „Marsch fürs Läbe“ 2023 in Zürich mit dem Song „Welcome On Earth“ auf, der gleichzeitig beim Marsch für das Leben in Berlin übertragen wurde. Das Stück beschreibt einen Schwangerschaftskonflikt. Hast du den Song selbst geschrieben? 

Nein, den Song hat Thomas de Beyer geschrieben. Es kam zustande nach meiner Teilnahme bei „The Voice of Germany“ 2018. Ich wurde kontaktiert, weil sie in Berlin eine passende Stimme suchten. Ich habe lange darüber nachgedacht, weil mir die Botschaft des Songs wichtig war – sie spiegelt meinen Glauben und eine persönliche Geschichte wider. Es ist ein Projekt, das mir sehr am Herzen liegt. Ich bin froh, dass meine Eltern nicht auf den Rat der Ärzte gehört und mich nicht abgetrieben haben.

Wer ist Bernarda Brunović?

Bernarda Brunović, 1993 in Kroatien geboren, erlangte Bekanntheit durch ihre Teilnahme an der Castingshow „The Voice of Germany“ 2018. Mit ihrer kraftvollen Stimme und perfekter Technik beeindruckte sie Jury und Publikum im gesamten deutschsprachigen Raum und erreichte das Halbfinale. Ihre Lieblingsstile sind Gospel und Soul, was ihrem Sound deutlich anzuhören ist. Sie ist zudem Theologin und arbeitet als Seelsorgerin in einem Krankenhaus in der Schweiz.
Bernarda Brunović: „Es geht nicht darum, Probleme zu vermeiden, sondern sie anzunehmen“

Es geht mir darum, dass ungeborene Kinder keine Stimme haben und oft nicht einmal im Mutterleib sicher sind. Aber es geht nicht nur um sie – es geht um die Frauen, die gesamte Gesellschaft. Es ist nicht so, dass ich Frauenrechte einschränken will. Es geht darum, was wirklich lebenswert ist und wie wir Verantwortung übernehmen, zum Beispiel bei Sexualität oder ungeplanten Schwangerschaften. Natürlich gibt es Ausnahmen wie Vergewaltigungsopfer – das ist ein unglaublich sensibles Thema. Ich denke an Frauen, die im kroatischen Bürgerkrieg vergewaltigt und schwanger wurden. Da braucht es nicht nur die Familie, sondern eine Gesellschaft, die unterstützt und fragt: Warum passieren solche Dinge überhaupt? Abtreibung ist nur die Spitze des Eisbergs. Wenn man sich nur darauf fokussiert, übersieht man die tieferen Probleme, die wir als Gesellschaft angehen müssen.

Bernarda Brunović  – Song: „Welcome On Earth“

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Es ist kein bequemer Weg, die eigene Meinung zu sagen … 

Es ist kein bequemer Weg, weder in der Musik noch im Leben. Ich habe das schon früh gelernt, zum Beispiel während meiner Laufbahn. Ich fand Mathe im Gymnasium langweilig, aber ich wusste, dass ich die sechs Jahre durchhalten muss, um mein Ziel zu erreichen. Es geht nicht darum, Probleme zu vermeiden, sondern sie anzunehmen. Manche denken, Schmerz oder Leiden seien das größte Übel, aber ich sehe das anders. Natürlich sollte man unnötigen Schmerz lindern, wo es geht, aber gewisse Herausforderungen gehören zum Wachstum dazu. Die Welt ist nicht perfekt, wir sind nicht im Paradies, und das prägt meine Sicht: Man muss Verantwortung übernehmen und weitermachen, auch wenn es schwer ist.

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