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BDKJ protestiert gegen Marsch fürs Leben

Wenn Verbandskatholiken gegen Lebensschützer demonstrieren

Die Teilnehmer am Münchner Marsch fürs Leben staunten nicht schlecht, als sie da am vergangenen Samstag neben einem blau-pinken Banner mit der Pro-Abtreibungs-Parole „My body, my choice“ ein weiteres in weiß-grünen Farben erblickten. Darauf zu sehen waren allerdings kein Uterus, kein Mittelfinger, keine linksradikalen Symbole, sondern ein weißer Fisch auf grünem Grund und die Buchstaben BDKJ. Die Abkürzung steht für Bund Deutscher Katholischer Jugend. Es handelt sich dabei um den Dachverband der katholischen Kinder- und Jugendorganisationen in Deutschland mit 660.000 Mitgliedern.

Auf der Netzseite des Verbands heißt es: katholisch, politisch, aktiv. Unter den Tausenden Teilnehmern des Marschs fürs Leben in München befanden sich zahlreiche Katholiken, auch Priester, Nonnen und Patres. Mit Rudolf Voderholzer war sogar der Bischof des Nachbarbistums Regensburg dabei. Diese Katholiken waren politisch aktiv im Sinne des Lebens. Was also haben die beiden Mitglieder des BDKJ in der Region München auf Seiten der Gegendemonstranten gemacht? Hatten sie sich verirrt, sich verlaufen?

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Aber nein. Zum einen schrien die beiden BDKJ-Mitglieder lauthals mit, „My body, my choice, raise your voice“, mein Körper, meine Entscheidung, erhebe deine Stimme. Zum anderen bestätigte der BDKJ in der Region München gegenüber Corrigenda, dass „ein Teil der abgebildeten Demonstrant*innen für den BDKJ vor Ort“ gewesen sei. Auffallende Ähnlichkeiten mit dem Vorstand des BDKJ München haben auch mehrere Personen hinter dem blau-pinken Banner.

„Wir haben gegen die pauschale Verurteilung von Schwangerschaftsabbrüchen demonstriert“

Auf die Nachfrage, warum ein katholischer Verein gegen eine Lebensschutz-Kundgebung demonstriere, antwortete der Stadt- und Regionalvorstand: „Wir als BDKJ in der Region München e. V. haben gegen die pauschale Verurteilung von Schwangerschaftsabbrüchen demonstriert.“ Zudem verwies er auf einen „demokratisch gefassten Beschluss“ von Anfang Dezember 2024.

Darin stellte sich die BDKJ-Stadt- und Regionalversammlung hinter die von der zerbrochenen Ampel-Regierung eingesetzte „Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin“ mit ihrer Forderung nach Legalisierung von Abtreibung in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen (Corrigenda berichtete ausführlich). Außerdem rief der Verein die katholische Kirche dazu auf, „Entscheidungsfreiheit“ zu gewähren. „Die Entscheidung für oder gegen einen Schwangerschaftsabbruch liegt bei der schwangeren Person beziehungsweise dem Paar.“

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Der Dachverband BDKJ ist eng mit der katholischen Kirche verflochten. Er steht sogar unter ihrer Aufsicht. Zudem werden hauptamtliche Diözesanvorsitzende in der Regel von den Bistümern vergütet – und das nicht zu knapp. Aktuell ist der BDKJ auf der Suche nach einem hauptamtlichen Bundesvorsitzenden. Gesucht werde „eine männliche oder diverse Person“. Und auch die Stelle des Bundespräses, also des obersten geistlichen Leiters, ist derzeit unbesetzt. Vor wenigen Tagen trat Stefan Ottersbach zurück. Wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) berichtete, erklärte der Jugendseelsorger auch seinen Rücktritt als Priester. „Ich persönlich fühle mich als Priester in dieser Kirche nicht mehr am richtigen Platz“, schrieb der 49-Jährige in einem auf Ostern datierten Brief an die Delegierten der BDKJ-Hauptversammlung.

Radikale Reformer gegen katholische Lehre

Ein Blick auf die Beschlüsse und Positionen des BDKJ verrät: Hier sind radikale Reformer am Ruder. Von „geschlechtsneutralen/- unabhängigen Gottesbildern“ über die Akzeptanz von Verhütungsmitteln bis hin zu „mehr Mut zu Synodalität“ ist alles dabei. Die Begriffe „Buntheit“ und „Vielfalt“ fallen häufig. Das alles ist nicht neu. Lange vor der Jahrtausendwende fiel der Verband mit radikal progressiven Positionen auf. Der frühere Fuldaer Bischof Johannes Dyba sprach damals von „linken Grünen und kirchenfeindlichen Ideologen“ und bezeichnete die Bundesführung als „Mafia“.

Beim Thema Abtreibung widerspricht der Jugendverband klar der katholischen Lehre. Selbst die im Vergleich zur Weltkirche in Abtreibungsfragen eher liberale Deutsche Bischofskonferenz (DBK) stellt sich gegen die Legalisierung von Abtreibung. Der BDKJ tut es nicht. Und obwohl es sich hier um ein Kernthema der kirchlichen Morallehre handelt, alimentiert die DBK den Jugendverband weiterhin.

Corrigenda hat deshalb beim zuständigen Erzbistum München und Freising nachgefragt. Doch das wollte sich zu dem Sachverhalt zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern. Corrigenda wird dranbleiben.

„Das stimmt sehr traurig und entsetzt mich: zeichneten sich doch die Christen von Anfang an in ihrer heidnischen Umgebung dadurch aus, dass sie ihre Kinder nicht töteten oder aussetzten“, kommentierte die Organisatorin des Münchner Marschs fürs Leben, Silja Fichtner, das Vorkommnis gegenüber Corrigenda. „Mit diesem Glaubenszeugnis bekehrten sie auch ihre heidnische Umgebung. Der BDKJ scheint also einem erschreckenden Neuheidentum verfallen zu sein.“

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