Milliardäre gegen den Mainstream

Immer mehr Menschen durschauen das Framing der Medien und es wächst das Bewusstsein dafür, dass die einseitige Förderung linker Medien und Projekte, ironischerweise oft als Nichtregierungsorganisationen bezeichnet, gang und gäbe ist. Denn diese NGOs werden nicht nur von linksgerichteten Milliardären wie George Soros finanziert, sondern auch vom Staat.
Doch wie sieht es eigentlich mit der Förderung konservativer Interessen aus?
In Frankreich möchten zwei konservative Milliardäre, Pierre-Édouard Stérin und Vincent Bolloré, nicht mehr tatenlos beim Niedergang ihres eigenen Landes zusehen und fördern rechte Parteien und Projekte. Es handelt sich um eine Bewegung, die sich ganz bewusst dem linken Mainstream entgegenstellt. Der Bayerische Rundfunk spricht von einem rechten Kulturkampf. Was nicht falsch ist, doch es ist eine Reaktion, eine Antwort auf den linken Kulturkampf, der nicht zuletzt in Frankreich tiefe Wurzeln hat. Wie auch immer man es nennen mag: Auf der konservativen Seite Frankreichs tut sich etwas.
Zwei wichtige Figuren: Pierre-Édouard Stérin und Vincent Bolloré
Pierre-Édouard Stérin, verheiratet und Vater von fünf Kindern, ist ein gläubiger Katholik und befürwortet einen resoluten Abbau des Staates. Er lehnt Immigration, das vermeintliche Recht auf Abtreibung und die gleichgeschlechtliche Ehe ab. Er will nach eigener Aussage „Christus und Frankreich dienen“. Der Milliardär und Unternehmer Bolloré verfolgt eine ähnliche Linie und nimmt über die Medien, wie die traditionsreiche Sonntagszeitung Le Journal du Dimanche, den Fernsehsender CNews und die Radiostation Europe 1, aktiv Einfluss auf die öffentlichen Debatten. Dies deshalb, weil er diese Medien aufgekauft hat. Wie Stérin glaubt auch Bolloré an die „christliche Seele“ Frankreichs.
Stérin und Bolloré ziehen am gleichen Strang, verwirklichen ihre Ideen aber auf unterschiedliche Weise. Während Bolloré eher durch die Medien Einfluss auf die öffentliche Meinung nimmt, setzt Stérin eher auf eine Veränderung von „unten“. Er finanziert eine Privatschule, eine Journalistenschule und ein Forschungsinstitut für Immigration und Demografie (Observatoire de l'immigration et de la démographie, kurz OID).
Stérin hat einen Wohltätigkeitsfonds gegründet, finanziert Vereine, die sich gegen Abtreibung einsetzen, und unterstützt katholische Influencer oder Organisationen wie beispielsweise Le Canon français, eine Organisation, die sich mit französischer Brauchtumspflege befasst und festliche Diners auf dem Lande abhält.
Das Überleben der Zivilisation garantieren
Der französische Politiker und Publizist Philippe de Villiers gründete 1994 die rechtskonservative Partei Mouvement pour la France (MPF) und war bis 2018 ihr Vorsitzender. Von 1995 bis 2007 kandidierte er bei den Präsidentschaftswahlen.
De Villiers ist ein Freund Bollorés und ein regelmäßiger Gast bei CNews. Er betreibt einen sehr renommierten Erlebnispark in der Bretagne, den Puy du Fou, der den Besuchern die französische Geschichte näherbringt. Doch mit Schwerpunkten, wie sie selten sind: Anstatt den Gästen Darbietungen über die Französische Revolution zu liefern, werden ihnen etwa Aufführungen zu den französischen Königen präsentiert. Denn Philippe de Villiers sieht sich als Verteidiger der christlichen Wurzeln Frankreichs, die durch das Königtum repräsentiert werden. Nicht durch die Französische Revolution.
Im Januar dieses Jahres trat er beim Marsch fürs Leben auf dem Place de Trocadéro in Paris auf und machte klar, dass Frankreich mehr Kinder braucht, wenn die Franzosen nicht aussterben wollen. Es ginge um das Überleben eines Volkes, das nicht sterben will, um das Überleben einer ganzen Zivilisation: „Ihr seid nicht der Marsch für das Leben, ihr seid der Marsch des Überlebens.“
Den Teilnehmern sprach er Mut zu und ging auf die üblichen Vorurteile gegen die Pro-Life-Bewegung ein: „Um euch herum wird man manchmal sagen: Ihr seid Nachzügler, ihr seid rückständig. Ihr seid die letzten Mohikaner einer Moral von gestern. Und ich sage euch: Ihr seid die Avantgarde!“
Das Projekt „Périclès“
Stérin hingegen setzt seit 2022 sein großes Vermögen vermehrt dafür ein, dass seine identitären und libertären Ansichten in der französischen Öffentlichkeit verbreitet und gefördert werden.
Das Vorhaben trägt einen Namen: „Périclès“, wie der athenische Staatsmann Perikles, der im 5. Jh. v. Chr. den Ausbau der Demokratie vorantrieb. Offiziell angemeldet wurde „Périclès“ im Juli 2023.
Der Name ist ein Akronym aus Wörtern, die das Programm der Organisation zusammenfassen: Patriotes, Enracinés, Résistants, Identitaires, Chrétiens, Libéraux, Européens, Souverainistes. Zu Deutsch: Patrioten, Verwurzelte, Widerständler, Identitäre, Christen, Liberale, Europäer, Souveränisten.
„‘Périclès’ ist ein privater Dienstleister, der Bürgerinitiativen ins Leben ruft, berät und finanziert, um ein neues politisches und wirtschaftliches Ökosystem zu schaffen, das für Frankreich von Vorteil ist. Als liberal-konservative Organisation investieren wir jährlich mehr als 20 Millionen Euro in die Gründung oder Unterstützung von Medien, Thinktanks, technologischen Innovationen und Ausbildungsprogrammen.“
Nach eigener Darstellung fördert „Périclès“ Werte wie „individuelle und unternehmerische Freiheit, den Erhalt des Privateigentums, die Subsidiarität, das Wahre, Gute und Schöne, die Familie als Keimzelle der Gesellschaft, das Christentum, die Verwurzelung mit der Heimat, Stolz auf die eigene Geschichte und Identität sowie die französische Kultur, Einheit, Zusammenhalt und Vertrauen.“
Im Gegenzug setzt sich „Périclès“ gegen „Hyperetatismus, Sozialismus und Sozialhilfe, freiheitsfeindliche Gesetze, Wokismus, Ablehnung von Landesgrenzen, eine aggressive Laizität, Ablehnung der nationalen Bevorzugung, Islamismus und unkontrollierte Einwanderung“ ein.
Sozialismus, Wokismus, Islamismus und Einwanderung werden nach der eigenen Darstellung als die Hauptübel Frankreichs angesehen, die es zu bekämpfen gilt. Durch ein weltanschauliches Geraderücken und einen (wahl-)politischen Sieg. Zu diesem Zweck plant „Périclès“, innerhalb der nächsten zehn Jahre rund 150 Millionen Euro durch die Finanzierung oder Gründung von Projekten bereitzustellen.
Die Strategie von „Périclès“
Für die Umsetzung dieser Ideen verfolgt „Périclès“ einen klaren Plan. Sie sollen mehrheitsfähig werden und über die sozialen Medien, Meinungsbildner und Influencer klar kommuniziert und verbreitet werden. Doch das ist nicht alles. Ein weiteres Ziel ist es, Einfluss auf die Wahlen zu nehmen und die aussichtsreichsten Kandidaten im Wahlkampf zu unterstützen. Dies soll durch Kommunikationshilfen und Strategieberatung sowie die Bereitstellung der nötigen Mittel – finanzieller und personeller Art – möglich gemacht werden.
Das Team von „Périclès“ besteht aus Fachleuten aus den Bereichen Unternehmertum, Investitionen, Strategieberatung und öffentliche Angelegenheiten. Diese vielfältigen Erfahrungen stellt „Périclès“ in den Dienst der Unternehmer, die die Organisation begleitet, sowie der Initiativen, die unterstützt werden.

Auf der eigenen Homepage erklärt „Périclès“ die Strategie folgendermaßen: Um die politische und soziale Landschaft Frankreichs nachhaltig zu verändern, bietet „Périclès“ Entscheidungsträgern und Unternehmern beratende und finanzielle Unterstützung an, um aktiv zu werden. Weiterhin werden technologische und wissenschaftliche Ressourcen gestellt, wenn nötig.
Unterstützt werden auch die Entwicklung von Ideen (wissenschaftliche Arbeiten, Essays oder Thinktanks) und die Strukturen, die eine Verbreitung dieser Ideen ermöglichen. Dazu gehören beispielsweise Medien oder Bürgerbewegungen. Es wird auch Hilfe angeboten, um das eigene öffentliche Auftreten zu professionalisieren.
Ferner unterstützt „Périclès“ Ausbildungsinitiativen, die dazu beitragen, eine neue Generation von Entscheidungsträgern heranzubilden. Auch Bürgerprojekte, die zum Wachstum und zur Entwicklung Frankreichs beitragen, werden beraterisch begleitet oder finanziell durch Spenden unterstützt. Das Budget, das der Organisation zur Verfügung steht, wächst zunehmend. 2023 belief es sich auf 8 Millionen Euro. Für 2027 wird bereits mit ungefähr 25 Millionen Euro gerechnet und bis 2032 sollen es sogar rund 150 Millionen sein.
Der „Gipfel der Freiheiten“ in Paris
Im Juni dieses Jahres organisierten Stérin und Bolloré im Casino von Paris einen Galaabend mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Medien. Der sommet des libertés, der „Gipfel der Freiheiten“, war die erste offizielle Veranstaltung, die Stérin und Bolloré gemeinsam lancierten.
Anwesend waren Nationalisten, katholische Konservative, Identitäre und Ultraliberale. Unter den Politikern waren Anhänger der französischen Rechten anwesend, wie unter anderem der Chef des Rassemblement National (RN), Jordan Bardella, Marion Maréchal – die Nichte von Marine Le Pen – und Éric Ciotti, der ehemalige Chef der Partei LR (Les Républicains).
Weitere Politiker kamen unter anderem auch von der Partei Reconquête. Die Teilnehmer gehörten zwar verschiedenen Strömungen an, aber sehen alle die Immigration als Frankreichs Grundübel an.
Das Ziel von Stérin und Bolloré ist eine Union des droites, eine „Union der Rechten“, also ein Zusammenschluss der Parteien rechts der Mitte. Sie wünschen sich einen Sieg bei den Präsidentschaftswahlen 2027. Stérin selbst versicherte in seinen wenigen öffentlichen Stellungnahmen, er stehe in Kontakt zu Politikern verschiedener Couleur.
Bolloré, Stérin und de Villiers brauchen einen Brückenbauer zwischen den verschiedenen Lagern. Bruno Retailleau, seit Mai 2025 Vorsitzender von Les Républicains, zeigt bis jetzt kein Interesse an einem Bündnis mit dem Rassemblement National. Jedoch rücken die rechten Parteien näher an den RN heran. Das sehen Stérin und Bolloré gerne, denn sie möchten gerne Schluss machen mit der Idee, dass der RN „des Teufels“ ist. Noch trennen Feindschaften die rechten Parteien. Sie brauchen aber alle einen Zusammenschluss, um erfolgreich zu sein.
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Ob Stérin und Bolloré mit ihren finanziellen Hilfen politisch wirklich erfolgreich sind, wird man wohl erst nach den Präsidentschaftswahlen 2027 bewerten können. Auch die metapolitischen Erfolge lassen sich nur schwer messen, da die konkreten Auswirkungen des Projektes „Périclès“ nur schwer untersuchbar und von den äußeren Umständen und Entwicklungen nicht klar abzugrenzen sind.
Ein Vorbild für Deutschland?
Dass das Projekt ins Leben gerufen wurde, kann durchaus als Hoffnung für Frankreich gewertet werden. Es zeigt den Entschluss, angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage, des kulturellen Niedergangs und des Identitätsverlustes aktiv zu werden, anstatt zu resignieren.
Die Projekte sind thematisch breit diversifiziert und die finanzielle Unterstützung somit breitgestreut. Daher gibt es auch weniger Risiken, wenn wirklich einmal ein Projekt scheitern sollte.
Ein ähnliches Modell wäre sicher auch für Deutschland möglich, wenn sich konservative Multimillionäre oder Milliardäre dementsprechend engagieren würden. Aktion ist besser als fruchtloses Lamentieren über die Situation, wie es in Deutschland gang und gäbe ist. Hingegen scheint bei Stérin und Bolloré hingegen nicht das kraftvolle Mindset des amerikanischen Unternehmers durch, des Selfmademans, der versteht, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist? Gepaart mit dem tiefen, jahrhundertealten europäischen Fundus an Kultur und Religion.
Auch in Deutschland gäbe es ein entsprechendes Potenzial bei Firmen und Vereinen. In der Vergangenheit hat der 2022 verstorbene Dietrich Mateschitz, Mitgründer des weltweit erfolgreichen Unternehmens Red Bull, das Red Bull Media House gegründet. Dieses betreibt den Sender ServusTV, der ein Gegengewicht zur einseitigen Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Medien darstellt und dafür dementsprechend immer wieder als rechtspopulistisch kritisiert wird. Andere Projekte wurden teils nach seinem Tod wieder eingestellt.
Frank Gotthardt, Gründer der Medizinsoftwarefirma Compugroup, widmet sich aktuell einem anderen Medienprojekt: Er fördert das rechtskonservative Nachrichtenportal NIUS umfangreich. In einem Podcast im vergangenen Jahr gab er an, dass die Medienlandschaft „eine Ergänzung im konservativen Bereich“ brauche. Er engagiere sich „aus staatsbürgerlicher Verantwortung“.
Sicher können Stérin und Bolloré auch zur Inspiration und Ermutigung für den Einzelnen dienen. Denn jeder sollte sich fragen, was er in seinem Umfeld tun kann, um eine Verbesserung der Situation herbeizuführen, anstatt sich zu sehr auf den (Sozial-)Staat zu verlassen. Und jeder kann zu einer noch so kleinen Verbesserung beitragen, auch wenn er nicht Milliarden zur Verfügung hat. Das fängt schon damit an, welchen Medien er Zeit und Geld schenkt, welchen Organisationen er seine Kraft und Ideen zur Verfügung stellt – und mit welchem Mindset er jeden Tag in diesen Zeiten der Wirrnis beginnt.
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Kommentare
Da bräuchten wir auch in Deutschland mehr davon!
@Karl Hammer Vermögende, die dafür das nötige Kleingeld haben, hätten wir genug. Problem ist eher, sie von der Notwendigkeit zu überzeugen. Vielleicht schafft man es, weil gerade Unternehmer oft generationenübergreifend denken. Und es muss ja auch in ihrem Sinne sein, dass es mit unserer Zivilisation weitergeht.
Eine Stiftung habe ich in meinem Kopf schon oft gegründet, eigentlich mehrere. Aber ohne Moos nix los. Diese Stiftung müsste mit mehreren Professoren (Geschichte, Biologie ...) zusammen arbeiten, die dann Doktorarbeiten betreuen, während die Doktoranden von der Stiftung finanziert werden. Ist nichts Neues, aber die Forschungslandschaft ist derart einseitig manipuliert, weil Gelder immer nur für linkslastige oder christophobe Projekte bewilligt werden. Man könnte dann aber mal ganz andere Themen bearbeiten, bzw. von einer anderen Seite.
Und eine ganz hochkarätige Denkfabrik für Geostrategie im Sinne eines christlichen Europas bräuchte viele gut dotierte Stellen, damit man auf Augenhöhe z.B. mit Alexander Dugin diskutieren könnte, die chinesische Denkweise verstehen und ihr begegnen könnte und auch um die Okkupation des Abendlandes durch raumfremde Mächte seit dem sog. D-Day beenden zu können. So eine Denkfabrik christliches Europa geht m.M.n. sowieso nur supranational. Man muss allerdings sicherstellen, dass die von den Siegermächten (bzw. deren freimaurerischen Seilschaften) gegründeten Parteien keinen "Fuss in die Tür" bekämen.