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Kolumne „Das liebe Geld“

Wie aus Ihren Kindern kleine Finanzgenies werden

Sie könne Gedichte in mehreren Sprachen analysieren, wisse aber nichts über Versicherungen, Mietverträge, Finanzsachen insgesamt. Erinnern Sie sich noch an Naina? Die Gymnasiastin machte vor gut zehn Jahren mit ihrem Tweet auf Twitter von sich reden und schaffte es sogar in die Schlagzeilen

Ich habe sie damals auch persönlich kennengelernt, da wir sie für ein Jugendprojekt beim Handelsblatt gewinnen konnten. Aber das ist eine andere Geschichte.

Tweet der Nutzerin Naina, der eine Bildungsdebatte ausgelöst hat

Wie steht es heute um die Finanzbildung der jüngeren und ganz jungen Generationen? Leider nicht wirklich besser als vor neun Jahren.

Wie auch? An den Lehrplänen hat sich nicht viel geändert. Noch immer werden fleißig Gedichte analysiert, was ja auch gut und wichtig ist. Aber noch immer wird zu wenig zu Geld, Wirtschaft und Finanzen vermittelt. Werden Sie also selbst aktiv! Machen Sie Ihren Nachwuchs zu kleinen Finanzgenies. Wie das da geht? Fangen Sie mit den Basics an. 

Sparen als Herausforderung

Animieren Sie Ihre Kinder zum Sparen. Vielleicht mit einer kleinen Challenge, wie es Neudeutsch heißt. So à la „Wenn du in sechs Monaten 50 oder 100 Euro sparst, verdoppele ich den Betrag“. Zeitraum und Summe können Sie natürlich beliebig anpassen. Das Geld sollte besser auf Sparbuch, Tagesgeldkonto oder Kinderkonto liegen als in einem Sparschwein.

 

> Lesen Sie auch: Geldanlage für die lieben Kleinen

 

Die Verlockung, das Sparschwein doch mal schnell zu schlachten, ist sonst einfach zu groß. Außerdem lernen die lieben Kleinen gleich den Umgang mit Bankkonten.

Das erste eigene Budget

Bringen Sie Ihrem Nachwuchs so früh wie möglich bei zu budgetieren. Das klingt wahnsinnig kompliziert, ist es aber nicht. Und es hilft enorm, um zu lernen, mit dem eigenen Geld umzugehen. Ich habe das sehr früh gelernt. Und dafür bin ich meiner Mutter extrem dankbar. Schon als Grundschülerin habe ich vergleichsweise viel Taschengeld bekommen. 

Damit musste ich aber auch alle Schulsachen wie Hefte, Bleistifte, Tintenpatronen, aber auch Schulbücher kaufen. Größere Ausgaben wie sehr teure Schulbücher hat meine Mutter bezuschusst oder ganz übernommen. Irgendwelchen Schnickschnack zum Spielen oder gar die vierte Jeans aber nicht. Ich habe auf diese Weise sehr, sehr früh gelernt, mit einem Budget umzugehen. 

 

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Und dann war der Weg zur Geldanlage gar nicht so weit. Wahrscheinlich war ich eine der ersten, die Jahr für Jahr am 2. Januar bei der Sparkasse auflief und die Zinsen ins rote Sparbuch hat drucken lassen. Dann habe ich irgendwann Sparbriefe und Bundesschatzanleihen, die es damals noch gab, für mich entdeckt.

Ich habe es geliebt zu sehen, wie mein Geld mehr wird, wie das Ersparte wächst. Und dann kam der Börsengang der Deutschen Telekom. Wieder war es meine Mutter, die die Idee hatte, dass wir die Aktie zeichnen sollten – unabhängig voneinander über das jeweils eigene Depot. Meine Leidenschaft für die Börse war geweckt. Der Rest ist Geschichte.

Der Weg vom Sparer zum Investor

Animieren Sie Ihren Nachwuchs bitte auch. Rechnen Sie mit Ihrem Nachwuchs aus, was aus dem Geld wird. Das ist nebenbei auch eine gute Übung für den Matheunterricht, macht aber sicher mehr Spaß als mehr oder weniger kreative Textaufgaben. Schließlich geht es ja auch darum, was man sich in naher oder ferner Zukunft leisten kann. Und gehen Sie mit Ihrem Kind den Weg vom Sparer zum Investor. Legen Sie Geld an der Börse an. Gemeinsam oder noch besser einzeln.

 

> Lesen Sie auch: Fünf Regeln für die erfolgreiche Geldanlage an der Börse

 

Ich kenne einige Menschen, die schenken ihrem Sohn oder ihrer Tochter einmal im Jahr Summe x. Und diese Summe wird dann in Aktien investiert. Das Kind darf auswählen. Auch Sie lernen dabei, was gerade Trend beim Nachwuchs ist. Denn in den Depots landen dabei in der Regel jede Menge Konsumaktien. Das ist zwar mitunter alles andere als eine gute Risikostreuung, aber es geht ja vor allem darum, etwas über die Börse, die Unternehmen und Wirtschaft insgesamt zu lernen. Wer investiert ist, liest die Tageszeitung anders, verfolgt das Börsengeschehen anders. Die Summe x muss übrigens gar nicht groß sein.

Mit Sparplänen ein kleines Vermögen aufbauen

Apropos gar nicht so große Summen: Denken Sie so früh wie möglich über einen Sparplan für Ihren Nachwuchs nach. Investieren Sie einen Teil des Kindergeldes in einen ETF oder Fonds. Los geht es bei den meisten Banken und Onlinebrokern schon ab 25 Euro pro Rate, manchmal sogar schon mit weniger. 

Wenn Ihr Kind schon etwas größer ist, wählen Sie den ETF oder Fonds gemeinsam aus, richten Sie den Sparplan gemeinsam ein und schauen Sie von Zeit zu Zeit gemeinsam nach, wie sich das Depot entwickelt. So bekommt der Nachwuchs ein Gefühl für die Börse und lernt langfristigen Vermögensaufbau. 

Wofür auch immer Sie sich entscheiden: Sprechen Sie mit Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn über Geld, erklären Sie ihr oder ihm, was Versicherungen sind, was ein Girokonto ist, wie die Börse funktioniert. Und wenn Sie selbst noch unsicher sind, gerade wenn es um Aktien, Aktienfonds oder Aktien-ETFs geht, dann erschließen Sie sich das Thema doch gemeinsam. Lesen Sie Bücher, surfen Sie im Internet, schauen Sie sich YouTube-Videos oder Instagram-Accounts an – und lesen Sie diese Kolumne von Zeit zu Zeit.

Finanzen können auch Spaß machen. Und je besser wir sie im Griff haben, desto weniger finanzielle Sorgen werden wir haben.

 

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Kommentare

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Andreas Graf
Vor 2 Monate 2 Wochen

Die Kinder sollen erst einmal das Vaterunser und das Gegrüßet seist Du Maria lernen. Wenn sie das gelernt haben, werden sie erkennen, dass es Wichtigeres gibt, als die Scheune mit Pimpes und Kokolores zu füllen.

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Rittmeisterle
Vor 1 Monat 4 Wochen

Gut, dass man das eine tun kann, ohne das andere zu lassen :-)

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Andreas Graf
Vor 2 Monate 2 Wochen

Die Kinder sollen erst einmal das Vaterunser und das Gegrüßet seist Du Maria lernen. Wenn sie das gelernt haben, werden sie erkennen, dass es Wichtigeres gibt, als die Scheune mit Pimpes und Kokolores zu füllen.

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Rittmeisterle
Vor 1 Monat 4 Wochen

Gut, dass man das eine tun kann, ohne das andere zu lassen :-)