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Kolumne „Mild bis rauchig“

Zu den Waffen!

„Typisch katholisch! Generalmobilmachung und ein Ruf zu den Waffen aus dem Mund eines Papstes!“ Was sich zunächst wie die Headline eines der zahllosen religiös unmusikalischen Mainstream-Blätter anhört, ist in Wahrheit nichts anderes als die Zusammenfassung eines historischen Geschehens des 16. Jahrhunderts. Denn dort gab es Papst Pius V. und seinen Aufruf an die gesamte Christenheit, in einer kriegerischen Auseinandersetzung Partei zu ergreifen. Er selbst wollte sich nicht ausnehmen, die von ihm empfohlene Waffe zu ergreifen.

Aber ein Papst und eine Waffe? Man kennt ja nun vieles, was man mit einem Papst verbindet – den Petersdom, die Vatikanischen Gärten und die Vatikanischen Museen, in heutiger Zeit das Papamobil und den päpstlichen Rollstuhl –, aber von einer päpstlichen Waffenkammer ist uns nichts bekannt, wenn man einmal von den Hellebarden der Schweizer Garde absieht. Denn Kriegführen gehört ja eigentlich nicht zum päpstlichen Kerngeschäft.

Dennoch gibt es da Pius V. und seinen ohne Umschweife in die Welt gesetzten Aufruf an jeden Katholiken, sich einer Waffe zu bedienen. Diese Waffe stammt allerdings nicht aus der Werkstatt eines Waffenschmieds oder eines Büchsenmachers, sondern kann von jedem selbst hergestellt oder in heutiger Zeit völlig legitim im Devotionaliengeschäft erworben werden. Es ist – der Rosenkranz. Derjenige, der ihn als Waffe einzusetzen empfahl und als Papst Pius V. im 16. Jahrhundert den Stuhl Petri innehatte, gehört sogar zum Heiligenhimmel der katholischen Kirche.

Die Waffe des Papstes war erfolgreich

Sein Pontifikat fiel in die Zeit der Auseinandersetzung mit den Türken, die den Islam nach den Vorstellungen des Dschihad, des Heiligen Krieges, auf das Abendland ausdehnen wollten. Die gesamte französische, italienische und spanische Küste sollte unter türkische, d.h. unter islamische Vorherrschaft gelangen. Zur Entscheidung darüber sollte es bei der großen Seeschlacht von Lepanto kommen. Es ging nicht um Politik, es ging um die Freiheit des Glaubens, um die Bewahrung des Christentums in Europa.

Der Papst beteiligte sich auf seine Weise an der Schlacht. Er rief die gesamte Christenheit zu den Waffen. Aber nicht zu Schwertern und Kanonen, sondern er rief zum Gebet des Rosenkranzes auf, damit das Vordringen des Islam in den christlichen Ländern verhindert würde.

Die Waffe des Papstes war erfolgreich. Am 7. Oktober 1571 wurden die Türken bei Lepanto durch die christliche Flotte in die Flucht geschlagen. Ein Verdienst der Fürsprache Mariens, die man eigens dazu durch den Rosenkranz auf den Plan gerufen hatte. Fortan gehörte ein neuer Gedenktag zum festen Bestandteil des kirchlichen Jahreskalenders: der 7. Oktober, das Fest des heiligen Rosenkranzes.

Von Papst Clemens XI. im Jahre 1716 für die gesamte Kirche verpflichtend gemacht, erinnert das Fest bis heute an die Macht des Gebetes, speziell des Rosenkranzgebetes, das in diesem Fall nicht bloß als Steigerung der persönlichen Frömmigkeit gilt, sondern auch auf Empfehlung vieler Heiliger als Mittel zum Kampf gegen das Böse.

„Nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes“

Schon die Bibel kennt militärische Bilder, wenn es um die Auseinandersetzungen geht, in denen das Christentum von Anfang an steckt. Im 6. Kapitel des Epheserbriefes gibt der Apostel Paulus eine sehr konkrete Anleitung zur geistlichen Mobilmachung:

„Zieht an die Waffenrüstung Gottes, um den listigen Anschlägen des Teufels zu widerstehen! Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen Mächte und Gewalten, gegen die Weltherrscher dieser Finsternis, gegen die bösen Geister in den himmlischen Bereichen. Darum legt die Waffenrüstung Gottes an, damit ihr am Tag des Unheils widerstehen, alles vollbringen und standhalten könnt! Steht also da, eure Hüften umgürtet mit Wahrheit, angetan mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit, die Füße beschuht mit der Bereitschaft für das Evangelium des Friedens. Vor allem greift zum Schild des Glaubens! Mit ihm könnt ihr alle feurigen Geschosse des Bösen auslöschen. Und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes! Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus.“

Es geht also um Kampf, um Kampf zwischen Licht und Schatten. Man wagt es in unserer Zeit der egalitären Religionsdialoge kaum zu sagen, aber es gibt im christlichen Bekenntnis durchaus die Überzeugung, dass nichtchristliche Bekenntnisse nicht nur anders, sondern auch bedrohlich für die eigene Freiheit des Glaubens sein können.

Vorschau Seeschlacht von Lepanto
In der Seeschlacht von Lepanto am 7. Oktober 1571 besiegte die Heilige Liga die Flotte des Osmanischen Reiches

In diesem Kontext hatte sich herausgestellt, dass die Konfrontation mit dem Islam im 16. Jahrhundert alles andere als ein Dialog sein sollte. Denn der Bauplan des Islam besteht letztlich darauf, dass sich andere Bekenntnisse ihm zu unterwerfen haben. Und wenn es nicht durch Bekehrung ist, dann durch Gewalt. So entstanden immer wieder – auf der Basis eines heiligen Buches, des Koran – angezettelte Kriege zur Besiegung eines anderen heiligen Buches, der Bibel.

Papst Pius V. und mit ihm die gesamte Christenheit sah sich nicht an Konferenztischen Meinungsbildern gegenüber, sondern einer Flotte gewaltbereiter Mohammedaner, die auf der Basis ihres heiligen Buches dazu ausgezogen waren, alle entweder auszurotten oder einzugemeinden, die den „allmächtigen“ Allah durch den christlichen Glauben an einen menschgewordenen Gott „beleidigten“.

Der wahre Soldat kämpft nicht aus Hass, sondern aus Liebe

Diesem Vordringen eines wenig gesprächsbereiten, dafür aber umso mehr kriegerischen Islam sollte etwas Wirkungsvolles entgegengesetzt werden. Es waren die politischen Allianzen der Länder im damals noch christlichen Abendland und deren tatsächlich militärische Aufrüstung und – als Libero in der Streitmacht – der Papst mit seinen Mitteln. Pius V. erkannte recht schnell, dass er – so sehr er auch in die militärischen Pläne nicht einzugreifen hatte – so doch eine andere Verteidigungsstrategie entwerfen musste. Und zwar nicht nur für Soldaten, sondern für jedermann.

Dies sollte nach einem Grundsatz geschehen, den im 20. Jahrhundert der englische Konvertit und Schriftsteller G. K. Chesterton folgendermaßen auf den Punkt gebracht hatte: Der wahre Soldat, so sagte er, kämpft nicht aus Hass gegen das, was vor ihm liegt, sondern aus Liebe zu dem, was hinter ihm liegt, und das es zu verteidigen gilt. Diesem Grundsatz sollte die päpstliche Notwehr folgen.

Der Rosenkranz als Gebet um Bewahrung des Friedens und der Freiheit hatte sich als wirksame Waffe aus dem übernatürlichen Arsenal der Kirche erwiesen. Das, was heute gemeinhin als ein Werkzeug persönlicher privater Frömmigkeit gilt und gerne im Reservat frommer Frauengruppen vermutet wird, erhob der Papst seinerzeit zur allgemeinen Waffe gegen die Mächte der Unwahrheit und des Bösen und als persönlichen Beitrag im Kampf um ein christliches Europa!

In diesem Sinne gibt es in der katholischen Kirche seit dem 16. Jahrhundert eine Form von geistlicher Mobilmachung und den päpstlichen Ruf zu den geistlichen Waffen, die helfen können, die Freiheit des Glaubenslebens zu erhalten und die Zerstörung der Glaubenssubstanz zu verhindern. Der 7. Oktober stellt Jahr für Jahr mit dem in der katholischen Kirche gefeierten Rosenkranzfest die Empfehlung in den Raum, außerparlamentarische und nichtmilitärische Verteidigungsstrategien zu nutzen.

Vielerorts nur noch ein geduldeter Bestandteil des Gemeindealltags

Nun wurde allerdings der Rosenkranz über Jahrzehnte erfolgreich aus der Frömmigkeitspraxis deutscher Pfarrgemeinden als unmodern ausgemerzt. In der Regel ist er ein vielerorts lediglich nur geduldeter Bestandteil des Gemeindealltags – etwas für Leute mit einer speziellen traditionellen oder „marianischen“ Frömmigkeit, wie es meistens heißt. Man gewährt dem Rosenkranz dann gnädig eine kleine Ecke im Gottesdienstplan des Pfarrbriefs, derweil die anderen Aktionen wie Herbstfeste, Erzählcafés oder Klimaworkshops als die eigentlichen Wichtigkeiten der neuen Seelsorge die großen Schlagzeilen bekommen – von gut bezahltem hauptamtlichem Pastoralpersonal initiiert und begleitet.

Dennoch hat sich aber der Rosenkranz wie eine stille Glut nie ganz auslöschen lassen. In unseren Tagen kann man beobachten, wie diese Glut neu entfacht wird. Wer zuletzt am Weltjugendtag in Lissabon teilgenommen hat, konnte dies bestätigt finden. Für Millionen junger Katholiken ist die kleine Perlenkette wieder ein praktisches Handwerkszeug, mit dessen Hilfe man die wesentlichen Glaubensüberzeugungen in Gebetsform bringt und zusätzlich noch – dem katholischen Verständnis von Erlösung gemäß – um Beistand nachsuchen kann „jetzt und in der Stunde unseres Todes“.

Und auch wenn die deutschen Teilnehmer aus den „katholischen“ Verbänden darüber verstört waren, der Rosenkranz erlebt in unseren Tagen eine unglaubliche Renaissance. An hunderten Orten in Deutschland wird wöchentlich mittwochs um 18.00 Uhr der Rosenkranz gebetet – „um unser Land, das aktuell eine der schwersten Krisen seiner Geschichte erlebt, der Gottesmutter anzuvertrauen und um sie um Hilfe für alle Bürger zu bitten“, wie die Organisatoren sagen.

Und am nächsten Freitag, dem 13.Oktober, gibt es eine Großveranstaltung in Berlin, bei der Katholiken aus dem gesamten Bundesgebiet bei einer Lichterprozession durch das Brandenburger Tor für 33 Jahre Wiedervereinigung danken und den Rosenkranz beten um Frieden für die Ukraine, für Deutschland, Europa und Frieden in der ganzen Welt.

Eine stille, aber mächtige Waffe

Denn der Rosenkranz ist eine stille, aber mächtige Waffe im Kampf gegen den äußeren Unfrieden wie auch gegen die Unterjochung des freien Glaubensbekenntnisses unter militante Bekenntnisse und Ideologien aller Art. Im Sinne eines Gegenmittels gegen alles Gottwidrige gehört zweifelsfrei der Rosenkranz zur Grundausstattung einer jeden katholischen Frömmigkeit.

Denn so wie das Gebet des Rosenkranzes, das Papst Pius V. der Christenheit ans Herz gelegt hatte, am 7. Oktober 1571 die päpstliche Flotte in der Seeschlacht von Lepanto gegen die Osmanen siegen ließ und damit das Abendland vor den damaligen Versuchen der Islamisierung bewahrt hat, so wird auch heute der Rosenkranz seine Wirkungen nicht verfehlen – für den Fall, dass er gebetet wird und nicht nur dekorativ am Rückspiegel des Autos hängt oder unbenutzt und eingeklebt im Fotoalbum der Erstkommunion als romantisches Accessoire sein Dasein fristet.  

Im jetzigen Oktobermonat, der in der katholischen Kirche wegen des siegreichen Rosenkranzgebets im Oktober 1571 seither auch „Rosenkranzmonat“ genannt wird, bietet sich die Chance zu einer persönlichen Renaissance des alten Mariengebets. Wenn man ihn länger nicht oder gar noch nie gebetet hat, kann man ein Aufbautraining machen und es zunächst mit nur einem „Gesätz“ des Rosenkranzes am Tag probieren – das sind zehn Ave Maria hintereinander.

Der Rosenkranz gehört nicht in die Schublade, sondern in Reichweite deponiert

Man benötigt dazu etwa die Zeit, in der ein Tee in der Tasse durchzieht oder die man zum morgendlichen Zähneputzen braucht. Auch wenn man nicht die Chance hat, täglich vom Gebet der vielen Brüder und Schwestern in aller Welt hörbar mitgetragen zu werden, so kann man sich dennoch unhörbar in den großen Strom der Beter einreihen, wenn man alleine im Auto oder auf dem Fußweg zur Arbeit unterwegs ist.

Oder man kann die Zeit im Wartezimmer des Arztes nutzen. Dazu gibt es kleine unauffälligere Fingerrosenkränze, die so etwas möglich machen – für den Fall, dass man nicht so mutig ist wie ein Muslim, der sich nicht scheut, seine Gebetskordel in der Öffentlichkeit stolz und selbstbewusst durch die Finger gleiten zu lassen.

Der Rosenkranz gehört für einen Katholiken, der seine Sendung in dieser Welt erkannt hat, nicht in die Schublade, sondern in Reichweite deponiert! Und auf die täglichen Wege mitgenommen wie das Smartphone. Denn der Rosenkranz ist eine Waffe, die nötig ist in unseren Tagen – nicht nur zur geistlichen Selbstverteidigung. Eine Waffe, die nicht verletzt, sondern Frieden schafft, eine Waffe, die die Waffen schweigen lässt und aus Feinden Freunde macht.

Wer den Rosenkranz betet, kann die Welt bewegen, unmerklich aber in die richtige Richtung, Perle für Perle ...

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Barbara
Vor 6 Monate 3 Wochen

Ich bete ihn jetzt ganz bewusst für die Weltsynode. Ob es Zufall ist, dass Israel genau an diesem Tag überfallen wurde?

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Barbara
Vor 6 Monate 3 Wochen

Ich bete ihn jetzt ganz bewusst für die Weltsynode. Ob es Zufall ist, dass Israel genau an diesem Tag überfallen wurde?