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KOLUMNE „DAS LIEBE GELD“

Pi mal Daumen ist keine gute Formel

Geht es erst nur darum, wer die Rechnung nach dem romantischen Dinner oder die Theaterkarten zahlt, wird es spätestens mit der ersten gemeinsamen Wohnung etwas komplizierter. Und vor allem teurer. Miete, Nebenkosten, Versicherungen, der wöchentliche Einkauf wer zahlt was und vor allem wie viel? Oft ist das gar nicht klar geregelt. Und schon ist Ärger programmiert.

Wenn es um die Finanzen in der Partnerschaft geht, dann ist „Pi mal Daumen“ keine ratsame Formel. Im Gegenteil. Statistisch gesehen kommt es in rund 40 Prozent der Beziehungen immer mal wieder zu Streit über das liebe Geld. Gerade wenn sehr unterschiedliche Charaktere mit sehr unterschiedlichen Einstellungen zu finanziellen Fragen dem „Money Mindset“ aufeinandertreffen, kann es knallen. Das kann dann bei der Höhe des Trinkgeldes im Restaurant anfangen, geht über den gemeinsamen Wocheneinkauf und endet im schlimmsten Fall beim gemeinsamen Vermögensaufbau und der Altersvorsorge.

Dieser Ärger lässt sich aber relativ leicht verhindern. Klare Regeln helfen; erst recht dann, wenn man plant eine Familie zu gründen oder gemeinsam eine Immobilie zu kaufen. Geld spielt in vielen Lebenslagen eine wichtige Rolle auch wenn es manchmal unromantisch scheint. Es ist wichtig, in der Beziehung über Geld zu reden. Je früher, desto besser.

Eine gemeinsame Finanzplanung aufstellen

Vielleicht sollten Sie nicht gleich beim ersten Date über den Umgang mit Geld reden, aber doch recht früh. Spätestens sollten Sie es aber beim Einzug in die erste gemeinsame Wohnung tun. Wie man die gemeinsamen Ausgaben sinnvoll und vor allem fair regelt ist eine sehr individuelle Frage. Denn eine gemeinsame Finanzplanung bedeutet nicht zwangsläufig, alles in einen Topf zu werfen. Wollen Sie anteilig nach dem jeweils persönlichen finanziellen Spielraum zahlen? Dann würde der oder die Besserverdienende den entsprechend höheren Anteil von Miete, Nebenkosten und Lebenshaltungskosten tragen. Oder entscheiden Sie sich dafür, die Kosten zu gleichen Teilen zu tragen?

Wofür auch immer Sie sich entscheiden, was auch immer Sie gerecht finden, denken Sie auf jeden Fall über das Drei-Konten-Modell nach. So bewahren Sie den Überblick. Es funktioniert so: Jeder behält sein Girokonto. Dorthin fließen weiterhin jeden Monat die Gehälter. Zusätzlich eröffnen Sie ein drittes gemeinsames Girokonto, über das beide gleichberechtigt verfügen. Dort landet das gemeinsame Budget, dort werden Miete und Nebenkosten abgebucht. Auch ihre Einkäufe werden mit diesem Geld bezahlt.

Sie könnten sich auch für ein Mehr-Konten-Modell entscheiden und beispielsweise ein weiteres gemeinsames Konto eröffnen, auf dem Sie für eine größere Anschaffung, einen Urlaub oder sogar eine gemeinsame Immobilie sparen. Ob Sie auf diesem Konto zu gleichen Teilen sparen oder jeder einfach so viel vom eigenen Budget abgibt, wie er oder sie möchte, bleibt Ihnen überlassen.

Wenn Sie heiraten und eine Familie gründen, sollten Sie das Ganze noch einmal überdenken. Vielleicht bleiben Sie bei der bisherigen Regelung. Vielleicht fließen auch beide Gehälter nun auf das gemeinsame Konto, und was am Ende des Monats übrigbleibt, wird geteilt und auf die eigenen Girokonten überwiesen. Denken Sie auch über die Altersvorsorge nach. Arbeitet die Frau in Teilzeit, weil sie sich um die Kinder kümmert? Dann verdient sie weniger, und wenn sie weniger in die Rentenkasse einbezahlt, bekommt sie später weniger Rente. Wie wäre es, für sie eine zusätzliche private Altersvorsorge abzuschließen? Das wäre nur fair. Darüber sollten Sie bei einem regelmäßigen „Money Date“ sprechen.

Ein separater Ehevertrag

Apropos Heiraten: Denken Sie über einen Ehevertrag nach, auch wenn das unromantisch klingt. Beim Standesamt unterschreiben Sie doch im Grunde auch einen Ehevertrag mit den gesetzlichen Regeln. Dann gilt automatisch die Zugewinngemeinschaft. Wenn Sie eine andere Regelung wünschen, müssen Sie das in einem Ehevertrag vereinbaren.

Aus dem Drei-Konten-Modell können Sie übrigens auch ein Drei-Depots-Modell machen. Gemeinsamer Vermögensaufbau kann nämlich richtig viel Spaß machen. Aber darum geht es beim nächsten Mal.

Zurück zu den Konten und den gemeinsamen Ein- und Ausgaben: Klingt alles mühsam und nach viel Arbeit? Ja, aber es ist wirklich wichtig! Finanzen sollten und müssen auch in der Beziehung eine Rolle spielen. Also warum nicht einmal im Monat zum „Money Date“ treffen?

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