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Kolumne „Ein bisschen besser“

„Drei sind einer zuviel“

Der angehende Lehrer Peter Melchior und der arbeitslose Architekt Benedikt Kreuzer ziehen mit der attraktiven Charlotte – die alle nur Karlchen nennen – in eine Bauernhof-WG im Bayerischen Wald: Das ist auch schon das gesamte Setting, aus dem das ZDF vor knapp einem halben Jahrhundert eine dreizehnteilige Serie schöpfte und sie „Drei sind einer zuviel“ nannte.

Bei einer der unzähligen Wiederholungen war ich dabei. Meine Frau Judith ist raus. Als sie ins Drei-sind-einer-zuviel-Alter kam, war der ZDF-Bestseller etwa so abgegriffen wie ein Ehering zur Silberhochzeit.

In Berlin haben sie die Serie seit einigen Monaten wieder ins Programm genommen und behutsam modernisiert. Der Christian Lindner ist das Karlchen, die anderen beiden lieben ihn nicht, sondern hassen ihn. Aber sie können halt nicht ohne ihn, auch wenn er der Kleinste ist. Es ist absehbar, dass die Dreiecksbeziehung demnächst in die Hose geht.

Der, der gerade kocht, ist auch Küchenchef

Judith und ich leben, die Kinder mitgezählt, in einer Siebenecksbeziehung mit Hündin und wissen also, wovon wir reden, wenn wir den Berlinern hiermit ein Coachingangebot machen.

Eine unserer Erfahrungen besteht zum Beispiel darin, dass der, der gerade kocht, auch Küchenchef ist. Der andere verrichtet dann niedere Dinge wie Zwiebeln schnippeln. Ansonsten darf er loben und Wein nachschenken.

Anfangs haben wir uns noch Tipps beim Kochen gegeben. „Oli-Schatz, du musst die Butter erst warm machen vor dem Mixen.“ „Judithchen, an die Mohrrüben gehört stets eine Prise Zucker.“ Aber Oli-Schatz und Judithchen sind darüber so aneinandergeraten, dass die Koalition ins Wanken geriet.

Es ist ein bisschen besser, wenn einer der Chef ist – und der andere die Klappe hält

Inzwischen wissen wir, dass es ein bisschen besser ist, wenn einer der Chef ist und der andere einfach die Klappe hält. Abwechselnd natürlich. Ich finde zwar, dass ich zu selten Chef bin, aber Judith denkt das gleiche von sich, und so kommt es wieder hin.

Wir glauben zwar nicht, dass es das Rezept für die in Berlin ist, wenn der Christian montags die Schuldenbremse einhält, der Olaf dienstags das Bürgergeld erhöht und der Robert mittwochs eine Windmühle einweiht, aber wenn sie dann donnerstags gemeinsam Cannabis freigeben, könnten Judith, die Kinder und ich in eine Bauernhof-WG ziehen und abends mindestens zwei oder drei Tüten rauchen. Die Koalition wäre uns dann völlig schnurz.

 

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