Direkt zum Inhalt
Kolumne „Das liebe Geld“

Warum die Börse die Trump-Wahl feiert

Donald Trump ist laut, er ist ungehobelt, er beleidigt, er lügt und ist sogar vorbestraft. Die Amerikaner haben ihn trotzdem zu ihrem nächsten Präsidenten gewählt. Was für viele Deutsche unbegreiflich und sogar ein Schock ist, versetzt viele Investoren überall auf der Welt in Kauflaune.

Vor allem am amerikanischen Aktienmarkt löste der Wahlausgang eine Rally aus. Der Leitindex Dow Jones, der breitere S&P 500 und auch die Technologiebörse Nasdaq erreichten neue Höchststände. Noch niemals in der Geschichte sind die Kurse am Tag nach einer Präsidentschaftswahl so in die Höhe geschnellt. Auch die Kryptowährung Bitcoin startete eine Rallye, ebenso wie der Dollar und die Renditen auf amerikanische Staatsanleihen. Eine große Party oder der Trump-Trade, wie Börsenprofis es nennen. 

Falsche Welt? Nein. Auf den Punkt gebracht: Trump und die Republikaner sind besser für die Wirtschaft als Kamala Harris und die Demokraten. Zumindest wird das mit Blick auf die Wahlprogramme angenommen. Trump steht für weniger Regulierung und Steuersenkungen für Unternehmen und Privatpersonen. Das kommt an der Wall Street gut an. Sinkende Unternehmenssteuern lassen die Gewinne steigen, niedrigere Einkommensteuern erhöhen die Kaufkraft der Menschen. Beides tut der Wirtschaft gut.

Wie lange die Rallye anhält, das ist die Frage

Und deshalb stiegen nach dem Sieg Trumps die Aktien, allen voran jene aus Branchen, die besonders stark profitieren könnten: Finanzen, Kommunikation, Öl und Gas. Die Banken erwarten weniger strenge Regulierungen, aber gewinnen auch von der angekündigten lockereren Kartellrechtspolitik. Unter Präsident Joe Biden wurden immer wieder geplante Übernahmen aus kartellrechtlichen Gründen abgelehnt. Bald könnte es wieder mehr Übernahmen und Fusionen geben, woran die Finanzbranche glänzend verdienen würde.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. 

Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Weniger Regulierung wird es wohl auch mit Blick auf die Klimapolitik geben, wovon Öl- und Gaskonzerne, aber auch amerikanische Autobauer und die Industrie insgesamt profitieren dürften. Diese Hoffnung ließ die Kurse kräftig steigen. Auch die Aktie des E-Autopioniers Tesla ging durch die Decke. Tesla-Gründer Elon Musk hatte Trump im Wahlkampf unterstützt.

Wie lange diese Rally nun weitergeht, das ist die Frage aller Fragen. Weniger Regulierung und geringere Steuern mögen der Wirtschaft guttun, aber wie sieht es mit anderen Plänen Trumps aus? Denn der neue Präsident hat bekanntlich auch hohe Importzölle angekündigt: 60 Prozent auf Waren aus China, 20 Prozent auf Einfuhren aus dem Rest der Welt. Ob und wie schnell Trump diese einführen wird, ist jetzt noch nicht klar.

 

> Abonnieren Sie den Corrigenda-Newsletter und erhalten Sie einmal wöchentlich die relevantesten Recherchen und Meinungsbeiträge.

 

Einige Investoren glauben, dass der Republikaner nur eine Drohkulisse aufbaut, um Zugeständnisse anderer Länder auszuhandeln. Andere nehmen ihn beim Wort und befürchten, bei einer radikalen Zollpolitik droht der Wirtschaft eine Rezession. Das würde an den Märkten gar nicht gut ankommen.

Von einer starken US-Wirtschaft profitiert die ganze Welt

Noch überwiegt aber die für viele Deutsche schwer nachzuvollziehende Freude über den Wahlsieg Trumps. Fast überall auf der Welt stiegen die Börsenkurse, wenn auch nicht so stark wie an der New Yorker Wall Street. Das hat zwei Gründe: Von einer starken US-Wirtschaft profitiert direkt oder indirekt die gesamte Weltwirtschaft, denn die USA sind die größte Volkswirtschaft der Welt. Da die angekündigten Zölle aber die anderen Volkswirtschaften und vor allem auch exportorientierte Nationen wie Deutschland belasten würde, war die Börsenparty dort nicht ganz so ausgelassen.

Nun stellen Sie sich sicher die Frage, was das für Sie als Anlegerin und Anleger bedeutet und wie Sie sich aufstellen sollten. Eine einfache Antwort auf diese Frage gibt es leider nicht. Es kommt immer darauf an, welche Strategie Sie verfolgen, wie Sie investiert haben. In vielen Depots liegen mittlerweile börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) auf dem Weltaktienindex MSCI World. 

In ihm haben amerikanische Aktien einen Anteil von stolzen 70 Prozent. Auch in vielen aktiv gemanagten Aktienfonds, die weltweit investieren, ist der größte Kapitalmarkt der Welt hoch gewichtet. Als Anleger profitieren Sie also davon, wenn es an der Wall Street richtig gut läuft. Ob das so weiter geht, wissen wir nicht. Es gibt viele Unsicherheitsfaktoren. Aber: In der Vergangenheit brachten die zwölf Monate nach einer Präsidentschaftswahl im Mittel überdurchschnittliche Renditen für Aktien- und Rentenanleger.

Politische Börsen haben kurze Beine – oder doch nicht?

Und apropos Vergangenheit: Es heißt, dass politische Börsen kurze Beine haben. Natürlich beeinflussen politische Entscheidung, die Wirtschafts- und Fiskalpolitik auch die Börsenkurse. Aber es wird eben nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Auch wenn Turbulenzen, Korrekturen und Crashs an der Börse dazu gehören, stimmt die Rendite langfristig. 

Regierungen kommen und gehen, wir erleben es ja gerade auch in Deutschland. Wichtig ist an der Börse der lange Atem. Politische Entscheidungen beeinflussen die Börsenentwicklung in der Regel eher kurzfristig – die kurzen Beine. Denn Unternehmen stellen sich recht schnell auf neue Gegebenheiten ein, das habe sie immer getan. Da das aber nicht jedem Unternehmen, jeder Branche gleich gut gelingt, ist es so wichtig, nicht nur langfristig sondern auch breit gestreut zu investieren. Wenn Sie aber eher kurzfristig investieren, dann können Sie natürlich den einen oder anderen Trump-Trade eingehen. Ich wünsche Ihnen viel Glück dabei!

 

› Folgen Sie uns schon auf Instagram oder LinkedIn?

3
2

1
Kommentare

Kommentar
0
Andreas Graf
Vor 3 Wochen 4 Tage

Die Börsen-Rally an der New Yorker Wall Street dürfte nur ein kurzes Strohfeuer sein. Die Ernüchterung folgt dem Rausch. Die Trunkenbolde dürften sich bald schlafen legen. Die horrende Staatsverschuldung und der Inflationsdruck dürfte die Wirtschaftspolitik von Trump jäh ausbremsen. In der Weltwirtschaft dürfte Amerika keine Rolle mehr spielen. Die Weltwirtschaft und der wichtige Rohstoffmarkt wird zunehmend von den BRICS-Staaten dominiert. Die BRICS-Staaten wurden bis jetzt nur belächelt und in den Medien davon kaum berichtet. Die Sanktionspolitik des Westen haben diese erst richtig stark gemacht. Der Dollar spielt da keine Rolle mehr. In manchen Gehirnwindungen dauert das eben etwas länger bis das ankommt. So sehr ich Donald Trump mag, so sind die äußeren Umstände jetzt ganz andere. Ebenso ist sein persönliches Umfeld ein ganz anderes. Trump mag ein Profil drauf haben. Seine Minister in spe und seine Berater haben keines. Das färbt ab. Das gefällt mir nicht. Kurzum: Wer jetzt gut investieren möchte, der kaufe einen Kartoffelacker und einen Gemüsegarten. Eine Kartoffel kann man essen, eine Aktie nicht, brennt dafür recht gut. Die Zeiten ändern sich.

0
Andreas Graf
Vor 3 Wochen 4 Tage

Die Börsen-Rally an der New Yorker Wall Street dürfte nur ein kurzes Strohfeuer sein. Die Ernüchterung folgt dem Rausch. Die Trunkenbolde dürften sich bald schlafen legen. Die horrende Staatsverschuldung und der Inflationsdruck dürfte die Wirtschaftspolitik von Trump jäh ausbremsen. In der Weltwirtschaft dürfte Amerika keine Rolle mehr spielen. Die Weltwirtschaft und der wichtige Rohstoffmarkt wird zunehmend von den BRICS-Staaten dominiert. Die BRICS-Staaten wurden bis jetzt nur belächelt und in den Medien davon kaum berichtet. Die Sanktionspolitik des Westen haben diese erst richtig stark gemacht. Der Dollar spielt da keine Rolle mehr. In manchen Gehirnwindungen dauert das eben etwas länger bis das ankommt. So sehr ich Donald Trump mag, so sind die äußeren Umstände jetzt ganz andere. Ebenso ist sein persönliches Umfeld ein ganz anderes. Trump mag ein Profil drauf haben. Seine Minister in spe und seine Berater haben keines. Das färbt ab. Das gefällt mir nicht. Kurzum: Wer jetzt gut investieren möchte, der kaufe einen Kartoffelacker und einen Gemüsegarten. Eine Kartoffel kann man essen, eine Aktie nicht, brennt dafür recht gut. Die Zeiten ändern sich.