Der stille Sieg des Wokismus

Kennen Sie die Echternacher Springprozession, diese berühmte luxemburgische Prozession, bei der die Pilger im Rhythmus von zwei Schritten vorwärts und einem zurück gehen? Diese etwas kuriose Art der Fortbewegung symbolisiert auf anschauliche Weise die Situation des Wokismus in unseren heutigen Gesellschaften.
Auch wenn er unter den Angriffen seiner Kritiker, allen voran Donald Trumps, aber auch Politikern wie Viktor Orbán, Giorgia Meloni oder Geert Wilders, zurückzuweichen scheint, hat der Wokismus insgesamt doch enorme Fortschritte gemacht. Denn jede Welle der Kritik oder Repression kann die bereits erzielten Veränderungen immer nur teilweise auslöschen.
Der Wokismus hat die Gesellschaft unwiderruflich verändert
In diesem Sinne haben die Grundprinzipien dieser Strömung trotz des zunehmenden anti-woken Diskurses die westliche Gesellschaft bereits tief geprägt, sei es in ihrem Denken und Fühlen, sei es in ihrer täglichen Realität. Wie eine Prozession, die trotz gelegentlicher Rückschläge unaufhaltsam voranschreitet und jeden Kompromiss als Ausgangspunkt für eine weitere Offensive nutzt, hat der Wokismus unsere Institutionen, unsere Mentalitäten und unsere Werte unwiderruflich verändert.
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Zur Erinnerung: Der Begriff „Wokismus“ leitet sich vom englischen Wort „woke“ – also „wach“ oder „erwacht“ – ab und bezeichnet ein gesteigertes Bewusstsein für soziale, rassistische und geschlechtsspezifische Ungerechtigkeiten. Er ist Teil einer Logik, die zur Verminderung von Diskriminierung darauf abzielt, systemische Herrschaftsverhältnisse durch die Kombination verschiedener Formen der Unterdrückung zu analysieren und zu dekonstruieren.
Diese Bewegung, die von der „French Theory“ angestoßen wurde und also ein typisch europäisches Geisteskind ist, fand ihre erste praktische Anwendung vor allem in den Bürgerrechtskämpfen in den Vereinigten Staaten und gewann dann weltweit an Bedeutung, als sie mit massiver Unterstützung von Regierung, Medien und NGOs aus den USA wieder nach Europa exportiert wurde und nunmehr umfassendere Themen wie Feminismus, LGBTQI+, Klimagerechtigkeit und kulturelle Dekolonisierung integrierte.
Die logische Folge einer langfristigen Emanzipationsbewegung
Trotzdem ist die woke Bewegung keine radikale Neuerung. Sie reiht sich in eine langfristige historische Emanzipationsbewegung ein, die mit dem antichristlichen Humanismus der Renaissance begann und sich mit dem Materialismus der Aufklärung, dem Szientismus des 19. Jahrhunderts und den sozialen Kämpfen des 20. Jahrhunderts fortsetzte.
Jede Epoche führte ihre eigenen Kämpfe gegen das, was sie als Bevormundung, Ungleichheit und Ungerechtigkeit verstand – in den meisten Fällen also die Tradition. Der Wokismus ist nur der extremste Ausdruck dieser Bewegung und zielt darauf ab, nach der weitgehenden Vernichtung von Tradition und Glauben jeden Begriff von absoluter Wahrheit und universeller Norm zu dekonstruieren. Stattdessen stellt der Wokismus Relativismus, Subjektivität und die Vielfalt der Erfahrungen in den Vordergrund – und feiert diese Fragmentierung auch noch als Emanzipation.
Betrachten wir nunmehr einige ausgewählte Aspekte, die verdeutlichen sollen, wie stark der Wokismus unsere Gesellschaft bereits infiziert hat.
Die LGBTQI+-Ideologie ist allgegenwärtig
Auch wenn die LGBTQI+-Ideologie aufgrund ihres übertriebenen Aktivismus zunehmend auf Widerstand bei den breiteren Massen stößt, hat sie ihren Hauptkampf doch bereits gewonnen.
Die Zweigeschlechtlichkeit wurde zugunsten einer fließenderen Vorstellung von Geschlechtsidentität dekonstruiert, eine Paradigmenverschiebung, die so schnell nicht mehr rückgängig zu machen sein wird. So ist die LGBTQI+-Repräsentation in den Medien, die früher marginal war, heute allgegenwärtig und hat diese Identitäten dauerhaft in der breiten Öffentlichkeit etabliert.
Darüber hinaus wurden nicht-binäre Partnerschaften fast überall in Europa juristisch legalisiert, und in vielen europäischen Staaten, allem voran Deutschland, ermöglichen Gesetze auch die Änderung des Personenstands durch einfache Willensäußerung, ohne dass eine medizinische oder psychologische Begründung erforderlich ist. Ein Zurück erscheint hier unmöglich.
Zerrüttete Familien und sinkende Geburtenrate
Wie bei der Gender-Ideologie werden auch hier die Exzesse eines rachsüchtigen und maskulinisierten Feminismus zunehmend in Frage gestellt, ebenso wie der schon fast stereotype Kampf gegen das, was als „weißes Patriarchat“ verstanden wird.
Doch die grundlegenden Auswirkungen dieser Bewegung sind unumkehrbar: Die traditionellen Familienstrukturen sind zutiefst erschüttert, die klassische Ehe hat ihren sakralen Charakter verloren, die Geburtenrate sinkt. Die meisten Kinder werden außerhalb der Ehe gezeugt und geboren, und die traditionellen Rollen von Mann und Frau werden mittlerweile von nahezu allen Beteiligten bis auf einige wenige Ausnahmen als überholt angesehen.

Der Rückgang der kirchlichen und sogar der standesamtlichen Eheschließungen ist ein weiteres eindrucksvolles Beispiel dafür, während die Zahl der Alleinerziehenden und Patchwork-Familien zunimmt. Die einst klar getrennten Rollen von Vater und Mutter verschwinden zunehmend zugunsten einer missbräuchlichen wechselseitigen Ersetzung, was zu schweren Störungen bei der Bildung einer stabilen psychologischen Identität bei Kindern führt und noch Generationen belasten wird.
„White Guilt“: Der abendländische Selbsthass
Obwohl die Tendenz zur Selbstgeißelung des Westens allmählich abnimmt, seit der Aufstieg Chinas, Indiens, der Golfmonarchien oder Brasiliens die Illusion einer auf dem Rücken der Dritten Welt aufgebauten europäischen Überlegenheit zunehmend erschüttert, bleibt die „schwarze Legende“ von der Schuldhaftigkeit der europäischen Geschichte fest im Bewusstsein der Menschen verankert. Bei einigen ist dies auf einen Mangel an Bildung zurückzuführen, bei anderen auf ein politisches Interesse.
Europa wird rückblickend immer noch als der große Schuldige an nahezu allen Ungerechtigkeiten der Welt in den vergangenen Jahrhunderten oder sogar Jahrtausenden dargestellt. Dieser Diskurs prägt mittlerweile das Bildungswesen und die Kultur so stark, dass selbst eine pädagogische Kehrtwende nur schwer so viele Jahre gegenteiliger Propaganda und allgegenwärtiger, fest in den Köpfen verankerter kultureller Inhalte auslöschen kann.
Pazifismus und Antiautoritarismus
Auch wenn das Scheitern des Antiautoritarismus als Bildungsstrategie allmählich anerkannt wird, werden seine Folgen noch lange zu spüren sein. Europa hat weitgehend eine pazifistische Weltanschauung übernommen, in der Männlichkeit und Gewalt verteufelt werden.
Eine Rückkehr zu martialischeren Werten, die Wertschätzung individueller Verantwortung oder die Förderung von Eigeninitiative und Risikobereitschaft scheinen derzeit kaum vorstellbar, da die Ablehnung von Gewalt mittlerweile tief in unserer Zivilisation verwurzelt ist.
Dieses Phänomen hat nicht nur Auswirkungen auf Unternehmertum und Forschung, sondern ist auch ein wesentlicher Grund dafür, dass Europa trotz der hohen, für seine Verteidigung aufgewendeten Mittel weitgehend von Menschen bewohnt ist, die nicht dazu bereit sind, ihr Leben im Dienst der Allgemeinheit zu opfern. Sei es, weil sie anderen Zivilisationen entstammen oder weil sie geistig entmilitarisiert wurden. Oder sie sehen in ihrer Gesellschaft – je nach politischer Präferenz – ein unterdrückendes linkes oder rechtes System, mit dem sie sich nicht identifizieren. Sollte ein internationaler Konflikt an unseren Grenzen entstehen, dann werden sich die meisten Europäer als nicht zuständig betrachten.
Zivilisatorischer Rückstand durch ökologische Ideologien
Auch wenn der militante Umweltschutz bei den letzten Wahlen in ganz Europa an Boden verloren zu haben scheint, wurden die Grundideen der Ökologie von den meisten anderen politischen Parteien übernommen und sogar in viele europäische Verfassungen aufgenommen. Diese verpflichten alle Regierungen, unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung, zur Einhaltung hochproblematischer Ideologien wie etwa des Kampfes gegen die angeblich menschengemachte globale Erwärmung.
Schlimmer noch: Unter dem Einfluss der Grünen hat Europa einen Weg eingeschlagen, der direkt zum Zusammenbruch seiner Energie- und Industrieautonomie führen muss und der mit dem spanischen „Blackout“ seine ersten gefährlichen Konsequenzen gezeigt hat.
Selbst ohne die Fortsetzung des radikalen Klimaaktivismus wurden die wichtigsten Maßnahmen zur Umgestaltung unseres materiellen Lebensraums schon seit langem beschlossen und umgesetzt. Die Folgen in Bezug auf Lebenshaltungskosten und strategische Unabhängigkeit unserer Zivilisation sind deutlich spürbar und werden so schnell nicht verschwinden. Der Rückstand gegenüber anderen Zivilisationsstaaten wie China ist kaum noch aufzuholen.
Die Multikulturalisierung ist in Europa bereits vollzogen
Auch wenn Einwanderung in ganz Europa zunehmend als Problem wahrgenommen wird, das sich auch im zunehmend migrationskritischen Wahlverhalten der Bürger niederschlägt, ist die grundlegende Transformation der westlichen Gesellschaften doch bereits vollzogen, ob wir wollen oder nicht.
Die Menschen aus früheren Migrationswellen sind mittlerweile fest im sozialen Gefüge des Kontinents integriert, oft über drei Generationen hinweg. Die Multikulturalisierung, insbesondere unter dem Einfluss des Islam, ist eine Realität, die nicht von heute auf morgen rückgängig gemacht werden kann. Dies gilt besonders für Frankreich und Großbritannien.
Die viel zu spät eingeführten Maßnahmen zur Einschränkung der Migration scheinen weitgehend ungeeignet, den gegenwärtigen Druck von außen einzudämmen. Und erst recht ungeeignet, eine Remigration – und sei sie auch nur partiell oder wie auch immer man sie definieren will – in Angriff zu nehmen.
Eine schnelle Rückkehr zu kultureller Homogenität?
Und schließlich hat der Westen in den letzten Generationen ein so bizarres Bild seiner eigenen Identität aufgestellt, dass der zivilisatorische Integrationswille der Migranten gegen Null tendiert.
Selbst die einwanderungsfeindlichsten Regierungen müssen sich damit abfinden, dauerhaft mit einer heterogenen Bevölkerung mit unterschiedlichen Traditionen, Werten und Forderungen konfrontiert zu werden. Und keine von ihnen kann es sich leisten, die Stimmen der Bürger mit Migrationshintergrund zu vernachlässigen.

So ist gerade in dem Moment, in dem die Ablehnung der multikulturellen Ideologie in greifbare Nähe gerückt zu sein scheint, eben jene Gesellschaft zu einer Realität geworden, die jeden Versuch einer schnellen Rückkehr zu einer kulturellen Homogenität unmöglich macht.
Individualismus und Überalterung der Gesellschaft
Der ausgeprägte Individualismus der Babyboomer in Verbindung mit einer stark sinkenden Geburtenrate stellt ein weiteres massives soziales Problem dar. Denn auch wenn sich die jüngeren Generationen vom Modell ihrer Eltern abgewandt haben, werden sie noch jahrzehntelang mit seinen Folgen zu kämpfen haben, insbesondere mit der Belastung des Gesundheits- und Rentensystems.
Während die Babyboomer von einem Wirtschaftsmodell profitieren konnten, das auf der maximalen Ausbeutung der verfügbaren Ressourcen, der Friedensdividende nach dem Kalten Krieg und der liberalen Ideologie unter dem Motto „Nach uns die Sintflut!“ basierte, erben die jüngeren Generationen aufgrund des von den Boomern verschuldeten demografischen Niedergangs eine kolossale Sozialverschuldung.
Die Folgen eines Gesellschaftsmodells, das auf der Maximierung des persönlichen Komforts auf Kosten des Kollektivs beruht, stellen somit eine der komplexesten Herausforderungen für den alten Kontinent dar, und es ist bald mit erheblichen Konflikten zwischen den Generationen zu rechnen.
Kultur des Todes statt Kultur des Lebens
Abtreibung, medizinische Überversorgung und „Euthanasie“ sind zu festen Bestandteilen unserer Gesellschaft geworden. Solange eine scheinbare medizinische „Lösung“ besteht, ist kaum noch jemand dazu bereit, ein ungewolltes Kind zu akzeptieren, einen physischen Schmerz zu ertragen oder den Tod bewusst auf sich zukommen zu lassen.
Alles muss rationell kontrolliert werden, immer will der Mensch die letzte Entscheidung tragen, auch wenn dies de facto auf Mord und Selbstmord hinausläuft. Diese Kultur des Todes ist mittlerweile so fest etabliert, dass selbst kleinste Reformen in die Richtung des Lebensschutzes massiv bekämpft werden und demokratisch kaum noch durchsetzbar sind. So ist es in Polen geschehen.
Ähnliches ließe sich auch vom allgegenwärtigen Hedonismus sagen, der die Unfähigkeit widerspiegelt, über die individuelle Lusterfüllung und die Selbstbezogenheit mitsamt dem entsprechenden Kontrollwahn hinauszugehen.
Die Kultivierung der Opferrolle im Kampf um Privilegien
Auch wenn der Kult um die echte oder angebliche Verfolgung von Minderheiten und die permanente Hervorhebung historischer Unterdrückungsphänomene einen wachsenden Teil der Bevölkerung zu verärgern beginnen, ist es unbestreitbar, dass der Wettbewerb um die beste Opferrolle mittlerweile auf allen Ebenen der Gesellschaft angekommen ist. Dies gilt auch – und gerade – für die Konservativen.
Einzelpersonen, politische Gruppen und sogar große Unternehmen haben erkannt, dass die Haltung des unterdrückten Opfers mittlerweile ein wirksames Mittel ist, um Privilegien, Finanzmittel oder soziale Legitimität zu erlangen. Diese gefährliche und unwürdige Mentalität hat die europäische Kultur mittlerweile tiefgreifend verändert.
Stolz, Durchsetzungsvermögen, Eigenständigkeit und Ehrgeiz, früher hochgeschätzt, wurden durch ein geradezu masochistisches Rennen um Leid, Ungerechtigkeit und Marginalisierung ersetzt. Es ist eine permanente Suche nach Unterdrückung und nach Schuldigen. Dies ist alles andere als eine gute Voraussetzung für echte bürgerliche Solidarität in Zeiten von Krisen.
Regenbogenfahnen verschwinden – der Wokismus bleibt
Auch wenn die Regenbogenfahnen als Zeichen der modernen Wokeness allmählich in den USA und Europa aus der realen und virtuellen Umwelt verschwinden, wäre es zu früh, um sich zu freuen; was aber bei manchen der Fall ist, da sie nur die Symbole und nicht die Realität sehen.
Der Wokismus ist keineswegs im Niedergang begriffen, sondern hat sich dauerhaft in den gesellschaftlichen Strukturen und Denkweisen unserer Zivilisation verankert. Auch wenn er derzeit einen gewissen Rückschlag zu erleiden scheint, hat er Europa dennoch an den Rand des Abgrunds gebracht. Vielleicht schon darüber hinaus.
Auch wenn einige äußere Zeichen verschwinden mögen oder die eine oder andere Übertreibung zurückgenommen wird, sind die wesentlichen, dauerhaften Veränderungen bereits vollzogen. Europa ist transformiert worden. Es ist unwahrscheinlich, dass es ohne massive innere und äußere Umbrüche zu seinem früheren Zustand zurückkehren wird.
Kommentare
Danke - ich freu mich immer sehr über Texte von Ihnen!
Kleine Anmerkung: Vor dem „antichristlichen Humanismus“ gab es ziemlich antichristliche Auswüchse einer Kirche, die sich alles andere als ihrem Herrn und Retter verpflichtet sah. Der „Wokismus“ ist nicht mehr von Grund auf böse als andere Auswüchse des menschlichen Geistes. Vieles davon ist in meinen Augen verdrehte christliche Lehre. Mein Eindruck: Wenn bis zum Erbrechen dekonstruiert wurde, zeigt sich für manch einen und manch eine ganz neu der Schöpfer und Erlöser von dem alles kommt und zu dem alles geschaffen wurde. Die brillant beschriebene Entwicklung wird Deutschland und Europa sicherlich existentiell treffen. Jesus Christus und dem von ihm verkündeten Reich der Himmel kann sie jedoch nichts anhaben.
Prüfet alles, das Gute behaltet.
Der Autor behauptet, dass die globale Erwärmung nur "angeblich" menschengemacht sei. Dem muss ich entschieden widersprechen, da es mittlerweile wissenschaftlicher Konsens ist, dass der Klimawandel mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit menschengemacht ist. Von einem Universitätsprofessor würde ich erwarten, dass er sich genauer mit den wissenschaftlichen Fakten auseinandersetzt, bevor er solche Aussagen in die Welt setzt. Gerade uns als Christen sollte daran gelegen sein, Gottes Schöpfung zu bewahren, und die Auswirkungen des Klimawandels mit allen Kräften zu begrenzen, soweit es noch möglich ist (und das kostet eben Geld, viel Geld...) Das ist nicht "woke", sondern auch ein Gebot der christlichen Nächstenliebe, weil der Klimawandel am schlimmsten arme Länder trifft, die am wenigsten zu den Ursachen beigetragen haben.
@Hermann Ich bin Geograph und würde diese Aussage in der Absolutheit nicht stehen lassen. Wussten Sie, dass der Klimawandel, den wir auf der Erde erleben, genauso auch auf anderen Planeten auszumachen ist? Wussten Sie, dass wir neuesten Forschungen zufolge noch deutlich höhere CO2-Konzentration in der Luft hatten - neueste Messungen aus Dinosaurierzahnfleisch legen diesen Schluss nahe. Es ist durchaus denkbar, dass die CO2-Konzentration der Temperatur folgt und nicht umgekehrt … Dass wir gut daran tun und dringend aktiv werden müssen, um fossile Brennstoffe zu substituieren, steht aber außer Frage.
Ich empfehle zur „Einstimmigkeit“ in dieser Sache einen mittlerweile wieder verfügbaren Text auf Telepolis zum 97 %-Konsens. Der religiöse Nimbus, den sich die Klimaforschung gibt, sollte ganz dringend „dekonstruiert“ werden.
Nein, wir verbrennen nicht alle. Es gibt eine schlimmere Hölle als die des Klimawandels!
Die Bewegung der Wokeness scheint die verdrängten Probleme der sogenannten Neuzeit nach außen zu spülen. Das Mittelalter im Menschen wurde abgelöst durch die Neuzeit, bildhaft kann man sich das vorstellen wie einen Kampf zwischen Hund und Katze, die können nicht wirklich miteinander. Im Unguten wurden "Techniken" der einen Welt durch "Techniken" einer anderen Welt ersetzt. Im Grunde ist man sich spinnefeind, durch Kulturtechniken und erzwungenen Frieden hat man sich jedoch äußerlich aneinander gewöhnt. Die guten Seiten von Hund und Katze kannte jeder, aber jeder weiß auch vom jeweiligen Ekel vor Hund und Katze, das dann im jeweiligen Verteufeln des anderen mündet. Das Verdrängte und Unterdrückte bricht sich zu gegebener Zeit Bahn, da lässt sich drauf warten. So setzte ja auch die Neuzeit ein als Reaktion auf ungute Entwicklungen im Mittelalter. Ein Beispiel: Die Neuzeit mit Reformation und folgender Aufklärung setzte auf den Verstand als Heilmittel, ein ehemaliger Mönch und eine ehemalige Nonne waren das neue Leitbild für Mann und Frau, allerdings mehr zum Nachteil der Frauen. Die Welt der Frauenklöster, die auch Schutzräume waren und Selbstbestimmung ermöglichten, waren nicht mehr selbstverständlich, ab jetzt musste sich die protestantische Frau in einer Ehe unterordnen. Das konnte nicht gut gehen, ca. 400 Jahre später wurde (wieder) das erste säkulare (Schutz)-Frauenhaus errichtet, wo Männer (wieder) keinen Zutritt haben. Das Verdrängte brach sich Bahn und Frauen holten sich ihren Anteil wieder zurück, allerdings mit fürchterlichen Verwerfungen und viel Leid auf beiden Seiten. Ein evangelischer Pastor sagte mir selbst, sie hätten ihren Frauen zuviel weggenommen, das wäre nicht gut gewesen. So manche Erkenntnis muss wohl durch Leid reifen.
Man kann die dargestellte Entwicklung gut oder schlecht finden.
Das Hauptproblem besteht m.E. darin, dass diese Entwicklung großteils nicht durch natürliche Einflüsse über längere Zeiträume erfolgte, sondern durch meist undemokratische Entscheidungen in Hinterzimmern, NGOs und verschleierte Maßnahmen, ideologisierte Erziehung.
Nicht durch offen diskutierte demokratische Prozesse.
Sozusagen hintenrum und mit fragwürdigen Begründungen.
Man wollte schnell unumkehrbare Entscheidungen treffen.
Zuwanderung, Energiewende usw. Alles muss ganz schnell gehen.
Im Kern eine treffende Analyse der Gegenwart. Viele Themen prägnant angesprochen. Durch die Kürze leidet im Abschnitt "Pazifismus und Antiautoritarismus" jedoch der Sinn. Dass "die Ablehnung von Gewalt mittlerweile tief in unserer Zivilisation verwurzelt ist", halte ich für eine Frucht des Evangeliums Jesu Christi und die Lehre aus zwei Weltkriegen.