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Kolumne „Kaffeehaus“

Mutterliebe ist keine „Care-Arbeit“

Die normalen Alltagsaufgaben in einer Familie heißen nun „Care-Arbeit“ und diese sei „mindestens so anstrengend und zeitraubend wie Erwerbsarbeit, eher sogar noch kräftezehrender“, wie in einem T-Online-Artikel zusammengefasst wird. Darin werden banale Alltagsaufgaben wie Wäschewaschen, Tanken oder Arzttermine organisieren aufgezählt und erklärt, dass Frauen die größere Last der Sorge- und Haushaltsarbeit tragen.

Um auf diese Ungleichheit und Ungerechtigkeit aufmerksam zumachen, wurde der 29. Februar zum „Equal-Care-Day“ ausgerufen. So wurde auch am vergangenen Donnerstag daran erinnert, dass eine Umverteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit stattfinden müsse. Dass 44 Prozent mehr unbezahlte Arbeit von Frauen geleistet wird, findet auch die Bundesministerin für Familie Lisa Paus viel zu viel. Ihr sei es wichtig, dass „unbezahlte Sorgearbeit fair ausgeglichen wird“.

Doch, eine echte Unterstützung und höhere Wertschätzung von Müttern, die sich um ihre Kinder kümmern wollen, wird nicht angeboten. Der Staat solle stattdessen „Pflegende“ durch eine verbesserte Kita-Qualität unterstützen und dazu ermutigen, dass Frauen und Männer die unbezahlte Sorgearbeit teilen. Darunter wird etwa nicht gemeint, dass Männer nun etwas mehr Zeit mit Nachwuchs und Haushalt verbringen sollen, sondern vor allem Elternzeit und Teilzeitarbeit von Vätern im Interesse der Gleichberechtigung.

Es geht ihnen um etwas anderes

Abgesehen davon, dass die Psychologie nach wie vor die Mutter als primäre Bindungsperson in den ersten Lebensjahren des Kindes für unverzichtbar hält, sind solche Einmischungen übergriffig. Es ist die Sache jedes Paares und jeder Familie selbst, wie die Erwerbstätigkeit und Zeit mit Kindern aufgeteilt werden.

Doch auch hier wird widersprochen: Wir Frauen würden doch unbewusst in Rollenerwartungen und einem Abhängigkeitsverhältnis stecken und daher benachteiligt. Sicher, eine Absicherung und Unterstützung von Frauen, die sich jahrelang um ihre Kinder kümmern, ist kein zu unterschätzendes Thema. Doch, darum geht es hier nicht.

Wie auch im erwähnten T-Online-Artikel klar steht: „Es ist auch deshalb dringend nötig, Frauen im Privaten zu entlasten, weil ihre Arbeitskraft an anderer Stelle benötigt wird.“ Das sieht auch Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ähnlich, der mit einer höheren Erwerbsbeteiligung von Frauen den Fachkräftemangel bekämpfen möchte. Im Grunde geht es nicht um eine Entlastung der Frauen, sondern um die Loslösung der Frauen von mütterlichen Aufgaben.

Die mütterlichen Aufgaben sind schön und erfüllend

Die mütterlichen Aufgaben sind aber in Wirklichkeit oft schön und erfüllend. Kräftezehrend oder zeitraubend kann es hingegen sein, wenn eine Mutter, die gern mehr Zeit für ihre Kinder hätte, unter dem Druck und den Anforderungen einer Vollzeitbeschäftigung steht. Paare sollen dies aber selbst klären und Frauen keine einseitige Perspektive aufgezwungen werden, mit der weder sie, noch ihre Kinder glücklich sein werden. Es soll auch keine Sprache zur Norm werden, in der Mütter und Väter zu „Pflegenden“ und normale Aufgaben in der Familie zu einer „Sorge-Arbeit“ gemacht werden.

So wie meine Mama mich jeden Morgen weckte, so wecke ich meine Kinder, so wie sie mir bei Hausaufgaben geholfen hat, helfe ich meinen Kindern. Als ich vergangene Woche alle paar Stunden die Windpocken meiner Tochter eincremte, dachte ich an meine Mutter, die es in einem ähnlichen Alter bei mir tat.

Ich habe diese Zeit trotz der Krankheit in angenehmer Erinnerung, weil ich besonders verwöhnt wurde. Und ich hoffe, ähnlich wird sich meine Tochter an diese Woche erinnern, wo sie meine besondere Aufmerksamkeit genießen konnte.

 

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Leserin
Vor 2 Monate

Solche Statements sind so wichtig! Vielen Dank für Ihren Mut, liebe Frau Ballova!

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Leserin
Vor 2 Monate

Solche Statements sind so wichtig! Vielen Dank für Ihren Mut, liebe Frau Ballova!