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Lebensschutz

Als Pro-Choicerin bejubelt, als Pro-Liferin gehasst

Es gibt Themen, die man lieber von sich fernhält, weil sie unbequem sind. Sie rufen Widerspruch hervor oder treffen mitten ins Herz. Für mich war Abtreibung – als überzeugte Feministin – lange Zeit ein solches Thema. Und doch konnte ich mich einer Auseinandersetzung mit Abtreibung irgendwann nicht mehr entziehen. Was ich entdeckte, stellte mein Weltbild auf den Kopf und verwandelte mich von einer radikalen Abtreibungsbefürworterin in eine leidenschaftliche Lebensschützerin.

Ein Ausdruck von Freiheit und Selbstbestimmung?

Vor fünf Jahren begann ich mein Medizinstudium mit dem klaren Ziel, Karriere zu machen und eine erfolgreiche Ärztin zu werden. Kinder passten nicht in dieses Lebenskonzept. Ich sah sie als Einschränkung und Belastung an. Abtreibung dagegen schien mir ein Ausdruck von Freiheit und Selbstbestimmung zu sein. Aus tiefster Überzeugung unterstützte ich jede Frau, die sich dafür entschied, ihr Kind abzutreiben, obwohl ich damals keinerlei Vorstellung davon hatte, was bei einer Abtreibung tatsächlich geschieht. Ich wollte, dass jede Frau problemlos abtreiben kann, und verachtete all jene, die sich aus meiner Sicht mit ihren „frauenfeindlichen und rückständigen“ Positionen der feministischen Pro-Choice-Bewegung in den Weg stellten.

Manchmal genügt ein einziger Blick oder eine Begegnung, die alles infrage stellt. So war es bei mir. Mein Leben nahm eine entscheidende Wendung, als ich zum Glauben an Jesus Christus fand. Dieser Glaube veränderte mein Denken und meine Werte grundlegend. In einer Predigt von Peter Krell, Pastor an der Hoffnungskirche in Kaiserslautern, hörte ich zum ersten Mal bewusst etwas über das Thema Abtreibung in Verbindung mit dem Lebensschutz. Der Titel seiner Predigt lautete „Schwere Zeiten stehen uns bevor“. Ab diesem Moment ließ mich das Thema nicht mehr los. Ich begann zu recherchieren, hörte Podcasts, sah mir Statistiken an und las Erfahrungsberichte von Frauen, die eine Abtreibung hinter sich hatten.

Lange verschloss ich die Augen vor der Realität, doch sie holte mich ein, als ich zum ersten Mal Videos und Bilder von Abtreibungen und abgetriebenen Kindern sah. Was ich dort erlebte, ließ mein Herz gefrieren. Der Anblick war unerträglich. Ich fühlte mich hintergangen. Warum hatte man mir das nie gezeigt? Wie konnte ich das all die Jahre rechtfertigen? Ich konnte mich innerlich noch so sehr dagegen wehren, aber in diesem Moment wusste ich: Abtreibung ist Mord.

Die Beendigung eines Menschenlebens

Eine Abtreibung beendet nicht nur eine Schwangerschaft. Sie beendet ein unschuldiges Menschenleben. Mir wurde klar, dass ich über diese Ungerechtigkeit nicht schweigen kann. Ich wollte meine Stimme für jene erheben, die keine eigene haben.

Zu dieser Zeit war ich bereits unter dem Künstlernamen königlichtpoetry als Poetry-Slammerin auf den sozialen Netzwerken und auf deutschen Bühnen unterwegs. Ich gründete meine Seite, um Gedanken in Worte zu fassen und über Themen zu sprechen, die mich bewegen. Bald begann ich auch, Texte über Abtreibung und Lebensschutz zu schreiben. Mein Poetry-Slam „Ich will leben“, den ich vor drei Jahren auf Instagram und YouTube veröffentlichte, erhielt viel Ablehnung, aber auch großen Zuspruch.

Roberta Acquaah in Aktion bei ihrer zweiten Leidenschaft: Sie ist als christliche Poetry-Slammerin in den sozialen Netzwerken und auf den deutschen Bühnen unterwegs

Kurz darauf kam über eine Bekannte der Kontakt zu „Patin für 9 Monate“ zustande – einem Projekt, das schwangere Frauen begleitet. Ein Jahr später wurde ich selbst Patin und im September 2024 nahm ich erstmals am „Marsch für das Leben“ in Berlin teil. Dieser Tag zeigte mir eindrücklich, wie schwer man es als Pro-Lifer im 21. Jahrhundert hat. Früher wurde ich als Pro-Choicerin bejubelt, heute werde ich als Pro-Liferin gehasst. Bis heute erhalte ich täglich Hassnachrichten.

Hass und Cancel Culture gegen Lebensschützer

Wenn ich den Lebensschutz nicht für moralisch und ethisch richtig hielte, würde ich dieses offene Bekenntnis keine Minute länger ertragen. Der Tod von Charlie Kirk, einem der bekanntesten Abtreibungsgegner, offenbarte auf schmerzliche Weise, wie stark der Hass inzwischen geworden ist. Der Kampf für ungeborenes Leben ist mühsam, und man versucht, Lebensschützer durch Cancel Culture und Abschreckung mundtot zu machen.

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Was mich trotz des Gegenwinds antreibt, ist nicht nur mein Glaube, sondern auch mein moralisches Bewusstsein. Jeder Mensch besitzt einen moralischen Kompass und meiner sagt mir: Das vorsätzliche Töten eines unschuldigen Menschen ist falsch, ganz gleich, wie klein dieser Mensch ist. Als angehende Ärztin erschüttert mich die politische Agenda – insbesondere der ehemaligen Ampelregierung – Abtreibung als Gesundheitsversorgung zu deklarieren und zukünftigen Ärzten bereits in der Grundausbildung beizubringen, wie man ein ungeborenes Baby abtreibt. Das kann und will ich nicht als normalen Teil meiner Ausbildung akzeptieren. Ich möchte Ärztin werden, um Leben zu retten – nicht, um es vorsätzlich zu beenden.

Bewusst totgeschwiegen: das stille Leid der Frauen

Was mich ebenfalls bewegt, sind die Frauen in meinem Umfeld, die abgetrieben haben und heute mit tiefer Reue leben. Frauen, die jedes Jahr an den Geburtstag ihres Kindes denken – an ein Kind, das nie das Licht der Welt erblicken durfte. Viele von ihnen fühlen sich allein gelassen und betrogen. Sie wurden nie darüber aufgeklärt, was bei diesem Eingriff wirklich geschieht: dass sie nicht einfach einen „Zellhaufen entfernen“, sondern das Leben ihres eigenen Kindes beenden lassen.

Ich sehe das Leid, das Abtreibung für Frauen bedeuten kann. Diese Stimmen werden bewusst unterdrückt, aber sie dürfen nicht ungehört bleiben. Mein Glaube und meine Menschlichkeit rufen mich dazu auf, mich für die Schwachen einzusetzen: für Frauen in Not und für Kinder im Mutterleib.

Diese Kinder sind nicht „nur ein Zellhaufen“. Sie sind kostbare Menschen mit Würde – einer Würde, die garantiert, unantastbar und nicht verhandelbar ist. Wenn ein ungeborenes Kind tatsächlich nur ein Zellhaufen wäre, wäre mir die gesamte Debatte gleichgültig. Doch wenn es ein menschliches Leben ist – und das ist es – dann besitzt es Menschenwürde und damit ein Recht auf Leben und Schutz.

Menschenwürde nicht erst ab der Geburt

Wir leben jedoch in einem Land, das Küken stärker schützt als ungeborene Kinder. In einem Land, in dem jährlich rund 100.000 ungeborene Kinder getötet werden. In einem Land, dessen amtierender Bundeskanzler Friedrich Merz ohne Zögern allen Ungeborenen die Menschenwürde abspricht. Das ist die Realität. Eine Gesellschaft, die beginnt, Menschenwürde an Bedingungen wie das Geborensein zu knüpfen, begibt sich auf einen Weg des moralischen Zerfalls und wiederholt die Fehler der Geschichte. Umso dringlicher braucht dieses Land Stimmen, die sich gegen das Absprechen von Menschenwürde erheben.

Deshalb gehen wir jedes Jahr im September beim Marsch für das Leben in Berlin und Köln friedlich auf die Straße. Als angehende Ärztin wünsche ich mir eine Gesellschaft, die humane Lösungen findet für reale Nöte von Frauen, die verzweifelt sind und Unterstützung brauchen. Lösungen, bei denen kein unschuldiger, schutzloser Mensch getötet wird. Dafür werde ich mich einsetzen und ich möchte jeden dazu ermutigen. Denn wenn wir es nicht tun – wer dann?

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