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Kolumne „Kaffeehaus“

Die Lüge von der „befreiten Liebe“

Die echte Liebe befreit: von Einsamkeit, Eigensinn und Egoismus. Eheleute, die Jahre oder gar Jahrzehnte miteinander verbrachten, sich wirklich kennen und vertrauen, erwecken genau diesen Eindruck. Sie sind entspannter, nehmen sich nicht zu ernst, sind großzügig. Sie müssen nicht ständig alles neu aushandeln, sie müssen sich nicht etwas beweisen und sie müssen nicht um ihre Rolle kämpfen. Im Gegensatz zu Menschen, die die Liebe von der verbindlichen Zweisamkeit und schließlich sich selbst von der Liebe „befreien“ wollen.

Jüngst widmete sich der Spiegel dem Thema der „befreiten“ Liebe. Auf etlichen Seiten wird die monogame Beziehung als ein Auslauf-Konzept präsentiert. Nicht nur als altmodisch, sondern auch als unvernünftig. Wozu alles auf eine Karte setzen, wenn diese Karte irgendwann ohnehin ausgetauscht wird, fragen die Autoren. „Freundschaft plus und Situationship, offene Beziehung und Polyamorie sollen die verbindliche romantische Liebe ersetzen.

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Die Soziologin Andrea Newerla möchte die romantische Liebe „gern von ihrem hohen Sockel schubsen“ und will nicht „in die Romantikfalle tappen: verlieben, verschmelzen, Haus kaufen, Kinder kriegen“. Es folgen weitere Beiträge, die einen Abgesang auf die klassische Vorstellung von Liebe und Partnerschaft anstimmen.

Die schöne hippe Welt macht verletzlich

Ein queerer Influencer aus Berlin, der in einem „Hausprojekt“ lebt, die Idee der sexuellen Freundschaften lobt, sich als schwul bezeichnet und gleichzeitig in einer offenen Ehe mit einer Frau lebt. Eine Frankfurter Sozialpädagogin, die zwar „feministischer lieben“ möchte, aber durchblicken lässt, dass die schöne hippe Welt der offenen Liebe verletzlich macht. Sie wurde von ihrem Partner plötzlich verlassen, weil dieser polyamourös sein wollte.

Aus ihren Worten folgt, dass sie am liebsten in einer klassischen, verbindlichen Beziehung leben möchte, es sei aber gar nicht mehr einfach, in dem linken Großstadtmilieu Männer kennenzulernen, „die nicht schon mit drei Leuten was haben“. Eine andere Frau, die als Mutter in einer offenen Ehe lebt und als Beziehungscoach arbeitet, findet ihren Lebensstil „cool, wenn auch manchmal anstrengend“.

Gleich zu Anfang verrät sie das, was ich vermutete: Ihr Mann kam mit dem Vorschlag, in einer offenen Beziehung zu leben. Wie sie selbst sagt, war sie „geschockt, verzweifelt, weinte“. Heute schreibt sie Bücher darüber, wie offene Beziehungen gelingen können.

Zerfall der Beziehungsstruktur und der Familie

Weiter möchte ich das gar nicht aufzählen. Denn das, was hinter der vermeintlich verlockenden Idee einer offenen Liebe steckt, ist nicht nur ein Zerfall der Beziehungsstrukturen und Familie, sondern auch ein Betrug an Frauen. Es gehört zur Blindheit des Feminismus, das nicht zu bemerken.

Die ach so befreite Liebe bedeutet nichts anderes als Verantwortungslosigkeit auf Kosten anderer. Besser könnte es dieser Spiegel-Artikel nicht verdeutlichen: Hinter einer selbstbewussten Buchautorin, die in einer offenen Ehe lebt, steckt eine enttäuschte Ehefrau, die ihre gesunden und natürlichen Sehnsüchte unterdrücken musste. Hinter einer Großstadt-Feministin eine verletzliche Frau, die in ihrer linken Blase seit Jahren vergeblich nach Liebe sucht.

Es ist nichts als eine kalte Welt

Wohlgemerkt: Wir Frauen sind nicht unschuldig, denn Männer tun nur das, was man ihnen auch erlaubt. Jedoch sollte man klar benennen, wer als Gewinner im wirren Lotto der „befreiten Liebe“ dasteht: Es sind Männer. Und auch nur solche, die es sich leisten können. Nicht die schüchternen, nicht die uncoolen, nicht die weniger attraktiven Männer, sondern genau jene, die unter normalen Umständen als Machos gelten würden.

Unter dem progressiven Deckmantel dürfen sie es aber. Die Zahlen lügen nicht: 23 Prozent der Männer können sich vorstellen, in einer offenen Beziehung zu leben, aber nur elf Prozent der Frauen.

Die schöne neue Welt der offenen Beziehungen ist genau das Gegenteil von dem, was sie vortäuscht zu sein. Es ist eine kalte Welt der Austauschbarkeit, Unbarmherzigkeit und Verantwortungslosigkeit. Und es sind vor allem die Frauen, deren Wünsche und Interessen auf dem Altar der vermeintlichen Freiheit geopfert werden.

 

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Kommentare

Comment

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Kommentar
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Oktav
Vor 2 Monate 2 Wochen

Danke für den gelungenen Artikel!

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Onkel_ Guido
Vor 2 Monate 2 Wochen

Ein ganz persönliches Wort: Ich habe die Ehen in meiner Familie und der Verwandtschaft gesehen und wusste von Jugend an, so werde ich nie leben, ich habe das auch meiner ersten festen Freundin gesagt, mit mir gibt es kein Zusammenwohnen und keine Kinder
1 Jahr später redet sie von "weiterkommen" in der Beziehung, so als sei es selbstverständlich, dass es auf Familiengründung hinaus läuft, ich habe sie darauf hingewiesen, dass ich doch gesagt habe, das gibt es mit mir nicht, ein weiteres halbes Jahr später bekomme ich mit, dass sie ihrer Freundin erzählt, sie bekommt mich schon noch so weit, dann habe ich die Beziehung sofort beendet.
Sie machte Theater, ich habe sofort jeden Kontakt abgebrochen
ich frage mich, wie kommt die Frau auf die Idee, dass das, was ich ein Jahr zuvor gesagt habe, bedeutungslos ist und klassische Ehe ein "weiterkommen" in der Beziehung ist?

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Michael
Vor 2 Monate 2 Wochen

Hallo Onkel Guido,
Sie fragen sich warum das Eingehen (und das Leben) einer klassischen Ehe ein Weiterkommen in einer Beziehung ist. Ja, gute Frage. Aber bloß weil Sie es heute noch nicht verstehen, heißt es nicht, es wäre nicht dennoch so.

Eine Ehe ist eben mehr als diese seltsamen Beziehungskisten, die heute so verbreitet sind und wo Liebe mit Sex verwechselt wird. Wenn man heiratet, kommt man weiter in der Beziehung, weil diese dadurch tiefer und weiter wird und beide immer in der gegenseitigen Hingabe und selbstlosen Liebe wachsen. Man nimmt bewusst Christus mit in die Beziehung hinein. Die Beziehung wächst und gibt Zeugnis von der Liebe, auch weil dann Kinder hinzukommen und die Beziehung dadurch noch weiter wächst.

Da Sie nach Ihrer eigenen Aussage Ihre Beziehung nur auf der ersten Stufe ohne Weiterkommen führen wollten, nicht wachsen wollten, sich nicht verschenken wollten, finde ich es völlig richtig und sogar vorbildlich, dass Sie Ihre damalige Freundin nicht weiter haben hoffen lassen. Für diese waren Sie offenbar wertvoller als umgekehrt. Aber auch wenn ich Sie beide nicht kenne, bin ich ganz sicher, dass diese junge Dame auch sehr wertvoll ist.

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Stephan Raabe
Vor 2 Monate 1 Woche

Es gibt die Freiheit von etwas und die Freiheit zu/für etwas. Christus befreit uns zu Glaube, Hoffnung und Liebe, auch in der Ehe. Meine Eltern haben uns 4 Kindern das mit ihren 56 Ehejahren bis zum Tod unserer Mutter vorgelebt. Die Schwiegereltern ebenso. Meine Frau und ich sind seit 31 Jahren glücklich verheiratet und seit 40 Jahren zusammen. Nicht immer geht es in dieser Weise gut. Es ist jedoch wichtig, das Sakrament der Ehe als Freiheitsgut weiter zu ehren, am besten durch persönliches Zeugnis. Danke für den Beitrag.

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Jutta
Vor 2 Monate 1 Woche

"Wohlgemerkt: Wir Frauen sind nicht unschuldig, denn Männer tun nur das, was man ihnen auch erlaubt."

Ein sehr wahrer Satz.

Ich habe überlegt, ob ich meinen Senf dazu geben soll ... ich=60, unverheiratet, ohne lebende Kinder, eine Abtreibung, also doch ein Kind im Himmel, wie ich hoffe, freie Liebe und Ungebundenheit praktizierend, bzw. mich als unwertvoll erachtend, dass ich Männern zu viel erlaubt habe, aber gedacht: ich bin eine freie moderne emanzipierte Frau und lasse mich nicht knechten und unterdrücken in einer Ehe.
Nun, meine Eltern sind Kriegskinder, mit entweder keinen oder verstörten Vätern ... und Müttern.
Man kann sie einfach nicht messen an/mit den heutigen Maßstäben ... den psychologischen, die angeblich so hilfreich sind .. dabei haben wir heute vor allem im Westen, in Deutschland trotz Coaches, Psychologen, Heilpraktikern etcpp die größte Wohlstandsverwahrlosung, die man sich denken kann...

Meine Mutter hätte einem Mann, der es nicht ernst mit ihr meint, nie erlaubt, sie anzufassen ... um das mal so grob auszudrücken.
Wie frei sie ist, und auch mein Vater, obwohl nicht katholisch-christlich sozialisiert, wobei meine Mutter eine Oma hatte, die gut katholisch war, und immer ein offenes Haus und einen Teller Suppe für jeden, eine Beterin gewesen sein muss, das verstehe ich erst heute im Alter, und damit auch wie unfrei ich war.

Man hört das heute nicht gerne, aber es sind Frauen, die eine Gesellschaft kaputt machen ... unter dem Deckmantel der Freiheit. Und man muss nicht immer gleich kommen, mit: ja, aber diese patriarchalisch orientierten Männer, die auch zur Gewalt neigen können ... das ist nicht und war nie die Mehrheit.

Wenn ich mir Frauen heute anschaue, wie sie herumlaufen, von einer Beziehung zur anderen und doch suchen sie Mr. Right ... was soll daran Freiheit sein?
Und die Männer, die keine Frau finden, die sich umsorgen lassen möchte .. viele Männer wollen das ... auch wenn man immer wieder liest, Männer, wie im Artikel wollen freie Liebe .. ich denke, das hält sich die Waage ...
Tabuthema: Männer, denen man das Vatersein verwehrt durch Abtreibung, immer werden die Frauen in den Vordergrund gedrängt ...

Man lässt sich viel zu viel von Mode, Fernsehfilmen, Hollywood, Serien usw. beeinflussen, die Macht der Bilder ist ungeheuerlich und immer noch weit unterschätzt .. wie auch die Macht der weltlichen modernen Musik, diesen TralalaLiedchen, egal in welcher Sprache ... die die niedersten Instinkte bedienen.
Ja, es gibt wunderbare Balladen, usw .. die dauern aber auch meist länger als dreieinhalb MInuten, diese TralalaLiedchen arbeiten mit einem Rhythmus, der einen programmiert auf eine Aufmerksamkeitsspanne, die nicht mehr länger geht als eben dreieinhalb bis fünf Minuten, den Herzrhythmus schädigt und gegen den Atemrhythmus spielt, kurzum die Seele schädigt.

Ich bin selbst schuld an meinem Versagen, an der Abtreibung, Beziehungsunfähigkeit und am "einsamen" Alter ...
...nicht meine Erziehung, nicht die schlechten Männer, nicht die unerfüllten Bedürfnisse ...
Wäre da nicht Jesus Christus.
Papst Benedikt XVI. sagte: wer glaubt, ist nie allein ..
Gott schenkt Gnade, wenn man sie sucht und kämpft ... und das darf ich erfahren .. nie war ich nicht alleiner (obwohl es mit dem synodalen Weg hier in meiner Heimatstadt sehr bunt zugeht und ich damit gar nix anfangen kann, es für falsch halte) und nie gab es mehr erhebende, lichtvolle Momente .. und auch der Kampf wird anders gekämpft .. denn Kampf ist uns vorhergesagt im Wort Gottes... nie war von einem sorglosen Leben in Christus Jesus die Rede.

"Der Knecht ist nicht mehr als sein Herr."

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Oktav
Vor 2 Monate 2 Wochen

Danke für den gelungenen Artikel!

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gerald antal gamauf
Vor 2 Monate 2 Wochen

kristina und 'der spiegel': bitte schreibt auch ein rezept für die wahre liebe und eine erfolgreiche partnerschaft!

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Frank
Vor 3 Wochen 1 Tag

Konzepte für wahre Liebe und erfolgreiche Partnerschaft gibt es bereits einige. Ehe, ist für mich ein solches Konzept. Denn ehe bezeichnet einen Bund. Und ein Bund bedeutet nichts anderes als das Wissen und darin das vertrauen: alles was meins ist, ist dein - und das in Gegenseitigkeit. Nun schleppt aber jeder Mensch auch ein Gepäck mit sich herum, der ihn in gewisser Weise handlungsunfrei macht. Da sind Verletzungen aus Kindheit, Jugend und Erwachsenen, die man auf den Ehepartner prochziert. Da sind unversöhnlichkeiten, die man mit in die Ehe nimmt. Diese zu erkennen (was in einer Ehe oft sehr schnell geht) und zu bearbeiten durch vergeben, loslassen und Heilung erfahren, ist ständige Aufgabe, die eine Ehe erfolgreich macht. Das kann man oft nicht allein, uns haben väterliche und mütterliche Freunde sehr geholfen, mit diesen Herausforderungen klar zu kommen. Somit ist die Ehe auch eine Institution der lebenslangen Charakterformung und Veränderung, die in den verschiedenen Phasen des Lebens immer wieder neu verstanden und bearbeitet werden will. Trennt Man sich vorschnell in einer Krise, verpasst man diese Chance. Es gibt einen Verein namens Team F, der da gute Arbeit leistet. Ich möchte noch einen anderen Aspekt erwahnen: in allen Kulturen gibt es so etwas wie ein verbindliches Versprechen zwischen Mann und Frau. Deshalb, aber auch weil die Bibel es uns bezeugt, ist die Ehe als Bund eine Idee Gottes. Sie spiegelt den Bund als absolute Liebevertrautheit und Liebesverbindlichkeit zwischen Gott und mir wieder.... und da komme ich auf mein Anfangsstatement zurück: alles was seins ist ist meins und alles was meins ist steht ihm jederzeit zur Verfügung. Das ist ein Leben in Kraft, Führung, Liebe, Freude und Frieden in stetig wachsender Verbindlichkeit. In Ihm, das ist Jesus, habe ich diese Fülle bekommen und dass geht weit über den physischen Tod hinaus.

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Onkel_ Guido
Vor 2 Monate 2 Wochen

Ein ganz persönliches Wort: Ich habe die Ehen in meiner Familie und der Verwandtschaft gesehen und wusste von Jugend an, so werde ich nie leben, ich habe das auch meiner ersten festen Freundin gesagt, mit mir gibt es kein Zusammenwohnen und keine Kinder
1 Jahr später redet sie von "weiterkommen" in der Beziehung, so als sei es selbstverständlich, dass es auf Familiengründung hinaus läuft, ich habe sie darauf hingewiesen, dass ich doch gesagt habe, das gibt es mit mir nicht, ein weiteres halbes Jahr später bekomme ich mit, dass sie ihrer Freundin erzählt, sie bekommt mich schon noch so weit, dann habe ich die Beziehung sofort beendet.
Sie machte Theater, ich habe sofort jeden Kontakt abgebrochen
ich frage mich, wie kommt die Frau auf die Idee, dass das, was ich ein Jahr zuvor gesagt habe, bedeutungslos ist und klassische Ehe ein "weiterkommen" in der Beziehung ist?

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Michael
Vor 2 Monate 2 Wochen

Hallo Onkel Guido,
Sie fragen sich warum das Eingehen (und das Leben) einer klassischen Ehe ein Weiterkommen in einer Beziehung ist. Ja, gute Frage. Aber bloß weil Sie es heute noch nicht verstehen, heißt es nicht, es wäre nicht dennoch so.

Eine Ehe ist eben mehr als diese seltsamen Beziehungskisten, die heute so verbreitet sind und wo Liebe mit Sex verwechselt wird. Wenn man heiratet, kommt man weiter in der Beziehung, weil diese dadurch tiefer und weiter wird und beide immer in der gegenseitigen Hingabe und selbstlosen Liebe wachsen. Man nimmt bewusst Christus mit in die Beziehung hinein. Die Beziehung wächst und gibt Zeugnis von der Liebe, auch weil dann Kinder hinzukommen und die Beziehung dadurch noch weiter wächst.

Da Sie nach Ihrer eigenen Aussage Ihre Beziehung nur auf der ersten Stufe ohne Weiterkommen führen wollten, nicht wachsen wollten, sich nicht verschenken wollten, finde ich es völlig richtig und sogar vorbildlich, dass Sie Ihre damalige Freundin nicht weiter haben hoffen lassen. Für diese waren Sie offenbar wertvoller als umgekehrt. Aber auch wenn ich Sie beide nicht kenne, bin ich ganz sicher, dass diese junge Dame auch sehr wertvoll ist.