Keuschheit rettet Leben
In der Abtreibungsdebatte wird von Pro-Choice-Seite aus nicht selten mit Extrembeispielen argumentiert: Wie könne man eine Frau, oder vielleicht sogar ein minderjähriges Mädchen, dazu zwingen, gegen ihren Willen ein Kind auszutragen, das durch Vergewaltigung gezeugt wurde! Und wie könne man nur verlangen, dass eine werdende Mutter im Falle einer medizinischen Komplikation ihr Leben für einen Embryo oder Fötus aufs Spiels setzt!
Zwar gibt es auch auf solche Einwände gute Antworten im Sinne des Lebensschutzes. Allerdings darf bezweifelt werden, ob es überhaupt sinnvoll ist, sich in der Diskussion auf solche Fälle zu konzentrieren; der Normalfall ist nämlich ein anderer. So ist die Zahl der Abtreibungen, die aufgrund medizinischer oder kriminologischer Indikationen vorgenommen werden, verschwindend gering (wenn auch natürlich jedes getötete Kind eines zu viel ist).
Im Jahr 2021 gab es laut Statistischem Bundesamt 94.596 Abtreibungen, davon kamen 95,8 Prozent im Rahmen der Beratungsregelung zustande, die nur greift, wenn weder medizinische noch kriminologische Gründe für einen Abbruch vorliegen. Das heißt umgekehrt, dass gerade einmal 4,2 Prozent aller Abtreibungen mit den krassen Umständen zu tun haben, die von vielen Abtreibungsbefürwortern am liebsten ins Feld geführt werden. In den USA sind die Zahlen übrigens nicht wesentlich anders.
Kinder sind das natürliche Resultat von Sex
Die überwiegende Mehrheit der Abtreibungen erfolgt also, weil das Kind nicht gewünscht wird, weil es nicht in den aktuellen Lebensplan passt, weil es als finanzielle Belastung oder berufliches Hemmnis wahrgenommen wird. An dieser Stelle ist eine gute und flächendeckende Abtreibungsprävention gefragt, die Müttern, die partout kein Kind wollen, eine sinnvolle, lebensrettende Alternative aufzeigen kann.
Allerdings müsste eine radikale, also wörtlich: an die Wurzel des Problems gehende, Ursachenbekämpfung noch früher ansetzen, und zwar beim Offensichtlichen, aber heute selten Ausgesprochenen: Kinder sind eigentlich das natürliche, normale, erwartbare Resultat von Sex.
Der Zusammenhang von Sex und der Zeugung neuen Lebens hat die Menschheit abertausende Jahre als eine Selbstverständlichkeit begleitet: Obwohl selbstredend niemals jeder geschlechtliche Akt zur Zeugung eines Kindes führte, war doch immer klar, dass der natürliche Zweck des Geschlechtsaktes nichts anderes ist, als Kinder in die Welt zu setzen, sich fortzupflanzen.
Die trügerische und fragile neue Normalität
Wie spätestens das Christentum erkannt hat, ist dieser natürliche Zweck zugleich ethisch hoch bedeutsam. Denn durch Sex entstehen keine Dinge, sondern Lebewesen, und beim Menschen eben nicht irgendwelche Lebewesen, sondern Personen mit einer unveräußerlichen Würde. Als Kinder sind sie zudem natürlicherweise darauf angewiesen, dass sich ihre Eltern um sie kümmern, sie pflegen und erziehen, so dass sie ihr Personsein zu voller Blüte entfalten können.
Dieser von der Natur her selbstverständliche Zusammenhang ist seit der sexuellen Revolution des vergangenen Jahrhunderts, die im Grunde eine kontrazeptive Revolution war, gar nicht mehr so selbstverständlich. Die massenhafte Verbreitung und völlige Normalisierung von Verhütungsmitteln, allen voran der Pille, hat dafür gesorgt, dass Sex ohne Zeugung eines Kindes heute als der Normalfall in Erscheinung tritt. Der primäre Zweck von Sex ist nicht mehr die Prokreation, sondern die hedonistische Bedürfnisbefriedigung.
Diese neue Normalität ist aber eine trügerische und fragile, weil sie der Natur beständig abgetrotzt werden muss: Eine kleine Unachtsamkeit oder ein (bei der Massenproduktion letztlich unvermeidbarer) Materialfehler reichen aus, damit sich das Leben eben doch wieder einen Weg bahnt.
Ein tödlicher Nebeneffekt des sexuellen Hedonismus
Dieses Leben muss dann aber unter den verhütungstechnischen Vorzeichen, die die natürliche Normalität in ihr Gegenteil verkehrt haben, geradezu zwangsläufig als Abirrung von der Norm erscheinen. Wo aber neues menschliches Leben standardmäßig nicht mehr als das natürliche Produkt des Geschlechtsaktes, sondern als ein Unfall gesehen wird, da liegt es auch nicht mehr fern, den „Fehler“ einfach auszumerzen.
In den allermeisten Fällen ereignet sich das Übel der Abtreibung, weil Menschen verlernt haben, Sex als einen ehrfurchtgebietenden Akt zu betrachten, und sich stattdessen der Illusion hingeben, es könne so etwas wie „casual sex“, bedeutungslosen Gelegenheitssex, geben. Das wiederum hat zur Folge, dass diese Leute nicht bereit sind, für die schwerwiegendste Konsequenz ihres Tuns – neues Leben – geradezustehen.
Abtreibung ist, mit anderen Worten, zu großen Teilen ein tödlicher Nebeneffekt des durch Kontrazeptiva ermöglichten sexuellen Hedonismus unserer Zeit. Abhilfe ist wie bei jeder sittlichen Verirrung nur im Tugendtraining zu suchen. Konkret ist in diesem Fall die Tugend der Keuschheit gefragt.
Gefragt sind Ehrfurcht und Verantwortungsbereitschaft
Um Missverständnisse zu vermeiden: Keuschheit meint nicht zwangsläufig Enthaltsamkeit, auf die sich – im scharfen Gegensatz zum Zeitgeist – etwa die 31-jährige Oberösterreicherin Bernadette Lang an Mariä Himmelfahrt verpflichtet hat, indem sie sich zur Ewigen Jungfrau weihen ließ.
Um keusch zu sein, wird nicht ganz so viel von uns verlangt. Gefragt ist dazu jene Ehrfurcht, die damit rechnet, dass Sex zu neuem Leben führt, für das es Verantwortung zu übernehmen gilt. Und gefragt ist wahre Verantwortungsbereitschaft. Diese Haltung ist zugegebenermaßen heute so gut wie völlig in Vergessenheit geraten, und es scheint schwer vorstellbar, Keuschheit wieder in den ethischen Kanon aufzunehmen.
Wenn es aber gelänge, dann wäre zugleich eine entscheidende Wende von der aktuell herrschenden Kultur des Todes hin zu einer neuen Kultur des Lebens vollzogen.
Diese Perspektive,die ja mit der Sichtweise Gottes übereinstimmt, gehört flächendeckend sowohl in den Religions- als auch in den Biologieunterricht. Die Alternative der Keuschheit wird gar nicht mehr gedacht oder gilt als überholt, leider.
Es ist nun kein Zufall, daß viele Männer ein Unwohlsein über Kondome empfinden, das nicht darin begründet ist, daß man "weniger fühlt". Es fühlt sich einfach nicht richtig an, das zu verhüten, was der unterbewusste Antrieb (Begierde) dafür ist, was man im Stande steht zu tun (den Sex). Und das ist auch völlig logisch: Warum sollte ich eine Handlung, die ich begehe, gleichzeitig verhüten?
Das ist doch mal ein wahres Paradox, oder nicht? Ich bin wahrlich kein fester Christ, doch muss ich oft daran denken, daß der Teufel ein "Verdreher" und ein Gegenteiligmacher und Falschnenner genannt worden ist. Das ist doch mal ein passendes Bild: Denn die Wollust verleitet dazu, in eine derartige Paradoxie einzutreten, in der man seine eigenen tiefen Motivationen bekämpft.
Das zeitigt großes Unglück. Mit meiner Partnerin habe ich schon viel geschlafen. Sie ist älter als ich und hat nun Kinderwunsch. Wir werden uns bald verlassen müssen.
Diese Perspektive,die ja mit der Sichtweise Gottes übereinstimmt, gehört flächendeckend sowohl in den Religions- als auch in den Biologieunterricht. Die Alternative der Keuschheit wird gar nicht mehr gedacht oder gilt als überholt, leider.
Es ist nun kein Zufall, daß viele Männer ein Unwohlsein über Kondome empfinden, das nicht darin begründet ist, daß man "weniger fühlt". Es fühlt sich einfach nicht richtig an, das zu verhüten, was der unterbewusste Antrieb (Begierde) dafür ist, was man im Stande steht zu tun (den Sex). Und das ist auch völlig logisch: Warum sollte ich eine Handlung, die ich begehe, gleichzeitig verhüten?
Das ist doch mal ein wahres Paradox, oder nicht? Ich bin wahrlich kein fester Christ, doch muss ich oft daran denken, daß der Teufel ein "Verdreher" und ein Gegenteiligmacher und Falschnenner genannt worden ist. Das ist doch mal ein passendes Bild: Denn die Wollust verleitet dazu, in eine derartige Paradoxie einzutreten, in der man seine eigenen tiefen Motivationen bekämpft.
Das zeitigt großes Unglück. Mit meiner Partnerin habe ich schon viel geschlafen. Sie ist älter als ich und hat nun Kinderwunsch. Wir werden uns bald verlassen müssen.