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Münchner Marsch fürs Leben

Sie sind jung, pro life und sie gehen dafür auf die Straße

Alexandra, Vinzenz, Miguel, Clara und Helena eint zwei Dinge: Sie sind jung und sie sind pro life. Am kommenden Samstag gehen sie dafür auf die Straße. Dann findet nämlich zum vierten Mal der Münchner Marsch fürs Leben statt. Warum ist den jungen Leuten der Lebensschutz ein so großes Anliegen, dass sie dafür ein Zeichen setzen wollen und dafür Anfeindungen und Hass in Kauf nehmen müssen? Fünf Porträts über fünf mutige, junge Menschen.

„Nein, es ist nicht egal“

Clara

Obwohl Clara erst 19 Jahre alt ist, leitet sie schon eine Pro-Life-Studentengruppe in Regensburg. Ehrenamtlich natürlich. Die Vereinigung würde gerne als offizielle Hochschulgruppe anerkannt sein. Zweimal haben sie schon einen Akkreditierungsantrag gestellt. Ohne die Akkreditierung dürfen sie keine Flyer an der Hochschule verteilen, keine Veranstaltung bewerben und keinen Raum für Treffen haben. Ihr Antrag wurde beide Male abgelehnt. Nun geht die Gruppe rechtlich dagegen vor. Juristische Unterstützung erhalten sie von der christlichen Menschrechtsorganisation ADF.

Die Lehramtsstudentin für Deutsch und Geschichte engagiert sich für das Leben, da „es unvorstellbar ist, dass es Abtreibungen im 21. Jahrhundert noch gibt“, erzählt sie gegenüber Corrigenda. „Jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke, bekomme ich eine innerliche Wut. Es ist alles so scheinheilig. Wir wollen wissenschaftlich sein, wir wollen Menschenrechte schützen wo es nur geht, wir wollen alle Menschen einbinden. Dann kommt es zu diesem Thema und es dreht sich einfach alles um“, erklärt Clara. Für sie ist Abtreibung das größte Verbrechen, das es gibt. „Der Wert einer Gesellschaft misst sich auch daran, wie sie Alte und Kinder behandelt“, sagt sie. 

Oft verteilen Clara und ihre Mitstreiter der Pro-Life-Gruppe Flyer auf den Straßen und kommen mit Menschen ins Gespräch. „Die Haltung zu Schwangerschaftsabbruch von 90 Prozent der Menschen ist: ‘Ich habe dazu keine Meinung, das muss jede Frau für sich selbst entscheiden’“, berichtet Clara. Hinter diesem Satz versteckten sich die Leute, ist sich die ehrenamtliche Leiterin sicher. Ihre Aufgabe sei es, klarzustellen: „Nein, es ist nicht egal“. Dafür müsse die Gesellschaft sensibilisiert werden. 

Clara war das erste Mal beim Marsch fürs Leben in Berlin, als sie 15 Jahre alt war. Schon ihre Eltern gingen auf verschiedene Märsche für das Leben. Diese bedeuten für Clara vor allem einen Motivationsschub. Oft fühle man sich im Alltag als einsamer Kämpfer für das Anliegen. „Doch bei der riesigen Anzahl an Menschen, die so fröhlich mitlaufen, kriegt man eine innere Motivation. Es ist nicht vergebens, für was man kämpft.“ 

„Mich gibt es nur, weil sich meine Oma für das Leben entschieden hat“

Miguel

Der neunzehnjährige Miguel wurde mit dem Thema Abtreibung zum ersten Mal so richtig in der neunten Klasse konfrontiert. „Ich war noch nie nicht pro life“, erzählt der junge Mann mit brasilianischen Wurzeln. „Aber das Bekenntnis dazu habe ich erst durch die Konfrontation mit der Gegenseite bekommen“. Da habe er angefangen, sich intensiv mit Argumenten für und gegen Abtreibung auseinanderzusetzen. Wie läuft eine Abtreibung eigentlich ab? Welche Fakten stimmen wirklich? 

Im Schulfach Religion wurde über Schwangerschaftsabbruch diskutiert. Meist war Miguel der Einzige, der für eine Pro-Life-Haltung eintrat und Abtreibung kritisch sah. „Es gab eine ‘stille Mehrheit’, die meine Argumente nachvollziehen konnte, aber keinen Mut besaß, ihre Ansicht zu äußern“, erinnert sich der angehende Ingenieur. Die Diskussionen seien aggressiv und emotional gewesen. „Man kam mit sachlichen Argumenten kaum voran. Es hat sich nicht angefühlt, als wolle die Gegenseite diskutieren, sondern einfach ihren Frust rauslassen“, meint Miguel. 

Mit Männern, die sich explizit für Abtreibung einsetzen, geht der Münchner hart ins Gericht: Er nennt sie „schwache Männer“ und „Feiglinge“. Warum? „Weil sie am meisten von Abtreibung profitieren. Sie kommen immer besser davon, weil sie nicht schwanger werden können.“ Er kritisiert, viele Abtreibungen würden geschehen, weil der Vater Druck auf die Mutter ausübe. „Was gibt es Feigeres, als Geschlechtsverkehr zu haben und die Konsequenzen davon allein auf die Frau abzuwälzen und keine Verantwortung zu übernehmen?“, hält Miguel fest. 

Seiner Meinung nach ist Abtreibung kein reines Frauen-Thema, denn jedes Kind habe einen Vater, der zu 50 Prozent dafür verantwortlich sei. Deshalb habe der Vater ein Mitspracherecht. „Wenn Männer nicht gegen Abtreibung argumentieren dürfen, weil ihre Meinung sowieso nicht zählt, dann sollen sie auch nicht dafür argumentieren dürfen“, folgert Miguel. 

Miguel ist von dem Thema Abtreibung indirekt betroffen: Sein Vater wurde als Kind adoptiert. Miguels biologische Oma hätte eine Abtreibung erwägen können. „Meinen Vater, meine Schwester und mich gibt es nur, weil meine Oma sich für das Leben entschieden hat.“

Ein zweites Mal nachdenken

Vorschau Alexandra
Alexandra

Alexandra reist und arbeitet gerade sehr viel. Die 19-Jährige macht ein sogenanntes Zwischenjahr. Vergangenes Jahr erlangte sie das Abitur, im Herbst möchte sie studieren. Für ein Thema jedoch unterbricht die Badenerin ihren Alltag: Lebensschutz. Die Katholikin ist in keiner Pro-Life-Gruppe organisiert, war aber bereits einmal auf dem Münchner Marsch fürs Leben. Auch dieses Jahr fährt sie wieder in Bayerns Hauptstadt. „Für mich ist das die perfekte Gelegenheit, um für meine Werte einzustehen“, sagt Alexandra im Gespräch mit Corrigenda. „Ich möchte ein Statement abgeben, dass mir die ungeborenen Kinder, die Familien, aber vor allem die Mütter wichtig sind.“ 

Ein weiterer Grund für ihre Teilnahme an der Kundgebung am kommenden Wochenende ist die Gemeinschaft. „Es gibt sonst nicht so viele Gelegenheiten, bei denen man gemeinsam mit Gleichgesinnten ist und sich austauschen kann“, zeigt sich die 19-Jährige begeistert. „Ich möchte auch zeigen, dass es noch eine andere Sicht gibt auf das Thema.“ Was meint sei damit? „Abtreibung wird oft als vermeintlich leichtester Weg gesehen und das wird auch von der Gesellschaft so akzeptiert. Dabei wäre es wichtig, sich eine eigene Meinung zu bilden und vor allem ein zweites Mal über das ganze Thema nachzudenken.“ 

Das möchte sie auch allen jungen Frauen mit auf den Weg geben. „Man kennt ja auch Frauen, die in so einer Situation sind und man kann ihnen besser helfen, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt hat.“ Hilfe statt Abtreibung, dafür möchte Alexandra am Samstag ein Zeichen setzen.

Auch allerkleinste Menschenkinder haben ein Lebensrecht

In diesem Jahr wird es schon zum dritten Mal sein, dass Vinzenz am Marsch fürs Leben in München teilnimmt. Der Lehramtsstudent aus Regensburg findet, dass es eine „gute Sache ist, dabei zu sein“, und bei der Kundgebung hat er „durchweg gute Erfahrungen gemacht“: „Schön ist, dass man viele andere Jugendliche trifft, die die gleiche Überzeugung haben. Das gibt einem Halt und Zuversicht, und man stützt sich auch gegenseitig bei dieser Aufgabe, die nicht immer leicht ist und deren Sinn viele ablehnen.“ Vinzenz ist durch seine Eltern und Großeltern katholisch geprägt worden, der Glaube ist ihm ganz selbstverständlich. 

Vinzenz

Später in der Schule und der Freizeit wurden weitere Weichen auf Gleise des Lebens gestellt: Dort, so schildert es Vinzenz, vertieften sich seine Überzeugungen über das Lebensrecht eines jeden Menschen, egal wie jung oder alt, wie gesund oder krank derjenige ist, gerade auch mit Blick auf die allerkleinsten Menschenkinder, die noch nicht einmal geboren und schon gefährdet sind. Damals kam er das erste Mal mit der Thematik des Schwangerschaftsabbruchs in Berührung. Später, schon an der Uni, machte er gelegentlich mit Gleichaltrigen bei Aktionen einer örtlichen Pro-Life-Gruppe mit. 

Aber Vinzenz betont: „Ich finde, dass man nicht unbedingt einen religiösen Hintergrund haben muss, um gegen Abtreibung zu sein. Für das Lebensrecht ungeborener Menschen kann man sich auch mit wissenschaftlichen Argumenten einsetzen. Dass bei der Befruchtung schon ein neuer Mensch gezeugt wird, dafür brauche ich nicht unbedingt den Glauben.“ Vinzenz freut sich auf den bevorstehenden Marsch fürs Leben in der Münchner Innenstadt: „Mit anderen zusammen zu sein, motiviert einen weiterzumachen.“

„Als Christ kann es einen nicht kalt lassen, dass alljährlich 100.000 Kinder vorgeburtlich getötet werden“

Dass Helena schon dreimal auf den Münchner Marsch fürs Leben gegangen ist, dafür gibt es ein Schlüsselergebnis: Kurz nach dem Abitur war sie auf einem Auslandsaufenthalt, und eines Abends, auf einer Party im Studentenwohnheim, kam unter den jungen Leuten das Gespräch unwillkürlich auf Schwangerschaftsabbrüche, und eine Austauschstudentin aus den Niederlanden „war total erstaunt, dass ich dagegen war“. Es gab eine Diskussion, ein Wort gab das andere, man redete völlig aneinander vorbei und ging im Missklang auseinander, wie die 22-Jährige in der Rückschau erzählt. 

„Gefühlsmäßig war ich zwar schon immer gegen Abtreibung“, erzählt sie Corrigenda, aber es fehlte ihr eine sachliche Untermauerung. „Danach habe ich gedacht, hey, das kann doch irgendwie nicht sein, und habe mich belesen und geschaut, welche Argumente es jeweils gibt, welche Pro-Choice- und Pro-Life-Perspektiven“. Sie bestellte sich ein Buch, recherchierte im Internet, hörte Podcasts und ging mit 19 erstmals auf den Marsch fürs Leben in München. „Und das hat mir total gefallen, dass andere, normale Jugendliche da mitgingen – und es war nicht so das Narrativ der ‘alten, weißen Männer’, sondern so jung und dynamisch“, zeigt sich Helena begeistert. 

„Ich find’s richtig, dass man auch öffentlich ein Zeichen setzt auf der Straße, neben Beten und Petitionen, dass man nicht mit Abtreibung einverstanden ist und dagegen kämpft“, sagt Helena. Denn sonst entstünde und festige sich der Eindruck, dass die Gesellschaft mit der gängigen Abtreibungspraxis d’accord gehe. „Und ich denke mir halt auch, dass man gerade als Christ nicht mit den Schultern zucken und es einen nicht kalt lassen kann, dass alljährlich 100.000 Kinder vorgeburtlich getötet und Frauen nicht vor der Abtreibung bewahrt werden.“ Es sprudelt nur so aus ihr heraus, Helena scheint kaum zu bremsen: „Natürlich ist der Glaube die Basis für mein ganzes Leben, aber bei Abtreibung ist der Glaube nicht das stärkste Argument! Denn man kann gegen die Abtreibung sein aus biologischer, philosophischer, ethischer und politischer Sicht.“

 

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Kommentare

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Kommentar
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Thomas Abraham
Vor 3 Wochen

Ich werde auch am 13 April zusammen mit Shalom World Deutsch dabei sein. Ihr seid alle ein große Inspiration. Danke euch…🫶🏽💝
Lieber Franz,Danke dass du bei uns am Samstag im Herzen.

https://youtu.be/w-snjp1PyBI

3
Franz
Vor 3 Wochen 1 Tag

Schade, dass ich nicht dabei sein kann.
Vielen Dank an die Jugend für das starke Statement.
Ich bin am Samstag Im Herzen bei Euch.

1
Torsten
Vor 2 Wochen 2 Tage

Ich war gestern das erste Mal in München dabei. Nach der verleumderischen Doku vom ZDF über die "rechte" Lebensschutzbewegung und die angeblich von rechts unterwanderten Märsche für das Leben, habe ich mir gedacht, dass ich den Marsch für das Leben unterstützen muss. Und es hat sich gelohnt. Es war ein friedliches, freundliches 'Fest für das Leben' mit vielen unterschiedlichen Teilnehmern: Jung, Alt, groß, klein, mit Kindern und ohne. Eine tolle Demonstration für das Leben!!!

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Bruno
Vor 3 Wochen

Starke Statements.

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Thomas Abraham
Vor 3 Wochen

Ich werde auch am 13 April zusammen mit Shalom World Deutsch dabei sein. Ihr seid alle ein große Inspiration. Danke euch…🫶🏽💝
Lieber Franz,Danke dass du bei uns am Samstag im Herzen.

https://youtu.be/w-snjp1PyBI

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Franz
Vor 3 Wochen 1 Tag

Schade, dass ich nicht dabei sein kann.
Vielen Dank an die Jugend für das starke Statement.
Ich bin am Samstag Im Herzen bei Euch.