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Beeinflussung der Massen

Der manipulierte Mensch – von Propaganda zu KI

Es gehört zum Menschen, dass er mit lauteren und unlauteren Methoden versucht, andere von seinem Standpunkt zu überzeugen. Lauter ist diese Absicht, wenn die Diskutanten mit offenem Geist und Herz nach Wahrheit suchen und bereit sind, ihre Voreingenommenheiten selbstkritisch zu reflektieren. Es sind seltene Sternstunden, wenn das gelingt.

Unlauter ist die Methode, wenn von einer Seite verdeckte Mittel angewandt werden, um beim Gegenüber eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Wenn Mächtige diese Mittel anwenden, um die Massen für ihre Ziele gefügig zu machen, dann sprechen wir von Propaganda. Das Wort Propaganda hat einen schlechten Klang. Heute spricht man lieber von Öffentlichkeitsarbeit, Public Relations, Pressearbeit, Kommunikationstechniken, Reframing. Professionelle Manipulatoren der öffentlichen Meinung nennt man auch spin doctors, weil sie, wie ein gewiefter Tennisspieler, dem Ball, das heißt der Realitätswahrnehmung der Massen, einen gewissen Drall geben, der den Zwecken ihrer Auftraggeber dient.

Virtuos spielen sie auf dem Klavier der Triebe, Ängste, Sehnsüchte und Wahrnehmungsmechanismen der Massen. Wahrheit als verpflichtende Orientierung gibt es für sie nicht. Sie verbergen ihre Auftraggeber ebenso wie deren Agenda. Sie „reframen“ die negativen Auswirkungen, welche die Durchsetzung der Agenda für die Zielgruppe hat, so dass die Maßnahmen als Erfüllung der eigenen Bedürfnisse erscheinen.

Die Medien haben dabei die entscheidende Rolle. Sie sind die „vierte Gewalt“ im Staat, die einst die Aufgabe hatte, die staatliche Macht zu kontrollieren. Heute sind sie der wichtigste Teil der staatlichen Manipulationsmaschinerie. Damit graben sie der Demokratie das lebensnotwendige Wasser der Meinungsfreiheit ab.

Theorie und Praxis der Propaganda

Die Methoden der Propaganda sind immer raffinierter, präziser und effektiver geworden. Sie beruhen auf den wachsenden Erkenntnissen der Psychologie, Soziologie, Neurobiologie und Informationstechnik über die bewussten und unbewussten Funktionsweisen des Menschen und seine Beeinflussbarkeit.

Die Anwendung all dieser Techniken der Täuschung, Manipulation und Lüge gilt heute als selbstverständlich. Sie widersprechen der Würde und dem Selbstbild des Menschen, der mit freiem Willen erschaffen ist. Wenn er gezwungen wird, sich einem Mächtigeren zu beugen, weil dieser ihn für seine Zwecke benutzt, wird er in seiner Würde verletzt. Dies muss ihm verborgen bleiben, weil er sich als eigenverantwortliches Individuum verstehen möchte. Der westliche Mensch glaubt an die Demokratie und an ihre Verheißung der Freiheit. Aber, um das berühmte Diktum von Ernst-Wolfgang Böckenförde zu zitieren: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann“.

Es war das Christentum, das den Menschen gelehrt hat, gut sein zu wollen, und das dadurch die Voraussetzung der Demokratie geschaffen hat. Nun ist Europa im Begriff, das Fundament, auf dem diese großartige Kultur entstanden ist, selbst zu zerstören. Das soziale und moralische Kapital des Christentums ist weitgehend aufgebraucht. Die Folgen: Die Gesellschaft zerfällt, und der Staat wird schleichend totalitär. So wird die Demokratie zu einem Mythos, an dem die westlichen Länder zur Selbstrechtfertigung festhalten.

Die Methoden der Propaganda

Gustave Le Bon (1841-1931), französischer Arzt und Anthropologe, ist Autor des berühmten Buches „Psychologie der Massen“, erstmals erschienen 1885. Er beschreibt die Veränderungen der Person, wenn sie in einer gleichgerichteten Masse zur „Massenseele“ verschmilzt. Diese sei primitiv, emotional, impulsiv, radikal und habe sich vom gesunden Menschenverstand verabschiedet. In der Masse verliere die Person ihr Verantwortungsgefühl, ihre Urteilskraft und ihre moralischen Anker. In der Masse berauscht sich der Einzelne an einem Allmachtsgefühl, das ihn „ebenso zum Henker wie zum Märtyrer werden lässt“.

Mit dem Werk von Gustave Le Bon war die Masse und der Massenmensch ins Visier der Psychologen und Soziologen gerückt. Seine Nachfahren entwickelten die subtilen Techniken der Massenmanipulation, die durch die Entwicklung der Massenmedien, die Entdeckungen der Humanwissenschaften und die digitale Revolution der Gegenwart eine völlig neue Stufe erreicht haben.

Edward Bernays (1891-1995), Neffe von Sigmund Freud, leistete einen wesentlichen Beitrag zur Professionalisierung der Propaganda. Er erkannte: „Wenn wir den Mechanismus und die Motive des Gruppendenkens verstehen, wird es möglich sein, die Massen, ohne deren Wissen, nach unserem Willen zu kontrollieren und zu steuern.“ Bernays bekanntestes Buch mit dem Titel „Propaganda“ erschien 1928. Das erste Kapitel „Organising Chaos“ beginnt mit den Worten:

„Die bewusste und intelligente Manipulation der organisierten Gewohnheiten und Meinungen der Massen ist ein wichtiges Element in der demokratischen Gesellschaft. Wer die ungesehenen Gesellschaftsmechanismen manipuliert, bildet eine unsichtbare Regierung, welche die wahre Herrschermacht unseres Landes ist.“ (Edward Bernays, Propaganda, H. Liveright, New York 1928, S. 71)

Heute würde vor solchen Erkenntnissen ein Schild aufgestellt, auf dem steht: „Verschwörungstheorie. Zutritt verboten. Vorsicht: Selbstschussanlage!“ Wer Mächtige beim Namen nennt, deren böse Pläne aufdeckt, dem schallt dieser Totschlagbegriff sofort entgegen, auch in christlichen Kreisen. So böse können Bill Gates, George Soros, Jeff Bezos, Mark Zuckerberg doch gar nicht sein.

Bernays wurde mit seinen Einsichten in die Funktionsweisen des Menschen in der Masse ein reicher Mann und einer der einflussreichsten Persönlichkeiten des zwanzigsten Jahrhunderts. Sein genialer Slogan „Make the world safe for democracy“ dient bis heute als Rechtfertigung zahlreicher Kriege der USA. Bernays schaffte es, der Tabakindustrie den Markt der weiblichen Hälfte der Bevölkerung zu erschließen, indem er das Rauchen als Zeichen der Frauenemanzipation öffentlich inszenierte. Joseph Goebbels war einer seiner gelehrigsten Schüler.

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Bernard Berelson (1912-1979), Verhaltensforscher an den Universitäten Columbia und Stanford, perfektionierte Meinungsumfragen zum Zwecke der Meinungsbildung. Das muss Winston Churchill wohl gewusst haben, als er bekannte, dass er nur noch Statistiken glaubt, die er selbst gefälscht hat. Berelson stand im Dienst der Ford-Foundation und war Präsident des Population Council von J. D. Rockefeller III. Mit großem Geld und großem Know-how gelang es ihm, die Lebensmission des J. D. Rockefeller zu erfüllen, nämlich die Haltung der Amerikaner zur Verhütung und Abtreibung zu verändern, damit die Programme der Reduktion der Weltbevölkerung greifen konnten.

Jaques Ellul (1912-1994), französischer Philosoph, hat in seinem Werk „Propaganda. Wie die öffentliche Meinung entsteht und geformt wird“ (Paris 1962) die Methoden und die Notwendigkeit von Propaganda für den demokratisch verfassten Staat dargestellt. Die Prinzipien gelten auch für die digitalen Medien.

Propaganda ist umso wirksamer, je mehr sich die Menschen aus Familie, Dorf, Heimat und Kirche gelöst und sich als Einzelne in der Masse integriert haben. Sie sind entwurzelte, einsame, bedürftige Individuen, die keineswegs mehr Freiheit gewonnen, sondern ihre Identität stiftenden Bindungen verloren haben. So wird das nackte Ich des Menschen zu einem manipulierbaren Atom in der Massengesellschaft.

Propaganda arbeitet mit dem Mainstream, den sie selbst erzeugt

Der geschulte Propagandist benutzt jedes Mittel, um das Massenbewusstsein zu manipulieren: Presse, Fernsehen, Kino, Plakate, Konferenzen, Events, inszenierte Gerichtsprozesse, Memoranden, Resolutionen, die Vergabe von Preisen und Auszeichnungen und seit wenigen Jahren die sozialen Medien des Internets. Mit dem Siegeszug des Smartphones seit 2007 sind Milliarden Menschen den Bewusstseinsmanipulationen der Internetgiganten Alphabet (Google, YouTube), Meta (Facebook, Instagram, Threads), ByteDance (TikTok) und nun der Künstlichen Intelligenz ausgeliefert. Es scheint, dass Graswurzel-Bewegungen wie der Arabische Frühling und der Ausgang von Wahlen mit großem Geld propagandistisch inszeniert und gekauft werden können.

Dem „Propagandierten“ muss verborgen bleiben, dass er das Objekt von Propaganda ist. Bestehende Einstellungen dürfen nie direkt attackiert werden, sie müssen zunächst durch Doppeldeutigkeit destabilisiert werden. Propaganda muss mit dem Mainstream arbeiten, den sie selbst erzeugt. Ellul nennt vier große kollektive Grundüberzeugungen, welche in der westlichen Welt unabhängig vom gesellschaftlichen Status geteilt werden:

  1. Das Lebensziel des Menschen ist Glück.
  2. Der Mensch ist von Natur aus gut.
  3. Geschichte ist unaufhörlicher Fortschritt.
  4. Alles ist Materie. 

Es handelt sich um humanistische Grundüberzeugungen, die heute kaum mehr jemand als anti-christlich erkennen kann, weil die Eckpfeiler der christlichen Weltsicht fast nicht mehr verkündet werden. Diese sind:

  1. Das Lebensziel des Menschen ist das Ewige Leben.
  2. Der Mensch ist von der Erbsünde belastet.
  3. Die Geschichte endet mit der Wiederkunft Christi.
  4. Es gibt eine übernatürliche Wirklichkeit. 

Die unmerkliche Verschiebung des ideellen Fundaments der einst christlichen Kultur musste dazu führen, dass Leiden, Kreuz und Tod aus dem Leben ausgegrenzt wurden und Gesundheit und Leidensfreiheit des leistungsfähigen Individuums zu den wichtigsten Erfolgskriterien des Lebens wurden. Das ist die weltanschauliche Basis der weltweiten Massenabtreibung, der Euthanasie, der Ideologien der Selbsterfindung des Individuums. Deswegen konnte die globale Covid-Massenmanipulation gelingen.

Die heutigen allgemein akzeptierten Leerformeln für propagandistische Inhalte lauten: „Diversity, Equity, Inclusion“ (DEI), also Diversität, Gleichstellung, Inklusion. Niemand, der heute die Massen beeinflussen will, kommt daran vorbei. Donald Trump hat der woken Ideologie den Kampf angesagt, was dazu geführt hat, dass große internationale Konzerne ihr Fähnchen nach dem neuen Wind gedreht und DEI-Programme gecancelt haben. Die EU scheint die Zeichen der Zeit bisher nicht zu erkennen und bleibt weiter auf ihrem woken Kurs.

Bill Gates: Der Mitbegründer von Microsoft gilt als einer der reichsten Menschen der Welt. Zusammen mit seiner Ex-Frau Melinda Gates gründete er die Gates-Foundation. Wer eine solche Stiftung besitzt, kann die öffentliche Meinung deutlich beeinflussen
Meta-Chef Mark Zuckerberg: Facebook, WhatsApp und Instagram haben vier Milliarden Nutzer. Doch Social-Media-Plattformen sind auch Mittel zur Bewusstseinsbildung. Manipulation bleibt nicht aus

Die digitalen Medien verändern nicht nur das Bewusstsein und das Verhalten, sie verändern den Menschen selbst. Freiheit und Wahrheit verblassen als Ideale einer vergangenen geschichtlichen Epoche. Die Person wird zum manipulierten „User“ in der Hand einiger weniger Privatpersonen, der unermesslich reichen Herren über Big Tech. Facebook hat zusammen mit Whatsapp und Instagram 4 Milliarden User. Facebook, Whatsapp und Instagram gehören Mark Zuckerberg. Glaubt jemand, dass er dem Allgemeinwohl der Weltbevölkerung dient?

Im Dokumentarfilm „Das Dilemma mit den sozialen Medien“ legen Insider der Internetgiganten, die selbst Schlüsselfunktionen bei der Entwicklung der sozialen Medien hatten, dar: „Man kann wunderbare Dinge mit den digitalen Werkzeugen tun, aber sie haben eine dunkle Seite, welche die Demokratie, ja die Zivilisation zerstört.“

Warum greift Propaganda?

Mattias DesmetProfessor für klinische Psychologie an der Universität von Gent, hat sich intensiv mit mass formation befasst. Er wollte erklären, wie es dazu kam, dass die Massen sich in der Corona-Pandemie Maßnahmen gefügt haben, die sie schwer und nachhaltig geschädigt haben. Drei Bedingungen bereiten den Boden für mass formation:

  1. Bindungslosigkeit
  2. Sinnlosigkeit
  3. Freischwebende Angst

Durch das Zerbrechen der Familien, die vom Berufsleben erzwungene Mobilität und die Verlagerung menschlichen Kontakts ins körperlose Internet ist Masseneinsamkeit entstanden. Kein Wunder, dass Depression zur neuen Volkskrankheit geworden ist. Viele Menschen sehen keinen Sinn in ihrer Arbeit. Beide Faktoren zusammen erzeugen eine diffuse Angst, die kein spezifisches Objekt hat. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat jeder fünfte Mensch eine Angststörung.

Das sind „ideale“ psycho-soziale Bedingungen für Massenbildung. Desmet erklärt das so: Die Massenmedien bieten ein konkretes Objekt für die Angst an (Virus) und gleichzeitig eine Strategie der Lösung (Impfung). Die qualvolle diffuse Angst wirft sich auf das Objekt des Narrativs. Das führt zu einer Reduktion des Angstgefühls, denn es entsteht jetzt das Empfinden, die Angst könne durch einen Sieg über das Angstobjekt beherrscht werden.

In der Masse entsteht ein Gefühl von sozialer Bindung und Solidarität. Die Glaubwürdigkeit des Narrativs ist dabei gänzlich unwichtig. Wichtig ist der psychologische Effekt der Angstreduktion. Sie macht den Menschen bereit, wichtigste Güter seines Lebens zu opfern, wie Freiheit, Grundrechte, Wohlstand, finanzielle Selbstständigkeit, das Wohl der Kinder. Im Zustand der Massenhypnose verlieren die Beteiligten jede Empathie. Intoleranz schlägt in Vernichtungswillen um. Dissidenten werden zu Sündenböcken gemacht.

Wenn Propaganda nicht funktioniert

Weil jeder via Internet ein Megaphon in die Hand nehmen kann, mit dem er potenziell eine unbegrenzte Menge von Menschen in kürzester Zeit erreichen kann, ist es für die herrschenden Machthaber ungemütlich geworden. Bislang fühlten sie sich sicher in enger Kollaboration mit den regierungshörigen Medien, die öffentliche Meinung steuern zu können. Um Demokratie zum eigenen Machterhalt verbiegen zu können, etwa durch die Errichtung einer „Brandmauer“ oder die Aushebelung des Grundrechts auf körperliche Unversehrtheit durch Impfung, mussten neue Wege gefunden werden.

Aus diesem Grund ist es zu einem rasanten Anstieg der sogenannten Hass-Gesetzgebung und der Verurteilung auf Grund von Hass-Delikten in den europäischen Ländern gekommen, insbesondere während der Covid-Pandemie zwischen 2021 und 2023. Da es keine klare juristische Definition von „Hassrede“ gibt, erlaubt der schwammige Begriff, dass unschuldige Personen für ihre freie Meinungsäußerung vor Gericht gezogen und empfindlich bestraft werden können. Das Gericht muss den Wahrheitsgehalt einer als Hassrede eingestuften Äußerung nicht überprüfen. Es genügt, dass sich eine Person angegriffen fühlt. Paragraf 192 StGB, in Kraft seit 22. September 2021, stellt fest: „Der Beweis der Wahrheit der behaupteten oder verbreiteten Tatsache schließt die Bestrafung wegen Beleidigung nicht aus, wenn die Äußerung eine Beleidigung enthält.“

Für meinen gesunden Menschenverstand heißt das: Wenn jemand äußert, Politiker XY ist korrupt und sich dieser Politiker dadurch beleidigt fühlt, dann nützt es nichts, seine Korruption zu beweisen. Was zählt, ist das Gefühl der Person, beleidigt worden zu sein, damit der Ankläger wegen „Hassrede“ verurteilt werden kann.

Das Ende der freien Meinungsäußerung

Damit ist das Fundament der Demokratie, nämlich die Mächtigen öffentlich kritisieren zu dürfen, aufgehoben. Eben dies war die zentrale Aufgabe der freien Presse. Ohne Freiheit der Meinungsäußerung gibt es keine öffentliche Debatte und ohne öffentliche Debatte keine Demokratie. Das wurde in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 festgeschrieben und im Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte (IPBPR) 1966 erneut bestätigt.

Also fand der Staat neue Wege, unerwünschte Meinungen im Dschungel des Internets zu unterdrücken. Die EU hat zum Zwecke des „Schutzes der Demokratie“ (Make the world safe for democracy!) vor Misinformation und Desinformation den Digital Surveillance Act (DAS) verabschiedet, welcher die Big-Tech-Plattformen verpflichtet, sogenannten „illegalen Content“ innerhalb von 24 Stunden zu entfernen, andernfalls drohen den Plattformen mit mehr als 45 Millionen Usern horrende Strafen mit bis zu sechs Prozent ihres jährlichen Umsatzes. Wahrscheinlich ist, dass Big-Tech-Companies dafür das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung opfern. Für den Nutzer, dessen Post oder Account gecancelt wird, gibt es keinerlei Appellationsmöglichkeit, er bekommt nicht einmal eine Begründung.

Um die Übeltäter im Netz aufzuspüren, braucht es Spürhunde und Spitzel. Sie haben im Neusprech der herrschenden Klasse einen schöneren Namen, nämlich „Trusted Flaggers“, vertrauenswürdige Hinweisgeber. In Deutschland werden sie von der Bundesnetzagentur eingesetzt, die dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz beziehungsweise jetzt Bundesministerium für Wirtschaft und Energie untersteht, also während der Ampel-Regierung Minister Robert Habeck, der 805 Strafanzeigen wegen Beleidigung gestellt hat.

Der Fall Päivi Räsänen

Von unzähligen Fällen des Verbots der freien Meinungsäußerung mittels derartiger Gesetzgebung sei nur einer erwähnt: der Fall der früheren finnischen Innenministerin und Parlamentsabgeordneten Päivi Räsänen. Sie wird von der finnischen Justiz seit Jahren wegen „Aufstachelung gegen eine Bevölkerungsgruppe“ verfolgt. Ihr Delikt? Päivi Räsänen hat ihre biblischen Ansichten über Ehe, Sexualität und Homosexualität 2019 in einem Tweet kundgetan und 2004 in einem Pamphlet ihrer Gemeinde.

Obwohl sie in zwei Instanzen einstimmig freigesprochen wurde, treibt die Generalstaatsanwaltschaft den Fall weiter, bis zum obersten Gerichtshof. Sechs Jahre Gerichtsverfahren durch alle Instanzen, weil jemand öffentlich seine religiöse Überzeugung ausspricht, dass die Ehe nur zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen werden kann – das ist ideologischer Missbrauch des Justizsystems.

Donald Trump und J. D. Vance

Die Karten wurden neu gemischt durch die Wiederwahl von Donald Trump zum 47. Präsidenten der USA am 20. Januar 2025. In seiner Antrittsrede hat er der woken Ideologie den Kampf angesagt mit der revolutionären Feststellung: „Von heute an wird es die offizielle Politik der Regierung der Vereinigten Staaten sein, dass es nur zwei Geschlechter gibt: männlich und weiblich“. Er ließ Taten auf den Fuß folgen.

Drei Wochen später hielt sein Vizepräsident, J. D. Vance, bekennender Katholik, auf der Münchner Sicherheitskonferenz eine für die europäischen Eliten schockierende Rede. Er sagte, die größte Bedrohung für Europa gehe nicht von äußeren Akteuren wie Russland oder China aus, sondern von internen Entwicklungen, die die fundamentalen Freiheiten gefährdeten. Wenn Europa den militärischen Schutz der USA in Anspruch nehmen wolle, dann müsse es auch die Werte Amerikas respektieren, nämlich die freie Meinungsäußerung! Ein Faustschlag ins Gesicht all derer, die Demokratie sagen, aber die Demokratie aushöhlen, Wahlen annullieren, mit taktischen Winkelzügen den Wählerwillen unwirksam machen, Menschen ins Gefängnis sperren, die still in der Nähe einer Abtreibungseinrichtung beten.

Künstliche Intelligenz

Kaum haben wir uns an die fortschreitende Digitalisierung fast aller Lebensbereiche gewöhnt, da erwächst daraus eine neue Revolution, die alles in den Schatten stellt, was der Mensch an Veränderung je erlebt hat: die Künstliche Intelligenz. Bei allen bisherigen Revolutionen, ausgelöst durch unerträgliche Herrschaftssysteme, durch neue Denksysteme oder durch technische Erfindungen, blieb der Mensch Mensch. Künstliche Intelligenz macht ihn zum Cyborg, einem Mischwesen aus Mensch und Maschine.

Propaganda ist nicht mehr nötig, wenn der Mensch aufgehört hat, selbstständig zu denken, das heißt, wenn er seine Intelligenz outgesourct hat an Maschinen. Dann ist er vollständig manipulierbar durch jene, welche diese Maschine beherrschen. Allerdings sehen die Erfinder der KI den Zeitpunkt voraus, an dem die KI-Revolution ihre Kinder frisst, auch ihre Herrscher, dann nämlich, wenn die KI sich von diesen emanzipiert und unwiderruflich die Macht übernimmt. Dieser Zeitpunkt, der in wenigen Jahrzehnten eintreten könnte, wird als „Singularität“ bezeichnet.

Elon Musks Firma Neuralink implantiert Chips in menschliche Gehirne

Das alles klingt nach „Abschaffung des Menschen, die C. S. Lewis bereits 1943 vorausgesehen hat. In seinem Buch mit eben diesem Titel sagt er:

„Die Menschengestalter des neuen Zeitalters werden dagegen mit der Macht eines zu allem befugten Staates und einer unerbittlichen wissenschaftlichen Technik bewaffnet sein; wir werden endlich eine Rasse von Konditionierern haben, die tatsächlich die ganze Nachwelt nach ihrem Belieben formen können.“ (S. 63) 

Hans Moravec, einer der geistigen Väter des Transhumanismus, erwartet eine post-biologische oder übernatürliche Welt, in der die menschliche Art von der eigenen künstlichen Nachkommenschaft überwunden und verdrängt wird. Bisher verwies das Wort „übernatürlich“ auf die göttliche Realität jenseits der Materie. Hier bedeutet „übernatürlich“ die Abschaffung des natürlichen Menschen durch Cyborgs, die dem Menschen überlegen sind und ihn beherrschen werden. Dass die Mischung zwischen Mensch und Maschine keine Sci­ence-Fic­tion ist, beweist ein anderer Tech-Gigant, nämlich Elon Musk und seine Firma Neuralink. Erst vor kurzem vermeldete sie, man habe bereits zwölf Menschen einen Chip ins Gehirn gepflanzt. Was zunächst dazu da ist, querschnittsgelähmte Menschen wieder gehen zu lassen, könnte dereinst auch dazu dienen, sie zu steuern.

Was war zuerst da: KI oder der Mensch als Krone der Schöpfung?

Der diabolische Abgrund, in den wir hineinschlittern, erscheint in schwefelgelbem Licht in einer Äußerung von Ray Kurzweil, dem Leiter der technischen Abteilung von Google und einem der Promotoren von KI. Er wurde gefragt: „Gibt es Gott?“ Seine Antwort: „Noch nicht.“

Warten wir es ab. Die KI-Götter könnten ihre Rechnung ohne den Wirt gemacht haben, nämlich denjenigen, der den Menschen mit einem Gehirn ausgestattet hat, welches in der Lage ist, KI zu erfinden. Schon ganz am Anfang, als Gott herabgestiegen war, um sich den Turmbau in Babel anzusehen, wusste er: „Jetzt wird ihnen nichts mehr unerreichbar sein, was sie sich auch vornehmen“ (Gen 11,6). Er wird sich das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen. Aber einem Großteil der Menschen könnte das Heft aus der Hand genommen werden, nämlich jenen, die sich KI nicht leisten können. Im Moment boomt die kostenlose Nutzung von KI, damit wir alle den Köder schlucken. Ein Kommentator meinte, wir sollten uns keine Sorgen machen, weil KI so viel Energie koste, dass es sich die Menschheit nicht leisten könne. Die wenigen, die es sich leisten können, werden einen uneinholbaren Vorsprung vor den vielen haben, die das nicht können. Damit wird eine Klassenspaltung entstehen, die menschlich unüberwindbar ist. 

Ray Kurzweil, nun ein alter Mann, der öffentlich über seine Krankheiten lamentiert, wurde auch gefragt, was der Sinn des Lebens sei. Seine überraschende Antwort: „Die Liebe.“ Fällt ihm nicht auf, dass Algorithmen nicht lieben können? Sie können auch nicht umarmen. Sie können nicht glauben. Sie können keine Kunst schaffen, die ein Abglanz Gottes ist. Sie können sich nicht verschenken, sie können keine Opfer bringen, die die Liebe verlangt, sie können nicht dankbar sein, sie können nicht jubeln vor Glück, sie können nicht trauern, sie können nicht leiden, sie können Gott nicht anbeten, mit einem Wort, sie können all das nicht, was der Mensch kann, der als Ebenbild Gottes und als Krone der Schöpfung geschaffen wurde.

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