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Erfolgreiche Beratung im Schwangerschaftskonflikt

Auf das Herz gehört

Die unvermeidliche Zeit fragt derzeit ihre Leser: „Warum willst du keine Kinder?“ Die Setzung ist in der Fragestellung schon getroffen. „Wir schreiben das Jahr 2023, und noch immer ist es keine Selbstverständlichkeit, wenn eine Frau sagt: Ich möchte nicht Mutter werden.“ Frauen, die diese Entscheidung für sich getroffen hätten, müssten sich rechtfertigen und dumme Sprüche ertragen. Die Einstellung zum Kinderkriegen verändere sich gerade, behauptet das Blatt für Besserverdienende weiter. Und wieder die Frage: „Will ich überhaupt Kinder?“ Die Frage sei „mindestens so alt wie der Feminismus“.

Eine Kostprobe von Antworten der Leser:

„Warum willst du keine Kinder? Weil es bereits genügend Menschen gibt.“

Ein anderer Nutzer:

„Zu viele Menschen würden diesen Planeten irgendwann kahlfressen, deswegen muss auch mal gut sein mit Nachwuchs.“

Und mehr davon:

„Kinder sind laut, nerven mich und fressen Geld.“

„Ich, 40+, habe mich auch schon früh entschieden, niemals Kinder zu bekommen.

„Wenn ich meine Freunde mit Kindern so sehe ... Es sieht für mich von außen so aus, als wäre ihr Leben vorbei.“

„Wir steuern ungebremst auf 3 Grad Klimaerwärmung zu – mit diversen verstärkenden Kipppunkten. Wer das seinen künftigen Kindern zumutet, der macht sich der vorsätzlichen Körperverletzung schuldig. Und bitte keinen verlogenen Optimismus – der Klimawandel ist nicht aufzuhalten.“

„Aus ökologischen Gründen: Jedes Kind multipliziert meinen ökologischen Fußabdruck.“

„Als ich erstmals von Themen wie Club of Rome, Überbevölkerung etc. hörte, da muss ich wohl 15 gewesen sein, war die Entscheidung in Stein gemeißelt.“

„Mir gefällt mein Leben ohne Kinder so wie es ist. Ich muss mich nicht einschränken, zu Hause kann ich nackt sein.“

„Ich bereue die Entscheidung keine Sekunde und bin froh mit Anfang 40, zwar Haus und Mann zu haben, aber ohne die Verpflichtung mit Kindern.“

Nach so viel Misanthropie hier noch die kritische Rückfrage eines Lesers:

„Wo lebt ihr denn bitte? Eigentlich eher das Gegenteil aus meiner Erfahrung... Ich muss mich immer eher erklären, warum ich mich in der heutigen Welt für Kinder entschieden habe. Der Artikel geht an der Realität vorbei.“

Einen Weg der Annahme gegangen

Der hier vorliegende Artikel auf Corrigenda will einer Realität der Bejahung nachgehen, nicht der Verneinung. Einer Wirklichkeit der Entscheidung für Kinder, der Beherzigung und der Zuversicht und der Liebe zu dem, was das Schicksal jetzt gerade aufträgt. Denn alles kommt, frei nach Viktor Frankl, auf die eigene Einstellung an gegenüber den Aufgaben, die einem das Leben konkret vor die Nase setzt.

Er handelt von jungen Frauen, die unter je eigenen Umständen von einer Schwangerschaft überrascht wurden und ihren Weg der Annahme gegangen sind. Und er lässt die Qualität der Arbeit von Pro Femina e. V. durchscheinen (der von der auch Corrigenda verlegenden 1000plus-Profemina gGmbH umfassend finanziell unterstützt wird), die Schwangere im Konflikt berät, unterstützt und Hilfe leistet und dabei ganz nebenbei einen gesellschaftlichen Klimawandel für das Leben einleitet, einen Klimawandel, der einzig im Herzen eines jeden Menschen sich vollzieht.

Neun Mütter zwischen 20 und Mitte vierzig aus dem ganzen deutschen Sprachraum reisten im Frühsommer mit ihren Kindern nach Berlin, weil sie die Einladung von Pro Femina angenommen hatten: ein Wochenende in der pulsierenden Hauptstadt zu genießen, in einem Hotel zu entspannen, ihre Beraterinnen einmal persönlich kennenzulernen, bei einem zwanglosen Spaziergang durch den wunderschön angelegten Zoologischen Garten sich mit Frauen in vergleichbarer Lage auszutauschen sowie in kleiner Runde zu berichten, wie es ihnen in ihrer herausfordernden Situation mit der Unterstützung von Pro Femina gegangen ist.

Die Babys geben ein lebendiges Zeugnis

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Pro Femina haben Bedingungen und eine Atmosphäre geschaffen, in der jeder sich öffnen und innere Regungen aussprechen kann. Es sind Tage ganz besonderer Begegnungen und sehr persönlicher Einblicke. Die wenige Wochen alten Babys und Krabbelkinder geben lebendiges und frohmachendes Zeugnis ab von der Entscheidung, die eine jede Frau und eine jede Familie hier getroffen hat.

Greifen wir einige Teilnehmer heraus und lassen sie zu Wort kommen, denn es sind unsere Helden. Da ist das junge Elternpaar Angelica (*) und Winfried mit dem zwei Monate alten Töchterchen. Es muss nicht immer der schlimmste Schwangerschaftskonflikt sein, wo man vor seelischer Marter halb verrückt würde. Auch das völlige Überraschtsein von dem sich ankündigenden neuen Erdenbürger kann Pläne durcheinanderwirbeln und große Ratlosigkeit hervorrufen.

Vor der Schwangerschaft waren die beiden Studenten noch nicht einmal anderthalb Jahre ein Paar. Gerade waren sie zusammengezogen, in Ermangelung einer eigenen Wohnung sehr beengt bei nahen Verwandten.

Keinen Beruf, keine Wohnung, keine Sicherheit – und dann ein Baby?

Nach einem positiven Schwangerschaftstest zu Hause musste sich Angelica erst einmal setzen. Völliger Unglaube, so schildert sie es im Nachhinein. So etwas wie: Wie, nein, das kann doch nicht sein jetzt. Winfried kam gerade vom Sport nach Hause, zusammen haben sie sich den Test angesehen. „Ich war total schockiert.“ Sie zu ihm im Rückblick: „Das hat man dir aber gar nicht angemerkt.“ Darauf Winfried: „Ich glaube, ich war in so einer Schockstarre. Du hast dann angefangen zu weinen, und ich dachte so, wir machen noch einen Test. Insgesamt haben wir fünf gemacht.“

Dann beim Frauenarzt die Untersuchung: „Glückwunsch! Sie sind in der neunten Woche!“ „Da hab’ ich das Ultraschallbild in der Hand gehalten und gewusst: Wow, das ist jetzt real. Jetzt muss ich mich damit auseinandersetzen.“

Keiner von beiden fühlte sich bereit für ein Kind. Das viele Freiheiten lassende Studentenleben war gerade so schön. Die angehende Mutter und den werdenden Vater überfallen sofort große Sorgen und Ängste: Wie wird das finanziell? Man ist mitten im Studium, hat keinen Beruf, keine Wohnung, keine Sicherheit, hat sich die nächste Zukunft ganz anders vorgestellt. Angelica war überzeugt, dass Studieren und Baby haben ohnehin nicht gleichzeitig gehen würde.

„Ich habe die Szenarien im Kopf durchgespielt und mir dann bald gedacht: Ich würde nicht glücklich werden, wenn ich mich jetzt anders entscheiden würde.“

„Das hat total gutgetan“

Nach der Bestätigung der Schwangerschaft durch den Arzt hatte Angelica den Wunsch, „am besten jetzt direkt“ zu einer Beratungsstelle gehen zu können, denn: „Ich muss mit irgendwem reden.“ Denn mit Freunden oder der Familie wollte Angelica nicht über die total neue Lage sprechen.

„Am selben Tag noch haben wir im Netz gesucht. Bei Google hatte Pro Femina durchgehend fünf Sterne. Man brauchte nicht auf einen Termin zu warten, sondern wurde gleich über WhatsApp weitergeleitet. Wir haben am gleichen Tag noch telefoniert, das hat total gutgetan. Einfach diese Ratlosigkeit loswerden.“

Diesen Satz über die Beratung wird man an diesen Tagen noch häufiger hören: „Das hat total gutgetan.“ Einfach mal reden zu können, jemanden zu haben, der einem das Ohr leiht und nicht auf die Uhr guckt, der hilft, unter den vielen fremden Stimmen im Umfeld die eigene herauszuhören.

An eine neutrale Person sich wenden können

Weil Freunde subjektiv Ratschläge geben und jeder vor dem Hintergrund seiner Meinungen urteilt, habe die angehende Mutter erst gemerkt, wie wertvoll es sei, „eine neutrale Person zu haben, die da einen ganz anderen Blick drauf hat“.

„Aber“, präzisiert Winfried aus seiner Sicht, „wir haben nach Antworten gesucht, die kann einem ja kein anderer geben ...“ Ganz viel hätten sie miteinander gesprochen, ohne Außenwelt, erst recht ohne Eltern: Wie geht’s uns als Paar damit? Aber wie geht es auch jedem einzeln damit, dass man jetzt eine riesige Verantwortung auf sich nimmt? Auf das Herz zu hören, auf das Bauchgefühl, das sei ihnen enorm wichtig gewesen.

Angelica spricht für beide, als sie nach einer Pause sagt: „Vielleicht möchte dieses Baby einfach kommen.“ Nach noch einer Pause: „Wir haben uns dann auch ganz schnell entschieden, Charline zu behalten.“

Als sie von diesem Entscheidungsprozess erzählen, halten sie sich an der Hand, und es fließen die Tränen. Die junge Mutter weint, und der Vater wischt sich auch Tränen aus den Augen. „Wir waren dann glücklich, als wir uns entschieden haben.“

„Man gibt gar nichts auf, sondern man bekommt etwas“

Der Kindesvater ist sehr bewegt, die Mundwinkel zucken, die Augen glänzen feucht. Aber hier ist ein stiller, abgeschirmter Raum, alles darf sein. Die anderen Mütter, die Beraterinnen – alle hören gespannt zu, alle sind wohl angerührt und ziehen innerlich den Hut vor den beiden jungen Leuten, die stark und schön erscheinen, wie sie ihre Geschichte ganz offen und ehrlich vortragen und einander in allem so liebhaben, dass ein zarter Lichtbogen zwischen beider Herzen beinahe mit physischen Augen zu sehen ist ...

Aus Angelica bricht es heraus: „Jetzt bin ich so glücklich, wie ich noch nie war!“ Die Ängste vom Beginn der Schwangerschaft und die Klischees über das Muttersein hätten sich nicht bewahrheitet. „Ich hab’s mir stressiger vorgestellt.“ An der Universität konnte sie von der Einrichtung des Urlaubssemesters Gebrauch machen, die genau für solche unvorhergesehenen Situationen geschaffen ist.

„Man gibt gar nichts auf, sondern man bekommt etwas. Das Schönste am Mama-Sein ist, dass da immer jemand ist, der einen braucht.“

Auch als Mann kann man Beratung in Anspruch nehmen

Der junge Vater, der vorher ein Hoch auf das Studentenleben einer Großstadt sang, sagt nun, er könne sich ein Leben ohne Kind gar nicht mehr vorstellen. „Man kann alles schaffen.“ Die Partys brauche er nicht. „Ich wollte schon immer Vater sein, und das jetzt sagen zu können: ich bin Vater – das ist das Schönste im Moment.“

Ach ja, noch etwas will der Student hinzusetzen: „Mit den Beraterinnen kann man auch als Mann, wenn man das möchte, reden oder ein Gespräch suchen.“ Aber vor allem möchte er einem Mann in ähnlicher Lage mitgeben: „Ich würde ihm auf jeden Fall raten, mit seiner Partnerin viel, viel zu reden. Zusammen geht alles besser.“ Während des Gesprächs tauschen sie immer wieder Blicke, vergewissern sich einander. Beide sind sich einig: „Man wächst über sich hinaus. Nicht nur als Einzelperson, sondern auch als Paar.“ Im Frühjahr, kurz vor Charlines Geburt, haben sie geheiratet.

Vorschau Pro Femina-Wochenende 2023 (Berlin): Pro Femina-Gründer und -Leiter Kristijan Aufiero mit einer Mutter mit ihrem Kind
Pro Femina-Wochenende 2023 in Berlin: Eine Mutter mit ihrem Kind zusammen mit dem Pro-Femina-Vorsitzenden Kristijan Aufiero

Das Gefühl: Nicht das jetzt auch noch!

Da ist das Ehepaar Fred und Käte B., beide Anfang dreißig. Der älteste Sohn Clemens ist im Grundschulalter und schwerbehindert, seine dreijährige Schwester, die sehr lebhafte Clara, zerrt an den Nerven der Eltern. Der Vater kümmert sich gut und lässt sich von nichts aus der Ruhe bringen. Ein Stiller, der ohne viele Worte Großes leistet. Aber natürlich, einfach ist es nicht.

Da ist ihr Jüngster, der pausbäckige Max, ein friedliches Baby von sechs Monaten, das sich klaglos herumreichen, wiegen und schaukeln lässt. Wie er jedem, der es hält, in die Schulter sabbert, etwas brabbelt, unwillkürlich lächelt! Zu goldig. Bald ist er der Liebling des ganzen Teams geworden.

Als sein Kommen auf die Welt sich mittels Urintests ankündigte, „da bin ich erst mal in Tränen ausgebrochen, volle Kanne“ erzählt seine Mutter. Nicht das jetzt auch noch! Die kräftige Käte hatte zwischen dem ersten und dem zweiten Kind bereits Fehlgeburten, außerdem schon mal eine Wochenbettdepression. Und nun noch mal alles von vorn, noch mehr Belastung als ohnehin schon? „Dann war der erste Griff zum Internet, Abtreibung googlen“ sagt sie in ihrer burschikosen Art.

Wie eine Aufgabe von oben

Sie trifft auf das weit oben gelistete Beratungsangebot von Pro Femina, das sie in ihrer Verzweiflung und Verlorenheit abholt. Käte sagt: „Der Abtreibungstest hat mir sehr gutgetan. Der hat einen wieder so zu mir selbst geführt.“

Nach einer Vielzahl von Telefonaten und E-Mails mit einer ärztlichen Pro Femina-Beraterin sehen wir eine Mutter, die alle mit dieser Aussage beeindruckt: „Ich bin stark. Unser Ältester ist ja schon im Rollstuhl, schwerbehindert. Das schaffe ich. Den Jüngsten kann ich auch noch schaffen.“

Diese beherzte Entscheidung für Pausbacken-Max illustriert Käte durch eine Art Legende, die sie irgendwo aufgeschnappt und nicht wieder vergessen hat. In Gottes Auftrag verteilen Engel Kinder mit den verschiedensten Eigenschaften an die Mütter und Väter auf der Erde – Mädchen und Jungens, Dicke und Dünne, Glattharige und Kraushaarige, Gutmütige und Aufbrausende, Begriffsstutzige und Gescheite, so wie es Gott in seiner Weisheit fügt. Einmal geleitet ein Engel ein sehr schwieriges Kind aus dem Himmel zu einer Mutter hin und fragt den Herrn, warum er nun gerade dieses Kind dieser Mutter gebe, die doch schon alle Hände voll zu tun hat. Und Gott sprach: Weil die Mutter es schaffen kann.

Hoffnung und Stärke gegeben

Die Studentin Julia teilt gern ihre Geschichte mit, eine Geschichte von Solidarität und gutem Ausgang. Mit ihrem zwei Jahre älteren Freund war Julia erst drei, vier Monate zusammen. Sie lernten sich im Studentenwohnheim kennen, wo sie beide lebten. Julia ist mitten im Studium, die Schwangerschaft nicht geplant. Die beiden verstehen sich doch nicht so gut. Von ihrem Freund ist sie frisch getrennt.

Sie erzählt: „Den Test online zu machen, das hat sehr gut getan, das Anonyme erst mal.“ Bald kam es zu Telefonaten mit einer Beraterin – das habe „sehr geholfen“. „Sie hat mir Hoffnung und Stärke gegeben.“ Abzutreiben kam für Julia nicht wirklich in Frage.

Ihr zehn Monate altes Baby Franzi sitzt ganz ruhig auf ihrem Schoß, sie hält es gut fest. Und Julia spricht dann einen Satz aus, den Abtreibungslobbyisten nicht hören wollen: „Ich weiß nicht, ob ich das psychisch schaffe, mich gegen mein Kind zu entscheiden. Das ginge total gegen meine eigentlichen Werte.“ – Wie verzweifelt und alleingelassen müssen Frauen sein, dass es zu dieser Tat doch immer wieder kommt!

Der Vater kümmert sich nun doch sehr ums Baby

Julia ist ihrer inneren Stimme gefolgt. Sie erzählt, wie ihre Kommilitoninnen ihr Mut gemacht und mit ihr nach einer guten Lösung gesucht hätten. Die Idee war, wegen des Neugeborenen dann in eine WG zu ziehen: „Wenn der Vater nicht da ist, dann ziehen wir das Kind zusammen groß!“

Wider Erwarten kümmert sich Franzis Vater aber sehr gern um sein Baby. Das Verhältnis der jungen Eltern zueinander habe sich nach der Geburt auch wieder entspannt, erzählt Julia gegenüber Corrigenda: „Während ich Vorlesungen besuche, nimmt ihr Papa oft die Kleine, das ist natürlich eine enorme Hilfe und macht mir alles leichter.“

„Man weiß ja selbst gar nicht, wohin mit sich“

Sehr dramatisch und sehr bitter wiederum ist das, was Lea zu berichten hat. Wobei, nicht ganz. Die 28 Jahre alte Mutter hat vor einem Dreivierteljahr entbunden. Vor der Schwangerschaft war die zielstrebige kaufmännische Angestellte gerade befördert worden, stand vor neuen Aufgaben. Mit ihrem Freund waren sie seit sechs Jahren ein Paar. Ganz offen erzählt sie: „Eben erst hatte ich die Pille abgesetzt gehabt.“

Dann nahm sie Veränderungen im Unterleib wahr, machte einen Schwangerschaftstest. Über das Resultat spricht Lea mit Humor: „Ein Schuss, ein Treffer“ und lacht ein bisschen. Dennoch: „Ich habe Rotz und Wasser geweint. Dabei bin ich ein sehr strukturierter, überlegter Mensch.“

Übers Internet stieß sie auf Pro Femina auf der Suche danach, wie das geht mit Abtreiben. Sie hat Hemmungen, über diese Gedanken zu sprechen. „O je, was werden die von einem denken?“ sagt sie. „Man weiß ja selbst gar nicht, wohin mit sich.“ Aber die Beraterin am Telefon ist mit allen möglichen und unmöglichen anderen Umständen vertraut und hilft ihr, wieder Verbindung zu sich selbst zu bekommen.

„Der Schlüsselmoment war der Herzschlag“

Und abermals: Es tut gut, reden zu können, es ist so erleichternd zu wissen, dass da jemand ist, dem man alles sagen kann, der einen deshalb nicht schief anguckt oder Vorhaltungen macht, der im Gegenteil zuhört, neutral Fragen stellt und nicht bewertet und behutsam einen inneren Raum freischaufelt, in dem die Frau ihren eigenen Willen wahrnehmen und artikulieren kann.

Lea weiß noch genau von dem Moment, der die Entscheidung brachte. Ihre Ärztin untersuchte sie in der gynäkologischen Praxis mit Ultraschall: „Der Schlüsselmoment, das war, als ich den Herzschlag gesehen habe. Da war es um mich geschehen.“ Julia lächelt mit schimmernden Augen, als sie davon erzählt, wie sie ihr Kind angenommen hat.

Im Verlauf der Schwangerschaft heiratete das Paar. Alles ganz wunderbar, mit diesem guten Ausgang! Könnte man denken. Dass es dann so tragisch werden würde, konnte niemand voraussehen. Zwei Tage nach der Geburt eines gesunden Jungen sagte ihr dessen Vater, dass er sie nicht mehr liebe. In der Folge verließ er sie und zog aus der gemeinsamen Wohnung aus. Schock. „Das Bild von Familie, das man hatte, ist kaputtgegangen.“

„Enorm dankbar für all die Energie und Zeit“

Ihr Junge indes ist ein fröhliches, lebhaftes Kind. Faszinierend, seine Mutter zu beobachten, wie sie sich ganz zugewandt um ihn kümmert. Lea spricht in seinen Babylauten mit ihm, bringt ihn zum Lachen, hält ihn an den hochgestreckten Ärmchen, während er tapsig erste Schritte geht. Beim ausgedehnten Spaziergang durch den Zoologischen Garten, zwischen Pinguinen und Erdmännchen, setzt sie ihn auf eine Nilpferdskulptur, was er mit sichtlichem Vergnügen quittiert. Schwer vorstellbar, dass diese Frau einmal nicht Mutter gewesen ist, so wunderbar und gekonnt, wie sie mit ihrem Jungen umgeht.

„Man wächst über sich hinaus. Man hat Kräfte, von denen man gar nichts wusste“ sagt Lea über sich. „Jetzt ist wichtig, was da ist, und nicht die Vergangenheit.“

Lassen wir zum Abschluss Nina zu Wort kommen, die pars pro toto ihre Dankbarkeit zum Ausdruck bringt, so oder so ähnlich, wie es an jenem Pro Femina-Wochenende ungezählte Male zu hören war. „Ich bin der Beraterin enorm dankbar für all die Energie und Zeit, die sie in mich investiert hat, weil es mir so viel weitergeholfen hat. Sie war eine riesen Stütze in so vielen Momenten! Mein ganzer Umkreis kannte schon ihren Namen, weil ich immer wieder geschwärmt hab, wieviel sie mir geholfen hat. Es gab da so einige E-Mails, mit denen hat sie mich enorm unterstützt und mir noch mal mehr Optimismus und positive Energie gegeben.“

(*): Sämtliche Namen geändert. Namen sind der Redaktion bekannt

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Yobo
Vor 10 Monate

Vielen Dank, lieber Herr Rudolf, für dieses beeindruckende und ermutigende Zeugnis und für das "Teilhaben-Lassen" an diesem Pro Femina-Wochenende.
Ein großes Dankeschön an alle Mütter und Väter, die sich trotz widriger Umstände für ihr Kind entscheiden. Ihr seid TOLL! und absolute Helden!
Und natürlich ein ganz großes Dankeschön an Pro Femina für die großartige Arbeit Tag für Tag. Für das Dasein, das Zuhören, das Ermutigen, das Hoffnungschenken….
Ihr alle macht die Welt zu einem besseren und schöneren Ort: eine großartige Online-Nachrichtenseite, alle Mütter und Väter, die „Ja“ sagen und die Arbeit von Pro Femina, die soviel Hoffnung und Nächstenliebe in die Welt bringt. DANKE :-) und Weiter so!

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Yobo
Vor 10 Monate

Vielen Dank, lieber Herr Rudolf, für dieses beeindruckende und ermutigende Zeugnis und für das "Teilhaben-Lassen" an diesem Pro Femina-Wochenende.
Ein großes Dankeschön an alle Mütter und Väter, die sich trotz widriger Umstände für ihr Kind entscheiden. Ihr seid TOLL! und absolute Helden!
Und natürlich ein ganz großes Dankeschön an Pro Femina für die großartige Arbeit Tag für Tag. Für das Dasein, das Zuhören, das Ermutigen, das Hoffnungschenken….
Ihr alle macht die Welt zu einem besseren und schöneren Ort: eine großartige Online-Nachrichtenseite, alle Mütter und Väter, die „Ja“ sagen und die Arbeit von Pro Femina, die soviel Hoffnung und Nächstenliebe in die Welt bringt. DANKE :-) und Weiter so!