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Pronatalisten-Ehepaar im Interview – Teil 2

„Wir können uns nicht mehr vorstellen, nicht noch mehr Kinder zu wollen“

Die Collins sind davon überzeugt, dass der demografische Kollaps die verschiedensten kulturellen Gruppen vor dem Aussterben bedroht. Im ersten Teil des Corrigenda-Interviews spricht das Ehepaar über die familienfeindliche städtische Monokultur und wie es säkularen, jungen Westlern helfen will, eine große Familie zu gründen. Im zweiten Teil führen Malcolm und Simone Collins aus, was sie persönlich davon überzeugte, viele Kinder in die Welt zu setzen, warum das auch mit persönlichen Opfern verbunden sei und was sie jungen Familien raten.

Welche kulturelle Gemeinschaft schafft es derzeit am besten, Wohlstand und stabile Geburtenraten miteinander zu vereinen?

Malcolm: Das sind sicher konservativ-jüdische Gruppen. Früher haben kulturelle Gruppen zu einer hohen Fruchtbarkeit motiviert, in dem sie ihren Kindern gesagt haben, dass, wenn sie nicht in ihrer Community bleiben, sie aus der Familie und der Gemeinschaft ausgestoßen werden. Heute können Kinder ins Internet gehen und Freunde außerhalb ihres Kulturkreises haben. Sie wissen, dass ein Ausschluss aus ihrer Community nicht so tragisch wäre. 

Das ist aber nicht die Art und Weise, wie konservative Juden ihre Mitglieder behalten. Sie sagen den Leuten, dass dieses System sich über lange Zeit bewährt habe. Sie machen ihren Mitgliedern klar, dass ihre Kinder ein besseres Leben haben, bessere Karrierechancen haben würden, dass sie sich emotional erfüllter fühlen werden, wenn sie bleiben. Anscheinend verkauft sich diese Botschaft ziemlich gut. Das gilt auch für viele konservativ-christliche Gruppen.

Und die ultra-orthodoxen Juden? Die haben noch mehr Kinder als konservative Juden, gehen aber nicht arbeiten, da sie vom israelischen Staat leben.

Malcolm: Es gibt einige kulturelle Gruppen, die viele Kinder haben, aber vom Staat leben und nicht beschäftigt sind. Aber diese Gruppen gestalten nicht die Zukunft unserer Spezies. Sie gründen keine Unternehmen, veröffentlichen keine Forschungsergebnisse, sie haben keinen Einfluss auf die Kultur, aber sie können durch ihr Wahlverhalten Einfluss nehmen, was schlecht ist. Ich bin Republikaner und finde nicht, dass irgendeine Gruppe staatliche Unterstützung erhalten sollte. Wenn man aufhört, diese Gruppen sozial zu unterstützen, verschwinden viele der Gründe, sie nicht in das Land zu lassen. Man hat eine viel gesündere, pluralistischere Gesellschaft, wenn man staatliche Dienstleistungen abschafft.

Moslems sind keine wirkliche kulturelle Bedrohung. Wenn, dann sind sie eine Bedrohung für unsere Wirtschaft. Das können sie sein, wenn sie nicht in die Wirtschaft eingebunden sind und wenn man, wie die Deutschen, viele soziale Unterstützungssysteme hat. Genau deshalb sollte man die sozialen Unterstützungssysteme abbauen.

„Die werden in 100 Jahren ausgestorben sein“

Mit diesen Meinungen gelten Sie in weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit als rechtsradikal oder gar als rechtsextrem.

Malcolm: Aber am Ende des Tages werden wir gewinnen. Wenn man sich die Geburtenraten anschaut, sieht man, dass die Leute, die sagen, dass wir Nationalisten oder Extremisten sind, diejenigen sind, die keine Kinder haben. Die werden in 100 Jahren ausgestorben sein. Deshalb ist es eigentlich nicht bedeutend, ob man andere Menschen davon überzeugt, viele Kinder zu bekommen. Die meisten von ihnen und ihre Ideologien werden aussterben. 

Große Familien, die anders leben als der Mainstream, werden als „schlecht“ bezeichnet, weil sie mit Sexualität, mit Geschlechterrollen anders umgehen als der Mainstream. Was die Gesellschaft damit eigentlich sagen möchte: Diese Gruppen sind schlecht, weil sie andere kulturelle Werte haben als die vorherrschende Kultur. Jeder Staat sollte verstehen, wie schlecht diese Art von Denken ist. 

Deutschland verbietet Homeschooling. In den USA haben wir verstanden, – weil wir verschiedene Formen des kulturellen Völkermords in den USA gesehen haben, zum Beispiel am kanadischen Internatssystem – dass Völkermord nicht nur passiert, wenn man Gruppen tötet, sondern auch, wenn man ihre Kultur ausrottet. Es ist wirklich beängstigend, wie normal es in unserer Gesellschaft geworden ist, zu sagen: Wir mögen sie nicht. Lasst uns einfach ihre Kultur loswerden.

Über Malcolm und Simone Collins

Malcolm Collins (37) hat einen Studienabschluss in Neurowissenschaften und einen Business-Master der Stanford-Universität. Er war mehrere Jahre CEO der Reiseagentur Travelmax. Simone Collins (36) studierte Business und Technologiepolitik unter anderem in Cambridge. Sie war Geschäftsführerin für ein Projekt des Investors und PayPal-Gründers Peter Thiel. 

Zusammen hat das Ehepaar die gemeinnützige Initiative Pronatalist.org mitbegründet, sowie das „The Collins Institute for the Gifted“, eine Art online Homeschooling-Modell. Gemeinsam mit ihren drei Kindern Octavian (4), Torsten (3), and Titan (1) lebt das Paar im US-Bundesstaat Pennsylvania. Im April erwarten sie ihr viertes Kind. Malcolm und Simone Collins hätten gerne mindestes drei weitere.

Eine etwas persönlichere Frage: Sie haben aktuell drei Kinder und sagen, Sie hätten gerne mindestens sieben. Woher kommt dieser Wunsch?

Simone: Malcolm hat nur einen Bruder. Ich bin größtenteils als Einzelkind aufgewachsen, obwohl ich zwei Halbgeschwister habe. Wir wollten zuerst nur eine kleine Familie haben, aber dann haben uns einige Dinge ermutigt, mehr Kinder zu haben.

„Wir mussten enorme Opfer bringen, um Kinder zu bekommen“

Welche?

Simone: Ein Grund ist, dass wir es wirklich für wichtig halten, dem demografischen Kollaps etwas entgegenzusetzen. Eines der wichtigsten Dinge, um Leute zu ermutigen, Kinder zu haben, ist, Familien zu kennen, die diesen Lebensstil verfolgen. Wenn man niemanden kennt, der Astronaut, Anwalt oder Arzt ist, erscheint es einem vielleicht obskur, diesen Beruf zu ergreifen. Wenn man niemanden in seinem Umfeld kennt, der säkular ist, eine aktive Karriere und trotzdem eine große Familie hat, denkt man vielleicht, dass es gar nicht möglich sei, all das miteinander zu verbinden. 

Wir können es uns mittlerweile nicht vorstellen, nicht noch mehr Kinder zu wollen, wenn wir das Funkeln in ihren Augen sehen, das Lachen, die Art und Weise, wie sie miteinander spielen. Es ist so bedeutungsvoll und sinnvoll, ein weiteres Leben voller Freude und Potenzial in die Welt zu bringen. 

Andere Pronatalisten, die wir kennen und die viele Kinder haben wollen, sind, wie in unserem Fall, sehr karriereorientierte Menschen. In der Regel sind beide Partner berufstätig und haben sehr gefragte Berufe. Das sind Menschen, die wirklich die Welt verbessern, die etwas bewirken wollen, aber erkannt haben, dass das Größte, was sie in ihrem Leben tun können, ist, Kinder zu bekommen. Das Einzige, was die große Mehrheit Ihrer Vorfahren der Welt hinterlassen hat, sind Sie und Ihre anderen lebenden Verwandten. Es gibt fast nichts, was eine langfristigere Auswirkung hätte, als Kinder in die Welt zu setzen.

Was würden Sie Leuten raten, die gerne mehr Kinder hätten, aber meinen, es ginge sich finanziell nicht aus?

Malcolm: Ich würde sagen: Schauen Sie sich die Statistiken an. Wenn jemand sagt, er könne sich keine Kinder leisten, sage ich: Die Statistiken zeigen, je weniger Geld man hat, desto mehr Kinder hat man. Es ist also nicht wirklich eine Frage des Geldes. Was Leute eigentlich meinen, wenn sie sagen, sie könnten sich Kinder nicht leisten: Wenn sie Kinder hätten, könnten sie nicht mehr den Lebensstil beibehalten, den sie im Moment führen. 

Kulturelle Gruppen, die Menschen dazu motivieren, viele Kinder zu haben, sagen, dass es keine Rolle spielt, welche Opfer man bringt. Wir mussten enorme Opfer bringen, um Kinder zu bekommen. Wir leben in einer ländlichen Gegend. Wir würden wahrscheinlich in einer Großstadt leben, wenn wir nicht so viele Kinder hätten. Wir reisen natürlich nicht so viel, wie wir es sonst tun würden. Es gibt alle möglichen Opfer, die man bringt, wenn man Kinder hat.

„Es wird nie den richtigen Zeitpunkt geben, um Kinder zu bekommen“

Simone: Das große Problem der modernen Wirtschaft ist, dass von jedem erwartet wird, sich an nicht-nachhaltige Lebensweisen anzupassen. Wir wollen sehen, ob es möglich ist, einen Lebensstil zu führen, bei dem die Familie an erster Stelle steht, auch wenn man nicht super religiös ist. Ich denke, dieser Lebensstil führt zu mehr Glück, zu erstaunlichen Familien, dadurch werden so viele großartige Dinge möglich. Ein gewisser Grad an Reichtum oder Privilegien – mehr Geld, mehr schickes Zeug – macht einen nicht glücklicher.

Malcolm: Es geht um die Stärke und den Reichtum deiner Community, deiner Familie – das ist ein ganz anderes Wertesystem, als von unserer Gesellschaft derzeit vermittelt wird. Wenn wir mit Leuten darüber sprechen, warum sie keine Kinder haben, sagen sie: Denk doch an all die materiellen Dinge, die ich nicht hätte, wenn ich Kinder hätte. Ich könnte nicht so gut essen gehen, ich hätte nicht diese schöne Wohnung in der Stadt, ich könnte abends nicht mehr ausgehen. Ich frage mich: Wo haben sie gelernt, dass dies die Dinge sind, die das Leben ausmachen? Die kulturellen Gruppen, die viele Kinder haben, bringen das ihren Kindern nicht bei. Die jungen Leute lernen das Zeug an den Universitäten und durch das Schulsystem. 

Haben Sie einen „goldenen Nugget“, einen Ratschlag für Menschen, die gerne eine Familie mit vielen Kindern gründen wollen?

Simone: Es wird nie den richtigen Zeitpunkt geben, um Kinder zu bekommen. Viele Leute schieben es vor sich her, weil sie noch den richtigen Job oder das richtige Haus abwarten. Das hat dazu geführt, dass viele Leute nie den richtigen Partner gefunden haben. Sie haben ihre Zeit nicht in die Partnersuche investiert oder haben so lange mit dem Kinderkriegen gewartet, bis sie Fruchtbarkeitsprobleme hatten, weil sie so spät angefangen haben. Das wäre mein Nummer-Eins-Ratschlag.

Malcolm: Mein Ratschlag ist: Wenn Sie Kinder aufziehen, planen sie immer eine große Familie mit acht bis zehn Kindern. Jedes Mal, wenn Sie etwas mit einem Kind machen, sei es die Schlafenszeit oder die Erziehung allgemein, fragen Sie sich: Funktioniert das auch mit acht Kindern? Wenn Sie sich diese Fragen stellen, werden Sie ein Erziehungsverhalten entwickeln, das viel gesünder und nachhaltiger ist.

 

Teil I des Interviews mit Malcolm und Simone Collins lesen Sie hier.

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