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„Angstkommunikation“ und „Folgebereitschaft“

Und bist du nicht hörig, so gebrauche ich Zwang

Der deutsche Soziologe, Psychologe und Publizist Heinz Bude veröffentlichte 2019 ein Buch mit dem Titel „Solidarität: Die Zukunft einer großen Idee“. Im Begleittext heißt es: „Wir sollten uns nicht damit begnügen, materielle Not zu lindern, sondern im anderen uns selbst als Mensch wiedererkennen. Erst durch diese freie Entscheidung zur Mitmenschlichkeit findet eine Gesellschaft wieder zusammen.“

Das Buch erschien ein Jahr, bevor die Corona-Pandemie offiziell begann, zahlreiche Menschen und vor allem Entscheidungsträger in Panik versetzte und alles vergessen ließ, wofür sie vorher eingestanden waren. Heinz Bude wurde in eine Arbeitsgruppe des Bundesinnenministeriums berufen, das Empfehlungen für härtere Maßnahmen erarbeitete. Er ist Mitautor des berüchtigten Dokuments, das später berechtigterweise als „Panikpapier“ bezeichnet wurde.

Denn die Autoren arbeiteten mit „schwarzer Pädagogik“. Den Bürgern und Steuerzahlern, von denen sie finanziert werden, sollten Angst und ein schlechtes Gewissen eingeredet werden. Kostprobe gefällig? „Kinder werden sich leicht anstecken.“ Die Folge: „Wenn sie dann ihre Eltern anstecken und einer davon qualvoll zu Hause stirbt und sie das Gefühl haben, schuld daran zu sein, weil sie vergessen haben, sich nach dem Spielen die Hände zu waschen, ist es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann.“

„Impfgegner müssen fühlbar Nachteile haben“

In einem Interview sagte Bude Ende 2021 – als viele Zweifel und Theorien der sogenannten „Coronaleugner“ sich zu bestätigen begannen: „Ich würde es jetzt jedem politisch empfehlen: Klare Kante, klare Richtung. Impfgegner müssen fühlbar Nachteile haben. Und im Grunde, in gewisser Weise, kann man sich nicht länger mit denen beschäftigen. Das ist so. Die kann man nicht nach Madagaskar verfrachten.“ Schade. Also müsse man, fährt Bude fort, „einen Schnitt machen und mit 20 Prozent oder 15 Prozent leben, die sich nicht überzeugen lassen und die müssen irgendwelche Nachteile dafür zu ertragen haben“.

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Nun schreiben wir das Jahr 2024, sind in puncto Corona um einiges schlauer und befinden uns in der schwergängigen Phase der Aufarbeitung. Man könnte annehmen, jene, die damals die schärfsten Maßnahmenverfechter waren, räumten nun ihre Fehler ein. Doch weit gefehlt.

Ein nun auf X (vormals Twitter) aufgetauchtes Video zeigt den Soziologen Bude während einer Diskussionsrunde an der Universität Graz mit dem Titel „Gesellschaft im Ausnahmezustand – Was lernen wir aus der Coronakrise?“ von Ende Jänner. Eine Aufzeichnung davon ist vor vier Tagen von der Gesellschaft für Soziologie an der Universität Graz veröffentlicht worden (ab 1:17 h).

Zunächst bestätigt der heute 70-Jährige, das getan zu haben, was während der Coronazeit als „Verschwörungstheorie“ abgetan worden war. Nämlich, dass die Politik ein Modell finden musste, „um Folgebereitschaft herzustellen“, das „so ein bisschen wissenschaftsähnlich ist“. Diese Formel sei dann „Flatten the Curve“ genannt worden: „Wenn ihr schön diszipliniert seid, könnt ihr die Kurve verändern“.

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„Man muss auf individuelles Verhalten zugreifen“

Coronamaßnahmenverfechter machen Coronamaßnahmendinge. So weit, so bekannt. Doch einige Minuten später setzt Bude wieder an. Er fabuliert etwas von erneut eintretenden „singulären Krisen“ wie zum Beispiel Extremwetterereignissen. „Und singuläre Krisen werden damit zu tun haben, dass man auf individuelles Verhalten zugreifen muss.“ Und nun kommt jene Forderung, die in ähnlicher Weise schon aus der Coronazeit bekannt war: der Ruf nach Zwang! Bude:

„Man wird Zwang ausüben müssen auf Leute, die sagen: ‘Ich hab aber andere Informationen.’ Und zwar legitimen Zwang. Wir werden mit Situationen vermehrt zu tun haben in der Zukunft, solcherart von Krisen, die individuelle Verhaltensveränderungen verlangen, wenn man den Krisen als Gesellschaft in kollektiver Handlungsfähigkeit standhalten will. Und das ist das entscheidende Argument: Können wir das überhaupt in einer modernen liberalen Gesellschaft? Geht das eigentlich? Und muss man dann nicht hinterrücks ganz furchtbare Dinge wie Angstkommunikation, also sozialpsychologische Dinge benutzen, um solche Arten von Folgebereitschaften zur Veränderung von individuellem Verhalten vorzunehmen?“

Mit Blick auf die Coronakrise könnte man sagen: Das ist eine rhetorische Frage. Der Soziologe Bude, der sich offensichtlich für etwas Besseres hält als das tumbe Volk, sagt später noch, er habe „den Irrsinn unserer Gesellschaft unterschätzt“. Und er sei zu dem Schluss gekommen, dass es „viele Verrücktheiten“ gebe. Moderne Gesellschaften müssten herausfinden, „wie man Irrsinn absorbieren kann, ohne ihn zu neutralisieren. Was macht man mit dem Irrsinn der Leute?“

Wie geht ein Volk mit solchen Eliten um?

Die wichtigere, weil existenzielle Frage lautet: Werden sich die Menschen, die Bürger und Steuerzahler also, gefallen lassen, von einer vermeintlichen Elite beherrscht zu werden? Werden die Bürger, der Souverän dieses Landes es abermals dulden, durch Zwang ihr Verhalten anpassen zu sollen, weil sie zu bestimmten Themen eine andere Meinung haben? Und diese Themen, häufig verbunden mit inflationär gebrauchten Rechtsextremismusvorwürfen, sind nicht auf Coronaviren oder den Klimawandel beschränkt:

  • Wie, du glaubst nicht, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt und man sein Geschlecht ändern kann? Wir werden dich dazu zwingen.
     
  • Du glaubst nicht, dass die unkontrollierte Zuwanderung den Sozialstaat rettet? Wir werden dich dazu zwingen.
     
  • Du glaubst nicht, dass die Übertragung nationaler Rechte an eine supranationale Organisation gut ist? Wir werden dich dazu zwingen.

Wie sollte ein Volk auf solche Eliten reagieren? Ich weiß es nicht. Vielleicht könnte Soziologe Bude ein Buch darüber schreiben. Oder er setzte sich endlich zur Ruhe, statt Fantasien über Zwang und Folgebereitschaft zu äußern.

 

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Kommentare

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Kommentar
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Veritas
Vor 7 Monate

Danke vielmals, werter Herr Steinwandter, dass Sie auf diese skandalösen Aussagen aufmerksam machen und uns eine Stimme geben, die wir ausgegrenzt und diskriminiert wurden. Angesichts dieser neuen Äußerungen fehlen mir die Worte.

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Andreas Graf
Vor 7 Monate

Die Impfkampagne war sehr erfolgreich, hauptsächlich wegen der Maßnahmenverfechter. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) betrug die Impfquote von mindestens einmal Geimpfter mit Stand Oktober 2021 rund 84 Prozent. Viele hielten dem ausgeübten Druck nicht Stand. Was ist mit dem Rest der nicht Geimpften? Werden diese bei der nächsten Pandemie noch toleriert werden? Wie weit wird der Zwang gehen? Wird es künftig wieder KZ's geben? Das wurde bestimmt schon angedacht. Wird ein derart manipuliertes Volk den Eliten etwas entgegen zu setzen haben? Wie bereits bekannt wurde, hat die Biowaffe Corona-Impfung eine gehirnverändernde Wirkung. Die Auswirkungen kann jeder in seinem Umfeld beobachten. Wir sind zu einer Zombie-Gesellschaft mutiert. Ein leichtes Spiel also, könnte man meinen, wenn da nicht die Katholiken wären. Gestandenen Katholiken versetzen "Panikpapiere" à la Heinz Bude indes nicht in Panik. Die Mariologie ist der Soziologie haushoch überlegen. Am Ende wird der Schlange der Kopf zertreten. Katholiken handeln nach dem Motto: Beten und Vertrauen! Angstkommunikation gehört nicht zu deren Vokabular.

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Dieter Grimm
Vor 5 Monate 3 Wochen

Wir fragen uns jeden Tag beim Frühstück, wenn im Küchenfernseher die Nachrichten laufen, wie konnte es in D soweit kommen? Wie ist es möglich eine einstmals erfolgreiche Nation, geachtet und bewundert von allen Ländern dieser Welt, auf so ein geistig niederes Niveau zu bringen? Einstmals gab es deutsche Nobelpreisträger zuhauf. Heute haben wir psychisch kranke Wissenschaftler, die in ihrem Wahn behaupten, es gibt mehr als 2 Geschlechter. Ein Industrieland, wie D im Moment noch ist, kann nur mit Wind Strom produzieren. Autos und Heizungen werden mit Solarstrom betrieben. Auch wenn die Sonne nicht scheint. Man könnte hier den totalen geistigen Supergau noch 3 Tage lang beschreiben und es würde einem am 4. Tag wieder der nächste geistige Dünnsch.... einfallen.

1
VonDerAmpelGef…
Vor 6 Monate 1 Woche

Wir haben von Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Heinz Bude (https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Bude) bereits erfahren, dass viel zu vielen Politikern und auch unseren von uns in den deutschen Bundestag und die Landesregierungen und kommunalen Stadt- und Gemeinderäten (ganz abgesehen von der EU) gewählten Angestellten nur „ein bisschen wissenschaftsähnlich“ lieber ist als echte Wissenschaft.
Ich gehe aufgrund der vielen gerade sichtbar werdenden Parallelen zwischen kurz vergangener und aktueller deutscher Gesetzgebung, Nudging und Framing mit vergleichbaren Gesetzgebung (Delegitimation des Staates, „Strafen wegen Äußerungen unterhalb der Strafbarkeitsschwelle“, Einrichtung von Denunziationsstellen, Förderung demokratisch nicht legitimierter, aber genehmer Organisationen, etc. etc.) davon aus, dass dies auch für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gilt.
Wie beispielsweise in der Sowjetunion, der DDR und dem heutigen Russland soll es nur ein bisschen demokratie- und rechtsstaatsähnlich aussehen und darf auf keinen Fall echte Wahl- und Meinungsfreiheit zulassen. Von anderen Grund-, Bürger- und Freiheitsrechten ganz zu schweigen. Von der grundgesetzlichen Garantie (Art. 1) der Menschenwürde ist auch nur noch das bisschen übrig, was Angela Merkel und ihre Spießgesellen in der GroKo (inkl. SPD) mit Zähneknirschen gegen einzelne aufrechte Richter noch zulassen mussten. Und was nun von der Ampel-Abreißkolonne Faeser/Paus/Lauterbach/Haldenwang/Benz und Konsorten stückchenweise geschliffen wird.

Ich frage, ob eine Delegitimation von Politikern und staatlichen Institutionen, die eine Entwicklung in ein nur noch ein bisschen demokratieähnliches Staatswesen befördern, wirklich eine Delegitimation des Staates und seiner demokratischen und rechtsstaatlichen Grundlagen sein kann oder eher die notwendige Grundlage des Bestandes von Rechtsstaat und Demokratie ist.
Aus meiner langjährigen Erfahrung als tapferer Verteidiger von Recht und Freiheit komme ich derzeit zu dem Schluss, dass die Rutschbahn immer steiler und seifiger wird.

<https://theplattform.net/de/kanal/norbert-haering/aus-dem-nahkastchen-e…;

1
Johann
Vor 6 Monate 1 Woche

Ich kenne einige Leute, die ähnlich wie Herr Bude ticken.
Dennoch bin ich von der Unverfrorenheit und Selbstgefälligkeit geplättet und betroffen. Mir fällt derzeit nicht einmal ein Kommentar ein.

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Hans Leucht
Vor 6 Monate 1 Woche

Es ist die Hybris der Macht – Gott spielen ...
Ich empfehle den Corona-Ausschuss Folge 197 mit RA Wilfried Schmitz –

„Die Wahrheit ist auf dem Marsch und nichts wird sie aufhalten.“ Émile Zola (1840 - 1902)

2
Tamara
Vor 7 Monate

Das sind und waren ganz, ganz gefährliche Entwicklungen!

2
Sepp Hampflinger
Vor 7 Monate

Wie das Volk wohl auf solche "Eliten" reagieren wird? So wie damals, im Sportpalast, wird es in weiten Teilen wieder "Ja!" brüllen, ihnen zujubeln, nach dem Untergang für eine Zeitlang aufwachen und "Nie wieder!" rufen, bis die nächste "Elite", die das Volk nur verachtet, mit der nächsten Ideologie des Tages um die Ecke kommt.

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Veritas
Vor 7 Monate

Danke vielmals, werter Herr Steinwandter, dass Sie auf diese skandalösen Aussagen aufmerksam machen und uns eine Stimme geben, die wir ausgegrenzt und diskriminiert wurden. Angesichts dieser neuen Äußerungen fehlen mir die Worte.

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Andreas Graf
Vor 7 Monate

Die Impfkampagne war sehr erfolgreich, hauptsächlich wegen der Maßnahmenverfechter. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) betrug die Impfquote von mindestens einmal Geimpfter mit Stand Oktober 2021 rund 84 Prozent. Viele hielten dem ausgeübten Druck nicht Stand. Was ist mit dem Rest der nicht Geimpften? Werden diese bei der nächsten Pandemie noch toleriert werden? Wie weit wird der Zwang gehen? Wird es künftig wieder KZ's geben? Das wurde bestimmt schon angedacht. Wird ein derart manipuliertes Volk den Eliten etwas entgegen zu setzen haben? Wie bereits bekannt wurde, hat die Biowaffe Corona-Impfung eine gehirnverändernde Wirkung. Die Auswirkungen kann jeder in seinem Umfeld beobachten. Wir sind zu einer Zombie-Gesellschaft mutiert. Ein leichtes Spiel also, könnte man meinen, wenn da nicht die Katholiken wären. Gestandenen Katholiken versetzen "Panikpapiere" à la Heinz Bude indes nicht in Panik. Die Mariologie ist der Soziologie haushoch überlegen. Am Ende wird der Schlange der Kopf zertreten. Katholiken handeln nach dem Motto: Beten und Vertrauen! Angstkommunikation gehört nicht zu deren Vokabular.