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Kolumne „Das liebe Geld“

Wie fühlen Sie sich bei Verlusten?

Sie sollten weder bei Ihrem Vermögensaufbau und schon gar nicht bei Ihrer Altersvorsorge auf Aktien verzichten. Davon bin ich überzeugt und davon konnte ich hoffentlich auch Sie bereits überzeugen. Aktien bringen langfristig sehr gute Renditen und sollten Baustein jeder Strategie sein.

Aber legen Sie bitte nicht einfach los! Wer erfolgreich investieren will, braucht einen Plan. Ihre Geldanlage muss zu Ihrem Anlageziel, Ihrem Anlagehorizont, Ihrer Lebenssituation und Ihrer Risikoneigung passen. Daraus ergibt sich Ihr Anlegertyp. Ohne dieses Wissen, ohne diese Grundgedanken wird es auch schwierig eine Strategie zu finden, sie sinnvoll umzusetzen und ihr vor allem treu zu bleiben.

Ist Ihr Ziel der langfristige Vermögensaufbau oder die Altersvorsorge, dann ist Ihr Anlagehorizont im Grunde schnell definiert. Langfristig heißt mindestens zehn, besser aber 15 oder 20 Jahre. Und wann Sie in Rente gehen wollen oder müssen, wissen Sie auch. Aber natürlich gibt es auch kurz- und mittelfristige Ziele und damit die entsprechenden Strategien. Ziele sind recht schnell definiert und damit auch der Anlagehorizont. Auch Ihre Lebenssituation und damit Ihr finanzieller Spielraum – auch für die Geldanlage – ist ziemlich schnell ermittelt.

Und die Risikoneigung?

Nicht ganz so einfach ist es mit der persönlichen Risikotragfähigkeit und der persönlichen Risikoneigung beziehungsweise Risikobereitschaft. Apropos Risiko: An der Börse sollten Sie grundsätzlich nur Geld investieren, dass Sie in den kommenden zehn Jahren oder besser noch länger nicht brauchen. Wenn Ihr finanzielles Budget sehr begrenzt, Ihre Stelle unsicher ist, Sie ständig knietief im Dispo stehen, dann können Sie sich nur sehr wenig Risiko leisten. Ist Ihr Job sicher, das Notgroschen-Konto prall gefüllt und auf dem Sparkonto stapelt sich das Geld, dann ist Ihre Risikotragfähigkeit deutlich höher.

Und die Risikoneigung? Wir sind recht schnell, oft auch zu schnell mit der Antwort auf die Frage, wie viel Risiko wir bereit sind einzugehen. So einfach lässt sich diese Frage aber gar nicht beantworten. Risiko ist eine ziemlich abstrakte Größe. Risiko bedeutet nämlich auch Unsicherheit. Wie viel können Sie da ertragen? Können Sie noch ruhig schlafen, wenn Ihr Depot mal zehn, 20 oder sogar 30 Prozent ins Minus rutscht? Ertragen Sie solche Verluste, auch wenn sie vielleicht nur temporär sind und die Kurse sich nach einigen Wochen oder Monaten wieder erholen? Darüber sollten Sie ein bisschen länger nachdenken, bevor Sie investieren.

Wenn Sie eine hohe Rendite einfahren wollen oder müssen, um Ihre Ziele zu erreichen, dann geht das nicht, ohne dass Sie ein gewisses Risiko eingehen. Aber Ihre Renditeerwartung sollte natürlich zu Ihrer Risikobereitschaft passen. Wer auf keinen Fall ein hohes Risiko eingehen möchte, muss auch seine Renditeerwartungen herunterschrauben.

Ein weites Spannungsfeld: Rendite und Sicherheit

Die Risikobereitschaft zu ermitteln ist nicht ganz so einfach. Bauchgefühl versus Kopf, Emotionen versus gesunden Menschenverstand. Ein paar Fragen helfen Ihnen, Ihre Risikobereitschaft zu ermitteln. Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihren Anlagen gemacht? Haben Sie schon einmal größere Verluste erlitten? Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie Verluste gemacht haben? Ab welchem Verlust können Sie nachts nicht mehr ruhig schlafen? Wenn Sie diese Fragen beantworten, können Sie auch Ihre Risikobereitschaft ermitteln.

Sind Anlageziele und Anlagehorizont definiert und ist die Risikoneigung ermittelt, geht es um das konkrete Portfolio. Wie kann ein Depot also aussehen? Es geht vor allem um die Frage, wie hoch „das Risiko“ gewichtet sein soll – soll es eher mehr sein oder eher weniger. Jede Anlageklasse hat ihr eigenes Chance-Risiko-Profil. Es ist immer wieder das Spannungsfeld zwischen Sicherheit, Liquidität (also Verfügbarkeit) und Rendite. Salopp formuliert: Keine (Rendite-)Chance ohne Risiko, kein Risiko ohne Chance. Eine höhere Rendite, ob nun in Form von Kursgewinnen oder Zinsen, ist immer eine Kompensation für ein erhöhtes Risiko. Ist das Risiko sehr gering, wie etwa bei Sparanlagen oder auf dem Girokonto, dann gibt es diese Kompensation nicht.

Aktien sind eine eher riskante Anlageklasse, weil Aktien im Wert schwanken, mitunter sogar heftig. Mit einem langen Anlagehorizont sinkt dieses Risiko zwar und die Chancen überwiegen, aber kurzfristig kann es ganz schön ruckeln. Das müssen Sie ertragen können, dass muss Ihre Risikoneigung hergeben.

Keine Angst vor Fehleinschätzungen

Die klassische, ausgewogene Gewichtung ist 50/50, also 50 Prozent Anleihen oder sogar Spareinlagen – es gibt schließlich wieder Zinsen –, 50 Prozent Aktien. Es eignet sich für einen Anleger oder eine Anlegerin mit mittlerer Risikoneigung. Wer ein bisschen weniger Risiko will, reduziert den Aktienanteil und fährt die „Sicherheit“ hoch. Wer ein bisschen mehr Chance will, erhöht den Aktienanteil und investiert weniger in Anleihen und Spareinlagen. Der eine Anteil soll für Stabilität sorgen, der andere für die Rendite.

Machen Sie sich also ein paar Gedanken, wie Sie als Anleger ticken, bevor Sie sich für eine Strategie entscheiden. Aber haben Sie keine Angst vor Fehleinschätzungen. Sie können Ihre Anlagestrategie jederzeit überdenken und ändern. Vielleicht erhöhen Sie Ihren Aktienanteil mit der Zeit sogar, weil Sie merken, dass Sie eine viel höhere Risikotragfähigkeit und Risikoneigung haben als gedacht. Börse ist ein Lernprozess. Aber dieser Prozess kann auch verdammt viel Spaß machen!

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