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Kolumne „Mild bis rauchig“

Unbestritten umstritten

Wenn es eine Vokabel gibt, die geeignet ist, Personen oder Sachen zu entsorgen, noch bevor man sich mit ihnen beschäftigt, ist es das Wort „umstritten“. So ging es auch dem Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses. Spätestens seitdem sich der Deutsche Bundestag 2002 für den Wiederaufbau des Schlosses ausgesprochen hatte, ist das Projekt immer wieder Gegenstand kontroverser Diskussionen. 

Umstritten war dabei anfänglich nicht nur der Wiederaufbau als solcher, sondern insbesondere ein für viele skandalöses Detail. Dies war der erst spät bekannt gewordene Plan, die Kuppel über dem Westportal des Schlosses mit einem Kreuz zu krönen. Das Kreuz, ein Zeichen des Widerspruchs – fürwahr.

Das Problem bestand und besteht darin, dass einerseits das Kreuz historisch zur Außenhaut des Stadtschlosses gehört, dass es aber andererseits in seiner Position als krönender Abschluss des Bauwerkes d a s Symbol des Christentums ist, das zu einem Bau, der heute eben kein Schloss mehr sein will, sondern ein multifunktionales „Humboldt-Forum“, nicht passen will.

Kreuz und Bibelspruch sind für den weltkulturellen Anspruch tatsächlich eine Herausforderung

Ungeachtet der evangelischen Prägung der preußischen Könige sollte das Gebäude nunmehr nicht dezidiert christlich angestrichen werden – so die Forderung. Nach langen Diskussionen entschied man sich dennoch für die historische Wiederherstellung inklusive des umstrittenen Kreuzes auf dem umstrittenen Bau. Kaum war die heftige Grundsatzdiskussion zur historischen Wiederherstellung der Außenhaut des Schlosses zur Ruhe gekommen, flammte ein neuer Konflikt auf. Und zwar wegen der für viele unzulässigen christlichen Nuance, die am neuen Multikulti-Forum als störend empfunden wurde.

Es war dabei der durch König Friedrich Wilhelm IV. am Gebäude angebrachte Schriftzug. Er gibt nämlich in großen, vierunddreißig Zentimeter hohen, goldgefassten Lettern der umlaufenden Inschrift auf dem Tambour, unterhalb des Gesimses, einen Bibelspruch wieder – näherhin eine Kombination aus zwei Bibelsprüchen – aus der Apostelgeschichte und aus dem Philipperbrief des hl. Paulus: 

„Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“

Inschrift auf der Kuppel des Berliner Humboldt-Forums: „Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters“

Huch! Ein klares christliches Bekenntnis mit dazu noch ungeschminktem Absolutheitsanspruch, der offenbar im Rahmen der Wiedererrichtung des Stadtschlosses nicht recht kommuniziert worden war, so dass sich der Protest erst erheben konnte, als das Bekenntnis bereits hoch über Berlin in prangenden Lettern zum Ausdruck gab, dass nicht der Mensch, nicht die Vernunft, nicht Allah oder Buddha oder wer auch immer, sondern Jesus Christus das Heil ist. Kreuz und Bibelspruch sind nun einmal für den weltkulturellen und interreligiösen Anspruch des Museumskomplexes tatsächlich eine Herausforderung, wenn man keiner einzelnen Religion die Priorität einräumen will. 

Man proklamiere damit die Unterwerfung unter das Christentum, so hieß es. Die Süddeutsche Zeitung schrieb mit Blick auf den Bibelspruch von einer „unmöglichen Inschrift“, und die Frankfurter Rundschau titelte mit der Überschrift „Auf die Knie gezwungen“.

Dieses Bekenntnis steht quer zu einer Welt der Gleichheitsanstrengungen

Die Folge war eine Reihe von Ideen, das von vielen als peinlich empfundene Christenbekenntnis in irgendeiner Form unsichtbar, unwirksam, unproblematischer zu machen. Eine dieser Ideen war eine Laufschrift mit Zitaten aus dem Grundgesetz und der Menschenrechtserklärung, hinter der die Bibel-Worte nachts verschwinden sollten. Schließlich – nach monatelangem Diskutieren – fand man eine Lösung, die das Malheur einigermaßen begrenzen soll: Nachdem das Kind ja bereits in den Brunnen gefallen war und die Inschrift nun einmal dort hängt, wird dem Besucher auf einer Tafel erklärt, wie man sich offiziell zu derlei Bibelsprüchen verhalten will. Dort steht zu lesen: „Alle Institutionen im Humboldt-Forum distanzieren sich ausdrücklich von dem Alleingültigkeits- und Herrschaftsanspruch des Christentums, den die Inschrift zum Ausdruck bringt.“ 

Alles in allem artikuliert sich beständig – bis in den Deutschen Bundestag hinein – der Unmut über diesen besonderen Inhalt des christlichen Bekenntnisses, das ganz offenbar nicht bereit ist, die Absolutheit des Glaubens an den Erlöser Jesus Christus preiszugeben. Denn dieses Bekenntnis steht quer zu einer Welt der Gleichheitsanstrengungen, weswegen man es fürderhin gerne aussortieren möchte. Der Spiegel stellte seinerzeit in diesem Zusammenhang gar in einer Osterausgabe beschwichtigend fest, dass das Christentum und seine Anhänger in Deutschland nun endlich unter die Fünfzigprozentmarke der Statistik gerutscht sind und damit die Hoffnung besteht, dass die Christen langsam und endgültig in der Bedeutungslosigkeit verschwinden werden.

In der österlichen Zeit, in der wir gerade stehen, mag einen als Christ diese Bestandsaufnahme hart treffen. Christus und der Glaube an Ihn befinden sich im Abseits. Die Menschen verstehen Ihn nicht mehr – auch wenn Seine Verkünder sich alle Mühe geben. So scheint es. Aber andererseits: war es nicht am Anfang genauso? War man nicht froh über die Herabnahme des Kreuzes und des Gekreuzigten? War man nicht erleichtert, dass der Christus-Spuk endlich vorbei war. Dass sich die Tonangebenden durchgesetzt hatten? Dass wieder Ruhe eingekehrt war und die Mehrheitsauffassung sich wieder in den alten Bahnen bewegen konnte? Dass der Erlöseranspruch zusammen mit dem Erlöser beerdigt worden war? Und deswegen keine Gefahr mehr bestand, dass sich noch länger Menschen verirren würden in die Botschaft von einem menschgewordenen Gott?

Die eigentliche Problematik des Berliner Schlosses

Ja – das dachten so gut wie alle in Jerusalem. Selbst die engsten Getreuen wurden schwach und zweifelten daran, ob sie wohl aufs falsche Pferd gesetzt hatten. Bis dann das geschah, was die Hoffnung Seiner Gegner auf eine Welt ohne Christus zerplatzen ließ. Am Ostermorgen zeigt sich das Grab leer. Blitzartig wird die Versiegelung der Menschen, sich ihre Welt selbst zurechtzumachen, gesprengt. Christus hat gesiegt und gezeigt, wo die wahre Macht liegt. 

Er hat den Eigensinn, die Sünde, die Gewalt, die Macht der Menschen hinweggeliebt. Und Er hat Seine Liebe bluten lassen, um allen, die an Ihn glauben, ebenfalls die Fesseln des Todes abzunehmen. Wer das verstanden hat, geht von alleine in die Knie. Wer begriffen hat, dass der Sieg Christi über Seinen Tod auch ein Sieg über meinen Tod ist, wird sich nicht vor Christus fürchten. Im Gegenteil, er wird von alleine klein vor so viel Herzblut, dass Er für die Vielen vergossen hat. Die Kniebeuge vor Christus ist kein Zwang, sie ist ein Bedürfnis für alle, die Seine Liebe verstanden haben.

Ostern beweist damit die eigentliche Problematik des Berliner Schlosses und auch unserer ganzen Gesellschaft, die sich für die Hingabe und Liebe Gottes unerreichbar zeigt. Obwohl: unerreichbar? Das wäre noch die Frage. Denn die Apostel haben es in ihrer Zeit geschafft, dies zu ändern. Sie haben mit ihrem Herzblut den Sieg Christi verkündet. Viele haben ihnen nicht geglaubt, denn sie waren schließlich umstritten. Aber einige haben schon geglaubt – vielleicht weil sie umstritten waren und sie deswegen erst auf die Apostel und ihre Botschaft aufmerksam geworden waren. 

Die Christen sind herausgefordert – damals wie heute

Die Klarheit des Bekenntnisses, das sich gegen alle Einreden unbeugsam zeigte, hat ausgereicht. Und des deswegen hat Christus auch heute Zukunft in den Herzen der Menschen, wenn diejenigen, die vom offenen Grab überzeugt sind, wie die Frauen, die es entdeckt haben und von denen die Bibel berichtet, die Botschaft freudig und ohne falsche Rücksichten verkünden. Von Herz zu Herz. Und das als unbestritten bekunden, was Paulus sagt. „Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“

Diejenigen, die glauben, sind das lebendige Evangelium von der Auferstehung Jesu! Wenn sie nicht den Glauben an und die Hoffnung auf den Ostersieg Christi leben, wird niemand davon erfahren. Natürlich gehören dazu Mut und Tapferkeit, denn die Widerstände sind stark, wenn es um den Glauben an Christus, den einzigen Heiland und Erlöser geht. Aber es lohnt sich gegen die Widerstände anzuglauben, anzureden und anzuleben. 

Wie die Apostelgeschichte mit den Abenteuern der ersten Zeugen berichtet. Denn der Sieg Jesu Christi ist kein einmaliger. Er setzt sich überall da fort, wo Menschen fest glauben. Mag sein, dass sie dann als umstritten gelten. Aber das war Christus von Anfang an. An Ihm scheiden sich die Geister – nicht nur in Berlin. Und das ist gut so. 

Denn die Christen sind herausgefordert, ihre Entscheidung für Christus nicht für sich zu behalten, sondern sie erkennen zu lassen. So wie damals, wo der Mut der Apostel, umstritten zu sein, aus einer Handvoll Jünger eine Weltkirche gemacht hat.

 

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Kommentare

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Kommentar
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Andreas Graf
Vor 5 Monate 1 Woche

Wir Christen stehen zunehmend feindlich gesinnten Menschen gegenüber, die die Königsherrschaft von Jesus Christus nicht anerkennen wollen. Wir können froh sein, dass wir bis jetzt nur "umstritten" sind. Es kann auch noch anders kommen bis hin zur Eliminierung. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir über ein überaus wunderbares Gebet verfügen, nämlich den Rosenkranz. Überall dort, wo er eifrig gebetet wurde, war es schnell vorbei mit den Irrtümern und Ketzereien. Er dient nicht nur dem Lob Mariens und der Vertiefung der Glaubensgeheimnisse. Eben darum ist er auch eine geistliche Waffe, ein Schwert, das wir eifrig in die Hand nehmen sollten. Der hl. Dominikus hatte damit einst die Albigenser erfolgreich bekämpft. Wir haben es mit verdeckt agierenden Freimaurern, auch innerhalb der katholischen Kirche, zu tun, die das christliche Erbe, hier das Kreuz auf dem Berliner Stadtschloss, auslöschen wollen. Das Kreuz als Zankapfel des Streites? Nein, mit dem Rosenkranz in der Hand wird es einen neuen Ostersieg, ein neues Lepanto, geben. Davon dürfen wir fest überzeugt sein. Es reicht nicht aus, den Rosenkranz einfach nur ins Auto zu hängen. Wir müssen ihn beten. Die Gnaden werden nicht ausbleiben. "Aber es lohnt sich gegen die Widerstände anzuglauben, anzureden und anzuleben", um mit den Worten des Autors zu schließen.

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Firestar
Vor 5 Monate 1 Woche

Auch ich bete jeden Tag den Rosenkranz! Denn ich ziehe sie jeden Tag an: die Waffenrüstung Gottes! Das Gebet!

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Philippus02
Vor 5 Monate 1 Woche

@Klaus Holz: Pfr. Rodheudt titelt Friedrich Wilhelm IV. nicht als „Kaiser“ sondern korrekt als „König“.

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Vor 5 Monate 1 Woche

Sehr geehrter Philippus02,
den Fehler im Original, auf den Leser Klaus Holz hinwies, hatten wir schon stillschweigend bereinigt. Tatsächlich war dem Autor Pfr. Rodheudt der Lapsus unterlaufen, schon König Friedrich Wilhelm IV. zu des Reiches Kaiser zu krönen, und der redaktionelle Wochenenddienst hatte diese - freilich unabsichtliche, wenngleich wohlmeinende - Geschichtsklitterung übersehen. Ergo: Sie beide hatten recht - Herr Holz, der den "Kaiser" ankreidete und Sie, die Sie meinten, da stehe doch "König". Pax!
Mit vorzüglichem Gruß,
Ihre Corrigenda-Redaktion

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Ewald Miller
Vor 5 Monate 1 Woche

‭Philipper 2:9-11 SCH2000‬
[9] Darum hat ihn Gott auch über alle Maßen erhöht und ihm einen Namen verliehen, der über allen Namen ist, [10] damit in dem Namen Jesu sich alle Knie derer beugen, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, [11] und alle Zungen bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.

https://bible.com/bible/157/php.2.9-11.SCH2000

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Klaus Holz
Vor 5 Monate 1 Woche

Es gibt keinen "Kaiser Friedrich Wilhelm IV."! (Geschichtswissen)

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Andreas Graf
Vor 5 Monate 1 Woche

Wir Christen stehen zunehmend feindlich gesinnten Menschen gegenüber, die die Königsherrschaft von Jesus Christus nicht anerkennen wollen. Wir können froh sein, dass wir bis jetzt nur "umstritten" sind. Es kann auch noch anders kommen bis hin zur Eliminierung. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir über ein überaus wunderbares Gebet verfügen, nämlich den Rosenkranz. Überall dort, wo er eifrig gebetet wurde, war es schnell vorbei mit den Irrtümern und Ketzereien. Er dient nicht nur dem Lob Mariens und der Vertiefung der Glaubensgeheimnisse. Eben darum ist er auch eine geistliche Waffe, ein Schwert, das wir eifrig in die Hand nehmen sollten. Der hl. Dominikus hatte damit einst die Albigenser erfolgreich bekämpft. Wir haben es mit verdeckt agierenden Freimaurern, auch innerhalb der katholischen Kirche, zu tun, die das christliche Erbe, hier das Kreuz auf dem Berliner Stadtschloss, auslöschen wollen. Das Kreuz als Zankapfel des Streites? Nein, mit dem Rosenkranz in der Hand wird es einen neuen Ostersieg, ein neues Lepanto, geben. Davon dürfen wir fest überzeugt sein. Es reicht nicht aus, den Rosenkranz einfach nur ins Auto zu hängen. Wir müssen ihn beten. Die Gnaden werden nicht ausbleiben. "Aber es lohnt sich gegen die Widerstände anzuglauben, anzureden und anzuleben", um mit den Worten des Autors zu schließen.

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Firestar
Vor 5 Monate 1 Woche

Auch ich bete jeden Tag den Rosenkranz! Denn ich ziehe sie jeden Tag an: die Waffenrüstung Gottes! Das Gebet!