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Internationaler Kinderhandel

Sound of Freedom: Nur ein QAnon-Verschwörungsfilm?

Die Amerikanerin Sarah Geringer weint, nachdem sie „Sound of Freedom“ gesehen hat und bittet in einem YouTube-Video ihre Zuschauer darum, den Spielfilm über Kinderhandel in Lateinamerika unbedingt anzusehen. Wenn man sich fragt, wieso der Film in den USA so erfolgreich ist, obwohl er von einflussreichen Medien als „Verschwörungsquatsch“ abgetan wird und in nicht vielen Kinos läuft, muss man auf Menschen wie Sarah schauen, auf die amerikanischen Bürger, die sich als „We the People“ identifizieren. Ihnen gegenüber stehen Medienkonzerne mit der Zeitschrift Rolling Stone oder der Fernsehsender CNN, die alles tun, um den Film schlechtzumachen.

Der Journalist Mike Rothschild sagte auf CNN, solche Filme seien aus „moralischer Panik, „gefälschten Statistiken“ und „Angst“ entstanden. Insbesondere „Sound of Freedom“ bediene QAnon-Verschwörungstheorien. Der Rolling Stone schrieb in einem abfälligen Artikel, es handele sich um ein „Superhero Movie for Dads with Brainworms“, einen „Triumph für QAnon Believers“. Die englische Zeitung The Guardian betitelt ihre Rezension mit „QAnon adjacent Thriller seducing America“.

Den Vogel schießt aber die Süddeutsche Zeitung (SZ) ab. Sie warnt vor „QAnon in den Charts“ und bespielt gleich die ganze Klaviatur: „Gefeiert wird der Erfolg in den Foren der radikalen QAnon-Bewegung, die glaubt, dass reiche Eliten Kinder gefangen halten, um an ihr Adrenochrom zu kommen – eine moderne Variante mittelalterlicher, antisemitischer Hetzgeschichten, denen zufolge Juden das Blut christlicher Kinder trinken.“ Der Hauptdarsteller in „Sound of Freedom“, Jim Caviezel, behaupte im Podcast Bannon’s War Room“ von Steve Bannon, dem ehemaligen Chefstrategen Donalds Trump, dass Adrenochrom bei Kindern in Todesqualen entstehe und als „Elitedroge“ genutzt werde, die diejenigen jünger aussehen lasse, die es konsumieren. Das alles seien, so konstatiert die SZ, „QAnon-Hirngespinste“.

Steve Bannons Frage, Jim Caviezels seltsame Antwort

Besonders dieser Vorwurf, dass eine reiche Elite Kinder entführe, töte und aus einer Substanz ihres Blutes ein Verjüngungsserum produziere, gilt auch als Kernbehauptung der QAnon-Gruppe. „Bannon’s War Room“ ist nicht auf YouTube verfügbar. Man muss schon auf das Videoportal „Rumble“ ausweichen, um ihn zu finden. In dem Interview stellt Bannon die Frage (ab Minute 6.16), was die „Nachfrage“ („demand“) an so vielen Kindern generiere. Ob es neben der Pädophilie und dem Organhandel noch andere Ursachen gebe. Caviezel antwortet mit „Adrenochrom“.

Wer sich informiert, liest, dass Adrenochrom ein Stoffwechselprodukt von Adrenalin ist, das sich durch die Oxidation von Adrenalin gewinnen lässt. Es müssten zur Herstellung von Adrenochrom daher keine Kinder getötet werden. Adrenochrom hat eine antioxidative Wirkung, die die Haut verjüngen kann.

Warum Caviezel, der auch Jesus in Mel Gibsons „Die Passion Christi“ spielte, behauptet, dass Adrenochrom eine wichtige Rolle im Kinderhandel spiele, ist nicht nachvollziehbar. Ob Caviezel hier mit Verschwörungstheorien PR machen will oder etwas verschweigt, darüber kann man nur spekulieren. Jedenfalls stellt er damit auch den Film in eine Ecke, in die er nicht hingehört, denn „Sound of Freedom“ verbreitet keine Verschwörungstheorien. Adrenochrom hat nichts mit dem Film zu tun. Es kommt gar nicht vor.

Gibt es ein Massenphänomen des Kinderhandels?

Dass die Süddeutsche Adrenochrom und Antisemitismus mit dem Film verbinden will, kann man nur als Ablenkungsmanöver werten, um sich nicht sachlich mit dem Film und seinen Thesen auseinandersetzen zu müssen. Zumal der Film berühmte jüdische Unterstützer hat wie Ben Shapiro. Die SZ hat eine Verleumdungskampagne gestartet, die vom eigentlichen Thema ablenkt. Es geht in „Sound of Freedom“ nicht um die Frage, ob Kinder für Adrenochrom ermordet werden und ob Antisemitismus im Spiel ist. Es geht um die Frage, ob es das Massenphänomen des Kinderhandels gibt, gegen das wir als Westen mit allen Mitteln vorgehen müssen.

Interessanterweise sind die Medien in den USA insgesamt recht vorsichtig. Viele US-Medien reden den Film nicht in Grund und Boden. Selbst die Zeitung New York Times tut das nicht – dazu ist er mittlerweile zu erfolgreich. Denn die Bürger Amerikas haben bereits entschieden, wem sie glauben.

Deutlich zeigt sich die Spaltung zwischen Medienkritikern und der Öffentlichkeit auch auf dem bekanntesten US-Filmbewertungsportal „Rotten Tomatoes“. Während mediale Kritiker den Film mit 72 Prozent eher mittelmäßig bewertet haben, haben die Zuschauer einen Score von 100 Prozent abgegeben. Die Zuschauerbewertung ist kein Wunder. „Sound of Freedom“ kann nur einen Psychopathen kaltlassen. In weniger als fünf Minuten wird man bereits zum Weinen gebracht.

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Eine junge Frau wirbt Kinder unter dem Vorwand eines „Castings“ an. Dafür mietet sie in Honduras ein Hotelzimmer und bittet die Eltern am Abend wiederzukommen. Jetzt beginnt das grausame Spiel. Die Kinder werden gefilmt, geschminkt und in Szene gesetzt. Sie sehen sich bereits als Stars und freuen sich auf eine erfolgreiche Karriere. In Wirklichkeit werden sie fotografiert und gefilmt, um für Kinderschänder interessant zu sein.

Danach werden die Kinder wie Fracht behandelt. In Transporter geladen, eingesperrt und geschlagen und wahlweise mit Schiffscontainern in alle Welt versandt oder direkt an Pädophile verkauft zur sexuellen Ausbeutung. Es ist grauenvoll.

Man möchte die Szene stürmen, die Pädophilen verprügeln und ewig im Knast sehen. Etwas Perverseres als Kinderhandel zu pädophilen Zwecken kann man sich kaum vorstellen. Da interessiert einen kein QAnon und kein Adrenochrom. Man will nur wissen, ob so etwas massenhaft passiert, wie der Film behauptet – dann ist mit allen Mitteln dagegen vorzugehen.

Am Ende des Films werden Zahlen und Daten eingeblendet. Der Menschenhandel sei ein Geschäft mit einem Jahresumsatz von 150 Milliarden US-Dollar. Die USA seien eines der Hauptziele für Menschenhandel und einer der Hauptkonsumenten von Kindersex. Heutzutage seien mehr Menschen in Sklaverei gefangen als jemals zuvor in der Geschichte der Menschheit, auch als die Sklaverei noch legal war. Millionen dieser Sklaven seien Kinder.

Mindestens zwei Millionen Kinder weltweit jährlich würden für den kommerziellen Sexhandel verschleppt, schätzte die Journalistin Patti Maguire Armstrong, die für den National Catholic Register sowohl Darsteller Caviezel als auch den realen Ex-Sonderermittler Tim Ballard interviewte.

Der Zuschauer muss sich entscheiden

Wer vom Thema ablenkt, indem er angeblich falsche Details kritisiert, spielt ein böses Spiel. Kein normaler Mensch kann den Film sehen, ohne innerlich das Grauen zu bekommen, ohne sofort die Kinder retten zu wollen. „Sound of Freedom“ ist kein Popkornkino, keine nette Unterhaltung, sondern ein absoluter Schock. Ein Film mit einer Mission. Es geht darum, den weltweiten Kinderhandel zu beenden.

Jeder Zuschauer wird deswegen aufgefordert, den Film bekanntzumachen. „Sound of Freedom“ tut weh, verdammt weh. Genau deswegen spaltet der Film. Man muss sich entscheiden, was und wem man glaubt und gegebenenfalls sein Leben und seine Überzeugungen ändern.

Der Film basiert auf der wahren Geschichte von Tim Ballards Kampf gegen den internationalen Kinderhandel. Ballard arbeitete als Sonderermittler für die United States Immigration and Customs Enforcement, die größte Polizeibehörde für die Überwachung der Grenzen, gegen Menschen- und Kinderhandel und gab 2013 seine Stelle im Staatsdienst auf, um privat und ohne Auflagen gegen Kinderhandel vorzugehen. Dafür gründete er die Non-Profit-Organisation "Operation Underground Railroad". 2015 sprach er vor dem US-Kongress und 2019 im Weißen Haus.

Wie ein Krimi liest sich auch die Entstehungsgeschichte

„Sound of Freedom“ war schon umstritten, bevor der Streifen in die Kinos kam. Bereits die Entstehungsgeschichte des Films liest sich wie ein Krimi. Der Regisseur Eduardo Verástegui wollte Ballards Geschichte popularisieren. Die Dreharbeiten begannen 2015 und dauerten drei Jahre. Das Vertriebsstudio wurde 2018 an Walt Disney verkauft und die Veröffentlichung des Films verschoben. Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um sich zu fragen, ob Hollywood Angst vor dem Film hat. Verástegui musste die Rechte am Film zurückkaufen und abermals auf die Suche gehen.

Schließlich fand er einen neuen Interessenten: Die christliche Produktionsfirma „Angel Studio“, die unter anderem „The Chosen“ vertreibt, war bereit, den Film zu veröffentlichen. Mit fünf Jahren Verspätung erschien der Film am 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag und höchsten Nationalfeiertag der USA, in den amerikanischen Filmtheatern.

Warum gibt es so viel Widerstand gegen den Film? Sicherlich hat es auch damit zu tun, dass der Film die Abgründe zeigt. Sofort fragt man sich, wer da alles involviert ist, wie groß das Ausmaß tatsächlich ist. Wie bedroht sind die eigenen Kinder? Welche Rolle spielen die sexuell subversiven Bewegungen der letzten Jahre? Je mehr man sich über die Materie informiert, desto größer werden die Fragen.

Was sind Übertreibungen, was Verharmlosungen?

Es ist schwer, die Wahrheit herauszufinden, darüber, welche Ausmaße das Phänomen hat und darüber, was Übertreibungen und was Verharmlosungen sind. Regisseur Verástegui sagt, dass die USA das Land seien, in dem am meisten Kinderpornographie konsumiert wird. Die meisten Kinder dafür stammten aus Mexiko.

„Sound of Freedom“ behandelt ein Thema, das direkt aus der Hölle kommt und mit dem verständlicherweise niemand etwas zu tun haben will. Der einfachste Weg ist es daher, den Film und seine Verantwortlichen durch Rufmord zu diskreditieren und das Thema damit zu begraben. Der Film sollte als „verrückte Story“ von „Verschwörungstheoretikern“ in der Schmuddelecke verschwinden und an den Kinokassen scheitern. Das Gegenteil ist der Fall. „Sound of Freedom“ landete zwischenzeitlich vor der Disney-Produktion „Indiana Jones 5“ auf Platz 1 der US-Kinocharts.

Viele der medialen Kritiker haben ihre Wirkung vollkommen falsch eingeschätzt. Das Vertrauen in sie ist mittlerweile gering, und ihre Warnungen bewirken oft genug das Gegenteil. Sie waren die größte Werbung für den Film, denn viele Amerikaner wurden erst dadurch neugierig oder dachten sich „Jetzt erst recht“. „Sound of Freedom“ kommt mit so viel missionarischem Eifer daher, dass man schwer neutral bleiben kann.

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Tim Ballard, der von Jim Caviezel darstellt wird, sagt, er habe damals seine Non-Profit-Organisation gegründet und seine sichere Stelle gekündigt, weil er und seine Frau sich von Gott nicht anhören wollten, er hätte Kinder befreien können und es nicht getan.

Kritisiert wird der Film unter anderem dafür, dass einzelne Szenen übertrieben und unrealistisch seien. Was stimmt ist, dass Ballard, wie im Film gezeigt, in Kolumbien gegen den Kinderhandel kämpfte. Sogar die junge Frau, die als Casterin agiert, basiert auf der realen Person „Kelly Johana Suarez“, einer ehemaligen Beauty-Queen.

Ballard behauptet auch, dass die Inseloperation tatsächlich stattgefunden habe und dabei nicht, wie im Film, 54, sondern 120 Kinder gerettet worden seien. Bald erscheine der Dokumentarfilm „Triple Take“, der alles erzähle, was auf der Insel passiert sei.

Caviezel bezeichnet den Film als den wichtigsten seiner Karriere seit der „Passion Christi“ von 2004. Er sei bereit zu sterben, um dieses Verbrechen zu beenden. Pathetisch wird Caviezel auch im Abspann, indem er in der rechten Bildschirmhälfte erscheint und den Zuschauern ins Gewissen redet. Der Roman „Onkel Toms Hütte“ habe im 19. Jahrhundert eine Schlüsselrolle im Kampf gegen die Sklaverei gespielt. Heute könne „Sound of Freedom“ diese Rolle übernehmen. Denn Gottes Kinder seien nicht käuflich („God’s children are not for sale“).

Wo ist der Investigativjournalismus?

Das Dümmste, was man tun kann, ist, den Film verächtlich zu machen und die Darsteller als fanatische Verschwörungstheoretiker abzutun. Vor einigen Jahren wäre einem das noch leichter gefallen. Mittlerweile wissen wir von Jeffrey Epsteins Karibik-Inseln, dem jahrzehntelang agierenden Pädophilen-Netzwerk in Berlin oder den über tausend Einzeltaten auf dem Campingplatz im ostwestfälischen Lügde, die über das Darknet an Pädophile verkauft wurden und wo das Jugendamt einen der Täter sogar zum Pflegevater aufgewertet hatte.

Es geht hier freilich nicht nur um nerdige, geisteskranke Kinderschänder. Ballard sagt, Politiker, Geistliche, Anwälte, Lehrer, ja Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten seien unter den Tätern. Das Böse erscheint nicht mit Hörnen, Schweif und Schwefel.

Die Presse darf hier nicht wie naive Kleinbürger agieren, die das Thema wegdrücken, weil es nicht in ihr Weltbild passt oder unbequem ist. Sie muss aufklären. Daher ergeht an alle Medienhäuser ein ernster Appell: Beleidigt nicht die Schauspieler, nehmt eure Verantwortung wahr und findet die Wahrheit heraus. Wo ist der Investigativjournalismus, wenn man ihn am dringendsten braucht?

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Kommentar
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Anja Schäfer
Vor 9 Monate 2 Wochen

Vielen Dank, eine sehr gute Rezension! Danke fürs genaue Hinsehen. Ich habe viele Interviews im Originalton gesehen zu dem Film und kann den Bericht bestätigen. Hoffe, er kommt bald nach Deutschland. Lasst uns beten, dass der Kinderhandel gestoppt wird.

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Denzler, Dr. Günther
Vor 9 Monate 1 Woche

Danke für diesen Beitrag und viel Kraft bei der Weiterverfolgung des Themas.

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Gabriele Mathieu
Vor 5 Monate 1 Woche

Ich habe den Film gesehen. Er wurde in unserer Lokalpresse durchaus neutral besprochen. Ja, der Film ist stellenweise sehr amerikanisch - der einsame Held, der gegen das Böse kämpft, der Hauptdarsteller, der gut aussieht, die rücksichtsvolle Hausfrau und Mutter - was aber am traurigen Inhalt nichts ändert. Es gibt auch wunderschöne Landschaftsaufnahmen von Kolumbien. Was ist das für ein schönes Land! Warum zerstören die Kolumbianer ihr Land mit Kriminalität?

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Denzler, Dr. Günther
Vor 9 Monate 1 Woche

Danke für diesen Beitrag und viel Kraft bei der Weiterverfolgung des Themas.

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Anja Schäfer
Vor 9 Monate 2 Wochen

Vielen Dank, eine sehr gute Rezension! Danke fürs genaue Hinsehen. Ich habe viele Interviews im Originalton gesehen zu dem Film und kann den Bericht bestätigen. Hoffe, er kommt bald nach Deutschland. Lasst uns beten, dass der Kinderhandel gestoppt wird.