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Klimafasten

Ein Tanz um das Grüne Kalb

„Klimagerechtigkeit“ – zu diesem Ziel bekennt sich die in Deutschland regierende „Fortschrittskoalition“. Auch weltweit operierende Konzerne wie Unilever und Microsoft, im DAX gelistete Aktiengesellschaften wie Siemens oder die Allianz-Versicherung treten dafür ein. Im Berliner Stadtteil Neukölln werden sogar Kleingärtner zu „Klimarettern“ fortgebildet. Ein bestimmender Eindruck drängt sich auf: der einzig wahre, alleinseligmachende Glaube ist der an den angeblich menschengemachten Klimawandel, und der ist verbindliche Leitlinie in Politik und Gesellschaft.

Auch die christlichen Kirchen möchten bei diesem Glauben nicht außen vor bleiben. Das Bistum Hildesheim etwa hatte im Spätherbst 2023 Richtlinien für das „Energiesparen in Kirchen“ in einer moralinsauren Handreichung publiziert: „Die günstigste und umweltbewussteste Energie, ist die, die wir gar nicht erst verbrauchen. Wir empfehlen daher weiterhin, die Kirchen kühl zu lassen. Idealerweise verzichten Sie vollständig auf eine Temperierung.“ Dass Feuchtigkeitsschäden auftreten können, an der Orgel oder an Kunstschätzen, wurde immerhin bedacht und erwähnt, denn auf die Luftfeuchtigkeit sei zu achten.

Nachgedacht wird auch über „unser Heizen in Zukunft“: „In Zukunft wollen wir die Wärme direkt an die Menschen bringen, anstatt sie in den großen Kirchraum zu pusten – das gelingt uns mit Wärmekissen oder Sitzbankheizungen, die wir mit Strom aus erneuerbaren Energien aufwärmen.“ So können in dieser Winterzeit bereits versuchsweise „Wärmekissen-Sets“ ausgeliehen werden. Vielleicht aber wird dem postmodernen Christenmenschen schon warm ums Herz, wenn er an seinen kleinen Beitrag zur Rettung des Weltklimas denkt.

„Klimasünden“ haben die Sünden gegen Gottes Gebote ersetzt

Im Kirchenjahr beginnt mit dem Aschermittwoch bald schon die vorösterliche Fastenzeit. Säkulare Spaßvögel mutmaßten früher launig, ob sich juvenile Katholiken, die nach dem Gottesdienst mit dem Aschenkreuz bezeichnet in die Schule kamen, sich die Zigarette auf der Stirn ausgedrückt hatten. Wozu rufen christliche Kirchen heute öffentlich in der Fastenzeit auf, zur Bekehrung zu Gott oder zum Götzen Klima? Ein zeitgeistlich inspiriertes ökumenisches Programm wird angeboten, bejubelt von den „Umweltbischöfen“. Es lautet „Klimafasten“. Wer noch kein schlechtes Gewissen hinsichtlich seines Handelns in Sachen Klima hat, dem wird nun eines eingeredet. Von der Sünde, also von der willentlichen Abwendung von Gott und dem Nächsten im Denken und Handeln, ist längst nicht mehr die Rede, nur von Klimasünden.

Die Initiative, zu der sowohl zahlreiche katholische Diözesen als auch evangelische Landes- und Freikirchen sowie Hilfswerke wie „Misereor“ und „Brot für die Welt“ gehören, bekundet: „Zum ‘Klimafasten’, vom 14. Februar bis zum 30. März 2024, laden wir, eine kirchliche Initiative von 24 evangelischen und katholischen Partner*innen, dazu ein, den Klimaschutz ins Zentrum der Fastenzeit zu stellen. Mach dich gemeinsam mit uns und anderen auf den Weg. Lass uns achtsam mit Gottes Schöpfung umgehen und einen verantwortungsvollen, klimagerechten Lebensstil entdecken und fortführen.“ Die Initiatoren wünschen sich inspirierte Gefolgsleute und rufen zu „neuen Verhaltensweisen im Alltag“ auf.

Die erste Verheißung des christlich maskierten „Klimafastens“ lautet Genügsamkeit oder „Suffizienz“. Den Auftakt bildet eine scheinbar philosophische Frage: „Wie viel ist genug für ein gutes Leben?“ Darüber soll in der ersten Fastenwoche nachgedacht werden. Über das „richtige Maß“ reflektierte bereits der Philosoph Aristoteles, einer der geistigen Gründerväter des abendländischen Denkens. Der verwies in der „Nikomachischen Ethik“ auf die arithmetisch nicht berechenbare, aber mit Vernunft bestimmbare Mitte, die als Maßstab des ethischen Verhaltens gelten sollte. So ist Tapferkeit die richtige Mitte zwischen Feigheit und Tollkühnheit.

Nichts weniger als eine „Anleitung, die Welt zu retten“

Die neuen Klimajünger der Kirchen berufen sich nicht auf Philosophen und Theologen, sondern lieber auf einen illustren Bestsellerautor wie den ehemaligen Fernsehmoderator Franz Alt – „Zukunft ist kein Schicksalsschlag, sondern die Folge der Entscheidungen, die wir heute treffen“ – und auf die „Glücksforschung“.

Sie empfehlen zur Klimarettung als Erstes eine Einschränkung des „Überkonsums“: „Die Glücksforschung zeigt uns, dass ab einem gewissen Grad von materiellem Wohlstand die Zufriedenheit nicht weiter zunimmt. Es kann also befreiend sein, weniger zu konsumieren“. Lebenspraktische Ratschläge folgen, so könne eine „Kleidertauschparty unter Freund*innen, im Kindergarten, in der Kirchengemeinde“ organisiert oder ein „Repaircafé“ aufgesucht werden, um „defekte Geräte“ instand zu setzen. Wer technisch unbegabt ist oder zur vielleicht religiös unmusikalischen, aber aus familiären Gründen noch kirchlich gebundenen Jugend zählt, also etwa Konfirmanden und Firmlinge, wird an die schwedische „Klimaprophetin“ Greta Thunberg verwiesen, die kurz nach dem Terroranschlag der Hamas auf Israel mit propalästinensischen Solidaritätsbekundungen von sich reden machte.

Vorschau Klimafasten in Bochum-Wattenscheid: Aktivisten der Eine-Welt-Gruppe halten vor dem Kirchenportal eine aufgeblasene Weltkugel in die Kamera (Archivbild)
„Klimafasten“ in Bochum-Wattenscheid: Irrer Kult um „Mutter Erde“

Zugleich wird als weiterführendes Material eine Broschüre empfohlen – nichts weniger als eine „Anleitung, um die Welt zu retten: Fakten über den Einfluss deines Lebensstils auf das Klima und Methoden, wie du dein Leben klimafreundlich verändern kannst“. Nicht mehr Jesus Christus, Gottes eingeborener Sohn, gekreuzigt, gestorben und auferstanden von den Toten, wird angebetet, sondern jeder einzelne Mensch heute scheint öko-messianisch begabt zu sein.

So kann er vielleicht nicht sein Seelenheil, aber ein kleines Stück Umwelt und Natur retten, zumindest im weiten Land des ungehemmten Klimakatastrophenglaubens. Wer sich nun skeptisch fragt: Wo bleibt die Spiritualität? –, der wird mit feierlichem Ernst dazu ermutigt, eine „Andacht zum Thema Suffizienz“ vorzubereiten und durchzuführen. Ob dort der Gott der Genügsamkeit angerufen werden soll?

Das Mantra Nachhaltigkeit

In der dritten Klimafastenwoche dann, so lautet die dringende Empfehlung, „wechsle ich meinen Stromanbieter von fossiler zu erneuerbarer Energie“. Ob das nur in der dritten oder auch für die vierte Woche gilt, darüber schweigen sich die Autoren aus. In der fünften Woche in jedem Fall stehen „Finanzen und Politik“ im Mittelpunkt. Die kirchlichen Klimaaktivisten scheinen allerdings mit der Politik dieser Welt nur bedingt vertraut zu sein, denn die dort aufgebrachte Atomstrom-Gewissensfrage ist zumindest in Deutschland – zurzeit – endgültig beantwortet. Die letzten Kernkraftwerke sind abgeschaltet.

Aber die Initiative „Klimafasten“ ermuntert zum Nachdenken: „Wird mein Geld in Kohle- und Atomkraft investiert oder unterstütze ich mit meinem Gesparten Windanlagen und Projekte, die Klimagerechtigkeit fördern?“ Auf den Gedanken, die Nutzung der dämonisierten Kernkraft mit Blick auf deren Klimaschädlichkeit oder -freundlichkeit hin unvoreingenommen zu diskutieren, kommen die Verfasser nicht, sie werben stattdessen für eine „Teilnahme bei der nächsten Klimademo“.

„Liebe Erwachsene, schwänzt nicht den Klimastreik“: Öko-Agitation im öffentlichen Schaukasten der katholischen Propsteikirche St. Peter und Paul in Potsdam, 2019

Noch immer führt jede Fastenzeit im Frühjahr zum Osterfest. Das neoheidnische „Klimafasten“ aber mündet in einen Aufruf zu einem dauerhaften Engagement und damit nicht in ein Bekenntnis zum auferstandenen Christus, sondern zu dem, was politisch korrekt als „Nachhaltigkeit“ bezeichnet wird: „Was kann ich in meinem Leben, meinem Ort und meiner Gemeinde nachhaltig verändern? Wie kann ich zum Segen für meine Mitgeschöpfe, Menschen, Tiere und Pflanzen werden?“

Ausgesprochen unsensibel im Hinblick auf die beherzt intonierte weltliche Litanei der Klimagerechtigkeit übrigens ist, dass all diese Materialien zur Gestaltung der Fastenzeit auch als „Klimafasten-Printprodukte“ bei den beteiligten Landeskirchen und Bistümern bestellt werden können – was für eine unverantwortliche Papierverschwendung!

Schon Arnold Gehlen diagnostizierte den Verlust des Ernstes im Glauben

Das „Klimafasten“-Projekt, im Verbund mit allen Maßnahmen zur vermeintlichen Förderung des Klimaschutzes und der virulenten Energiesparlyrik, ist ein weiteres Indiz dafür, dass sich die Wortführer der christlichen Kirchen von der Substanz des christlichen Glaubens, so auch von der Fastenzeit – also der Bekehrung zu Gott –, entfremdet und zum herrschenden Zeitgeist bekehrt zu haben scheinen. An die Stelle der Bezeugung des Evangeliums tritt die Verkündigung des religiös verbrämten säkularen Credos der „Klimagerechtigkeit“.

Der deutsche Philosoph und Soziologe Arnold Gehlen (1904–1976), ein konservativer Kritiker der Studentenbewegung und des damit verbundenen neomarxistischen Kulturbruchs, bezeichnete die Kirchen bereits 1969 in seiner lesenswerten Studie „Moral und Hypermoral“ als „staatsanaloge Gebilde“, die sich einem „Humanitarismus“ der Beliebigkeit verschrieben hätten, in der ein „emotionaler Hohlraum“, der alles Mögliche beherbergen könne, den „transzendenten Glauben“ ersetzt habe. Gehlen diagnostiziert einen Verlust des Ernstes im Christentum und schreibt: „Wenn die kosmisch-dramatischen Risiken entfallen, bleibt eine daran ausgebildete Sprechweise zurück, die sich nunmehr mit humanitären Inhalten erfüllen kann – die Theologie wird zu einer simplen Ethik in erhabener Verkleidung.“

Die heute feststellbare Infantilisierung des Christentums hierzulande konnte der hellsichtige Denker Gehlen freilich nicht voraussehen. Das ökumenische Projekt „Klimafasten“ ist zwar mitnichten eine Sünde wider den Heiligen Geist, aber eine Verhöhnung des gesunden Menschenverstandes.

 

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Kommentare

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Kommentar
3
Michael
Vor 3 Monate 2 Wochen

Wir sind die letzte Generation vor den Kipppunkten:
1. Kipppunkt: demografisch, bald sind die Deutschen die Minderheit im eigenen Land.
2. Kipppunkt: konfessionell, bald sind die Christen in der Minderheit im christlichen Abendland.

Dann wird das zwischenmenschliche Klima in diesem Land kippen uns es wird kein Halten mehr gegen Verfolgung und Unterdrückung geben. Alle Christophoben, einerlei ob Marxist, Islamist usw. werden durch diesen Klimawandel grausam Urständ feiern.

1
Jutta
Vor 3 Monate 2 Wochen

Nicht nur Infantilisierung .. nein, komplett die Erfurcht vor dem Heiligen und Allmächtigen ist verloren gegangen ...

Erzbischof Lefebrve hatte das auch vorhergesehen ...

Und: wir werden die Erde nicht retten und auch keine friedliche Welt erbauen ... das haben die Christen früherer Jahrhunderte nicht geschafft, und die waren noch gläubiger und leidensbereiter! --- und der Mensch generell noch ehrfürchtiger ..
Und es steht so auch nicht in der Bibel ... Jesus sagt: sie haben mich verfolgt, sie werden auch euch verfolgen .. und in vielen Ländern ist das ja schon so .. warum glauben wir im Westen eigentlich immer, wir hätten eine Sonderstellung?
Weil wir klüger wären?

Die Industrialisierung hat uns doch das Hirn vernebelt ...

Das Kindliche (NICHT: kindische, das ist Klimafasten usw.) ist uns verloren gegangen, zu glauben, wie Kinder glauben: ohne den Anspruch alles sezieren und analysieren zu müssen/wollen ...

GOTT sprach, und es geschah.

Das müssen wir wieder glauben.

Dann wird unser Herz verändert und wir gehen in den Himmel, der unser Ziel ist, und uns wird die Kraft zuwachsen, die wir für den Kampf brauchen ...

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Jutta
Vor 3 Monate 2 Wochen

Nicht nur Infantilisierung .. nein, komplett die Erfurcht vor dem Heiligen und Allmächtigen ist verloren gegangen ...

Erzbischof Lefebrve hatte das auch vorhergesehen ...

Und: wir werden die Erde nicht retten und auch keine friedliche Welt erbauen ... das haben die Christen früherer Jahrhunderte nicht geschafft, und die waren noch gläubiger und leidensbereiter! --- und der Mensch generell noch ehrfürchtiger ..
Und es steht so auch nicht in der Bibel ... Jesus sagt: sie haben mich verfolgt, sie werden auch euch verfolgen .. und in vielen Ländern ist das ja schon so .. warum glauben wir im Westen eigentlich immer, wir hätten eine Sonderstellung?
Weil wir klüger wären?

Die Industrialisierung hat uns doch das Hirn vernebelt ...

Das Kindliche (NICHT: kindische, das ist Klimafasten usw.) ist uns verloren gegangen, zu glauben, wie Kinder glauben: ohne den Anspruch alles sezieren und analysieren zu müssen/wollen ...

GOTT sprach, und es geschah.

Das müssen wir wieder glauben.

Dann wird unser Herz verändert und wir gehen in den Himmel, der unser Ziel ist, und uns wird die Kraft zuwachsen, die wir für den Kampf brauchen ...

3
Michael
Vor 3 Monate 2 Wochen

Wir sind die letzte Generation vor den Kipppunkten:
1. Kipppunkt: demografisch, bald sind die Deutschen die Minderheit im eigenen Land.
2. Kipppunkt: konfessionell, bald sind die Christen in der Minderheit im christlichen Abendland.

Dann wird das zwischenmenschliche Klima in diesem Land kippen uns es wird kein Halten mehr gegen Verfolgung und Unterdrückung geben. Alle Christophoben, einerlei ob Marxist, Islamist usw. werden durch diesen Klimawandel grausam Urständ feiern.