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Familiengründung

Mein erstes Jahr als Vater

„Überlass dem Herrn die Führung deines Lebens und vertraue auf ihn, er wird es richtig machen.“

Dieser Vers aus dem Psalm 37 steht für mich sinnbildlich für das Gottvertrauen im Leben – und in der Vaterschaft, welche ich nun seit über einem Jahr ausfüllen darf.

In der heutigen Zeit werden Familien überschwemmt mit Informationen. Das betrifft unter anderem den ungezügelten Konsum (Eltern-Ratgeber, Spielzeuge, etc.), Angstpropaganda (wie zum Beispiel in der Covid-19-Pandemie: „Kinder als Pandemietreiber“, die die Großeltern infizieren könnten) und geschmacklose Ansätze, welche die Grundstruktur des Lebens und des Seins infrage stellen. Beispiele hierfür sind der Zweifel am biologischen Geschlecht und eine damit verbundene Identitätskrise, die Idee, Schwangerschaftsabbrüche auch ohne medizinische Indikation noch nach der 12. Woche zu legalisieren sowie das Diffamieren von legitimen Meinungen innerhalb der Gesellschaft. Die Aufführungen sind leider unvollständig.

All diese angeblichen Krisen und Herausforderungen könnten jemanden durchaus davon abhalten, sich für Nachwuchs zu entscheiden. Meine Frau und ich haben aber erkannt, dass es etwas gibt, das größer ist als diese Dinge. Es ist das Geschenk des Lebens selbst!

Ein Geschenk des Herrn

Die gerade erwähnten negativen Aspekte erschienen mir nach einem sehr schönen Februartag als unwichtig, obwohl ich mich viele Jahre über sie echauffiert habe.

An diesem besagten Tag im Februar 2024 hat meine Frau unseren Sohn geboren, und ich durfte diesem Wunder selbst beiwohnen. Ein Wunder, welches wahrhaftig ein biblisches Ausmaß hat, denn wie schon im Psalm 127,3 steht, sind „Kinder […] ein Geschenk des Herrn, sie sind ein Lohn aus seiner Hand“.

Alles begann jedoch im Juni 2023, als meine Frau und ich das erste Mal den Herzschlag des wenigen Wochen alten Babys sahen und hörten. Ein Lebewesen, zu diesem Zeitpunkt nicht größer als ein Reiskorn, mit einem schlagenden Herzen. Wer da nicht von Leben spricht, dem ist nicht mehr zu helfen! Es war einfach unglaublich, die Schönheit meiner Frau und der Mutter meines Kindes sowie die Veränderungen des sich noch im geschützten Mutterleib befindlichen Lebens zu betrachten und zu erleben.

Ein Fundament aus Anstand und Liebe

Das menschliche Zusammenleben, wie ich es als Kind erleben durfte, gab mir Sicherheit und Halt. Es erfüllt mich heute noch mit Freude, wenn ich meine Eltern sehe, und ich bin unglaublich dankbar für das, was mir von meiner Familie ermöglicht wurde. Sie lehrten mich, was gut und richtig ist, gutes Benehmen und dass es nichts gibt, was selbstverständlich ist.

Anstand, Würde und Liebe wurden mir in die Wiege gelegt. Außerdem wurde mir beigebracht, berechtigte Zweifel zu hegen, wenn jemand an diesem ehrlichen, guten und schönen Fundament rüttelt. Unser Sohn soll ebenso auf diesem Fundament aufbauen können. Er wird geliebt, von uns als Eltern, aber auch von Gott.

Vatersein in der heutigen Zeit

Wie man die Vaterschaft in der heutigen Zeit sehen oder annehmen sollte, kann ich nur aus meinem Blickwinkel beurteilen.

Mein Verhalten ist ebenfalls geprägt von den vorherigen Generationen, deren Erzählungen und Ratschlägen. Für mich ist es klar, dass ich für meinen Sohn da sein möchte und sich die Fürsorge und Beachtung nicht nur auf gelegentliches Spielen im Garten nach der Arbeit bezieht. Vollumfänglich in der Rolle als Begleiter und Unterstützer aufzugehen, ist aber heute noch nicht selbstverständlich.

Entweder gibt es große „Lobeshymnen“ für Tätigkeiten, die meiner Meinung nach selbstverständlich sind (wickeln, füttern, Brei zubereiten usw.) oder es werden die Rollenbilder so gelebt, wie sie sich in der Gesellschaft in den letzten Jahrhunderten etabliert haben. Es gibt Männer, die offen und direkt sagen, dass es für sie keine Elternzeit und Teilzeitarbeit geben kann.

Der Spagat zwischen Mitgestaltung, der Übernahme von Verantwortung und dem Zusammenspiel zwischen Mutter und Vater ist nicht immer leicht. Dieser kann jedoch bewältigt werden, wenn man sich über einige Dinge im Klaren ist. Man darf es heutzutage fast nicht mehr sagen, aber tatsächlich können nur Frauen einen Säugling an ihrer Brust stillen. Das war schon immer so und wird auch immer so sein, denn „als Mann und Frau schuf er sie“ (Mose 1,27). Dies ist Männern nicht möglich, jedoch können Männer eine Babyflasche mit Muttermilch füllen und diese dem Säugling geben, wenn die Mutter zum Beispiel einen wichtigen Termin hat oder schlicht und ergreifend einmal einen halben Tag im Büro verbringen muss.

Kripobeamter Peter Heinemann geht mit seinem Sohn im Kinderwagen spazieren, 2024

Die Stärke des Vaters in anstrengenden Phasen, welche die Mutter während der ersten Monate durchlebt (Milchdrüsenentzündung, Stilldemenz etc.), sollte nicht unterschätzt werden. Manchmal ist es nur eine Geste, wie beispielsweise ein Glas Wasser ans Bett zu stellen. Oder es geht um die Betreuung des Kindes für mehrere Stunden, wenn die Mutter sich aufgrund der körperlichen Anstrengungen erholen muss.

Es ist also ein ständiges Ausloten, angepasst an die Situation und das Bedürfnis des Babys, der Mutter und der gesamten Familie.

Ein familienfreundlicher Staat?

Auch das finanzielle Auskommen der Familie muss natürlich gesichert sein. Hier kann man auch staatliche Zuwendungen wie das Eltern- und Mutterschaftsgeld in Betracht ziehen. Dies sollte politisch bei einem langfristigen Schrumpfen der deutschen Bevölkerung eigentlich an erster Stelle stehen. Sowohl private als auch staatliche Investitionen in den Nachwuchs sind unabdingbar, um das bestmögliche Heranwachsen zu gewährleisten und unser Sozialsystem langfristig zu erhalten.

Aber anstatt diese finanzielle Hilfe auszubauen oder aufzustocken, wurde sie – und damit verbunden die kostbare Familienzeit – von der gescheiterten Ampel-Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP beschnitten. Seit dem 1. April 2024 ist es für die Eltern nur noch möglich, gleichzeitig einen Monat Basiselterngeld zu beziehen. Zudem ist der maximale Betrag in Deutschland auf 1.800 Euro gedeckelt. Eine inflationsbedingte Anpassung erfolgte innerhalb der letzten Jahre nicht. Somit ist das Elterngeld eine der wenigen Sozialleistungen, welche innerhalb der letzten Jahre gar nicht erhöht wurde.

In den Niederlanden liegt der Betrag bei maximal 2.500 Euro. In Schweden gibt es 480 Tage bezahlten Elternurlaub für Mutter und Vater. Deutschland hat es nicht einmal geschafft, die Mindeststandards nach europäischem Recht einzuführen – dies wären zehn Tage zusätzlicher bezahlter Vaterschaftsurlaub. Und das, obwohl die Regelung bis zum 2. August 2022 umgesetzt werden sollte! Eine familienfreundliche Politik, welche das Leben und den Nachwuchs fördert, stelle ich mir anders vor.

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Auch Kämpfe mit dem Arbeitgeber können nicht immer vermieden werden. Leider gibt es noch viele ältere Führungskräfte, die kaum Verständnis für eine moderne Vaterschaft aufbringen – auch in Form von Teilzeit-Arbeit. Ebenso wird das mobile Arbeiten in gewissen Unternehmen noch immer mit Argwohn betrachtet, wenngleich sich durch die Verbreitung von Home-Office-Arbeit nach der Corona-Zeit hier manches entspannt hat.

Meine Frau und ich haben uns allerdings einen Jahresplan erstellt, in dem wir festhalten, wer wann und wie viel arbeitet. Auf diese Weise können wir es schaffen, unseren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen und unserer neuen Rolle als Eltern gerecht zu werden.

Ein wunderbares Abenteuer mit Herausforderungen

Der Blick in die Augen unseres Sohnes lässt alle Sorgen verschwinden und bestärkt uns immer wieder aufs Neue darin, das Leben zu genießen und die Welt auch ab und an spielerisch zu erkunden. Das erste Mal zu sehen, wie das eigene Kind schaut und wie seine Augen glitzern, wenn es über eine Wiese krabbeln kann oder das Gesicht verzieht, wenn es den ersten Brei verspeist, ist unbezahlbar.

All die bürokratischen Hürden bezüglich der Anträge und Bescheide, Impfaufforderungen etc. erscheinen uns plötzlich ganz klein, wenn wir unserem Kind beim Spielen und Interagieren zusehen. Wir sind uns als Ehepaar darüber einig, dass meine Frau nach knapp zehn Monaten wieder Vollzeit arbeiten geht. Einen Großteil hiervon kann sie von zu Hause im mobilen Arbeiten erledigen. Ich werde in meiner Elternzeit ab dem zehnten Monat nicht mehr als 60 Prozent arbeiten, teilweise auch von zu Hause. Ich werde für meinen Sohn da sein und ihn zum Teil betreuen. Unter Einbindung einer uns bekannten Tagesmutter aus unserem Dorf können wir gewährleisten, dass er bis zum Beginn der Kindergartenzeit gut behütet ist und liebevoll aufwachsen darf.

Ich wickle, koche (was ich sowieso immer schon leidenschaftlich gern gemacht habe), jogge mit ihm und gehe mit ihm zur Krabbelgruppe, wo ich meistens der einzige Vater bin. In Frauenrunden kann man als Vater auch hin und wieder das Gefühl vermittelt bekommen, als würde man selbst nicht wissen, wie man ein Kind erzieht und für es sorgt. Dann muss man sich trauen, auch dort seinen Mann zu stehen und einer anderen Frau zu widersprechen. Auch wir haben es schließlich in den Genen, denn wir sind ebenso nach Gottes Ebenbild geschaffen wie die Frau.

Starke und anständige Männer braucht dieses Land mehr denn je

Wenn meine Frau zum Büro fahren muss, dann gebe ich meinem Sohn auch hin und wieder die Flasche. Es macht Spaß und erfüllt mich mit Freude, auch wenn es diese Momente der Erschöpfung gibt. Diese Bürde gehört dazu, das war uns durchaus bewusst. Bestandteil der Vaterschaft beziehungsweise generell der Elternschaft ist es, für seinen Nachwuchs zu sorgen. Ihn zu beschützen und ihn zu fördern. Hierzu gehören manchmal auch die Augenringe oder ein weiteres graues Haar.

Als Fazit kann ich festhalten, dass mehr Väter sich in dieses Abenteuer stürzen sollten. Kämpfe mit Führungskräften oder anderen Müttern auszufechten ist wichtig, denn starke und anständige Männer braucht dieses Land mehr denn je. Männer, welche das Wahre, Schöne und Gute bewahren und fördern. Männer, stürzt euch in das Abenteuer der Vaterschaft!

Ich freue mich schon auf all die Abenteuer, welche ich noch zusammen mit meinem Sohn und meiner Ehefrau erleben darf!

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