Schweizer Komplizen gegen die AfD
Wir Schweizer tun uns schwer, wenn über deutsche Politik berichtet wird. Dieses Konstrukt mit Koalitionen, bei dem selbst ausgesprochene Verlierer in die Regierungsverantwortung kommen können, ist uns suspekt. Unser eigenes Konkordanzsystem, in dem die vier größten Parteien dank eines ungeschriebenen Gesetzes zusammen regieren, ist zwar auch weit entfernt von Perfektion, aber doch erstaunlich stabil und zuverlässig. Und funktioniert es mal nicht, können wir immer noch mit einer Volksinitiative Gegensteuer geben.
Entsprechend sah früher die Schweizer Berichterstattung über die Politik in Deutschland aus. Sie erfolgte in etwa mit der Distanz, mit der man sich eine Tiger-Show im Zirkus anschaut: Die Faszination ist durchaus da, aber etwas Sicherheitsabstand kann nicht schaden.
Wann wir schreiten Seit’ an Seit’
Das ist vorbei. Heute sind Schweizer Journalisten, jedenfalls diejenigen der großen Medienhäuser, verlässliche Komplizen ihrer deutschen Kollegen – und damit auch der deutschen Regierung. Wer Zeitungen wie den Tages-Anzeiger, die regionalen Blätter des Verlags CH Media oder auch das Boulevardblatt Blick liest, hat den Eindruck, diese würden Seite an Seite mit der Süddeutschen Zeitung oder dem Spiegel gegen die gefährliche AfD kämpfen, um die Koalition aus Knapp-Gewinnern und Total-Verlierern an der Macht zu halten.
Es vergeht kaum ein Tag, an dem diese Zeitungen ihre Schweizer Leserschaft, der das Ganze im Grunde egal sein könnte, nicht vor der AfD warnt. Die Botschaft, mal deutlich, mal subtiler verkündet: Diese Oppositionspartei ist rechtsextrem, sie will die Demokratie zerstören, sie ist verfassungsfeindlich und wandelt in den Spuren der Nazis. Einzig die NZZ hält noch etwas dagegen; immerhin feiert sie mit ihrer deutschen Ausgabe seit einiger Zeit auch große Erfolge im Nachbarland, nicht zuletzt, weil sie gern an der Brandmauer rüttelt.
SRF-Totalausfall in Deutschland
Nun können privat finanzierte Medien tun und lassen, was sie wollen. Bei den meisten von ihnen ist die Leserschaft ohnehin schon zusammengeschrumpft auf den Restbestand, welcher der AfD-Paranoia nur zu gern folgt. Unschöner wird es, wenn die mit Zwangsgebühren finanzierte Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) dasselbe tut. Die wäre nämlich laut Leistungsauftrag des Bundes zu einer neutralen und objektiven Berichterstattung verpflichtet.
Zu einer solchen nicht in der Lage ist nun ausgerechnet Alexandra Gubser, die Deutschland-Korrespondentin des Schweizer Fernsehens (SRF). Seit sie 2022 ihren Posten bezog, ist sie journalistisch nicht weiter aufgefallen, dafür als Aktivistin. Geht es um die AfD, übernimmt sie einfach das Brandmauer-Vokabular der deutschen Regierung.
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Der Höhepunkt war ihre Einschätzung zu den Vorfällen in Gießen, als Tausende von Demonstranten, viele davon gewaltbereit, versuchten, die Gründung der neuen AfD-Jugendorganisation zu verhindern. Auf der SRF-Webseite verkündete Gubser ernsthaft, die Proteste seien zum größten Teil „bunt und friedlich“ gewesen.
Ihre einzige Kritik an den Krawallanten: Sie würden es der AfD ermöglichen, dass sich diese „wieder als Opfer inszenieren kann“. Als hätte die Partei darum gebeten, dass ihre Vertreter mit Steinen beworfen werden. Und schließlich: In Gießen habe eine „wehrhafte Demokratie Präsenz“ gezeigt. Womit sie suggerierte, die Blockaden von Gewalttätigen hätten dem Schutz der Demokratie gedient.
Das alles ist so weit vom Auftrag einer Fernsehkorrespondentin entfernt, wie es nur sein kann. Allerdings erstaunt es im Fall von Alexandra Gubser nicht, denn sie bleibt nur ihrer Linie treu.
In Frankreich dasselbe Spiel
Vor dem Umzug nach Deutschland war Gubser Frankreich-Korrespondentin des Schweizer Fernsehens. Dort legte sie nach dem Wahltag im April 2022 einen denkwürdigen Auftritt hin. Nachdem Emmanuel Macron als Präsident bestätigt worden war, erklärte sie vor laufenden Kameras, ihr sei „ein Stein vom Herzen gefallen“. Denn man wolle sich gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn Marine Le Pen gewählt worden wäre.
Ihr Arbeitgeber parierte die Kritik vieler Zuschauer danach denkbar unglücklich. Die Korrespondentin räume ein, dass sie sich nicht hätte mitreißen lassen dürfen, hieß es dort. Mitreißen lassen wovon genau? „Von der Welle der Erleichterung, die durch das liberale Frankreich und Europa schwappte.“ Der SRF doppelte also noch nach und verkündete in seiner Reaktion, dass schließlich ganz Europa froh sein müsse, um Le Pen herumgekommen zu sein.
Für diese „Leistung“ bezahlt man in der Schweiz derzeit nach wie vor 335 Franken Radio- und TV-Gebühren pro Jahr. Im kommenden März wird aufgrund einer Volksinitiative über die Senkung auf 200 Franken abgestimmt.
Der beste – unfreiwillige – Helfer des Initiativkomitees heißt Alexandra Gubser. Denn ihre völlige Lernresistenz und ihr Unvermögen, ihre persönlichen Präferenzen von der Kamera fernzuhalten, zeigen deutlich, dass das Schweizer Fernsehen eine enorme politische Schlagseite hat. Weniger Geld löst dieses Problem zwar nicht. Aber immerhin würde es als Schuss vor den Bug dienen.
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