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Krebs überlebt: Wunder im Angesicht des Todes

Ein Zeugnis von Krankheit und Glauben

Es war eine laue Sommernacht im rumänischen Klausenburg, und ich schlenderte gerade unter den dämmrig beleuchteten Laternen durch die Allee im Central Park. Seit 2018 hatte ich dort vier Jahre lang Medizin auf Englisch studiert.

Besonders während der Prüfungsphasen, um den Kopf freizubekommen, liebte ich es, durch die nächtlichen, menschenleeren Straßen zu wandern – zur Erholung und um der glühenden Tageshitze zu entkommen. Wenn sich die Sinne schärften, konnte ich die klare Nachtluft einatmen und den beruhigenden Duft von Blumen und Tannen riechen.

Doch in jener Nacht wurde ich im Bett von einem Taubheitsgefühl in der rechten Körperhälfte geweckt. Ich wusste sofort, was das bedeutete. Erschrocken war ich nicht, denn ich hatte mich längst damit abgefunden, dass die Wahrscheinlichkeit hoch war, erneut an einem Gehirntumor zu erkranken. Also zog ich mich an und machte mich auf meinen letzten nächtlichen Spaziergang. Ich wollte mich verabschieden.

Zur Waise geworden, dann ein Gehirntumor

Mit 13 Jahren war bei mir bereits ein gutartiger Gehirntumor diagnostiziert worden, und nach der Operation hatte ich keine Nachwirkungen. Nun wusste ich: Es war ein Rezidiv, ein Rückfall. Am frühen Morgen packte ich meinen Koffer, verließ mein Apartment, nahm den nächstmöglichen Flug nach Berlin und fuhr direkt in die Notaufnahme. Dort stellten die Ärzte ein Glioblastom Grad IV fest – einen sehr schnellen und äußerst bösartigen Tumor, der unheilbar ist und schließlich zum Tod führt.

Ich wurde im Braunschweiger Krankenhaus weiterbehandelt. Ich hatte mich damit abgefunden, dass der Tumor mein Todesurteil war. Und doch wollte ich unbedingt noch etwas nachholen, das ich immer wieder verschoben hatte: Ich war evangelisch getauft, wollte aber endlich katholisch konvertieren. Ein Glaubensbruder und Pfarrer im Dominikanerkloster St. Albertus Magnus, der sein Leben der Aufgabe gewidmet hatte, Kranken mit Mitgefühl seelischen Beistand zu leisten, organisierte auf meinen Wunsch hin meine Erwachsenenkonversion.

Als ich elf Jahre alt war, hatte ich meine Eltern durch einen Autounfall verloren. Dieses Trauma ließ in mir einen Groll gegen Gott entstehen – warum hatte er den Unfall nicht verhindert? Ich schwieg und dachte, er hätte mich längst vergessen. Ein Jahr nach dem Unfall begann ich unter starken Kopfschmerzen zu leiden, bis schließlich der erste Tumor diagnostiziert wurde. Ich wurde damals wieder gesund, doch mein innerer Konflikt blieb bestehen.

Halbtot, erschöpft von der Chemo, zu sterben bereit – doch Nonnen beteten, und Freunde zeigten sich als Freunde

Mit den Jahren aber kam die Weisheit. Ich spürte, dass ich im katholischen Glauben besser aufgehoben war als im evangelischen – spirituell und traditionell.

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Nach der Strahlen- und Chemotherapie in Braunschweig gaben die Ärzte mich 2021 auf, und ich kam danach in ein Hospiz. Der Tumor saß im Hirnstamm und im Sprachzentrum, deshalb konnte ich nicht mehr sprechen. Ich war schon halbtot, erschöpft von der Chemo-Tortur, und sah mich bereits in die Umarmung des Himmels fallen. Doch ein Kloster in Israel und die Nonnen von St. Cecilia’s Abbey auf der Isle of Wight beteten für meine Genesung. Meine Freunde und Kommilitonen – von Hamburg bis Garmisch-Partenkirchen – kamen, um mich zu besuchen und sich zu verabschieden. Das hat mich zu Tränen gerührt …

Meine Kommilitonen David und Dominik starteten ohne zu zögern einen Spendenaufruf, weil sie wussten, wie sehr ich das Reisen liebte. Gezeichnet von der Krankheit konnte ich mein Glück kaum fassen. Gegen den Rat der Ärzte verließ ich das Hospiz. Todgeweiht und zugleich erfüllt durfte ich noch die Wüste von Marokko sehen, reiste in einem eisigen, wunderschönen Winter nach Lappland, um die Nordlichter zu bestaunen, und erhielt das Sterbesakrament in Rom.

„Gott hat all das erschaffen“

Ich durfte die Vatikanischen Gärten besuchen und ehrfürchtig den stillen, leeren Petersdom betreten. Schließlich nahm ich an der Ostermesse mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz teil – auf einem Platz an der Seite des Papstes, gottgeweihter Schwestern und der Kardinäle. Ein Erlebnis, das mein Herz mit Dankbarkeit erfüllte und das sich in meine Seele eingebrannt hat.

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Wenn ich früh am Morgen die ersten Sonnenstrahlen durch den Morgentau und die Nebelschwaden brechen sehe, wenn mir beim Spaziergang durch den Wald der unverkennbare Duft von Tannen, Pinien und Moos in die Nase steigt – dann weiß ich: Gott hat all das erschaffen. Wie könnte ich nicht glauben? Leise bat ich: „Gott, gewähre mir nur noch wenige Monate, um die Schönheit deiner Schöpfung weiter erleben zu dürfen.“

Methadon gegen Krebs – und es geschah ein Wunder

Lange wusste ich nicht, warum ich weinte, wenn ich ehrlich sagte: Ich habe keine Angst vor dem Tod. Dann verstand ich es. Die Tränen waren ein Ausdruck komplexer Gefühle: Trauer darüber, dass ich Gottes Schöpfung nicht mehr erleben könnte, wenn ich sterbe; Vorfreude darauf, meine Verwandten wiederzusehen; und die befreiende Katharsis der Erleichterung, dass mein Leiden bald vorüber sein würde.

Dann, im Hospiz, sah ich eine Reportage über die Chemikerin Dr. Claudia Friesen, die bei ihren Forschungen zufällig entdeckt hatte, dass Methadon Krebszellen zerstören kann. Ich nahm Kontakt zu ihr auf und begann die experimentelle Behandlung. Und tatsächlich: Mein Gehirntumor verschwand. Viele Ärzte und Professoren konnten es nicht fassen und nicht erklären – und mein ehemaliger Onkologe sagte, ich sei ein Wunder. Schon wieder hatte Gott mich geleitet und mir drei Wunder geschenkt: meine Geburt und die Genesung von zwei Gehirntumoren.

Meine Geschichte soll kein Bericht über Wunder sein, sondern ein Zeugnis für Hoffnung. Selbst im dunkelsten Tal ist Gott da. Er schenkt Licht, wenn wir glauben, alles sei verloren.

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