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Pronatalisten-Ehepaar im Interview – Teil 1

„Je weniger Geld eine Person hat, desto mehr Kinder wird sie bekommen“

Auf Fotos, aber auch im Zoom-Gespräch mit Malcolm und Simone Collins sticht ein Detail sofort ins Auge: Das Ehepaar trägt auffällige Brillen mit dicken, schwarzen Rahmen. Doch nein, diese Cartoon-Brillen sind nicht eine Art Markenzeichen von den beiden. „Wie man sich kleidet und präsentiert, beeinflusst, wie die Leute einen behandeln“, sagt Simone Collins. Laut Forschung werden Brillenträger zwar als weniger attraktiv wahrgenommen, dafür aber als intelligenter und kompetenter, fährt die Mutter von drei Kindern fort. 

Generell betrachten die Collins, beide Absolventen von Eliteuniversitäten wie Cambridge oder Stanfort, sehr viel aus den Augen der Wissenschaft: Ihre Weltanschauung ist geprägt durch Pragmatismus, Rationalismus sowie effektivem Altrusimus. So auch das Thema Demographie. Im Interview mit Corrigenda erklären sie, welche kulturellen Techniken für Großfamilien förderlich sind, warum eine Gesellschaft von verschiedenen kulturellen Gruppen profitiert und warum die moderne Ökonomie für den Geburtenrückgang verantwortlich ist.

Simone und Malcolm Collins, wie überzeugen Sie junge, säkulare, hoch gebildete Amerikaner oder Deutsche davon, dass es gut ist, eine große Familie zu gründen?

Malcolm: Wir müssen niemanden davon überzeugen. Vergleichen wir das Problem der niedrigen Geburtenraten mit der globalen Erderwärmung: Das Klima ist nur dann wirklich in den Griff zu bekommen, wenn man alle mit an Bord holt. Jeder muss etwas dafür tun. Beim Pronatalismus ist das anders: Eine einzelne Familie hat acht Kinder. Wenn diese Kinder wieder acht Kinder haben, und das über nur elf Generationen hinweg, dann gibt es mehr Nachkommen, als heute auf der Erde Menschen leben. Wir müssen also nicht jeden überzeugen, wir müssen nur die unterschiedlichsten kulturellen Gruppen überzeugen, sich uns anzuschließen, denn wir wollen die Vielfalt der Kulturen in der Zukunft erhalten.

Was genau verstehen Sie unter „kulturelle Gruppen“?

Malcolm: Damit meine ich alle Gruppen oder Communities, die sich von der dominanten, städtischen Monokultur unserer Gesellschaft abheben. Die Kulturen in Berlin, New York oder Paris sind sich sehr ähnlich. Ich vergleiche sie mit den Gruppen, die eine hohe Fortpflanzungsrate haben, zum Beispiel konservative Christen oder Muslime in Deutschland, die Amish oder konservative Juden in den USA. Diese Gemeinschaften sind einerseits verschieden, aber haben gemein, dass sie sich sehr unterscheiden von der vorherrschenden städtischen Monokultur. Es ist diese städtische Monokultur, die am anfälligsten ist für den Kollaps der Fruchtbarkeitsrate.

Glauben Sie, dass diese gesellschaftlich dominante, städtische Monokultur schuld an der niedrigen Geburtenrate ist?

Malcolm: Ja. Wir wollen, dass jeder Mensch wohlhabender ist, jeder Zugang zu Bildung, zu mehr Rechten, zu allgemeinen Dienstleistungen hat. Das Problem ist, dass dann die Fruchtbarkeitsrate zusammenbricht. Das ist schlecht, denn das bedeutet, dass wir diese Werte entweder erfolgreich in die ganze Welt exportieren und die Fruchtbarkeitsraten einbrechen oder, was wir jetzt sehen, die kulturellen Gruppen, die sich gegen den Export von mehr Rechten, mehr Wohlstand und so weiter wehren, die dominierenden kulturellen Gruppen werden. Sie werden in der Zukunft die vorherrschenden kulturellen Gruppen sein, weil sie Bildung und Rechte nicht wollen.

„Uns interessiert, welche Gruppen die Zukunft kulturell dominieren werden“

Laut Studien wird der weltweite Anteil an Muslimen bis 2060 um 70 Prozent zunehmen. Das bedeutet, dass sie die Christen als derzeit weltweit größte Religionsgemeinschaft ablösen würden. Wie passt das mit Ihrer These zusammen, man müsse sich um die Existenz konservativ-christlichen und jüdischen Gemeinschaften keine Sorgen machen, da sie hohe Geburtenraten aufweisen? 

Malcolm: Der Grund, warum die muslimische Bevölkerung so schnell wächst, ist, dass sie in überwiegend armen Ländern leben. Wenn Muslime in wohlhabenden Staaten leben oder ihre Staaten anfangen, wohlhabend zu werden, wird ihr Bevölkerungswachstum zusammenbrechen. Wir sprechen gar nicht mal von Ländern mit hohem Einkommen, sondern solchen mit mittlerem Einkommen – der Iran hat bekanntlich eine schreckliche Bevölkerungsentwicklung (die Fertilitätsrate liegt im Iran bei 1,7, Anm.). 

Wenn wir also über Kulturen sprechen, über die man sich demografisch keine Sorgen machen muss, achten wir auf die Geschwindigkeit des Geburtenrückgangs. Was man wirklich betrachten sollte, ist, wie schnell die Fruchtbarkeitsrate zu sinken beginnt, nachdem ein Staat wohlhabend wurde. Wir haben festgestellt, dass diese Rückgangsraten in allen Ländern anhalten und so gut wie unaufhaltsam sind. 

Es gibt nirgendwo auf der Welt muslimische Gruppen mit gutem Einkommen, die gleichzeitig eine hohe Fruchtbarkeitsrate aufweisen. Israel hat ein hohes Einkommen und zugleich eine hohe Geburtenrate. Wenn man sich hoch entwickelte Staaten wie die USA oder auch Deutschland ansieht: Welche Gruppen bekommen dort viele Kinder? In den USA sind die Gruppierungen mit der höchsten Geburtenrate konservative Christen und konservative Juden. Konservative Muslime, die in die USA einwandern, haben eine überdurchschnittlich hohe Geburtenrate, die aber kaum höher ist als die von konservativen Christen oder Juden, die bereits in den USA leben. Es ist wahr, dass wir eine große muslimische Einwandererbevölkerung haben, die sich sehr von der muslimischen Bevölkerung in den USA unterscheidet, die hauptsächlich aus gebildeten, wohlhabenden Menschen besteht.

Über Malcolm und Simone Collins

Malcolm Collins (37) hat einen Studienabschluss in Neurowissenschaften und einen Business-Master der Stanford-Universität. Er war mehrere Jahre CEO der Reiseagentur Travelmax. Simone Collins (36) studierte Business und Technologiepolitik unter anderem in Cambridge. Sie war Geschäftsführerin für ein Projekt des Investors und PayPal-Gründers Peter Thiel. 

Zusammen hat das Ehepaar die gemeinnützige Initiative Pronatalist.org mitbegründet, sowie das „The Collins Institute for the Gifted“, eine Art online Homeschooling-Modell. Gemeinsam mit ihren drei Kindern Octavian (4), Torsten (3), and Titan (1) lebt das Paar im US-Bundesstaat Pennsylvania. Im April erwarten sie ihr viertes Kind. Malcolm und Simone Collins hätten gerne mindestes drei weitere.

Simone: Der ausschlaggebende Faktor für den Rückgang der Geburtenraten scheint zu sein, wenn eine Familie beginnt, an der modernen Ökonomie teilzunehmen. Sobald also beide Partner zu arbeiten beginnen, sinkt die Fruchtbarkeitsrate. Wenn das Pro-Kopf-BIP einer Nation über 5.000 Dollar pro Jahr liegt, was natürlich ein sehr geringer Betrag ist, sinken die Fruchtbarkeitsraten. Das ist natürlich kein Hinweis auf Wohlstand, denn ein Pro-Kopf-BIP von 5.000 ist immer noch sehr niedrig. Aber es ist ein Hinweis darauf, dass die Menschen beginnen, durch Arbeit Geld zu verdienen. 

Am anderen Ende des Spektrums sieht man, dass die Fruchtbarkeitsraten ansteigen, sobald Familien mehr als 500.000 US-Dollar pro Jahr verdienen. Das ist eine enorme Summe, und es ist natürlich unrealistisch, alle Menschen derart wohlhabend zu machen. 

Der entscheidende Punkt ist also, was mit den Familien passiert, wenn sie Teil des modernen Wirtschaftssystems werden. Nun gibt es das Argument, dass die Geburtenraten von zum Beispiel Flüchtlingsgruppen hoch sind, obwohl sie in einer modernen, entwickelten Gesellschaft leben. Doch das ist kein gutes Argument, denn diese Gruppen leben meist von Sozialleistungen. Sie nehmen also nicht an der modernen Wirtschaft teil. 

„Dann wird Deutschland zu einem armen, mehrheitlich muslimischen Land“

Aber dann denken Sie in sehr großen Zeitbögen, oder? Weil wenn man sich die Studien zu Deutschland ansieht, wird der muslimische Bevölkerungsanteil in den kommenden Jahrzehnten wachsen.

Malcolm: Wenn man die Geburtenrate einer Gruppe zerstören will, muss man sie wohlhabend machen oder sie vermehrt in das Wirtschaftssystem einbinden. Je weniger Geld eine Person hat, desto mehr Kinder wird sie bekommen. Uns interessiert, welche Gruppen die Zukunft kulturell dominieren werden. Dazu müssen wir uns die Gemeinschaften ansehen, die immer noch viele Kinder haben, obwohl sie wohlhabend sind. Klar, muslimische Communities haben weiterhin eine Menge Kinder. Aber sie haben sie, weil sie arm bleiben. Axiomatisch gesehen werden sie außerhalb ihres Stimmrechts keinen großen Einfluss auf die Zukunft unserer Spezies haben. Die Gruppen, die viele Kinder bekommen, weil sie arm sind, sind auch Gruppen, die keine Machtpositionen innehaben.

Simone: Sie regieren nicht, sie bauen keine Unternehmen auf, die Einfluss darauf haben wie Menschen leben, und so weiter. 

Malcolm: Richtig, aber gehen wir mal davon aus, Deutschland gelingt es nicht, diese muslimischen Gruppen zu integrieren, sie in die Wirtschaft einzubinden und sie bekommen einfach weiterhin viele Kinder. Dann wird Deutschland zu einem armen, mehrheitlich muslimischen Land.

Einige Menschen in Deutschland befürchten genau das.

Malcolm: Wenn das eintrifft, mache ich mir keine Sorgen, weil Deutschland dann aufhört, für die Welt von Bedeutung zu sein. Es wird ein armes Land sein und in der globalen Geopolitik keine Rolle mehr spielen. Das Pro-Kopf-Einkommen wird sinken und Deutschland wird an Bedeutung verlieren. Wir betrachten die Dinge auf globaler Ebene. Wenn Deutschland wirtschaftlich zusammenbricht, werden Länder, in denen das nicht passiert ist, diejenigen sein, die weiterhin viel Macht haben. Nehmen wir an, dass Deutschland die muslimische Bevölkerung erfolgreich in das Wirtschaftssystem integriert. Nun, dann bricht ihre Geburtenrate ein. 

Aber Muslime sind ja nicht die einzige Minderheit. Man muss nur nach Indien oder China blicken. Deren Bevölkerungsraten brechen gerade massiv ein. Es gibt viele Minderheiten da draußen, die nicht weiß und nicht muslimisch sind und die mit großen Fruchtbarkeitskrisen zu kämpfen haben. Die kulturellen Gruppen, die im Moment die wahrscheinlich größten Fruchtbarkeitskrisen haben sind südostasiatische und ostasiatische Kulturgruppen.

„Ein großes Thema ist die Schwierigkeit, in modernen Gesellschaften einen Partner zu finden“

Da sind wir wieder bei meiner Eingangsfrage: Sie sagen, das Problem sei, wenn Leute wohlhabender werden, bekämen sie weniger Kinder. Wie ist es also möglich, westliche Standards zu behalten und trotzdem hohe Geburtenraten zu haben?

Malcolm: Wenn ich vor einer Gruppe von hundert Leuten spreche, und zwei von ihnen zu mir kommen und sagen: Ich bin nicht mit einer starken Kultur aufgewachsen, aber ich möchte versuchen, eine solche für meine Familie zu schaffen. Ich möchte meinen Kindern kulturelle Techniken mitgeben, die ihnen helfen, Partner zu finden, die sie motivieren, Kinder zu bekommen – das ist ein Erfolg für uns. 

Wir wollen Interessierte mit unserem kulturellen Netzwerk verbinden, das Instrumente wie Partnervermittlungsbörsen und interfamiliäre Traditionen anbietet. Wir sind eine Art Allianz der wenigen Menschen, die beschlossen haben, ihre kulturelle Gruppe in die Zukunft zu retten. Das ist der Grund, warum wir „The Pragmatist’s Guide to Crafting Religion“ geschrieben haben, um Religion zu gestalten.

Vorschau Die Familie Collins
Malcolm und Simone Collins mit ihren drei Kindern Octavian (4), Torsten (3) und Titan (1). Sie erwarten ein viertes Kind

Simone: Es geht darum, so viele kulturelle Technologien und Ressourcen freizusetzen, die es den Gruppen ermöglichen, ihre eigene intergenerationale Beständigkeit zu schaffen. Generationenübergreifende Beständigkeit bedeutet, eine Kultur zu haben, die für eine so großartige Erfahrung sorgt, dass die eigenen Kinder ermutigt sind, wiederum Kinder haben zu wollen und etwas von dieser Kultur weitergeben. 

Unser Ziel ist es, so viel wie möglich zu tun, um anderen Gruppen die Möglichkeit zu geben, diese Technologien selbst zu entwickeln. Wie muss ein Schulsystem beschaffen sein, das die Kulturen nicht auslöscht? Ein weiteres Thema sind Lösungen für die Partnervermittlung, denn ein großes Thema, das im Zusammenhang mit der Fruchtbarkeitsrate steht, ist die Schwierigkeit, in modernen Gesellschaften einen Partner zu finden.

Sie sagen, Sie wollen Menschen helfen, Religion zu gestalten. Was verstehen Sie darunter?

Malcolm: Wir als Familie haben eine säkulare Religion. Wir lehren unseren Kindern: Werden eure Nachkommen in zehn Millionen Jahren eher wie Götter sein oder mehr wie Menschen? Unsere Nachfahren in zehn Millionen Jahren werden wahrscheinlich eher wie ein Gott sein. Dann ist die Frage, werden sie dieselbe Beziehung zu Zeit haben wie wir? Wir erziehen unsere Kinder in dem Glauben, dass diese zukünftigen Nachkommen über sie wachen und sie dafür belohnen, dass sie Dinge tun, die eine reichere und wohlhabendere menschliche Zukunft schaffen. Das ist das, was wir unter „kulturelle Technologien“ verstehen. Ich denke, dass Agnostizismus und Atheismus nicht funktionieren, weil sie nicht zu höheren Geburtenraten führen. Dann gründen wir etwas, das säkular ist, aber immer noch viele Komponenten unserer angestammten religiösen Tradition hat.

„Wir wollen Menschen Ideen geben, um ihre Kultur generationenübergreifend haltbar zu machen“

Aber warum eine neue Religion erschaffen, wenn es bereits Religionen gibt?

Malcolm: Weil ich glaube, dass die bestehenden Religionen nicht sehr gut funktionieren, wenn wir uns ihre rückläufigen Geburtenraten ansehen. Sie sind zwar noch immer die resistentesten Gemeinschaften gegenüber niedrigen Geburtenraten, aber sie haben nicht alle Antworten. Vor zehn Jahren hätte ich deshalb meine Kinder bei den Mormonen aufziehen lassen können. Die Mormonen haben aber aktuell keine hohen Geburtenraten mehr.

Simone: Wir wollen Menschen, die eine säkulare Kultur haben, aber keine theologische Religion annehmen wollen, Ideen für kulturelle Annehmlichkeiten geben, die ihre Kultur generationenübergreifend haltbar machen können. Wir sind nicht der Meinung, dass ein theologischer Glaube zwangsläufig dazugehört.

Welche Rolle spielt das Schulsystem bei der Förderung verschiedener kultureller Gruppen?

Malcolm: Die städtische Monokultur, die aus dem Progressivismus hervorgegangen ist, versucht durch das Schulsystem die kulturellen Unterschieden der Menschen auszulöschen. Der Progressivismus sagt: Du kannst verschiedene Feiertage haben und dich anders kleiden. Aber die Art und Weise, wie du zu Geschlecht, zu Sexualität oder zu der Rolle der Frau stehst, was du für moralisch oder unmoralisch hältst – das alles soll ein Einheitsbrei sein, hier sollen alle gleich denken. Im Grunde genommen wird dadurch jeder echte kulturelle Unterschied beseitigt. 

Eines der Dinge, auf die wir uns daher konzentrieren, ist der Aufbau eines Schulsystems, das die Kulturen der Menschen nicht auslöscht. Das ist besonders in Deutschland ein Problem, wo Homeschooling illegal ist. Wenn also ein konservativer Muslim seine Kinder in unser Schulsystem schickt, werden diese Kinder genauso als konservative Muslime herauskommen, wie sie hineingegangen sind, aber mit besseren Fähigkeiten auf dem Arbeitsmarkt. 

„Ich bin der Meinung, dass dieser Kulturkampf auf die Reformation zurück geht“

Sie sprechen auch von „sozialen Ökosystemen“. Können Sie beschreiben, was Sie damit meinen?

Malcolm: In den USA haben wir im Zuge von Covid-19 einen großen Kampf zwischen zwei kulturellen Gruppen erlebt, die unterschiedliche Auffassungen von der Wahrheit haben. Die eine Gruppe sagt, wir leben in einer sehr komplex gewordenen Welt. Wir brauchen Leute, die ihr ganzes Leben damit verbracht haben, einen Virus zu studieren, die uns im Anschluss sagen können, wie wir mit diesem Virus umgehen sollen – weil der Durchschnittsbürger Impfstoffe nicht verstehen kann. Diese Gruppe hat Recht. Die andere Gruppe sagt: Die zentralen Bürokratiestellen, die die Forscher zertifizieren, sind anfällig für Korruption. Es gibt keine guten Mechanismen, die ehrlich auf Fehler hinweisen. Diese Gruppe liegt eigentlich auch völlig richtig. Menschen stehen auf der einen oder anderen Seite der kulturellen Kluft, nicht aufgrund der Logik, sondern aufgrund ihres kulturellen Hintergrunds.

Wie kommt diese Kluft in ein und derselben Gesellschaft zustande?

Malcolm: Ich bin der Meinung, dass dieser Kulturkampf auf die Reformation zurück geht. Während der Reformation gab es eine Gruppe, die sagte, dass die Wahrheit am besten von Leuten bestimmt werden sollte, die ihr ganzes Leben damit verbracht haben, ein Thema zu studieren und dann von der entsprechenden Bürokratiestelle zertifiziert wurden. Dann gab es die Gruppe, die meinte, die entsprechende Bürokratiestelle sei anfällig für Korruption und deshalb die Wahrheit von Leuten bestimmt werden sollte, die unabhängig forschen. 

Beide Gruppen haben in gewisser Weise Recht. In den USA ist interessant, dass sich die katholischen Gruppen hauptsächlich in den Städten angesiedelt haben, während die protestantischen Gruppen vor allem in den ländlichen Gebieten angesiedelt sind. Der Nachhall davon ist immer noch in den heutigen Kulturkämpfen, zum Beispiel bei der Corona-Impfung, zu sehen. Damit will ich aufzeigen, dass diese Gruppen ihre Art mit der Wahrheit umzugehen, in vielerlei Hinsicht von ihren kulturellen Vorfahren geerbt haben – nicht genetisch, sondern kulturell.

Genau deshalb ist ein multikulturelles Ökosystem so wichtig. Wenn man nur Leute hat, die glauben, man könne sich das Weltbild einfach zurechtmachen, hat man „Flat Earthers“ und „QAnons“. Wenn man nur Leute hat, die sich auf eine zentrale Bürokratie verlassen, bekommt man „Zero Covid“ wie in China und verpflichtende Impfungen. Was man also braucht, ist eine Vielzahl von kulturellen Gruppen, die zusammenarbeiten. Dann bekommt man eine blühende Gesellschaft.

Teil zwei des Interviews mit Malcolm und Simona Collins erscheint am morgigen Samstag auf Corrigenda. Darin geht es um die Frage, warum junge Menschen aus westlichen Gesellschaften keine Kinder bekommen wollen, warum das Ehepaar Collins eine Großfamilie gründen möchte und was sie Leuten raten, die ebenfalls diesen Wunsch verspüren.

 

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Kommentar
2
Heinz Otto
Vor 2 Wochen 4 Tage

Super Spannend! Danke

1
Stiller Leser
Vor 2 Wochen 4 Tage

Ich habe das Interview zwar vollständig und mit Spannung gelesen, aber ich muss gestehen, dass es auch ein bisschen so war wie damals, als ich das erste Mal einen Transsexuellen sah: Ich sah die Personen mit Interesse an, aber nicht, weil ich deren Lebensstil teilte.

1
Firestar
Vor 2 Wochen 3 Tage

Könnt Ihr in die Zukunft blicken??? Es wird alles ganz anders sein! Diese Statistiken sind nur reine Mathematik! Nur Gott alleine ist Herr über die Zukunft!

1
Andreas Graf
Vor 2 Wochen 3 Tage

Die beiden Collins erklären den Geburtenrückgang nach ihrem verkopften universitären Denken. Können kulturelle Unterschiede wirklich als Erklärung dafür herhalten? Mit der Zerstörung der tridentinischen Opfermesse ist auch der Opfergedanke verlorengegangen. Auch für eine mehrköpfige Familie bedarf es des Opfers, bzw. der Aufopferung für Andere, eben für seine Kinder. Wer ist dazu noch bereit? Ohne die Gnaden, die aus der Opfermesse auf die Gläubigen überfließen, hat niemand mehr die Kraft, um ein solches Leben führen zu können. Aus der Novus-Ordo-Messe, die den protestantischen Mahlgedanken in den Fokus stellt, fließen keine Gnaden mehr. Das ist nicht einfach nur so ein "Weltbild". Immerhin haben die beiden Protagonisten erkannt, dass der Geburtenrückgang ein immenses Problem darstellt, denn ohne Kinder lässt sich der Wohlstand nicht aufrecht erhalten. Warum hat das Christentum einen Wohlstand ermöglicht, der Islam jedoch nicht? Das wäre eine Frage, die den kulturellen Unterschied erklären könnte, die sich jedoch säkularen Menschen nicht stellt.

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Stiller Leser
Vor 2 Wochen 4 Tage

Ich habe das Interview zwar vollständig und mit Spannung gelesen, aber ich muss gestehen, dass es auch ein bisschen so war wie damals, als ich das erste Mal einen Transsexuellen sah: Ich sah die Personen mit Interesse an, aber nicht, weil ich deren Lebensstil teilte.

2
Heinz Otto
Vor 2 Wochen 4 Tage

Super Spannend! Danke