Eine moderne Tragödie
Das Geburtendefizit in Europa wird selten thematisiert und als Problem von manchen sogar geleugnet, weil das Kinderkriegen im Widerspruch zum Klimaschutz stehe. Zu den wenigen, die dieses Problem sehen und aktiv zu lösen versuchen, gehört der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán. Er zeigt, wie man die demographischen Herausforderungen mit einer familienfreundlichen Politik lösen kann. Aber jenseits der politischen Debatte ist es auch eine persönliche Tragödie, weil Muttersein zum gelungenen Frausein dazugehört, wie man unlängst auch in der Taz nachlesen konnte.
Darin beschreibt die Autorin ihre Ambivalenz hinsichtlich des Mutterwerdens. Sie ist 38, hat noch keine Kinder, hätte gern welche, aber vielleicht doch nicht. Obwohl Panik in ihr aufsteigt, kann sie sich immer noch nicht entscheiden. Ausführlich beschreibt sie, dass sie mit Kindern nichts anfangen kann, weil sie bereits unter der Existenz ihrer Geschwister litt und Kinder ihren Körper und ihre Karriere zerstören könnten.
Ihr damaliger Freund wünscht sich zu einem Zeitpunkt ein Kind, wo sie gerade nicht will, dafür trauert sie einem Moment nach, wo sie sich spontan gewünscht hatte, schwanger zu werden, ihr anderer Ex-Freund es aber zu früh fand. Spoiler: Nachdem sie erfuhr, sich wahrscheinlich in vorzeitigen Wechseljahren zu befinden, überlegt sie ihren neuen Freund, der bereits ein Kind und keinen Kinderwunsch mehr hat, zu überreden, es zumindest einmal zu versuchen. Eine moderne Tragödie.
Wie konnte es nur so weit kommen?
Rein sprachlich bringt der Text die Absurdität so mancher Argumente gut zum Ausdruck: „Lieber will ich mein inneres Kind noch ein bisschen hegen und pflegen. Es ist sehr anspruchsvoll und wäre gerne Einzelkind geblieben. Mich um diesen Persönlichkeitsanteil zu kümmern, fällt mir schwer genug – wie soll ich da zusätzlich noch die Verantwortung für ein anderes Lebewesen übernehmen?“
Es fällt schwer, die zunehmende Infantilisierung der Gesellschaft zu ignorieren. Wie ist so etwas überhaupt zustande gekommen? Ist es der Individualismus, der die eigenen Empfindungen zum Mittelpunkt des Universums macht? Oder ist es die Tatsache, dass Kinder nicht mehr ein natürlicher Teil unserer Leben sind? Warum sind wir nicht großzügiger und entspannter, wenn es darum geht, das Leben weiterzugeben?
Die Lebenszeit bleibt trotz aller Freiheiten gleich lang
Die Freiheit der modernen Gesellschaft ist leider auch ihre Crux. Aus Frauenperspektive gesehen hat der Feminismus uns ermöglicht, im Leben alles haben zu können. Die Zeit, dies alles zu schaffen, bleibt trotz künstlicher Möglichkeiten immer noch gleich lang. Frauen können sich im Leben viele Träume erfüllen und nutzen dies, wachen aber mit 38 auf und bemerken, dass der wichtigste fehlt. Leider ist diese Taz-Erzählung keine überspitzte Ausnahme, sondern sie erzählt die Geschichte einer nicht geringen Zahl europäischer Frauen.
Ich wünschte, es würden sich so viele erfüllte und glückliche Frauen mit Kindern medial zu Wort melden, wie es die unzufriedenen und unglücklichen ohne Kinder tun. Ich wünschte, wir würden jungen Frauen zeigen, dass man als Mutter viel mehr gewinnt, als verliert. Ich wünschte, wir würden verhindern, dass 38-jährige Frauen in ihren Berliner WGs Berichte vom letzten gesprungenen Ei schreiben müssen.
Ich dachte erst, das könnte ein interessanter Artikel werden. Das hatte sich nach den ersten zwei Sätzen, in denen Klimawandel als Problem geleugnet und Viktor Orbán für seine Politik gefeiert werden, ziemlich schnell erledigt.
Leider bin ich so gut wie unfruchtbar ohne "nachzuhelfen". Verursacht durch so etwas wie ein Trauma. Mittlerweile rückt das Alter vor. Einen Kinderwunsch hegte ich lange nicht. Doch, wenn man merkt, dass man immer in der Unbestimmtheit gelebt hat - sich nie für das andere oder das eine entscheiden k o n n t e ... Einfach weil es der eigene Körper, die darunter leidende Psyche und die Umstände einfach nicht zuließen... Dass andere Frauen erfüllt leben in dem Weg, den sie genommen haben - und das alles in meinem Alter hat für mich manchmal schon etwas Beklemmendes.
Ich kenne viele Mütter, darunter auch ich - die im Nachhinein lieber kinderlos geblieben wären. Jeder, der sich dagegen entscheidet, entscheidet richtig. Adoptiert lieber, es gibt genug arme Kinder - wenn es schon Kinder sein müssen.
Ich dachte erst, das könnte ein interessanter Artikel werden. Das hatte sich nach den ersten zwei Sätzen, in denen Klimawandel als Problem geleugnet und Viktor Orbán für seine Politik gefeiert werden, ziemlich schnell erledigt.
Leider bin ich so gut wie unfruchtbar ohne "nachzuhelfen". Verursacht durch so etwas wie ein Trauma. Mittlerweile rückt das Alter vor. Einen Kinderwunsch hegte ich lange nicht. Doch, wenn man merkt, dass man immer in der Unbestimmtheit gelebt hat - sich nie für das andere oder das eine entscheiden k o n n t e ... Einfach weil es der eigene Körper, die darunter leidende Psyche und die Umstände einfach nicht zuließen... Dass andere Frauen erfüllt leben in dem Weg, den sie genommen haben - und das alles in meinem Alter hat für mich manchmal schon etwas Beklemmendes.