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Gerecht und zensurresistent

Warum Christen pro Bitcoin sein sollten

Bitcoin ist in aller Munde, ob bei Anhängern oder Kritikern – und vor allem wieder auf den Kaufzetteln. Vor kurzem erreichte die digitale Währung einen Marktwert von mehr als 800 Milliarden US-Dollar, was mehr als 41.000 Dollar pro Coin entspricht.

Neben den ökonomischen drängen sich auch moralische Fragestellungen auf. Hat Bitcoin das Potenzial, das Fundament für eine neue, internationale christliche Geldordnung zu sein?

In der christlichen Moral ist das richtige Messen sehr wichtig. Die Bibel sagt, es sei sündhaft, falsche Maße zu verwenden und zu betrügen. Als ultimatives Maß gilt dabei Gott, der die Wahrheit selbst ist.

Im Buch der Sprüche (16,11) steht: „Rechte Waage und Waagschalen sind Sache des Herrn, sein Werk sind alle Gewichtssteine im Beutel.“ Ebenso sagt Levitikus (19,35-36): „Ihr sollt kein Unrecht begehen ... Ihr sollt richtige Waagen, richtige Gewichtssteine, richtiges Efa und richtiges Hin haben.“

Entscheidend ist hartes Geld

Hartes Geld, sprich wertstabiles Geld ist entscheidend, um als Messeinheit in einer christlichen Gesellschaft zu fungieren. Die heutige Gesellschaft benutzt staatliches Geld als Maßstab zur Wertbestimmung. Doch haben wir heutzutage noch hartes Geld?

Geld erfüllt in der Wirtschaft drei Hauptfunktionen: Es dient als Tauschmittel, Recheneinheit und Wertspeicher. Damit das Geld seinen Wert nicht verliert, ist es ebenso wichtig, dass das Angebot nicht zu stark zunimmt und entwertet wird, solange es im Besitz einer Person ist. Die Schwierigkeit, neue Geldeinheiten zu produzieren, bestimmt die Härte des Geldes. Wenn das Angebot eines Geldes nur schwer erhöht werden kann, spricht man von hartem Geld. Das Gegenteil wäre weiches Geld, dessen Menge sich einfach vergrößern lässt.

Wie Marc Friedrich an dieser Stelle bereits beleuchtet hat, ist das heutige „Fiat-Geld“ aufgrund seiner beliebigen Vermehrbarkeit kein guter Wertspeicher mehr und somit weiches Geld. Dies zeigt sich in einem großen Kaufkraftverlust des Dollars seit der Abschaffung des Goldstandards 1971. Dasselbe gilt für den Euro, der seit seiner Einführung die Hälfte seiner Kaufkraft verloren hat.

Bei Konsumenten entsteht durch das „Fiat-Geld“ eher der Anreiz, es auszugeben statt es zu sparen, was zu einer erhöhten Zeitpräferenz führt – Menschen bevorzugen den gegenwärtigen Konsum mehr als den zukünftigen.

Unbegrenzte Geldentwertung ist unchristlich

Beispielsweise ist auch die Zeitpräferenz von Tieren sehr hoch. Diese handeln nach der Befriedigung ihrer instinktiven Impulse und haben kaum eine Vorstellung von Zukunft. Dieses Verhalten ist einer der Gründe für unsere seelenlose Konsumgesellschaft. Arthur F. Utz, ein Forscher der katholischen Soziallehre, bezeichnete die Inflation sogar als „Unheil“. 

Laut Saifedean Ammous in seinem Werk The Bitcoin Standard leitet eine Senkung der Zeitpräferenz hingegen den Prozess der Entstehung einer Zivilisation ein, denn es gibt den Konsumenten einen höheren Anreiz, für die Zukunft zu planen. 

Unbegrenzte Geldentwertung ist unchristlich und greift in die privaten Eigentumsrechte ein. Es findet eine versteckte Umverteilung statt, von der arbeitenden Bevölkerung hin zu Kapitalinvestoren, die eine überproportional große Position in den Finanzmärkten besitzen. Die Aktienkurse der großen börsennotierten Unternehmen steigen, auf der anderen Seite sinkt die Kaufkraft der kleinen Arbeitnehmer.

Auch der Staat profitiert von der Geldentwertung. Für diesen lohnt es sich, neue Schulden aufzunehmen, die mit einer steigenden Inflation weniger wert werden. Am Ende sind es diese Akteure, die von einer unbegrenzten Geldmengenerweiterung der Zentralbank am meisten profitieren.

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Ist das „Fiat-Geld“ somit ein gerechter Maßstab aus christlicher Sicht? Wohl kaum. Ein gerechter Maßstab wäre ein Gut, das absolut knapp in seinem Angebot ist und nicht den beliebigen Veränderungen einer Regierung oder Zentralbank unterliegt.

Zum ersten Mal in der Geschichte gibt es ein solches Gut, dessen Angebot streng begrenzt ist. Dieses Gut heißt Bitcoin. Unabhängig davon, wie viele Menschen das Netzwerk nutzen, wie sehr der Wert von Bitcoin steigt und wie fortschrittlich die Geräte sind, mit denen es hergestellt werden kann, kann es höchstens 21 Millionen Bitcoins geben. Gold ist zwar auch begrenzt verfügbar, doch unter der Erde und im Weltall schlummern noch viele Tonnen von dem Edelmetall.

Bitcoin ist eine digitale Währungseinheit, die 2008 von einem oder mehreren Unbekannten unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto eingeführt wurde. Nakamotos Konzept basiert auf der Blockchain-Technologie, die die Schaffung einzigartiger digitaler Güter ermöglicht. Jeder Teilnehmer verfügt über eine pseudonyme digitale Geldbörse („Wallet“), die durch einen privaten Schlüssel gesichert ist und Transaktionen ermöglicht. Diese Transaktionen sind unumkehrbar und werden von Netzwerkteilnehmern bestätigt. Das System begrenzt die maximale Anzahl an Bitcoins auf 21 Millionen.

Bitcoin und die katholische Soziallehre

Doch wie wird das Bitcoin-System aus Sicht der Kirche eingeordnet? Die Soziallehre der Kirche stellt für eine gerechte Gesellschaftsordnung verschiedene Prinzipien auf. Pater Felix Heider von der Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) beleuchtet in seinem Artikel „Ökonomische und ethische Aspekte von Bitcoin“ zwei dieser Prinzipien, das Gemeinwohl und die Subsidiarität.

Heider argumentiert, dass Bitcoin durch seine Zensurresistenz und dezentrale Natur das Potenzial hat, das Gemeinwohl zu fördern. In einer woken Gesellschaft mit „Cancel-Culture“ ist Zensurresistenz enorm wichtig, um die eigene Existenzgrundlage, etwa aufgrund von unliebsamen Meinungsäußerungen, nicht zu verlieren. Bitcoin ist eine Versicherung gegen staatlichen Totalitarismus und eine Orwellsche Welt.

Heider hebt außerdem hervor, dass „ein Geld, welches nicht der Gefahr einer willkürlichen Inflationierung ausgesetzt ist“, schädliche Wirkungen der Inflation verhindern kann.

Beispielsweise nutzen Menschen in Ländern mit instabilen Währungen wie der Türkei, Venezuela oder Nigeria zunehmend Bitcoin, um ihre Ersparnisse zu schützen. El Salvador hat sogar Bitcoin als Staatswährung eingeführt. Die Bilanz fällt gemischt aus, doch gab es positive Auswirkungen auf den Tourismus. Früher wenig besucht, erlebt das Land jetzt einen deutlichen Anstieg an Besuchern, was auch das Wirtschaftswachstum in El Salvador ankurbeln dürfte.

Die Frage nach dem Prinzip der Subsidiarität, ob der Staat das Geldmonopol halten muss oder ob ein dezentrales System wie Bitcoin auch zu einer gerechten Ordnung beiträgt, beantwortet Heider folgendermaßen: „Im Geldwesen gibt es ökonomische Effekte, die eine Zentralisierung begünstigen.“ Er führt weiter aus, in einer Volkswirtschaft sei die Nutzung verschiedener Währungen wenig praktikabel, da sie Wechselkursunsicherheiten und erhöhte Transaktionskosten mit sich bringt. Daher erscheine eine Standardisierung der Währung durch den Staat notwendig.

Auch Bitcoin hat Schwächen – doch die Potenziale überwiegen

In der langen Geschichte von Gold und anderen Edelmetallen als Zahlungsmittel wird jedoch die Meinung widerlegt, Staaten seien unbedingt für die Aufrechterhaltung einer einheitlichen Geldordnung notwendig. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Friedrich August von Hayek beschrieb bereits den Wettbewerb der Währungen. Im Laufe der Geschichte haben sich verschiedene Güter als Tauschmittel in Zivilisationen spontan herausgebildet und wurden nicht staatlich erzwungen.

Doch auch Bitcoin hat Schwächen. Vorwiegend sind das die hohen Kursschwankungen. Diese werden jedoch mit zunehmender Nutzung der Kryptowährung sinken. Die Volatilität verschwindet aber erst vollständig, wenn Bitcoin zum Währungsstandard wird und alle Preise in Bitcoin angegeben sind. Auch Verbote würden zu großen Einschränkungen führen, aber die Nutzung nicht vollends einschränken können.

„Es ist aus Sicht der katholischen Soziallehre prinzipiell denkbar, dass die nationale und internationale Geldordnung auf ein dezentrales und privates Netzwerk wie dem Bitcoin-System aufgebaut ist“, stellt Heider fest. Sein Wort in Gottes Ohr – und in jenes der Politiker, aber auch der Christen, die sich finanziell unabhängiger aufstellen wollen.

 

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Kommentare

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Kommentar
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Josef Ferdinan…
Vor 3 Monate 3 Wochen

Und was soll eine Geldeinheit wert sein, die nicht mehr existiert, sobald der Strom abgestellt wird …?

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Fabian
Vor 3 Monate 2 Wochen

Entschuldigung, aber selten habe ich solch einen Stuss gelesen ... Bitcoin und Kryptos im Allgemeinen sind doch einfach die nächste Stufe der Pervertierung unseres Geldsystems. Und wohl auch ein weiterer Schritt in Richtung, was die Bibel prophezeit, dass nur jene kaufen und verkaufen können, welche das Mal des Tieres tragen.

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Stefan
Vor 3 Monate 1 Woche

Danke für diesen inspirierenden Text. Die Schwankungen des Bitcoin-Kurses in FIAT-Währung sind Ausdruck eines offenen Preisfindungsprozesses, in dem einzelne Menschen entscheiden wieviel Papiergeld sie gegen Bitcoin freiwillig tauschen möchten. Die Wertermittlung geht also von den einzelnen Menschen aus. Das Wirken aus dem einzelnen Menschen heraus stellt für mich ebenfalls ein christliches Grundprinzip dar.

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Fabian
Vor 3 Monate 2 Wochen

Entschuldigung, aber selten habe ich solch einen Stuss gelesen ... Bitcoin und Kryptos im Allgemeinen sind doch einfach die nächste Stufe der Pervertierung unseres Geldsystems. Und wohl auch ein weiterer Schritt in Richtung, was die Bibel prophezeit, dass nur jene kaufen und verkaufen können, welche das Mal des Tieres tragen.

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Josef Ferdinan…
Vor 3 Monate 3 Wochen

Und was soll eine Geldeinheit wert sein, die nicht mehr existiert, sobald der Strom abgestellt wird …?