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Kolumne „Kaffeehaus“

Das Schauspiel der Kirche

Seit Tagen sind aller Augen auf Rom gerichtet. Die Geheimnisse von Ostern, das letzte „Urbi et Orbi“ von Papst Franziskus, dessen Tod und seine Beerdigung – und nun das lang erwartete Konklave. Wie ein spannendes Drama in mehreren Akten: Die schönsten Kostüme und Kulissen sind vorbereitet, die Schauspieler versammeln sich.

Die Kardinäle Burke und Sarah treffen im Vatikan ein, die Präsidenten Trump und Zelenskyj bitten um zwei Stühle in der größten Kirche der Welt, umgeben von der jahrhundertelangen Geschichte von Kirchenfürsten, Künstlern und Gläubigen, zwei seltsame Politiker grinsen bei einem Selfie auf dem Weg zur Beerdigung des Kirchenoberhauptes. Und die ganze Welt spricht über das Theater, die Schauspieler und den möglichen Ausgang des Dramas.

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Ausgerechnet das Begräbnis eines Papstes, der das Schauspiel und die Kostüme nicht besonders mochte, wurde zum Anlass für die ikonischen Bilder, die in den sozialen Medien um die Welt flogen. Vogue- und Modejournalisten übertrafen sich gegenseitig mit ästhetischen Bildern von diesem vatikanischen Spektakel.

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Der verstorbene Papst lehnte jedoch fast alle formellen Bräuche und Üblichkeiten früherer Päpste ab: keine roten Schuhe, keine Wohnung in den päpstlichen Apartments, kein goldenes Kreuz und nun auch kein Grabmal im Petersdom. Eine Erzählung berichtet, dass dem Papst kurz nach seinem Amtsantritt die „Requisiten des Theaters“ gezeigt wurden, also die Gewänder, die er an den verschiedenen Festtagen und Anlässen tragen würde. Papst Franziskus soll daraufhin geantwortet haben: „Nehmt sie weg. Der Karneval ist vorbei.“

Zwei gegensätzliche theologische Ansätze

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Nichts war dem argentinischen Papst fremder als der materielle Glanz, der das Amt des Petrusnachfolgers seit Jahrhunderten umgibt. Für Franziskus war es ein Zeichen der Demut, darauf zu verzichten, während Papst Benedikt XVI. es als demütig empfand, ihn mit Dankbarkeit und Würde anzunehmen. Diese unterschiedlichen Haltungen bedeuten nicht nur unterschiedliche Geschmäcker, sondern vor allem zwei gegensätzliche theologische Ansätze.

Während die eine Kirche mit der Welt, ihrem Elend und ihren Trends gehen will, will die andere zeitlos, universell und unabhängig vom Zeitgeist wie ein Fels stehen. Doch die Welt bewundert heute weder Kirchen aus den 1970er Jahren noch Priester, die sich als besonders säkular präsentieren. Die Menschen fotografieren vielmehr die altehrwürdigen Kirchen, die Nonnen oder Kardinäle in ihren Gewändern. Sie kommen, um an einem Spektakel teilzuhaben, das mit den Sinnen erfasst werden kann.

Leuchten wie das Herz der Welt

Natürlich wollten viele einfach den verstorbenen Papst ehren und sich von ihm verabschieden. Aber gerade dieser Anlass ließ die Kirche leuchten, wie ein Herz der Welt, das dort unter der italienischen Sonne Roms schlägt. Es war mehr als symbolisch, dass der amerikanische Präsident zu einem wichtigen, vielleicht dem wichtigsten Friedenstreffen mit dem ukrainischen Präsidenten – beide sind keine Katholiken – in diesem Herzen der Kirche zusammensaß.

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Auch der Tod des Papstes am Ostermontag war symbolisch, im Kontext von Auferstehung, Erlösung und Neuanfang. Daran sollten wir Katholiken anknüpfen und diese Rolle selbstbewusst ausfüllen. Die Menschen kommen, um den Kontrast zur profanen, „klimaorientierten“ und utilitaristischen Welt zu erleben. Gerade die Zeiten von Instagram, Kurzvideos und Memes bieten der Kirche eine Chance, durch ihre Symbolik und Ästhetik wieder wahrnehmbar und sichtbar zu werden.

Das „Schauspiel“, die Rituale und die „Herrlichkeit“ der Kirche sind nicht – wie Franziskus vielleicht dachte – ein Hindernis auf dem Weg zu Gott. Im Gegenteil: Aller Augen sind auf Rom gerichtet und wollen ein wenig von diesem Glanz und Geheimnis einfangen.

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