Jedes Kind wird Aktionär – gut so

Mit dem Investieren kann man gar nicht früh genug anfangen. Auch Kinder, sogar die ganz Kleinen, sollten schon ein Aktiendepot haben. Davon bin ich fest überzeugt! Und scheinbar setzt sich diese Überzeugung auch in der Politik durch. Die neue Regierung plant eine Frühstart-Rente für Kinder; und Aktien werden wohl ein wichtiger Baustein sein.
Und das ist auch gut so! Denn langfristig bringen Aktien mit durchschnittlich sechs bis acht Prozent pro Jahr nicht nur die besten Renditen, mit der Anlagedauer wird auch das Risiko immer geringer. Und der Anlagehorizont von Kindern ist naturgemäß irre lang. Warum also nicht schon ganz früh einen Teil des Kindergeldes oder der Geldgeschenke von Verwandten investieren? Auch mit Blick auf die Rente ist das eine extrem gute Idee.
Aktien sind ein wichtiger Baustein für die Altersvorsorge
Bekanntlich bin ich ein großer Fan von Aktien für die Altersvorsorge. Wir hätten deutlich geringere Probleme mit unserem Rentensystem und der Altersarmut, wenn auch die staatliche Rente stärker kapitalmarktgedeckt wäre. Skandinavische Länder machen es uns mit ihren Staatsfonds vor. Auch wir sollten so etwas ähnliches ja bekommen. Aber die Aktienrente beziehungsweise das Generationenkapital und das Altersvorsorgedepot sind nach dem Aus der Ampelregierung vorerst nicht umgesetzt worden. Aber eine Frühstart-Rente soll es nun geben, ein staatlich gefördertes Wertpapierdepot für Kinder.
Diese Frühstart-Rente ist eine Idee aus dem Wahlprogramm der Union und hat es als Teil einer geplanten Rentenreform in den schwarz-roten Koalitionsvertrag geschafft. Jedes Kind vom 6. bis zum 18. Lebensjahr, das eine Bildungseinrichtung in Deutschland besucht, soll ab dem 1. Januar 2026 pro Monat zehn Euro vom Staat bekommen. Dieses Geld soll in ein „individuelles, kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisiertes Altersvorsorgedepot“ fließen.
„Der in dieser Zeit angesparte Betrag kann ab dem 18. Lebensjahr bis zum Renteneintritt durch private Einzahlungen bis zu einem jährlichen Höchstbetrag weiter bespart werden“, heißt es im Koalitionsvertrag. Die Erträge aus dem Depot sollen bis zum Renteneintritt steuerfrei sein. Das Geld soll erst mit Erreichen der Regelaltersgrenze ausgezahlt werden soll, vorher gibt es keinen Zugriff darauf.
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Auch wenn noch vieles unklar ist, etwa wie genau das Geld investiert werden soll, oder wer das Depot verwaltet, dürften Aktien aber auf jeden Fall eine mögliche Anlageklasse sein. Geht man von einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von sechs Prozent aus, was eher konservativ prognostiziert wäre, dann würden aus der eingezahlten Summe von 1.440 Euro, die der Staat bis zum 18. Lebensjahr übernimmt, etwa 2.100 Euro. Würde man diesen Sparplan bis zum aktuellen Renteneintrittsalter von 67 Jahren weiterlaufen lassen und monatlich selbst zehn Euro einzahlen, ergibt das dank Zinsenszinseffekt eine Endsumme von rund 75.000 Euro – bei einer Sparsumme von 7.320 Euro. Selbst wenn man nicht weitersparen würde und das Geld vom Staat einfach liegen ließe, wären es fast 40.000 Euro. Nicht schlecht, oder?
Ein guter Anfang, um die Rentenlücke zu schließen
Natürlich schließen weder die 75.000 Euro und erst recht nicht die 40.000 Euro eine Rentenlücke, aber es ist ein Anfang. Und es ist ein guter Start an der Börse. Die Frühstart-Rente soll junge Menschen nämlich auch an den Kapitalmarkt heranführen und für Themen wie die private Altersvorsorge sensibilisieren. Und jeder und jedem ist es ja freigestellt, noch mehr zu investieren.
Apropos: Nicht zu verwechseln ist die Frühstart-Rente mit den Kinder-Depots, die Onlinebanken und Neobroker bewerben. Dabei geht es um ein ganz normales Wertpapierdepot, das Eltern für ihre Kinder eröffnen können. Es ist nicht staatlich gefördert, Gewinne müssen gegebenenfalls versteuert werden, sollten Freibeträge ausgeschöpft sein. Kinder-Depots haben aber oft deutlich bessere Konditionen als die der Erwachsenen.
Die lieben Kleinen handeln zu geringeren Ordergebühren, Sparplan-Ausführungen sind in der Regel gebührenfrei. So ein Kinder-Depot ist eine super Sache. Jedes Kind sollte eines haben und gemeinsam mit seinen Eltern an der Börse starten. Ab dem 18. Lebensjahr kann das Kinde dann frei über das Depot verfügen.
Den Zinseszinseffekt optimal nutzen
Je früher Kinder (und Erwachsene natürlich auch) mit dem Vermögensaufbau beginnen, desto größer der langfristige Erfolg, desto wirkungsvoller der Zinseszinseffekt. Scalable Capital hat das eindrucksvoll mit konkreten Zahlen untermauert. Der Weltaktienindex MSCI World hat seit 1970 pro Jahr durchschnittlich eine Rendite von 7,7 Prozent auf das Parkett gezaubert.
Niemand weiß, ob das auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten so sein wird. Nehmen wir es aber einfach mal an. Wenn für ein Kind von Geburt an jeden Monat zehn Euro in einen ETF-Sparplan auf dem MSCI World investiert werden, erreicht das Depot zur Volljährigkeit des Kindes einen Wert von mehr als 4.600 Euro. Lässt man den Betrag nun bis zum Renteneintritt liegen, ohne weiter zu investieren, käme man auf ein Vermögen von mehr als 177.000 Euro, obwohl insgesamt nur 2.160 Euro eingezahlt wurden – das ist die Kraft des Zinseszinseffekts. Allerdings müssen Aktiengewinne versteuert werden. Dennoch bleibt eine ordentliche Summe übrig.
Ob Kinder-Depot oder Frühstart-Rente: Beides ist eine verdammt gute Idee. Am besten jedes Kind hat künftig gleich beides: die staatlich geförderte Variante, bei der das Geld wirklich bis zum Rentenalter investiert bleibt, und ein Kinder-Depot, über das sie ab dem 18. Lebensjahr frei verfügen können.
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Kommentare
Die Autorin hat es leider versäumt, ihren Artikel als Sartire zu kennzeichnen. Aktiendepots, ETF's, Finanzprodukte..die Halluzinationen wurden von Finanzakteuren in die Welt gesetzt, die von Gier und Egoismus zerfressen sind. Hier sollen Kinder bereits frühzeitig ökonomisiert und vor den zutiefst unchristlichen neoliberalen Karren gespannt werden.