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Kolumne „Ein bisschen besser“

Hand-Mund-Fuß

Neulich hatte ich Hand-Mund-Fuß ohne Hand und Fuß, also nur Mund. Ich erzähle ansonsten ungern von meinen Krankheiten. Da ich aber merke, dass dies im zwischenmenschlichen Bereich ein unerschöpfliches Thema ist, etwa sowie bei Männern Fußball, Frauen und Autos und bei Frauen Mode, Männer und der Sinn des Lebens, berichte ich hier ausnahmsweise von meinem Krankheitsverlauf.

Ich nehme mich dabei natürlich selbst auf den Arm und beginne diese Beschreibungen mit der Feststellung, dass im Wort Männerschnupfen der Buchstabe „t“ für Tapferkeit steht.

„Judith“, sagte ich also zu meiner Frau, als ich Hand-Mund-Fuß ohne Hand und Fuß hatte, „Judith, es ist ein bisschen besser, ihr macht euch heute selbständig.“ Was rücksichtsvoll klingen sollte, wie „Ich möchte euch heute nicht zur Last fallen“, hat Judith natürlich aufgefasst als „Du kannst dich heute allein um den ganzen Scheiß kümmern, Schatz“ – womit wieder die grundsätzlich verschiedene Denkweise von Männern und Frauen beschrieben wäre.

Bei den Behörden grassiert Homeoffice

Mir war dann klar, dass die vorsichtige Bitte nach einer Kleinigkeit zu trinken, nach etwas Mundspüllösung, dem Verlegen unserer privaten Termine und dem Hinweis, was heute als Grundnahrungsmittel einzukaufen sei, garantiert auch falsch aufgefasst werden würde, weswegen ich besser die Klappe hielt und mich meinen Schmerzen überließ.

Ich dachte darüber nach, dass seit Corona eine gewisse Kränklichkeit das ganze Volk ergriffen hat. Der Hypochonder hat Hochsaison. Bei den Behörden in unserer Stadt zum Beispiel grassiert Homeoffice. Also keiner mehr da, und Termine lassen monatelang auf sich warten. Die Digitalisierung sollte das heilen, aber irgendwie hat sich Homeoffice schneller durchgesetzt als die Digitalisierung eingesetzt hat, und wir sind in einer Art Zwischen-Gap gelandet. Ich kann also ruhig liegen bleiben.

Daraufhin setzte der Heilungsprozess sehr schnell ein

Judith hat mich dann aus meinen Schmerzen gerissen, indem sie mir das Töchterchen ins Zimmer setzte. Die hat als erstes meine Kleinigkeit zu trinken umgestoßen, anschließend war die Hose voll, und sie schickte sich an, meinen Notgroschen aus dem Portemonnaie zu verschlucken.

Mein Heilungsprozess setzte darauf sehr schnell ein. Judith und ich sprechen jetzt wieder über andere Dinge, bei denen wir manchmal sogar gleiche Denkweisen entdecken. Dann freuen wir uns jedes Mal.

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