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Kolumne „Kaffeehaus“

Was im Leben wirklich zählt

Eine Karriere und beruflicher Erfolg sind nicht alles im Leben. Arbeit ist notwendig und manchmal erfüllend, aber es gibt wichtigere Dinge, als im Rekordtempo die Karriereleiter zu erklimmen und dieses Tempo stets zu erhöhen. Zeit mit Familie, Hobbys und Entspannung sind wichtig, damit wir uns nicht selbst verlieren.

Vor ein paar Tagen traf ich mich mit einer sehr guten Freundin zum Mittagessen in unserem Lieblingsbistro. Ein köstliches Menü aus Jakobsmuscheln, gebratener Ente und Himbeersorbet symbolisierte für uns diese besondere Zeit, die wir uns zwei- bis dreimal im Jahr gönnen, um das Leben und die Freundschaft zu feiern. Wir sind beide davon überzeugt, dass die Franzosen recht haben, wenn sie beim Essen nicht nur satt werden wollen, sondern dabei auch die Kultur und Schönheit des Lebens betonen.

Und dieses Thema prägte auch unser Gespräch: Die anscheinend kleinen Dinge im Leben sind die großen. Wir sind beide Mütter, beide bemühen wir uns, unsere Kinder nicht nur zu erziehen, sondern sie zu inspirieren und ihnen das Schöne, Wahre und Gute näherzubringen. Wir sind uns beide einig, dass dies auch eine Arbeit ist. Eine, die zwar von vielen marginalisiert und übersehen wird, aber dennoch eine wichtige und intensive.

Wichtiger als bezahlte Arbeit

Meine Freundin hat vor einiger Zeit eine schwere Krankheit überwunden und lebt seitdem so, als wäre jeder Tag der einzige, den sie hat. Obwohl perfekt ausgebildet und auf dem Weg einer Karriere, entschied sie sich, nicht mehr zurück in ihren alten Beruf zu gehen. Sie schrieb sich für ein neues Studium ein, nimmt Gesangs- und Klavierunterricht und lernt eine weitere Sprache. Ihre Kinder sind fasziniert von diesen Interessen und ihr Ehemann unterstützt sie. Schließlich blüht sie ja auf und kann für ihre Familie da sein.

Nicht jeder versteht ihre Entscheidung. Ihre Ärztin wollte kürzlich wissen, ob sie „wieder arbeitet“, worauf meine Freundin antwortete, dass sie nicht mehr einer bezahlten Arbeit nachgehe, sondern sich um ihre Kinder kümmern und sich beruflich neu orientieren würde. Die Ärztin reagierte trotz der Kenntnis des gesamten Krankheitsverlaufs erstaunt und zeigte kein großes Verständnis dafür.

Kinder gelten oft als Nebensache

Offenbar ist es heute gar nicht mehr selbstverständlich, dass für Frauen ihre Kinder und echte Interessen wichtiger sind, als von früh bis spät im Bürostuhl zu sitzen. Denn wirklich Mütter-freundlich sind diese Berufstätigkeiten selten. Kinder gelten oft als eine Nebensache, die man zwar berücksichtigen, die aber das Leben einer Frau nicht allzu sehr verändern sollte. Die Schlüsselrolle einer Mutter beim körperlichen und seelischen Gleichgewicht der Kinder wird auch vergessen. Dabei ist diese nicht nur für die Kinder selbst unverzichtbar, sondern auch für die Gesellschaft.

Obwohl ich selbst gerade einen Bürojob habe und dabei noch eine Balance finden muss, inspiriert mich das Gespräch von letzter Woche. Es war gut, uns die Zeit dafür zu nehmen. Vielleicht sollte ich mich mehr auf die anscheinend unwichtigen Tätigkeiten konzentrieren und Alltagsmomente mit Kindern und Freunden bewusster leben. Als Nächstes melde ich mich wieder zum Französischunterricht an.

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Kommentar
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Isabella Cech
Vor 5 Monate 3 Wochen

Liebe Kristina!
Sehr schöne Zeilen! Ja, Kindererziehung ist eigentlich harte Arbeit! Johannes Hartl sagt, dass man in der Pubertät nur abheben kann, was man früher eingezahlt hat. Deshalb ist es mir wichtig, eine gute Beziehung zu meinen Kindern zu pflegen, mit ihnen leben, zu wissen was sie gerade beschäftigt, beflügeln oder betrübt. Es kostet viel Zeit und Kraft, aber mit der Gegenwart Gottes gelingt alles. Kinder brauchen ein stabiles Zuhause und eine Mama, die einfach da ist.
Freu mich wieder von dir zu lesen:-)

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Birgit Köster-…
Vor 5 Monate 3 Wochen

Ja, diese Kritik an meinem "nicht Arbeiten" durfte ich bereits vor Jahren anhören. Dabei habe ich sechsfach Bildung "produziert", sechsfach stabile Menschen in die Welt gestellt, einfach meinen Mann unterstützt, Ehrenämter bekleidet, eine Patchworkfamilie mit all ihren Herausforderungen voran gebracht (es ist höchstes Management, so viele Kinder pünktlichst zum Sport, Kieferorthopäden, Schule, Kindergarten, Freunden, Musikunterricht etc zu bringen). Dennoch fragte man mich, wann ich denn wieder "richtig" arbeiten wolle. Dass ich mit meinen Ausbildungen bzw Studium in Hauswirtschaft, Pädagogik und Psychologie durchaus in meinen Themenfeldern unterwegs war, schien irrelevant zu sein. Auch dieses kleine und miese Gefühl, nicht wirklich mehr eine Wahl zu haben, als Mutter "nur" Familienarbeit zu leisten, fand und finde ich außerordentlich schwierig. Würde man Care-Arbeit monetär abbilden, wären wir wohl alle Superheldinnen ...

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Birgit Köster-…
Vor 5 Monate 3 Wochen

Ja, diese Kritik an meinem "nicht Arbeiten" durfte ich bereits vor Jahren anhören. Dabei habe ich sechsfach Bildung "produziert", sechsfach stabile Menschen in die Welt gestellt, einfach meinen Mann unterstützt, Ehrenämter bekleidet, eine Patchworkfamilie mit all ihren Herausforderungen voran gebracht (es ist höchstes Management, so viele Kinder pünktlichst zum Sport, Kieferorthopäden, Schule, Kindergarten, Freunden, Musikunterricht etc zu bringen). Dennoch fragte man mich, wann ich denn wieder "richtig" arbeiten wolle. Dass ich mit meinen Ausbildungen bzw Studium in Hauswirtschaft, Pädagogik und Psychologie durchaus in meinen Themenfeldern unterwegs war, schien irrelevant zu sein. Auch dieses kleine und miese Gefühl, nicht wirklich mehr eine Wahl zu haben, als Mutter "nur" Familienarbeit zu leisten, fand und finde ich außerordentlich schwierig. Würde man Care-Arbeit monetär abbilden, wären wir wohl alle Superheldinnen ...

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Isabella Cech
Vor 5 Monate 3 Wochen

Liebe Kristina!
Sehr schöne Zeilen! Ja, Kindererziehung ist eigentlich harte Arbeit! Johannes Hartl sagt, dass man in der Pubertät nur abheben kann, was man früher eingezahlt hat. Deshalb ist es mir wichtig, eine gute Beziehung zu meinen Kindern zu pflegen, mit ihnen leben, zu wissen was sie gerade beschäftigt, beflügeln oder betrübt. Es kostet viel Zeit und Kraft, aber mit der Gegenwart Gottes gelingt alles. Kinder brauchen ein stabiles Zuhause und eine Mama, die einfach da ist.
Freu mich wieder von dir zu lesen:-)