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Wider die Erziehung zur Konformität

Hilfe, unser Kind wird in der Schule indoktriniert!

Wie sie denn über den Klimawandel in der Schule sprechen würden, wollte ich neulich von einem 16-Jährigen wissen. Die Antwort war kurz und knapp: „Gar nicht.“ Als ich nachhakte, erklärte mir der Junge, dass die Lehrer darüber keine Diskussion zulassen würden. Und erst recht keine differenzierte Auseinandersetzung: „Man sagt uns, wie wir darüber zu denken haben.“ Ein 13-Jähriger berichtete mir, sein Klassenlehrer habe während der Covid-19-Pandemie das Verbot verhängt, über Impfungen zu sprechen. „Ich wurde angebrüllt und rausgeschickt, als ich mich kritisch dazu äußerte“, erinnerte er sich.

Keine Frage: Der ideologische Drill an Schulen nimmt erheblich zu. Die richtige Gesinnung, darauf kommt es an. Das wusste man beispielsweise auch in der DDR, wo regimetreue Lehrer die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen zu einer Armee „sozialistischer Persönlichkeiten“ ausbildeten. Mit dem Mauerfall und der Wiedervereinigung sollte das eigentlich überwunden sein. Doch die Indoktrinierung geht ungebremst weiter, auch wenn die Ideologien an deutschen Schulen inzwischen andere sind. Zunehmend verblasst das Ideal des aufgeklärten Menschen, der gemäß Immanuel Kant den Mut aufbringen soll, sich des eigenen Verstandes zu bedienen. Wohin nur soll das führen?

Auch viele Eltern, die Wert auf freies, selbstbestimmtes Denken legen, sind ob dieser Entwicklung besorgt. Und zugleich unsicher, wie sie sich verhalten sollen. Wie teilt man den Lehrern mit, dass man einen möglichst neutralen und ideologiefreien Unterricht wünscht? Kann man diesbezüglich wirklich etwas erreichen? Und wie wahrscheinlich ist es, denn das befürchten die meisten, dass sich eine derartige Einmischung negativ auf Kinder und Noten auswirkt?

„Ich weiß, was ich in der Schule zu sagen habe“

Dass sich nichts verändert, wenn man die Augen verschließt und schweigt, ist jedem klar. Es ist nur vermeintlich ein bequemer Weg. Denn damit erspart man weder den Kindern noch sich selbst die jahrelange Qual, sich in engen, zurechtgestutzten kognitiven Räumen bewegen zu müssen. Zudem belastet das geistige Doppelleben zusätzlich. Ein Jugendlicher machte mir deutlich, wie sich das anfühlt: „Ich weiß, was ich in der Schule zu sagen habe, und ich spreche nie darüber, dass wir das in unserer Familie völlig anders sehen. Ich habe mich zwar daran gewöhnt, aber es ist auch anstrengend.“

Mir liegt daran, Eltern Mut zuzusprechen, sich über die eigenen Bedenken hinwegzusetzen und penetrant ideologische Lehrer offen anzusprechen. Ohne Vorwürfe, ohne Besserwisserei. Sondern indem man konsequent an seinem Anliegen dranbleibt und die eigene Perspektive darlegt. Dabei gilt: Steter Tropfen höhlt den Stein. Die Krux ist natürlich, dass die wenigsten Ideologen selbstreflektiert genug sind, um die Mechanismen, in die sie verstrickt sind, zu erkennen.

Die Frage ist aber erst mal nicht, ob es etwas bringt, sondern dass man es tut. Allzu schnell versteckt man sich hinter Hindernissen, die letztlich gar keine sind. „Wir wollen doch sehn, ob nicht die allermeisten sogenannten ‘unübersteiglichen Schranken’, die die Welt zieht, sich als harmlose Kreidestriche herausstellen“, meinte einst die Schriftstellerin Lou Andreas-Salomé.

Was gedacht werden darf, wird vorgegeben

Dass es dringend Eltern braucht, die sich gegen die staatlich institutionalisierte Ideologisierung zur Wehr setzen, zeigen die aktuellen Entwicklungen, die mindestens alarmierend sind und erkennen lassen, dass der Meinungskorridor an Schulen noch weiter verengt werden soll. Dagegen sollten ohnedies alle aufbegehren, denen die Demokratie am Herzen liegt. Unter anderem drängt die EU-Kommission in die Grund- und Sekundarschulen, um der kommenden Generation ihre eigene Vorstellung von Medienkompetenz aufzudrücken. Entsprechende Leitlinien und Toolkits sind nach einem Beschluss des EU-Parlaments im März 2022 im Umlauf und treffen auf eine umsetzungsbereite Lehrerschaft. Das Ziel ist, lapidar gesagt, die Schüler dahingehend zu beeinflussen, dass sie einzig und allein der hausgemachten Propaganda der EU trauen.

Alles, was davon abweichende Einstellungen abbildet, wird als Desinformation betitelt. Dagegen wiederum sollen alle EU-Schüler eine Resilienz aufbauen. Man will sozusagen vorbeugend tätig werden. Das sogenannte „Prebunking“ spielt dabei eine wesentliche Rolle. Damit soll die Einstellung des Empfängers einer Nachricht so beeinflusst werden, dass er diese bereits für falsch hält, bevor er mit ihr überhaupt in Kontakt kommt. Schüler sollen sich mit unerwünschten Informationen also gar nicht erst herumschlagen müssen. Oder anders gesagt: Was gedacht werden darf, wird präzise vorgegeben. Das klare Feindbild ist miteingepreist, es ist der Osten, genauer gesagt Russland. Auch hier kommt wieder die NATO ins Spiel, die gemeinsam mit der EU-Kommission ein in Helsinki gelegenes Zentrum betreibt, das ausländische Propagandaangriffe abwehren soll. So werden unter anderem angebliche Falschbehauptungen in Bezug auf Corona, Klimawandel und den Krieg in der Ukraine identifiziert und gelistet.

Zweifel ist der Weisheit Anfang

Entsprechend gefärbt sind auch die Aufgaben, die den EU-Schülern gestellt werden. So sollen sie zum Beispiel herausfinden, welche der auf einem Arbeitsblatt beschriebenen Aussagen wahr und welche falsch sind. Stimmen sie etwa der These zu, dass die Regierung die öffentliche Wahrnehmung in Bezug auf Gentechnik manipuliert (s. Seite 35), um dessen Akzeptanz zu erhöhen, so liegen sie daneben. Gemäß EU ist das eine Verschwörungstheorie. Genauso falsch sei die Aussage, dass bestimmte Impfstoffe mit gefährlichen Chemikalien und Toxinen belastet seien. Zur Diskussion wird das nicht weiter gestellt. Schon gar nicht wird die EU als Instanz über Wahrheit und Unwahrheit angezweifelt. Überhaupt soll eingeübt werden, Autoritäten niemals anzuzweifeln und jedes Misstrauen und Hinterfragen von offiziellen Versionen als Verschwörungstheorie zu verteufeln. Wer George Orwells „1984“ gelesen hat, denkt unweigerlich an das auf Gehirnwäsche spezialisierte Wahrheitsministerium.

Niemand von uns muss sich Propaganda und Manipulation gefallen lassen. Gut, wenn die eigenen Kinder das wissen und ermuntert werden, sich im Unterricht hinterfragend einzubringen. Ein wacher und kritischer Geist ist ohnehin die zentrale Voraussetzung, um Beeinflussungs-Bestrebungen zu erkennen. Auch der einst von René Descartes postulierte Zweifel gehört zur kognitiven Grundausrüstung. Denn: Dubium sapientiae initium – Zweifel ist der Weisheit Anfang.

Gut gewappnet ist auch der, der sich über die Prinzipien von Propaganda informiert, die einem seit Jahrzehnten etablierten Muster folgen. Heißt, die Techniken aus dem Ersten Weltkrieg haben sich nicht überaltert und werden in der heutigen Politik weiterhin erfolgreich angewendet. Wenn man weiß, wie sie funktionieren, kann man sich vielleicht nicht vollständig, aber besser vor ihnen schützen. In einer idealen Welt, in der man freidenkende und unmanipulierbare Menschen mag, stünde das in allen Schulen auf dem Lehrplan. Und zwar zuvorderst.

 

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