Trump trinkt nicht

„Du“, sage ich zu Judith, „ich habe gelesen, Trump trinkt nicht. Nicht mal ein Glas Bier.“ Meine Frau schaut mich an. „Vielleicht ist er deswegen so komisch“, meint sie. Wir stürzen uns umgehend in Recherchen über den Gesundheitszustand des Mannes, der derzeit die Welt in Atem hält und bei einigen, die wir kennen, sogar Schnappatmung auslöst.
Das Deutsche Ärzteblatt zum Beispiel veröffentlicht ein Bulletin, wonach der Präsident bei einer Größe von sechs Fuß und drei Inch und einem Gewicht von 239 amerikanischen Pfund einen Body Mass Index von 29,9 mit ins Oval Office bringt – also deutlich übergewichtig ist.
Dementsprechend erklärte sein ehemaliger Leibarzt, Konteradmiral Ronny Jackson, dass es wünschenswert wäre, wenn sein Patient zehn bis 15 Pfund abnehmen würde. Gemüse-Snack statt Burger, Tennis statt Golf wären angesagt. Jimmy Carter ist mit so was 100 geworden, was sich Judith auch von mir wünscht. Ich aber bin eher Anhänger des Motorsports und verarbeite Siege gern mit einem guten Glas. Niederlagen erst recht.
Auch Putin ist kein Trunkenbold
Auch Putins Gesundheitszustand gibt hierzulande zu reden. Die Kreiszeitung weiß dazu: „Putin an Krebs erkrankt? Agent ist sicher: Nur noch zwei bis drei Jahre zu leben“. Durch Berichte über „anhaltenden Husten“, „unwillkürliche Bewegungen und Hinken“ ließen sich deutsche Medizinexperten außerdem zur Ferndiagnose Parkinson hinreißen.
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Ein Trunkenbold ist er allerdings nicht. Im Gegenteil: Er verabscheut Alkoholkonsum in Staatskreisen und soll höchst unwirsch reagiert haben, als ihm jüngst eine fünf Millionen Rubel teure Wodka- Bestellung aus EU-Ländern vom offiziellen Kreml-Caterer zu Ohren kam. Unsere These, dass Abstinenzler komisch seien, ließe sich aufrechterhalten.
Der Papst macht es da ein bisschen besser
Sehr schwierig sind unsere Recherchen beim Papst. Neulich hat er eine „ruhige Nacht nach Atemkrise“ verbracht, wusste das ZDF. Anschließend „sprach er gut auf die Behandlung an“, ein „Röntgenbild zeigte Besserung“. Vor zwei Wochen „zeigte er sich geschwächt der Öffentlichkeit“. Offiziell ist Mate-Tee sein Lieblingsgetränk. Es gibt allerdings eine verbürgte Szene, wonach schottische Studenten Franziskus im Apostolischen Palast besuchen durften.
Einer der Studenten übergab ihm dabei eine Flasche Malt-Whiskey. Normalerweise würde der Papst das Geschenk annehmen und an seine Assistentin weitergeben. Doch Franziskus hob die Flasche hoch und sagte: „Questa e la vera acqua sante“, also: „Das ist das wahre heilige Wasser“.
Das war eindeutig ein bisschen besser, finden Judith und ich. Wir nehmen heute deswegen wieder Weißwein zum Frühlingsfest. Morgen werden wir unseren Leibarzt bitten, ein Bulletin herauszugeben, dass wir pumperlgesund und bereit für Führungsfunktionen sind.
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Kommentare
... und hier die wissenschaftliche Erklärung: http://www.dice.hhu.de/fileadmin/redaktion/Fakultaeten/Wirtschaftswissenschaftliche_Fakultaet/DICE/Discussion_Paper/037_Haucap_Herr_Frank.pdf
... bzw. hier als "Filmchen"/Science Slam: https://www.youtube.com/live/cKstzgPOPq0?feature=shared ;-)