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Interview mit Daniel Frischknecht

David gegen Goliath: EDU-Präsident kämpft gegen ESC in der Schweiz

Der Sänger Nemo, der sich selbst als nicht-binär bezeichnet, holte mit seinem Sieg in Malmö den Eurovision Song Contest (ESC) in die Schweiz. Dass ihm nach der Preisverleihung eine Dornenkrone aufgesetzt wurde, mit der er sich stolz präsentierte, sowie der satanistisch angehauchte Auftritt der irischen Sängerin Bambie Thug hat Gegner auf den Plan gerufen, mit denen die veranstaltende Europäische Rundfunkunion nicht gerechnet hat. 

Kaum war bekannt, dass der Mega-Event in die Schweiz kommt, kündigte die Kleinpartei EDU (Eidgenössisch-Demokratische Union) an, das Referendum zu ergreifen, um den Event zu verhindern und keine öffentlichen Gelder für den Anlass zu verbrauchen. 

Die EDU wurde 1975 gegründet und versteht sich als werteorientierte, bibeltreue Partei. Unter Kennern als Abspaltung der EVP (Evangelische Volkspartei) bekannt, da die EDU eher bereit ist, Minderheitsmeinungen konsequent zu vertreten. Die EDU setzt sich nach eigenen Angaben aus „Christen verschiedener Bekenntnisse“ zusammen. Sie ist in 16 (von 26) Kantonen vertreten und stellt zwei Nationalräte im Schweizer Parlament.

Das Referendum findet viele Unterstützer

Mit dem Ergreifen des Referendums in Bern und Zürich ist es der EDU gelungen, den Mega-Event in diesen Städten in Planungsunsicherheit zu bringen. Nun hat sich die öffentlich-rechtliche SRG (Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft) für die Durchführung in Basel entschieden, da sich die Stadt bereit erklärt hat, auch die Kosten für das Rahmenprogramm zu übernehmen. 

 

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Als Antwort darauf ergriff die EDU das Referendum. Die benötigten 2.000 Unterschriften wurden bei weitem übertroffen. Dass viele Schweizer von der medialen Bogenüberspannung des ESC 2024 nicht begeistert sind, könnte ein Grund dafür sein. 

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Das Umfrageinstitut Sotomo befragte im Juni 24.720 Stimmberechtigte in der gesamten Schweiz, wie sie zur Austragung des ESC stehen. 49 Prozent der Befragten stehen dem ESC ablehnend gegenüber. Davon sind 36 Prozent klar skeptisch, 13 Prozent eher skeptisch. 46 Prozent befürworten den ESC, davon 27 Prozent eindeutig, 19 Prozent eher. 

Im Gespräch erläutert Daniel Frischknecht, Parteipräsident der EDU, den steinigen Weg gegen den ESC und die Motivation der Partei.

Herr Frischknecht, können Sie uns erzählen, wie das Referendum zum ESC in Basel ins Leben gerufen wurde und wie der Prozess verlaufen ist?

Ja, gerne. Die Geschichte begann, als die SRG die Austragung des ESC für die Schweiz ankündigte. Zuerst waren Zürich, Bern, Basel und Genf im Gespräch, doch letztendlich fiel die Entscheidung auf Basel. Wir in der EDU hatten von Anfang an Bedenken, sowohl in Bezug auf die finanziellen als auch auf die kulturellen und christlichen Aspekte. Nachdem klar wurde, dass Basel die Gastgeberstadt sein sollte, haben wir ein Referendum gestartet, um den Bürgern die Möglichkeit zu geben, sich dazu zu äußern.

Wie lief die Unterschriftensammlung für das Referendum ab?

Wir haben hart daran gearbeitet und konnten 4.203 Unterschriften sammeln, von denen nach Prüfung 3.912 gültig waren. Damit haben wir die Mindestanzahl für ein Referendum fast doppelt erreicht (2.000), was bedeutet, dass es jetzt zur Abstimmung kommt. Am 24. November werden die Bürgerinnen und Bürger in Basel entscheiden, ob sie ein Rahmenprogramm des ESC für 37,5 Millionen mitfinanzieren möchten oder nicht.

Was passiert, wenn die Abstimmung gegen das Rahmenprogramm ausfällt?

Falls das Referendum Erfolg hat und die Basler Bevölkerung das Rahmenprogramm ablehnt, wird der ESC in einer abgespeckten Form stattfinden, welche dann von der SRG allein finanziert wird. Das bedeutet, dass die drei Tage des Events anders gestaltet werden müssen, da die SRG nur für das Hauptprogramm aufkommt. So könnten zusätzliche Kosten in Millionenhöhe entstehen, wenn die SRG das Rahmenprogramm selbst stemmen muss.

Sie haben den ESC stark kritisiert und ihn auch aus christlicher Sicht abgelehnt. Warum?

Der ESC propagiert aus unserer Sicht viele Werte, die im Widerspruch zu unseren christlichen Überzeugungen stehen. Es gab in der Vergangenheit Vorfälle, die wir problematisch finden, wie antisemitische Aktionen und Demonstrationen oder blasphemische Vorführungen. In Malmö zum Beispiel wurde die israelische Künstlerin Eden Golan diskriminiert und ausgegrenzt. 

Und es kam zu Vorfällen, welche unsere christliche Kultur lächerlich machen und in den Dreck ziehen – so wurde beispielsweise dem Sänger Nemo eine Dornenkrone aufgesetzt, quasi als Symbol für die Erlösung der Nicht-Binären. Der ESC hat sich in eine Richtung entwickelt, die unserer Meinung nach die christlichen Werte untergräbt, und dagegen wollen wir uns wehren.

Zur Person Daniel Frischknecht

Daniel Frischknecht ist ein Schweizer Politiker und seit 2020 Präsident der Eidgenössisch-Demokratischen Union (EDU). Zuvor war er als Kantonsrat und Fraktionspräsident der EDU im Kanton Thurgau tätig. Frischknecht ist diplomierter Psychologe und führt eine eigene Praxis. Er ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern.

Wie reagieren Sie auf den Vorwurf der Diskriminierung der LGBTQ-Bewegung?

Ich habe mein Leben lang Erfahrungen in verschiedenen Randgruppen gesammelt – sei es durch meine Vergangenheit als ehemals heroinsüchtiger Mensch, meine dadurch entstandenen Kontakte zu Homosexuellen oder auch jetzt durch meine christliche Überzeugung. Diese Erfahrungen haben mir gezeigt, wie es sich anfühlt, ausgegrenzt zu werden. Mir kann niemand erzählen, dass ich keinen Bezug zu Randgruppen habe. Gerade deshalb empfinde ich es als meine Pflicht, Stellung gegen den ESC zu beziehen, wenn dieser unserer Kultur und unseren Werten widerspricht.

Gegenüber der NZZ haben Sie offen über Ihre Vergangenheit bezüglich Anschaffung gesprochen. Denken Sie, dass solche persönlichen Zeugnisse anderen helfen können, Ihre Position besser zu verstehen?

Ich denke schon. Es gibt ein Klischee, dass Christen behütet und ohne Realitätsbezug aufwachsen. Das ist in meinem Fall nicht so. Mein ganzes Leben ist von persönlichen Herausforderungen geprägt, und ich hoffe, dass dies den Menschen zeigt, dass ich meine Positionen aus einer tiefen Überzeugung heraus vertrete.

Was ist Ihre Einschätzung für die kommenden Wochen bis zur Abstimmung?

Wir sehen die Abstimmung am 24. November als wichtigen Schritt, um zu zeigen, dass wir als Partei für gesunde gesellschaftliche Werte einstehen. Sollte das Referendum erfolgreich sein und Basel das Rahmenprogramm ablehnen, könnte das die SRG in eine schwierige Lage bringen. Es wäre eine klare Botschaft des Volkswillens, unsere Gebühren für Konstruktives einzusetzen.

 

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Kommentare

Kommentar
1
Michael Ziesmann
Vor 3 Wochen

Du hast dich völlig faktenresistent verrannt und versteigst dich in Hassrede. So ist das, wenn man Fakten nicht kennt, daran auch kein Interesse hat und nicht kritikfähig ist:

Sogar das mit der "Dornenkrone" hast du nicht verstanden - die Teil des schrillen Auftritts einer ganz anderen Künstlerin war. So ist das, wenn man auf "Hörensagen" reduziert. Die "Dornenkrone" kam von Bambi aus Irland, die sich euphorisch mit Nemo gefreut hatte: https://www.nau.ch/people/aus-der-schweiz/darum-trug-nemo-beim-eurovisi…

Du hast den ESC 2024 gar nicht gesehen und kennst dessen Regeln nicht - weshalb die Grundlage deiner Meinungsbildung falsch ist. 

Israel hat den ESC mehrfach gewonnen und ausgerichtet. Regeln für Texte gelten für alle Teilnehmenden. Hiernach Antisemitismus zu konstruieren, ist grotesk! Bei Olympia ist z.B. Werbung verboten und kann zur Disqualifikation führen. Wenn ein israelischer Teilnehmer bei Olympia Werbung trägt und deshalb disqualifiziert wird, dann ist das auch kein Antisemitismus. Die israelische Teilnehmerin wurde nicht diskriminiert und schon gar nicht weil sie Jüdin ist! Dass Juden in Europa besonders geschützt werden müssen, ist auch kein ESC-Problem, wie ein Blick in die Niederlande oder nach Berlin zeigt. 

Dass Du reale Wertschöpfung anderer ESC-Städte von Wien über Liverpool bis Malmö ignorierst, zeigt deine querulatorische Grundsatzopposition. Diese realisierten Zahlen liegen vor - von Tourismus über Kaufkraft bis positiver Imagetransfer.

Den Missbrauch mit Unterschriften (in Basel genügen bei 175.000 Einwohnern 2.000 Unterschriften, also 1 Prozent) konnte man hier nachlesen: https://www.tagesanzeiger.ch/abstimmungen-unterschriften-betrug-bei-vol…;

2
Maria
Vor 2 Wochen 4 Tage

Michael Ziesmann  

Ihr Ton ist absolut unangebracht in seiner schulmeisterlichen Arroganz.

Die Verwendung von zeitgemässen Schlagwörtern wie "Hassrede" etc. macht Ihre Argumentation nicht besser, sondern hohler und disqualifiziert Sie. Die Autorin hat berechtigte Kritik angewandt und diese soll auch so stehen bleiben.

1
Michael Ziesmann
Vor 3 Wochen 1 Tag

Gerne erlaube ich mir mit korrekten Fakten auszuhelfen:

Die EDU ist eine irrelevante Kleinstpartei, die bei den Wahlen in Basel auf einen Stimmenanteil von 0,12 Prozent kommt. Dass diese Kleinstpartei die erfolgreichste Fernsehshow der Welt mit 200 Millionen Zuschauern live bis nach Australien als Trittbrett missbraucht, ist erbarmungswürdig: https://media.bs.ch/original_file/1a232cdf5b352377b8ec062727d2c54fc25f6…

Bei öffentlichen Geldern ist der return on investment (ROI) besonders wichtig. Ein Blick zurück zum ESC in Wien und der dortigen Wertschöpfung hilft mit wissenschaftlichen Fakten bei der Einordnung - wobei die Wertschöpfung 10 Jahre später noch besser sein sollte. Es gibt dazu auch eine Studie für ESC in Malmö: https://www.ihs.ac.at/fileadmin/public/media_corner/user_upload/IHS_Ber…

Regeln für Songtexte beim ESC gelten seit Jahren für alle Teilnehmer. Keine politischen Texte. Das gilt auch für Israel: https://www.eurovision.de/news/Die-Regeln-des-Eurovision-Song-Contest,r…

Israel hat den ESC mehrfach gewonnen - einmal sogar mit Dana International, einer transgeschlechtlichen Sängerin - und Israel hat grossartigen ESC veranstaltet. Hiernach mit Antisemitismus zu argumentieren, ist grotesk und verhöhnt die Opfer von tatsächlichem Antisemitismus: https://www.eurovision.de/teilnehmer/Israel-Dana-International,danainte…;

 

 

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Vor 3 Wochen 1 Tag

Michael Ziesmann  Lieber Michael

 

Wir kennen uns bereits aus X, wo Du mich vorhin als faktenresistent und meine Antwort als „groteske Hassrede“ bezeichnet hast. 

 

In der Schweiz sind Minderheiten und Kleinstparteien genauso relevant wie die Mehrheit. Jeder einzelne Bürger hat das Recht, Unterschriften für die verschiedensten Anliegen zu sammeln. Ich sehe deshalb nicht ein, warum eine Kleinstpartei den ESC als Trittbrett missbrauchen sollte, wenn sie sich naturgemäss für ihre Werte einsetzt. 

 

Öffentliche Gelder sind öffentliche Gelder. In der Schweiz kann das Volk, in diesem Fall die Baslerinnen und Basler, entscheiden, ob sie dem Rahmenprogramm des ESC zustimmen wollen oder nicht. Das mit dem Return Of Investment ist stark in Frage zu stellen, wenn gerade wir im deutschsprachigen Raum ständig unsere Werte verteidigen müssen und dann eine Institution mit viel Geld beglückt wird, die die Dornenkrone von Nemo, den satanistisch angehauchten Auftritt der irischen Sängerin oder eben das Bühnenmobbing von Eden Golan ignoriert. Leider werden diese Fakten auch von dir ignoriert. Niemand sagt, dass der ESC schon immer antisemitisch war. Der Vorwurf des Antisemitismus bezieht sich auf den ESC 24. Nemo hat sie auf der Bühne demonstrativ ignoriert und sie musste von x Autos eskortiert werden, weil draußen eine antiisraelische Demo stattfand. 

 

Sei doch bitte vollständig in deiner Kritik.

 

Freundliche Grüße

Joyce Lopes de Azevedo

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Michael Ziesmann
Vor 3 Wochen

Du hast dich völlig faktenresistent verrannt und versteigst dich in Hassrede. So ist das, wenn man Fakten nicht kennt, daran auch kein Interesse hat und nicht kritikfähig ist:

Sogar das mit der "Dornenkrone" hast du nicht verstanden - die Teil des schrillen Auftritts einer ganz anderen Künstlerin war. So ist das, wenn man auf "Hörensagen" reduziert. Die "Dornenkrone" kam von Bambi aus Irland, die sich euphorisch mit Nemo gefreut hatte: https://www.nau.ch/people/aus-der-schweiz/darum-trug-nemo-beim-eurovisi…

Du hast den ESC 2024 gar nicht gesehen und kennst dessen Regeln nicht - weshalb die Grundlage deiner Meinungsbildung falsch ist. 

Israel hat den ESC mehrfach gewonnen und ausgerichtet. Regeln für Texte gelten für alle Teilnehmenden. Hiernach Antisemitismus zu konstruieren, ist grotesk! Bei Olympia ist z.B. Werbung verboten und kann zur Disqualifikation führen. Wenn ein israelischer Teilnehmer bei Olympia Werbung trägt und deshalb disqualifiziert wird, dann ist das auch kein Antisemitismus. Die israelische Teilnehmerin wurde nicht diskriminiert und schon gar nicht weil sie Jüdin ist! Dass Juden in Europa besonders geschützt werden müssen, ist auch kein ESC-Problem, wie ein Blick in die Niederlande oder nach Berlin zeigt. 

Dass Du reale Wertschöpfung anderer ESC-Städte von Wien über Liverpool bis Malmö ignorierst, zeigt deine querulatorische Grundsatzopposition. Diese realisierten Zahlen liegen vor - von Tourismus über Kaufkraft bis positiver Imagetransfer.

Den Missbrauch mit Unterschriften (in Basel genügen bei 175.000 Einwohnern 2.000 Unterschriften, also 1 Prozent) konnte man hier nachlesen: https://www.tagesanzeiger.ch/abstimmungen-unterschriften-betrug-bei-vol…;

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Maria
Vor 2 Wochen 4 Tage

Michael Ziesmann  

Ihr Ton ist absolut unangebracht in seiner schulmeisterlichen Arroganz.

Die Verwendung von zeitgemässen Schlagwörtern wie "Hassrede" etc. macht Ihre Argumentation nicht besser, sondern hohler und disqualifiziert Sie. Die Autorin hat berechtigte Kritik angewandt und diese soll auch so stehen bleiben.