Im Herzen meines Kindes
Mein kleiner Sohn (9 Monate) robbt schluchzend und mit dem Mut der Verzweiflung so schnell er kann auf mich zu. Er blickt mir in die Augen und wartet darauf, dass ich ihn auf den Arm nehme. In dem Augenblick, in dem ich ihn in die Arme schließe und an mich drücke, ist alles Weinen vergessen. Er schmiegt sich an mich, legt seinen Kopf an meine Schulter und genießt ganz beruhigt die Liebe, die uns verbindet. Es ist ein Moment, in dem für mich die Welt still zu stehen scheint. Tiefe Verbundenheit mit diesem kleinen Menschen und Ehrfurcht vor der Tiefe seiner Liebe erfüllen mich.
Was für ein Privileg ist es, von einem anderen Menschen so geliebt zu werden?
So oft hört man dieser Tage, wie viel es koste und wie viel man aufgeben müsse, um Eltern zu sein. Die Angst davor greift um sich, und immer mehr Menschen entscheiden sich ganz bewusst dafür, keine Kinder zu bekommen.
Mehr Geschenk als Opfer
Natürlich ist es wahr, dass das Elternsein unendlich viel fordert. Doch als Mama erahne ich in den kleinen und großen Momenten meines Alltags immer wieder, dass Kinder uns um so viel mehr schenken, als sie uns kosten.
Unser Leben wird nicht ärmer, trister und langweiliger mit Kindern. Vielmehr entfaltet es erst durch sie sein volles „Aroma“. Das Leben mit Kindern ist voller Abenteuer, voller Emotionen in nie gekannter Intensität, voller Möglichkeiten, über mich selbst hinauszuwachsen. Nie fühle ich mich lebendiger und präsenter als in den Momenten, in denen ich für meine Kinder da bin und von ihnen gebraucht werde.
Ein Schatz, den ich als Mama geschenkt bekomme, ist die Liebe meines Kindes. Es ist eine Liebe, von der wir so vieles lernen können. Eine Liebe, die unendlich reich macht. Was zeichnet diese Liebe aus?
Die kostbare Liebe eines kleinen Kindes
Die Liebe eines kleinen Kindes zu seinen Eltern ist bedingungslos. Es liebt seine Eltern nicht, weil sie besonders gut für es sorgen, außergewöhnlich gutaussehend oder beruflich erfolgreich sind oder weil sie es mit Geschenken überhäufen. Nein, ein Kind liebt seine Eltern einfach, weil sie sind.
Es ist eine Liebe, die sich nicht dafür schämt, ihre Sehnsucht, ja ihr schieres Bedürfnis nach Nähe und Zuneigung zum Ausdruck zu bringen. Vielmehr äußert ein Kind diese Sehnsucht nach Liebe ganz bedenkenlos. Ein kleines Kind fürchtet nicht, von Mama und Papa belächelt und für seine Bedürftigkeit geringgeschätzt zu werden. Es wird mit der tiefen Gewissheit geboren, dass seine Eltern es lieben. Bedingungslos.
Eine Liebe, die herausfordert
Zum Leidwesen der Eltern gehört zu dieser „ungeniert bedürftigen Liebe“ natürlich auch, dass ein Kind sie mitunter zu den unmöglichsten Zeitpunkten lautstark einfordert: mitten in der Nacht zum Beispiel oder während man gleichzeitig telefoniert, kocht und es an der Haustüre klingelt. Es sind Momente, in denen man versucht ist, die Flucht zu ergreifen.
Doch vielleicht braucht es das irgendwie auch, um die Wahrheit aus uns Eltern herauszukitzeln, die wir ohne diese schweißtreibenden Augenblicke womöglich vergessen würden: nämlich, dass wir unseren Kindern gegenüber mit einer ebenso tiefen Liebe ausgestattet wurden, wie wir sie von ihnen empfangen. Einer Liebe, die es niemals erlauben würde, einfach zu gehen, wie schwierig die Situation auch sein mag. Weil diese Liebe, zu der ein Kind uns herausfordert, den anderen an die erste Stelle setzt.
Die Liebe meines Kindes zu mir in all seiner unschuldigen Vehemenz fordert mich heraus, von meinem inneren Thron der Selbstbeweihräucherung zu steigen und mich auf heilsame Art und Weise auf Augenhöhe zu meinem Kind zu begeben.
Das Geschenk, gebraucht zu werden
Ist es nicht letztlich ein großes Geschenk, so gebraucht zu werden? Als Mama und als Papa steht einem Menschen der eigene Wert jederzeit und unmittelbar vor Augen. Ich weiß als Mama ganz genau, dass es nicht egal ist, ob ich hier bin oder nicht. Ich weiß, dass ich gut auf mich aufpassen muss, weil meine Kinder mich zutiefst brauchen. Und zwar genau mich.
Aus dieser Perspektive heraus sind wir Eltern eingeladen, die wenigen Jahre im Leben unserer Kinder, in denen sie so unverstellt und „ungeniert“ ihre Liebe zeigen und unserer Liebe bedürfen, ganz bewusst zu genießen. Uns nicht mehr nur zu wünschen, diese Zeit möge endlich vorbei sein, damit wieder etwas mehr Beschaulichkeit einkehrt – sondern auch die anstrengenden, überfordernden Momente in Dankbarkeit zu ertragen, selbst wenn sie an unseren Kräften zehren.
Denn welch ein Privileg ist es, das Gegenüber in diesem tiefen Austausch der Liebe zu sein und so offensichtlich unersetzbar zu sein?
Eine Liebe voller Unschuld
Die Liebe eines kleinen Kindes ist vollkommen unschuldig. Sie möchte die Eltern nicht ärgern, sondern äußert die eigenen Wünsche ohne Hintergedanken.
In der Disziplin unschuldiger Liebe sind die Rollen zwischen mir und meinem Kind vertauscht. Das Kind wird zum Lehrmeister, und ich bin der Schüler dieser ehrlichen Liebe. Es ist ein Geschenk an uns Eltern, die wir irgendwo auf dem Weg zum Erwachsenwerden diese Form der Liebe verlernt haben oder sie hinter Mauern aus Sorge, Stolz und Verletztheiten verstecken.
Eine Einladung, mich für die selbstlose Liebe zu entscheiden
Gleichzeitig kann ich als Erwachsener der Liebe eine weitere Qualität hinzufügen: Hingabe. Ich bin nämlich zunächst nicht der Empfänger von Taten der Liebe. Sondern ich bin ungleich mehr als das Kind ein Geber. Deshalb lerne ich als Elternteil, einen anderen Menschen ins Zentrum zu rücken. Ich lerne, zu lieben und zu geben – nicht, um Liebe zu empfangen. Sondern um sie zu schenken und mich dabei selbst zu vergessen.
Denn freilich ist die Liebe des Kindes noch unbewusst und kommt einfach aus seinem Herzen heraus. Es denkt noch nicht daran, was den Eltern gerade guttun würde, welche Bedürfnisse sie haben oder was sie erwarten. Ein Baby kann mir nicht aktiv etwas für meine Liebe zurückgeben. Im Erwachsenwerden erst erlernt ein Mensch dann diejenige Liebe, die nicht durch die Natur, sondern durch eine eigene Entscheidung heraus entsteht und Bestand hat. Liebe, die sich selbst hintanstellt, um einen anderen glücklich zu machen.
Durch die unbewusste kindliche Liebe jedoch lernen wir Eltern umso mehr, in dieser reifen Form der hingebungsvollen Liebe zu wachsen. Einer Liebe, die sich selbst vollkommen verschenkt, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten und darin selbst zum Beschenkten wird.
Momente der Dankbarkeit …
In manchen Nächten, in denen ich übernächtigt eines meiner Kinder in den Armen trage, es seinen Kopf an meine Schulter schmiegt und zum Klang meines Herzschlages langsam in den Schlaf hinübergleitet, überkommt mich ein tiefes Gefühl des Friedens und des Glücks.
Ja, es kostet mich sehr viel, dass dieses Kind meiner Nähe, Kraft und Zeit so sehr bedarf. Es gibt Tage und Nächte, in denen ich nicht weiß, wie ich die nächste halbe Stunde überstehen soll, wie ich die Kraft finden soll, meine Aufgaben zu erledigen und dabei meinen Kindern noch mit Liebe und Geduld zu begegnen. Es gibt Augenblicke, in denen ich aus der Haut fahren könnte, in denen ich mich schmerzlich nach Freiraum, Ruhe und Erholung sehne.
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Doch trotz der Opfer und obwohl das Mamasein mich oft an die Grenzen meiner Kräfte führt, lassen mich gerade diese nächtlichen Stunden in tiefer Demut und Dankbarkeit zurück.
Dankbarkeit dafür, dass es einen Menschen gibt, für den ich das Wichtigste auf dieser Welt bin. Einen Menschen, der nach ängstlichem nächtlichen Erwachen nur in meinen Armen wieder Frieden und Geborgenheit findet. Wie unendlich reich wird mein Leben, wenn ich meine Liebe so grenzenlos einem anderen Menschen schenken darf. Gerade dadurch, dass es wehtut, dass es nicht nur einfach ist, dass es Überwindung und noch viel mehr kostet, gewinnt diese Liebe an Wert.
… und Momente der Demut
Ich empfinde in diesen kostbaren nächtlichen Stunden auch Demut. Demut über das Geschenk einer Liebe, die trotz all meines Versagens nicht kleiner wird. Wie überwältigend ist es, von meinem Kind so geliebt zu werden, nach einem Tag, an dem ich wieder einmal hinter meinen Idealen des Mamaseins zurückgeblieben bin – weil ich die Geduld verloren habe, meine „Erwachsenen-Aufgaben“ für wichtiger genommen habe, als Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. An einem ganz normalen Tag eben, an dem meine Begrenztheit so deutlich wurde, wie an jedem anderen Tag als Mama auch.
Doch im Herzen meines Kindes wiegen meine Schwächen nicht mehr als meine Stärken – denn beides macht mich aus. Trotz dem, was nicht gut ist in mir, liebt mein Kind mich ohne Grenzen. Im Herzen meines Kindes bin ich einfach „Mama“, das Gegenüber einer tiefen Liebe.
Eine vergessene Wahrheit
Kinder sind ein kostbares Geschenk. Sie sind das vielleicht wertvollste Gut, dass wir Menschen heutzutage anvertraut bekommen. Sie entziehen sich in ihrem Wesen, mit ihrem unschuldigen Blick auf die Welt und besonders mit ihrer Liebe dem Mainstream so vollkommen, dass es wohl kaum etwas Heilsameres für einen jeden von uns gibt, als Zeit mit einem Kind zu verbringen. Kaum etwas Heilsameres, als einen Moment durch die Augen eines Kindes auf die Welt zu schauen und mit dem Herzen eines Kindes zu lieben.
Es liegt an uns – an dir und an mir –, für diese Wahrheit einzutreten und dafür Zeugnis abzulegen. Denn es ist eine Wahrheit, die in Vergessenheit geraten ist. Wir leben in einer Zeit, in der Kinder oftmals als Feinde des eigenen Lebens, der eigenen Selbstverwirklichung und des eigenen Glücks gesehen werden. Doch durch unser Zeugnis für diese Wahrheit vom Wert eines Kindes haben wir die wunderbare Chance, Mut auszusäen. Mut dazu, Ja zum eigenen Leben zu sagen und Ja dazu, das Geschenk des Lebens weiterzugeben.
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Ein sehr schöner, lichtreicher Beitrag. Ich danke von Herzen.
Ich kann nur allen, die gerade ein Kind bekommen haben, oder bei denen es bald geboren wird, dazu raten, die Bücher von Christa Meves zu lesen, die sie schon in den 1980er Jahren schrieb. Die Charakterbildung und Persönlichkeitsformung eines jeden Menschen fängt quasi mit der Geburt an. Sie beschreibt die verschiedensten Fälle in allen Alterstufen, in denen etwas sehr schiefging und warum es schiefging und wie man das verhindern kann. Wenn Eltern dies lesen, verstehen, annehmen und umsetzen, werden sie die wunderbarsten christlichen Persönlichkeiten zu formen in der Lage sein.
Liebe Maria, vielen Dank für dieses wunderschöne und zu Herzen gehende Zeugnis für die bedingungslose Liebe. Ganz großartig. Ich wünsche allen Eltern, die diese Liebe leben und erfahren dürfen, ganz viel Kraft, Mut und Hoffnung auf ihrem Weg und ganz viel kleine und große Momente der Freude und des tiefen Glücks.
Erstens irritieren mich diese fünfzackigen, an Pentagramme erinnernden, Sterne auf den Cartoons und zweitens läuft es halt nicht immer so wie beschrieben.
Eine Mutter, die ein Kind abgetrieben hat oder sonstige psychische Probleme hat, ist zu so einer beschriebenen Beziehung gar nicht fähig und wie viele Frauen haben abgetrieben, hatten keine gute Vater- oder Mutterbeziehung als Vorbild oder wurden vernachlässigt oder missbraucht.
Wie viele Eltern kämpfen täglich mit finanziellen Schwierigkeiten, was haben sie nicht erlebt in Zusammenhang mit Corona und dem Impfdruck. Wie schwer ist es heute sein Kind zu beschützen. Deshalb würde ich nur im Einklang mit dem Willen Gottes eine kirchliche Ehe eingehen, wenn ich jung wäre und auch nur im Gebet klären, ob es der Wille Gottes ist, in diesen Jahren Kinder zu zeugen. Natürlich stimmt es unter optimalen Bedingungen, was Sie über Kinder schreiben, aber wir haben keine optimalen Bedingungen, weil so viele Menschen vom christlichen Glauben und der Moral abgefallen sind. Die Kinder tragen unsere kollektive Schuld des Schweigens mit, dass so viele ihrer unschuldigen "Geschwister" abgetrieben wurden und nur eine ganz kleine Gruppe dagegen protestiert.
Ich würde allen ihre perfekte Mutter-Kind-Idylle wünschen, aber die Praxis sieht leider oft anders aus und viele Kinder leiden. Die Zeugung eines Kindes ist etwas sehr Verantwortungsvolles, denn entweder wir werden für den Himmel oder für die Hölle gezeugt. Es ist eine Mitwirkung mit der Schöpfung Gottes und sollte seinem Willen entsprechen. Alles andere ist romantisches Gelaber.
Ein romantisches Gelaber ist das gewiss nicht. Warum so wehleidig? Und wenn dem nicht so wäre, früher wuchsen Kinder oft unter widrigen Umständen auf und aus allen ist etwas geworden. Die perfekte Idylle gibt es nicht. Ich selbst bin mit 8 Geschwistern aufgewachsen. Im Rückblick war alles gut so, obwohl wir auf vieles verzichten mussten. Meine Eltern gaben ihr Bestes für uns Kinder. Dafür bin ich dankbar.
Es ist mir rätselhaft, wie man hier die Beiträge auf gloria.tv lesen kann und trotzdem noch so "blauäugig" so einen Artikel verfasst. Ich weiß nicht, ob die Dame das auch noch schreiben würde, wenn sie in 1 Jahr Krebs bekäme und ihre Kinder ohne Mutter aufwachsen müßten, wenn ihre Tochter einer Gruppenvergewaltigung zum Opfer fallen würde und dann keine leuchtenden Augen mehr hat (in Deutschland traf es schon mehr als über 200 Frauen), wenn ihr Sohn im Krieg verstümmelt wird oder ihre Kinder, wie es in der Zeit zwischen dem 1.und 2. WK oft der Fall war, vor Hunger weinen und die Mutter nur ein hauchdünnes Stück Brot abschneiden konnte, durch welches man eine Zeitung lesen konnte. Das ist jetzt keine Übertreibung. Das war wirklich so und kann auch recht bald wieder kommen, für viele. Man könnte die Liste endlos fortsetzen. Darf man nicht aus Liebe zum Kind derzeit auf Kinder verzichten, um ihnen großes schweres Leid und einen schrecklichen Tod zu ersparen? Reden wir in 10 Jahren nochmals darüber. Im Übrigen bin ich nicht wehleidig, sondern habe mein ganzes Leben furchtbar gelitten. Es ist nicht jeder auf die Sonnenseite des Lebens gefallen und es wäre gut, nicht zu urteilen über jemanden, dessen Leben man nicht kennt.
Ich habe nicht geurteilt. Dennoch erlaube ich mir die Feststellung: Wer auf das Kreuz Jesu Christi schaut, der betrachtet die Welt mit anderen Augen, der wird geduldiger im Ertragen, der weiß, dass am Ende alles gut wird. Auch wer nicht auf der Sonnenseite steht, den kann ein Kinderlächeln erfreuen, mehr als alles andere. Vielleicht kann die "Dame" genau deshalb so schreiben, weil sie auf das Kreuz schaut, durch das Kreuz des Lebens bereits gereift ist. Dass viele einen Existenzkampf führen müssen, das stelle ich nicht in Abrede. Den musste ich auch schon führen. Jeder hat sein persönliches Kreuz zu tragen. Der Unterschied ist, wir Christen tragen es zusammen mit Jesus, der uns in unserer Schwachheit stützt.
Ich kann nur allen, die gerade ein Kind bekommen haben, oder bei denen es bald geboren wird, dazu raten, die Bücher von Christa Meves zu lesen, die sie schon in den 1980er Jahren schrieb. Die Charakterbildung und Persönlichkeitsformung eines jeden Menschen fängt quasi mit der Geburt an. Sie beschreibt die verschiedensten Fälle in allen Alterstufen, in denen etwas sehr schiefging und warum es schiefging und wie man das verhindern kann. Wenn Eltern dies lesen, verstehen, annehmen und umsetzen, werden sie die wunderbarsten christlichen Persönlichkeiten zu formen in der Lage sein.
Ein sehr schöner, lichtreicher Beitrag. Ich danke von Herzen.