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Kolumne „Kaffeehaus“

Gedanken zur Großzügigkeit

Großzügigkeit ist eine der charmantesten und schönsten Eigenschaften, das wird bereits Kindern beigebracht. Die Freude der Großzügigkeit verspüren sie, wenn sie selbst gebastelte Geschenke an Eltern oder Freunde übergeben. Oder wenn sie ein paar Blumen auf der Wiese für die Mama pflücken. Einfach so, ohne dabei an „Tauschgeschäfte“ zu denken. Sie lernen dabei, dass Geben glücklich macht.

Ein paar kleine Brüsseler Alltagsgeschichten lassen mich über die Großzügigkeit nachdenken. Nicht etwa, wenn Menschen kaputte Möbel vors Haus hinstellen und dann „à donner“ (zum Verschenken) dazu schreiben. Nein, oft sind sie wirklich großzügig und freundlich. 

So, wie kürzlich an einem regnerischen Vormittag, als ich den täglichen Rundgang zur Schule und zum Café absolvierte. Vor einer Villa standen schöne Terassenmöbel für Kinder. Ich schaute mich um und wollte fragen, ob die Möbel zum Verschenken gedacht sind. 

Großzügigkeit ist ein Zeichen von Selbstbewusstsein

Ein älterer Herr stand in der Tür und nickte. Seine Tochter kam schnell dazu und fragte mich, ob ich denn auch andere Kindermöbel haben möchte. Sie würden bald umziehen und ich könne haben, was mir gefällt. Ich sagte, dass mir auch die Box fürs Spielzeug und der Kindertisch gefallen. Sie bot mir an, die Möbel später abzuholen.

Ich kehrte also mit Süßigkeiten für ihre Kinder und Pralinen zurück. Die Frau hingegen bereitete mir eine Tüte voller Haarschmuck und Accessoires vor, ein Geschenk von ihrer Tochter für meine Tochter, unbekannterweise. Ich bedankte mich herzlich und wir wünschten uns gegenseitig alles Gute.

Nicht nur, dass mir dadurch eine Fahrt zum IKEA erspart wurde, diese freundliche Begegnung machte auch den ganzen Tag viel schöner. Großzügigkeit ist auch ein Zeichen von Selbstbewusstsein und Lässigkeit. Zu schenken und sich beschenken z lassen, fällt nicht immer leicht. 

Sie kocht meinen Kindern Gemüse, ich tröste sie

Ähnliches erlebe ich bei meiner Nachbarin, einer älteren Dame, mit der wir innerhalb der vergangenen Jahre bereits einiges gemeinsam meisterten. Sie schenkt mir regelmäßig Kleidung oder kocht etwas Gemüse für meine Kinder. Ich wiederum tröste sie, wenn die Tränen fließen, suche mit ihr das verlorene Handy und lade ihr Enkelkind zum Spielen zu uns ein. 

Nun ist die Zeit gekommen, dass sie in eine andere Wohnung ziehen und einige ihrer Schätze verkaufen oder verschenken muss. Ich bekam etwas Porzellan und Schmuck. Was soll ich ihr dafür schenken? In meinem Lieblingsblumenladen holte ich einen schönen Blumenstrauß für sie. Die Blumen rührten sie. 

Sie habe ja noch etwas für mich, erwidert sie, ein Paar Schuhe von Sergio Rossi. Dass wir die gleiche Schuhgröße und einen ähnlichen Geschmack haben, weiß sie ja schon. Wir umarmten uns und sie erzählte noch eine Weile von den anstehenden Veränderungen. „Weißt du Kristina, die Sachen sind nicht so wichtig, Menschen sind wichtig.“ Ich nickte. Die Mutter Gottes habe uns zusammengeführt, betont sie immer wieder. Wir planten dann mit ihrem Enkel und meinen Kindern den ersten Mai. 

Großzügigkeit und Dankbarkeit bauen Brücken

Das gemeinsame Mittagessen und sonnige Stunden auf dem Spielplatz, wie die nachgeholte Geburtstagsfeier ihres Enkels waren sehr gelungen. Der Tag sei „génial“ gewesen, fasste meine Nachbarin begeistert zusammen. In der Tat, das war er. 

Die Großzügigkeit und Dankbarkeit machen das Leben nicht nur viel schöner, sie bauen auch Brücken und ein Stück Zuhause, egal, wo man hinkommt. 

Der heutige Muttertag erinnert passend daran: Was wären wir ohne die Liebe und Großzügigkeit unserer Mütter? Die Mutterliebe ist das schönste Bild für ein selbstloses und selbstverständlich Geben. „Zurückzahlen“ können wir diese Großzügigkeit nicht, wir können sie nur weitergeben.

 

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