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Kolumne „Ein bisschen besser“

Der rechte Winkel

Mir ist am Montag die Sahne runtergefallen, die ich morgens zum Frühstück in den Fressnapf der Hündin gieße, die ihr Futter dann trotzdem nicht anrührt. Vergangene Woche bin ich 20 Stunden Zug gefahren, wobei mir die Bahn damit viel mehr Reisezeit geschenkt hat, als ich gebucht hatte. Der öffentliche Dienst streikt, wobei das sehr unkonkret ist.

Vielmehr ist es Herr Schmidt oder Frau Müller von der Rheinbahn, die den Wagen im Depot lassen und damit ein Verkehrschaos auslösen, weswegen die Kindergärtnerinnen nicht in den Kindergarten kommen, weswegen die Betreuung unseres Töchterchens beinahe flachgefallen wäre. Ob Herr Müller oder Frau Schmidt das wissen?

Meine Frau Judith hat einen stressigen Auftrag bearbeitet, sie hat das Auto gewaschen, obwohl das eigentlich mein Job war. Die Waschmaschine ist beim Schleudern von ihrem Podest gehüpft, sie steht jetzt auf halb acht, und Opa ist krank.

Feiern, dass die Tische wackeln

Diese Woche hat mit einem dick geschmierten, knusprigen Leberwurstbrot begonnen, das ich mit großen Bissen aß, während draußen eine Eisblumenlandschaft an der Scheibe des Schnellzugwaggons vorbeizog. Ich war unterwegs nach Süden ins Land der verschneiten Berge und glitzernden Talseen.

Mein Töchterchen hat die ersten zwei Schritte ihres Lebens voreinander gesetzt, während Judith einen Auftrag für einen neuen Kunden hatte, der vielleicht wiederkommt. Als wir uns am Donnerstagabend endlich wiedersahen, haben wir eine Babysitterin engagiert und mit besten Freunden unseren fünfmonatigen Hochzeitstag gefeiert, dass die Tische wackelten.

Ich bin nicht sicher, wie ich ins Bett kam und wundere mich noch immer, dass ich wieder herauskam, aber ich freue mich bereits auf den sechsmonatigen. Und Opa geht es schon ein bisschen besser.

Worauf es ankommt

Das Leben ist das Leben eben. Es kommt auf den rechten Winkel an, aus dem wir es betrachten. Und wir geben zu, wir müssen auch manchmal in die Hocke gehen, uns nach vorne überbeugen und leicht schielend von unten hoch nach hinten links gucken, um den richtigen Winkel zu erhaschen.

Manchmal fallen wir dabei um. Dann ist es ganz wichtig, alle viere in die Luft zu strecken und quiekend zu lachen. Und falls uns dann wider Erwarten keine gebratenen Tauben in den weit geöffneten Mund fliegen, so plätschert vielleicht noch ein Tropfen Schlagsahne hinein, der von der Tischkante tropft.

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