Der Export aus Berlin – Baerbocks Bagel und die deutsche Fremdscham

Berlin sendet vieles in die Welt: Clubkultur, Start-ups, Ironie. Aber der sichtbarste Export der Hauptstadt ist inzwischen politischer Natur – und er sorgt immer öfter für Fremdscham. Annalena Baerbock liefert gerade das jüngste Lehrstück.
In New York, wo sie als frischgewählte Präsidentin der UN-Vollversammlung eigentlich Seriosität und diplomatische Souveränität ausstrahlen müsste, serviert Baerbock auf Instagram ein „Guten Morgen aus New York“-Video. Bagel in der Hand, Coffee-to-go im Pappbecher, mit der lockeren Attitüde einer Influencerin, die auf Clickbait-Jagd geht.
Natürlich: Ein Bagel mit „Cream-Cheese“ ist nichts Verwerfliches. Aber ausgerechnet eine Grünen-Politikerin, die jahrelang gegen Wegwerfkultur predigt, posiert mit einem Einwegbecher und verschwenderischer Papiertüte, statt einer selbstmitgebrachten Brotdose? Die Partei, die in Deutschland Plastiktüten, Plastiklöffel und Plastikkaffeedeckel verbieten will, den Verbrenner dämonisiert und Bürgern mit immer neuen Vorschriften das Leben erschwert, dazu das rote Berlin für diese anstrengenden Ideologiefantasien als Modellbaukasten missbraucht, zeigt sich im Ausland plötzlich urban und unbeschwert. Das nennt man Doppelmoral. Das ist nicht nur unglaubwürdig, das ist einfach nur peinlich, unangenehm oder, wie die cool Kids im Internet sagen: cringe.
Wenn der Morgen bei Baerbock um halb elf beginnt …
Der Morgen beginnt bei Baerbock im Übrigen um halb elf. Nicht mal im Video schafft sie es, eine hart arbeitende Deutsche zu spielen. Heißt, wenigstens hier hätte sie mitdenken und um 7:30 Uhr das Content-kreieren starten können. Oder respektiert sie den aufmerksamen Wähler ganz und gar nicht mehr?
Baerbocks Auftritt passt leider ins ablenkend-strapaziöse Muster der Politiker unserer Zeit. Ob #söderisst in Bayern, Grünen-Jungpolitiker Felix Banaszaks peinliche Bürgernähe mit „brennender Luft“ im Zug, auf dem Boden der 1. Klasse sitzend, oder eben Annalenas Bagel-Coffee-to-go-Szene mit „Sex and the City“-Vibes. So sieht es aus, wenn Selbstdarstellung wichtiger wird als Verantwortung.
Wie kann man Baerbocks „Show“ einordnen?
Wir sehen hier eine Influencer-Ästhetik und keine seriöse Staatsfrau. Oder will sie mit Bagel, Coffee und Taxi ihre Reden ersetzen? Wo und vor allem was ist die Substanz ihrer Tätigkeit? Was ist ihre Leistung? Wieso finanziert der deutsche Steuerzahler ihre Stelle? Baerbock wirkt weniger wie eine Repräsentantin der Bundesrepublik, sondern wie eine grüne Lifestyle-Botschafterin.
‘Ein Bagel für mich, Abfall für dich.’ Nachhaltigkeit gilt für andere. Es ist das typische Merkmal linker Politik. Während die Grünen Bürgern immer strengere Regeln auferlegen, gönnt sich die eigene Spitze die unbeschwerte Wegwerfkultur. Symbolisch steht das für das große links-grüne Problem: Reden und Handeln klaffen auseinander. Eine Zweiklassengesellschaft kristallisiert sich kristallklar heraus. Der Kaffeebecher aus Pappe ist an sich nicht wichtig, aber er ist ein Symbol. Er erinnert an Zeiten, in denen die DDR-Funktionäre Zugang zu exklusiven Produkten hatten, während die Bürger mit wachsender Mangelwirtschaft ihre Plage hatten.
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Baerbock missbraucht die Politik als Content-Feed. Sie kündigt an, künftig „hinter die Kulissen“ blicken zu lassen. Doch wenn Diplomatie zwischen Bagel und Selfie stattfindet, verkommt Politik zum Instagram-Format. Das ist nicht Transparenz, das ist egoistische Imagepflege und gerade in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten eine Verhöhnung des Bürgers.
Baerbock wird dafür bezahlt, ein ganzes Land zu repräsentieren – und benimmt sich dabei wie die Ehefrau eines Oligarchen, die nichts kann, aber viel hat. Wäre es passend, an dieser Stelle an die Gerüchte rund um den Flirt mit Ex-US-Außenminister Antony Blinken zu erinnern? Belassen wir Privates beim Privaten nach folgender Anmerkung: Es ist zu sehen, dass sich im Privatleben ein Muster ähnlich dem beruflichen zeigt. Während die Ehe mit Polit-Strategen und Kommunikationsberater Daniel Holefleisch nach 17 Jahren und trotz zwei Töchtern scheitert, glänzt Baerbock mit Außenwirkung. Karriere vor Familie – das ist nicht besonders katholisch, muss es auch nicht, aber das Privatleben von Politikern ist strenggenommen schon immer Staatsräson gewesen.
Alle Politiker, besonders jene mit wichtigen Funktionen, sind automatisch Teil des öffentlichen Interesses mit instinktiver Vorbildfunktion. Aus diesem Grund wäre eine traditionelle Konstante im Familienleben, die Stabilität vorführt, wie sie beispielsweise Ursula von der Leyen hat, wünschenswert, mindestens aber vorbildlich. So oder so wären das Ehe-Aus und der vermeintliche Flirt sicherlich unbemerkter oder geringstenfalls nebensächlich, wenn die Arbeit für das Volk stimmen würde. Wenn man sagen könnte: „Hey, die Baerbock, die hat Deutschland da und da hingebracht, gute, diplomatische Beziehungen mit den und den Ländern aufgebaut, das Land in die Top 5 von so und so hochgehievt.“ Wer im Privaten wie auch im Politischen Instabilität hinterlässt, darf sich über den Verlust an Glaubwürdigkeit nicht wundern.
Gab es keine Alternative?
Folgende Aussage mag nicht gefallen, aber sie ist real und leider keine Satire. Baerbock steht sicherlich nicht für ganz Deutschland, aber mindestens für die deutsche Hauptstadt. Und diese repräsentiert sie gut oder mindestens so, wie sie eben ist. Berlin ist praktisch der Nährboden für das Hipster-Dasein, für das Single-Leben. In Prenzlauer Berg stapeln sich trotz rot-grüner Politik die Matcha-Latte-mit-Hafermilch-Becher neben Lastenrädern, in Kreuzberg wird ökologische Avantgarde gepredigt, während Heroinspritzen auf den Straßen liegen, und laut RBB 24 ist Berlin mit 56 Prozent Ledigen ein regelrechtes Eldorado nicht für, sondern der einsamen Herzen. Die Hauptstadt lebt den grünen Widerspruch – und exportiert ihn eben jetzt nach New York.
Die Fremdscham, die viele beim Ansehen des Videos empfinden, ist kein Zufall. Sie ist das Ergebnis einer Politik, die sich in Berlin längst von den eigenen Ansprüchen entkoppelt hat. Statt Probleme zu lösen, liefert man Bilder. Statt Haltung bekommen wir eine Inszenierung. Statt Substanz sehen wir einen oberflächlichen Content.
Leider das wahre Fazit
Baerbocks Bagel-Moment ist mehr als ein peinliches Detail. Er ist Symbol für eine ganze politische Kultur: die links-grüne Doppelmoral, den Berliner Export der Selbstinszenierung und eine Politik, die sich lieber im Lifestyle verliert. Währenddessen sind Bürger in Deutschland mit steigenden Preisen, bröckelnder Infrastruktur, utopischer Ideologie von mindestens tausend Geschlechtern und allgemein wachsender Unsicherheit konfrontiert.
Fremdscham ist kein Nebeneffekt – sie ist inzwischen das Markenzeichen der deutschen Politik.
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